Winter-CES: Messe hinter tausend Türen

Ein Versteckspiel erwartete die gut 100 000 Besucher der »Winter Consumer Electronics Show« (WCES) in Nevadas Wüstenstadt Las Vegas. Zwar gab es wieder viel neue Software und einige Hardware-Überraschungen. Gezeigt wurden Sie aber oft nur in den verschwiegenen Hotelzimmern der Mammuthotels am Strip.


Seit Jahren Erkennungsmerkmal der CES ist dieser Bogen

Während in der riesigen. spärlich beleuchteten Hotelhalle des »Riviera» einige Tausend Münzen in die Blechnäpfe der Spielautomaten tickern und einen Höllenlärm erzeugen, studiert der »bell captain« ein zerknittertes Telex, auf dem ich in die Suite einer bekannten Softwarefirma eingeladen werde. Mieter ist ein fiktiver Mister Hohenheim. Der Portier hat offensichtlich strenge Anweisungen, niemanden ungebeten vorzulassen. Ich muß ihm erst noch hoch und heilig Verschwiegenheit versprechen, bevor er mir widerwillig die Nummer des Appartements hinter vorgehaltener Hand auf das Telex kritzelt. Dann fahre ich in den 25. Stock und stehe nach einigen Schritten vor einer gepolsterten Tür. hinter der gedämpfte Geschäftigkeit zu hören ist. Ich klopfe. Die Tür öffnet sich. Im düsteren Halbdunkel dahinter glimmen Bildschirme, spielen seriöse Herren im Nadelstreif die neuesten Computer-Spiele ...

Diese Szene entstammt beileibe keinem Mafia-Thriller, sondern spielte sich wirklich so ab. In den Messetagen ereignete sich solches in den hundert Hotels der Spieler-Stadt wohl noch oft. Fast alle Computer- und Softwarefirmen zeigten ihre wirklich neuen Produkte in den Zimmerfluchten der Hotels und nicht auf der eigentlichen Messe, auf der sie oft nicht einmal einen Stand gemietet hatten.

Davon abgesehen stand die Messe im Computerbereich fast ausschließlich im Zeichen neuer Software. Hardwarefreaks hatten es schwer. Interessantes zu finden. Hoffnungsvoll entwickelt sich immerhin die CD-ROM-Technologie. Im Hifi-Bereich der Masse fand ein regelrechter CD-Boom statt, nachdem jetzt weltweit genügend Produktionskapazität zur Verfügung steht. Kein wichtiger Audio-Anbie-ter, der nicht wenigstens einen tragbaren Kleinst-CD-Player gezeigt hätte. Sony brilliert bereits mit seinem zweiten Modell, das nahezu so klein wie eine CD-Platten-hülle ist. Dabei sinken die Preise weit unter die 1000-Mark-Grenze.

Davon profitiert sichtbar die CD-ROM-Technologie. Zwar sind die gezeigten Laufwerke noch von der Größe herkömmlicher CD-Player. aber bald werden nach inoffiziellen Stellungnahmen auf der Messe Laufwerke von der Größe normaler 5,25-Zoll-Slimline-Floppy-stationen zu erwarten sein. Besonders Activenture Corporation zeigte in Zusammenarbeit mit Grollier (einem großen amerikanischen Verlag) Initiative für diese effiziente Speichertechnik. Kein Wunder, daß von diesen beiden Firmen das interessanteste Angebot zu sehen war. 999 Dollar kostet ein CD-ROM-Komplettpaket aus Laufwerk, Controller-Steckkarte für IBM-PC/XT/AT, CD mit der vollständigen 20bän-digen Grollier’s Academic American Encyclopedia und Activentures Knowledge Re-trieval System (KRS, die Zugriffssoftware). Das Laufwerk (Preis ohne Software 849 Dollar) heißt ROMulus. Die Controller-Steckkarte erlaubt den Anschluß von maximal vier Laufwerken. Ein weiteres Laufwerk bot Philips für 1495 Dollar an.


Suchende Gesichter am Atari-Stand

Bei den Computern kaum Neues. Lichtblick und Ärgernis gleichzeitig: Atari. Gedränge und etwas ratlose Gesichter am Stand. Ein neues Modell 1040 ST ist angekündigt, aber niemand findet es. Kein Wunder, denn der 1-MByte-Computer mit eingebauter Floppystation wird nur einigen Händlern und amerikanischen Journalisten in einer Suite des Hotelriesen »MGM« vorgestellt. 999,95 Dollar mit Schwarz-weiß-Monitor und 1199,95 Dollar mit Farbmonitor soll er kosten. Im Gegensatz zum 520 ST+ ist ein richtiger HF-Modulator für den Anschluß an ein Fernsehgerät eingebaut und in der rechten Geräteseite ein doppelseitiges, doppeldichtes 3,5-Zoll-Laufwerk integriert. An Software gehört ST Basic, 1st Word, Neochrome und ein VT52-Terminal-Emulator dazu. Das TOS wird als ROM geliefert. Wie zu erfahren war, soll der 1040 ST in Hannover auf der CeBIT auch in Deutschland gezeigt werden.

Zum Nachrüsten will Atari unter der Bezeichnung SHD-204 noch im Februar eine 5,25-Zoll-Festplatte mit 20 MByte anbieten. Ein Preis ist vorerst noch nicht bekannt.

Der 130 XE soll in Zukunft zusammen mit fünf Programmen (Silent Butler, Star Rai-ders, Music Painter, Paint und Atariwriter), Maus, Drucker und Diskettenstation nur noch 399 Dollar kosten. Für die ausschließlichen Spielefans wird nun doch noch die Videospielkonsole 7800 vermarktet, die wir bereits vor über einem Jahr (Ausgabe 9/84. Seite 11) vorgestellt haben. Sie ist zur 2600-Konsole kompatibel und kostet zusammen mit Pole Position II unter 80 Dollar. Die etwas umgestaltete und verkleinerte Videokonsole 2600 kostet in den USA mittlerweile weniger als 50 Dollar.


Jetzt kommt sie doch: Videospielkonsole 7800

Ebenfalls neu ist die Videospielkonsole Intv System III von Intervision. Wie die 7800-Konsole von Atari, bietet Intv System III erweiterte Grafik- und Sound-Fähigkeiten. Preis: knapp 60 Dollar. Gleichzeitig erscheinen drei weitere Videogames: World Championship Baseball, Thunder Castle und Karate Champ.

Bondwell präsentierte einen IBM-kompatiblen tragbaren MS-DOS-Computer, den Bondwell 12. Das Bemerkenswerte ist der Preis von unter 1000 Dollar trotz 512 KByte RAM, Farbgrafikkarte, zwei 5,25-Zoll-Laufwerken (doppelseitig, doppeldicht), Parallel- und Seriell-Interface, 9-Zoll-Monitor (bernsteinfarben) und 110/220-Volt-Netzteil.


Atari 1040 ST mit eingebautem Diskettenlaufwerk

Für Leute, die nicht Computern wollen, aber dennoch den Komfort eines preiswerten computerisierten Textverarbeitungssystems suchen, bot Magnavox das Philips-System Videowriter an. Das kompakte tragbare System enthält die Computereinheit, eine abgesetzte vollwertige Tastatur, einen bernsteinfarbenen zirka 9 Zoll großen Bildschirm. ein 3,5-Zoll-Diskettenlaufwerk, einen Thermodrucker für volle DIN-A4-Breite und die komplette Software für eine recht bequeme Textverarbeitung mit einem elektronischen Wörterbuch. Dieses ist mit einem Wortschatz von über 50000 — vorerst allerdings nur englischen — Wörtern ausgestattet. Der Preis von 800 Dollar ist für ein solches spezialisiertes Textsystem sehr niedrig. Magnavox sieht Videowriter als Alternative zur herkömmlichen Schreibmaschine.


Preiswertes Textverarbeitungssystem von Philips

Diese Überlegungen dürften auch bei Smith Corona Pate gestanden haben. Der bekannte Schreibmaschinenhersteller präsentierte ebenfalls ein Textverarbeitungssystem für zu Hause, den Personal Word Processor (PWP). Er besitzt allerdings keinen eingebauten Drucker, sondern ist für den Anschluß an eine elektrische Schreibmaschine mit Computer-Interface vorgesehen. Das PWP-System ist nicht portabel. Es besteht aus einer Zentraleinheit mit 64 KByte RAM. 12-Zoll-Bild-schirm, Völltastatur und einem Microwaverdrive als Massenspeicher. Die Textverarbeitungssoftware ist eingebaut. Attraktiv ist der niedrige Preis von knapp 500 Dollar.

Bei den Taschencomputern und Rechnern finden sich nur drei interessante Neuheiten. Eine davon präsentierte nach langem wieder einmal Texas Instruments. Der TI-74 stellt gleichzeitig einen technisch-wissenschaftlichen Taschenrechner mit AOS, 70 Funktionen und 13 Stellen, sowie einen Basic-programmierbaren Computer mit 8 KByte RAM dar. Ein Ausbau auf 16 KByte durch ein Cartridge (50 Dollar) ist möglich. Außerdem gestattet ein Interface (35 Dollar) die Aufzeichnung auf Kassette. Die LCD-Anzeige umfaßt 31 Zeichen. Der Computer kostet 135 Dollar. Für 115 Dollar gibt es auch einen passenden Drucker. Ein Cartridge mit Pascal ist in Planung.

Weniger ernstzunehmen ist wohl »Loto-Master« von CVDS. Das Gerät sieht wie ein LCD-Taschenspiel aus und erlaubt alle Arten von Lotto-Spielen mit sechs Zahlen oder Ziehungs-Spiele mit drei- vier- oder fünfstelligen Zahlen. Der Anwender kann eine Zahl seiner Wahl eingeben und der Loto-Master errechnet daraus eine Zahlenfolge. die eine optimale Gewinnchance garantieren soll.

Die dritte Neuheit kommt von Casio: FX-7000G, ein technisch-wissenschaftlicher Taschenrechner mit einem 96 x 64 Pixel großen Grafikdisplay für knapp 70 Dollar. Interessanter für Computerfreaks waren jedoch Vorführungen am Rand des Casio-Stands. Dort zeigte QRS Software und Interfaces für den Anschluß der Commodore-Computer C 64 und C 128 und der Apple-Computer Ile und IIc an ein Casio-Keyboard mit MIDI-Interface. Ein- und Ausgabe erlaubt das MIDI Magic I/O Interface mit Drum-Sync-Anschluß für zirka 100 Dollar. Nur auf Ausgabe ist das MIDI Magic Interface ausgelegt. Es kostet knapp 50 Dollar. Zu beiden Interfaces gehört eine Demo-Diskette mit sechs Liedern. Weitere Song-Disketten gibt es für rund 20 Dollar. Versionen für Ataris ST-Computer sind geplant.

Am Seiko-Stand fanden die Besucher nicht nur Uhren sondern auch einige Spezialitäten für Computerfreaks. Als transportablen Datenspeicher für die Rocktasche oder das Handgelenk empfiehlt Seiko seine beiden RC-4000-Modelle. 2 KByte Daten können mit einem Interfacekabel vom Apple, IBM oder Commodore in die Uhren übertragen und dort jederzeit wieder aufgerufen werden. Eine entsprechende Übertragungssoftware gehört dazu. Das Armbanduhrterminal (RC-4000) kostet 199 Dollar, die Taschen-Version (RC-4400) nur 139 Dollar. Beide im elegant schwarzen Metallgehäuse mit goldfarbenen Knöpfen. Die Anzeigen erlauben 24 Zeichen in zwei Zeilen, neben der Zeitanzeige. 80 Termine können bis zu einem Jahr im voraus eingestellt werden. Das Programm Wristware gestattet sogar die Übertragung von Daten so bekannter Programme wie Lotus 1-2-3, Sidekick, dBase III, Wordstar und Word. Das Armbanduhrterminal 2001 speichert ebenfalls 2 KByte. Der Preis für die Apple-II-Version inklusive dem Planungsprogramm Timetrax beträgt 189 Dollar.


Datenspeicher für die Tasche: RC-4400 von Seiko wird über Kabel vom C 64 mit Daten versorgt

Am Stand von Access waren Experimental-Sets von Multibots zu sehen. Mit diesen zwischen 60 bis 200 Dollar teuren Baukästen können computergesteuerte Roboter aufgebaut werden. Die Bausätze sind derzeit für den C 64 erhältlich und zu den Baukastensystemen von Capsela, Lego, Robotix und Tinker Toy kompatibel. Für die Ansteuerung entwickelte Access ein eigenes Robotic Operating System (R.O.S.). Demnächst soll es entsprechende Sets auch für den Amiga, Apple, Atari ST und IBM-PC geben.


Taschenbuchgroßer LCD-Schirm in Farbe und sehr guter Auflösung bei Seikosha

Nicht nur Blinden können Sprachein- und -ausgabesysteme für Computer eine wichtige Hilfe sein. Auch im Bereich der Lernsoftware sind sprechende Computer eine zusätzliche Motivation. Darauf baut Welwyn Currah mit seinem 2-Way Voice Interaction System Hearsay für den Commodore 64/128. Das Vokabular der Sprachausgabe ist unbegrenzt durch Allophon-Tbchnik. In der Eingabe sind zwischen 64 bis 128 Wörter und Wendungen erlaubt. Es arbeitet unter anderem mit Programmen von Infocom, Commodore, Spinnaker und CBS zusammen. Der Preis inklusive dreier Lernprogramme: 100 Dollar (C 64/128) und 150 Dollar (Apple 11 +/Ile).

Der Synthesizer-Teil des Voice Master von Covox arbeitet nach der Methode der digitalisierten Sprache. Der Computer spricht also mit der Stimme des Anwenders, dessen aufgezeichnete Wörter er benützt. Gesprochene Befehle erkennt der Computer durch Schallanalyse. Als Gag kann man den Voice Master auch ein Liedchen trällern lassen. Mit Demo-Diskette kostet das Gerät rund 40 Dollar, passende Software für C 64/128, Atari XL/XE und Apple II + / Ile/IIc ist für jeweils 90 Dollar zu haben.

Batteries Included bot einen knapp 8 Dollar teuren Adapter an, zum Anschluß eines beliebigen Farb- oder Monochrom-Monitors an den C 128.


Neuer, Basic-programmierbarer Taschencomputer von Texas Instruments: TI 74

Mangel an Trends

Wer dachte, daß alle großen Softwarehäuser mit neuen Produkten auftreten würden, täuschte sich. Zwei der wichtigsten fehlten, Infocom und Broderbund. Wir fragten nach den Gründen und erfuhren, daß beide im Augenblick keine neuen Produkte hätten. Dennoch erzählte man uns bei Infocom, daß ihr nächstes Adventure »Ballyho« heißen soll. Es handelt sich dabei um eine Mördersuche im Zirkus-Milieu. Als Erscheinungstermin ist Ende April im Gespräch.

Broderbund hingegen besitzt derzeit tatsächlich kein neues Produkt. Bis April werden nur einige Umsetzungen von Broderbund-Programmen auf verschiedene Computer erscheinen.

Doch nun zu den positiven Seiten, zu den Produkten, die man auf der CES oder in diversen, von Firmen gemieteten Hotelzimmern sehen konnte, und die in den nächsten Wochen auf den Markt kommen werden. Dabei fiel auf, daß semiprofessionelle Anwendungen kaum vertreten waren, sondern daß für typische Heimcomputer auch nur Heimanwendungen produziert werden. In Amerika setzt niemand seinen C 64 als Büro-Computer ein.

# Mit unseren Messeberichten dem Markt voraus

Regelmäßig nach jedem Messebericht aus den USA fragen uns viele Leser, wo es die Messeneuheiten denn zu kaufen gäbe. Nun, was wir an Neuheiten beschreiben, ist in der Regel so neu, daß man sie noch nicht einmal in den USA kaufen kann. Dazu kommt die Verzögerung, bis sich Vertreiber in Deutschland finden. Vieles gelangt erst nach einem vollen Jahr in unsere Läden. Manches erreicht uns nie. Immerhin ließen sich aber viele Händler in der Vergangenheit durch unsere Berichte dazu anregen. bestimmte Produkte in ihr Sortiment aufzunehmen. Und glauben Sie Ihrem Händler um die Ecke, wenn er von manchen Neuheiten noch nichts wissen sollte. Davon abgesehen Was von diesen Neuheiten zu uns nach Deutschland kommt und einen zweiten Blick wert ist, stellen wir in weiteren Tests noch vor.

Die von uns genannten Dollar-Preise müssen mit rund 2,5 multipliziert werden, dann erhalten Sie die Preise in Deutscher Mark (das heißt nicht, die Preise in Deutschland!). Sollten Sie aber Vorhaben, Geräte und Software in den USA direkt zu bestellen, sind noch Versandspesen und Zoll hinzuzurechnen. Dann ergibt sich ein realer Umrechnungsfaktor von zirka 3 bis 3,5, Kosten für technische Umrüstungen wegen andersgearteter TV- und Netznormen nicht mitgerechnet!

Springboard, bekannt durch den »Newsroom«, stellte zwei Zusatzdisketten zum »Newsroom« vor, auf denen insgesamt über 1400 neue Bilder enthalten sind. Weiterhin präsentierte Springboard die Apple-Version des »Graphics Expander«. Dies ist ein Erweiterungsprogramm zum »Print Shop«, das 300 neue Grafiken, sowie stark verbesserte Editoren bietet. Außerdem kann man Ausschnitte aus beliebigen Hi-Res-Bildern in den »Print Shop« übernehmen. Die C 64-Version ist fast fertig.


C 64 mißt Spannungen mit Soft- und Hardware von Multibot

Wer noch keinen »Print Shop« hat, dem wird mit »Print Master« von Unison World eine echte Alternative geboten. Die Ähnlichkeiten zum »Print Shop« sind verblüffend, der »Print Master« kann aber wesentlich mehr. So lassen sich beispielsweise auch Kalender drucken, man hat mehr Zeichensätze und größere Grafiken zur Verfügung und kann sich seine Kreationen vor dem Ausdruck am Bildschirm ansehen. Kurzum, der »Print Master« kann sogar für denjenigen. der den »Print Shop« schon hat. interessant sein. »Print Master« gibt es für verschiedene Computer, vom IBM-PC und Atari ST angefangen bis hin zum C 64. Für den deutschen Vertrieb werden höchstwahrscheinlich sogar Umlaute integriert.

Für die Freunde der Textverarbeitung auf dem C 64 gibt es ein neues Programm namens »Fontmaster II«, das aus fast jedem grafikfähigen Drucker einen NLQ-Drucker macht. Nebenbei ist »Fontmaster II« noch eine recht einfach zu bedienende und komfortable Textverarbeitung, die nur sehr wenige Wünsche offen läßt. Einige Fähigkeiten von »Fontmaster II« sind: über 30 verschiedene mitgelieferte Zeichensätze, eingebaute Zeicheneditoren, Anpassung an fast alle Fremdsprachen möglich (sogar hebräisch und arabisch), Proportionalschrift mit Blocksatz, sehr viele Formatierungsarten und vieles mehr. »Fontmaster II« wird in den USA von Xetec vertrieben.

Das letzte große Anwendungsprodukt für den C 64 heißt »Geos« und ist ein komplett neues Betriebssystem. »Geos« ähnelt nicht nur vom Namen her dem vom Atari ST bekannten »GEM«. Bis auf einige Kleinigkeiten sind für den Benutzer »GEM« und »Geos« praktisch identisch. Zum System werden »Geo-Paint« und »GeoWrite« (ein Zeichen- und ein Textprogramm) mitgeliefert. Diese beiden erinnern wiederum sehr an »MacPaint« und »MacWrite« auf dem Macintosh. Der größte Unterschied besteht in der geringeren Ausführungsgeschwindigkeit, die aber zum normalen Arbeiten noch ausreicht. Der Joystick dient als Mausersatz. Außerdem wurde ein Floppy-Speeder integriert. Software-Entwickler, die Programme unter »Geos« entwickeln möchten, sollen sich an den Produzenten Berkeley Softworks wenden, um Unterlagen zu erhalten. Dort wird gerade an einer Dateiverwaltung und einer Tabellenkalkulation gearbeitet. Der Preis für »Geos« mit »GeoPaint« und »GeoWrite« soll nur knapp 60 Dollar betragen.

Für den C 128 konnten wir nur sehr wenige Produkte entdecken: Timeworks bietet eine Reihe semiprofessioneller Programme für den C 128 an. »Word Writer 128« ist eine Textverarbeitung, »Swift Calc 128« eine Tabellenkalkulation und »Data Manager 128« eine Datenverarbeitung. Alle drei lassen den Datenaustausch untereinander zu. Interessant ist das in »Swift Calc« integrierte »Sideways«, das den Ausdruck von Tabellen erlaubt — zudem im Querformat für breitere Tabellen. Außerdem gibt es von Timeworks noch »Partner 128«, eine Sammlung von verschiedenen integrierten Hilfsprogrammen. Darunter befinden sich ein Taschenrechner, ein Notizblock, ein Adreßverzeichnis, ein Termin-Kalender und einiges andere mehr. Angekündigt ist »Partner 128« für den März, die anderen Programme sind in Amerika schon erhältlich.


Fast wie GEM wirkt »Geos« auf dem C 64

Ein Zusatzmodul für den C 128 von Access-Software ist »Mach 128«. Es beschleunigt den Ladevorgang der 1541-und 1571-Diskettenlaufwerke im C 64- und C 128-Modus. Geliefert wird »Mach 128« mit einer Zusatzdiskette, auf der sich Maschinensprache-Monitore, eine Disketten-Ver-waltung und andere zahlreiche Hilfsprogramme befinden.

Auch für den Atari ST und den Amiga gab es Anwendungssoftware, meist in Form von Zeichenprogrammen. So ist für den Atari ST jetzt »Degas« von Batteries Included lieferbar. Ein weiteres Zeichenprogramm befindet sich bei Xetec in der Entwicklung, wird aber erst in einigen Monaten fertiggestellt. Überraschende Neuentwicklung von Aegis Development für Amiga-Fans: »Images«. Es wurde in Zusammenarbeit mit Island Graphics, einer der führenden Computergrafik-Firmen Amerikas, entwickelt und ähnelt sehr dem in dieser Ausgabe getesteten »DeLu-xe Paint« von Electronic Arts. Ergänzend dazu gibt es von Aegis »Animator«, ein Programm für bewegte Büder auf dem Amiga, sowie »Draw«, ein anspruchsvolles CAD-Programm (Computer Aided Design). »Draw« ist auf professionelle Anwender, wie technische Zeichner und Architekten, zurechtgeschnitten.


Faszinierendes CAD-Programm »Draw« von Aegis für den Amiga

Dominierend war dieses Jahr auch wieder die »Entertainment«-Software. Bei manchen Produkten war die Grenze zwischen Entertainment und Anwendung allerdings nicht einfach zu ziehen. Ein Beispiel dafür ist »Create with Garfield« von DLM Educational Software. Wer selbst Comics, Poster oder Aufkleber des fetten Lasagne-Spachtlers entwerfen möchte, hat mit »Create...« sein Leibprogramm gefunden. Comics mit Garfield, Jon. Odie, Nermal, Pooky sind kinderleicht zu konstruieren, speichern und auszudrucken. »Create...« gibt es für Apple II und C 64 und kostet knapp 30 Dollar.

Die interessanteste Neuerscheinung bei Activision ist »Portal« — vom Spielprinzip her eine Art Super-»Hacker«. Auch hier tritt man mit einem unbekannten Computer in Kontakt und muß alles selbst herausfinden. Ein kurzer Abriß der Story: Eines Tages schalten Sie frühmorgens Ihren C 64 ein, der sich aber nicht mit dem gewohnten Einschaltbild meldet, denn er ist von einem fremden Computersystem besessen. Nach stundenlangem Probieren können Sie mit diesem intelligenten Computer namens Homer in Kontakt treten. Homer ist ein biologischer Computer aus dem Jahre 2106 und stirbt langsam ab, denn seit zwölf Jahren wird er nicht mehr gewartet. Um genauer zu sein: Seit zwölf Jahren befindet sich kein Mensch mehr im Sonnensystem!

Innerhalb weniger Stunden sind alle überstürzt aufgebrochen und Homer weiß nicht wohin. Da ihm der Zugriff auf einige seiner Datenbanken verwehrt ist, braucht er Hilfe, um den Grund für das Verschwinden herauszufinden und seinen Verfall aufzuhalten. Gemeinsam mit Homer durchstöbern Sie nun Datenbanken, auf der Suche nach Menschen.


Dialog mit Homer, dem Biocomputer, der aus der Zukunft kam

Sollten Sie irgendwann mal auf die Lösung stoßen, erhalten Sie vom Programm einen 60000 Wörter langen Roman, der die Geschichte der Menschheit von 1986 bis 2106 erzählt. Außerdem haben Sie danach Zugriff auf den fiktiven Weltbestand an Daten, egal ob medizinischer, militärischer, privater oder sonstiger Natur. Und das alles mit sehr guter hochauflösender Grafik auf nur vier Diskettenseiten ... Wir sind gespannt.

Wie »Portal« ist auch das zweite Spiel, »Riverboat«, für den C 64. »Riverboat« ist ein klassisches Mystery-Adventure. Es gilt einen Mörder, der auf einem Mississippi-Dampfer herumschleicht, möglichst schnell zu finden. Das ganze Adventure wird mit dem Joystick gespielt. Anstelle von »Go North, Take Umbrella« steuert man seine Spielfigur mit dem Joystick. Sollten komplizierte Aktionen nötig sein, zeigt der Computer immer ein umfangreiches Menü an, aus dem man einen Satz auswählen oder zusammenstellen kann. Damit ist die Tastatur nur noch für den LOAD-Befehl am Anfang notwendig.

In der nächsten Ausgabe setzen wir unseren Bericht mit der Vorstellung weiterer aktueller Software und heißen Spielen fort. Viele der interessantesten Programme haben wir übrigens schon für Tests angefordert und werden sie Ihnen bald ausführlicher vorstellen können. (lg/bs)


Am letzten Nachmittag war HiTech kein Thema mehr. Amerikanische Besucher interessierten nur noch die TV-Wände und — Football...


Aus: Happy Computer 03 / 1986, Seite 10

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