Die Qualität der Billig-Spiele, die nicht mehr als 10 Mark kosten, hat sich erheblich verbessert Empfehlenswerte Spar-tarif-Spiele haben wir für Sie getestet
Wer sich mal schnell ein neues Spielchen kaufen will, braucht nicht mehr 50 Mark und mehr zu opfern. Schon für einen Zehner ist man mittlerweile dabei. Daß bei den Billig-Spielen die Qualität nicht auf der Strecke bleiben muß, haben wir in unseren Tests festgestellt. Bei solchen Taschengeld-Preisen kann man sich nicht nur selber mal ein Spielchen extra leisten; die Preisbrecher bieten sich auch als Geschenk für den spielwütigen Computer-Freak an. Vielleicht ist dieser Artikel gerade in den letzten Tagen vor Weihnachten für Sie von aktuellem Interesse.
Bevor wir uns an die Spiele machen, noch eine kleine Bemerkung zu den Bildschirmfotos. Wir haben in der Regel die Commodore 64-Versionen getestet, aber viele Programme sind auch für andere Computer zu haben. Die Umsetzungen sind inhaltlich meistens völlig identisch, aber bei der Grafik kann es geringe Abweichungen geben. Hier macht es sich eben bemerkbar, daß der C 64 der beste Spielcomputer ist.
Ein Vorreiter bei günstigen Computerspielen war Mastertronics. Die Firma hat mittlerweile ein großes Angebot an Kassetten für Commodore 64, Spectrum und Schneider. Es gibt auch einige Programme für Atari XL/XE, VC 20, C 16 und MSX-Computer. Die Kassetten kosten je 9,95 Mark. Für den C 64 sind auch 16 Titel auf Disketten erhältlich, die je 19,90 Mark kosten.
»Chiller« (C 64, C 64 Disk, Spectrum, MSX) ist ein kniffliges Geschicklichkeits-Spiel mit fünf verschiedenen, grafisch sehr aufwendigen Bildern. Der Spieler schlüpft in die Rolle eines inbrünstig verliebten jungen Burschen. Doch das junge Glück ist arg getrübt: Schwarzblütige Kreaturen der Nacht haben sein Mädel geklaut und in ein Spukhaus gesperrt. Obwohl es Mitternacht ist und die Ghouls und Zom-bies die Gegend unsicher machen, ziehen Sie los, um die holde Maid zu retten. Das Ziel ist es, durch alle fünf Bilder zum Spukhaus zu gelangen, dort das Mädchen zu befreien und mit ihr den ganzen Rückweg zu überstehen. Um ein Bild zu schaffen, muß man alle magischen Kreuze aufsammeln und darf sich nicht die Lebensenergie von den diversen Monstern aussaugen lassen. Auf dem Rückweg kann man per Druck auf den Feuerknopf zwischen Held und Mädchen hin- und herschalten. Man steuert also zwei Personen, was die Aufgabe natürlich erschwert. »Chilier« ist ein grafisch ansprechendes Geschicklichkeits-Spiel mit hoher Motivation, das nicht gerade einfach ist und so eine ganze Weile an den Joystick fesselt.
Etwas simpler, aber deswegen nicht weniger reizvoll ist »Duck Shoot« (C 64, C 64 Disk, VC 20). Das Programm ist eine Kopie des Spielhallen-Automaten »Carnival« und simuliert eine Jahrmarkt-Schießbude, die man innerhalb eines Zeitlirrüts abräumen muß. Die Munition ist beschränkt, doch durch das Abschießen von Zahlenwerten kann man seinen Vorrat wieder aufstocken. Nicht getroffene Enten flattern auf den unteren Bildschirmrand zu und drohen, die Munition zu verspeisen. Da hier klar auf Schießbuden-Symbole gezielt wird, ist »Duck Shoot« ein relativ unbedenkliches Ballerspiel. Das Programm macht zwar anfangs einen einfachen, wenig attraktiven Eindruck, doch wenn man sich erst einmal eingespielt hat, macht es um so mehr Spaß.
Ein schnelles, grafisch sehr starkes Spiel ist das gewitzte »Action Biker« (C 64, Spectrum, Schneider, Atari XL/XE). In der Rolle von Clumsy Colin flitzt der Spieler auf seinem Motorrad über eine sehr schöne, scrollende Landschaft. Die Steuerung des Motorrads hält den Spieler vor allem bei hohem Tempo in Atem; man darf sogar an der Gangschaltung herummurksen. Außerdem kann man unterwegs Gegenstände aufsammeln, die Punkte bringen und das Fahren erleichtern. »Action Biker« hält, was der Name verspricht: eine gelungene Mischung aus Sport- und Geschicklichkeits-Spiel.
Und noch ein Zweirad-Spiel: BMX-Fahrräder sind die flotten Strampeldinger, mit denen man so schön durch die Landschaft springen kann. Wer das nachmachen möchte, ohne Knochenbrüche und überfah-rene Fußgänger zu riskieren, kann mit »BMX Trials« (C 64) über die Mattscheibe düsen. Ein oder zwei Spieler können bei sechs Radel-Wettbewerben an den Start gehen: 200-Meter-Rennen, Wheelie (Schnellstrampeln), Ramp Jump (Weitsprung), Slalom, Bunny Hops (über Autos hüpfen) und Beetle Ride (Tempo machen und dann springen). Zwei Spieler können erfreulicherweise gleichzeitig (simultan) in die Pedale treten. »BMX Trials« ist ein nettes Sportspiel, das Übung und Konzentration verlangt. Vor allem zu zweit kann man sich spannende Renn-Duelle liefern.
»The Captive« (C 64), »Spooks« (C 64, C 64 Disk) und »Finders Keepers« (C 64, Spectrum, Schneider, MSX) sind drei ähnliche Spiele aus der Ecke der Action-Adventures. Man steuert zwar seine Spielfigur mit dem Joystick über den Bildschirm, kann aber auch durch Drücken einer Taste weiter ins Geschehen eingreifen und so Gegenstände sammeln, benutzen, fallenlassen etc. Dadurch sind die Programme komplexer als übliche Geschicklichkeits-Spiele und bieten auch längerfristig Unterhaltung. Die Spiele sind vor allem für Knoblernaturen zu empfehlen. Alle drei Programme ähneln sich etwas und man sollte sich nicht alle auf einmal kaufen. »The Captive« machte den witzigsten Eindruck, doch auch die anderen beiden können sich sehen lassen.
»Nonterraqueous« (C 64, Schneider, Spectrum) ist ein Schieß- und Geschicklichkeits-Spiel mit sage und schreibe über 1000 Bildern. Damit der Arbeitsspeicher des Computers nicht aus den Nähten platzt, ähneln sie sich allerdings und verschiedene Elemente werden zu immer wieder neuen Kompositionen arrangiert. Bei dieser Science-fiction-Geschichte, bei der ein böser, böser Computer (es wird doch nicht das heimische Modell sein?) eliminiert werden muß, darf auch geschossen werden. Die Grafik kann sich sehen lassen und für Abwechslung ist gesorgt. Ein tolles Spiel für Leute, die die nötige Geduld haben, um sich von Bild zu Bild zu kämpfen.
Kommen wir nun zu Firebird, einem englischen Softwarehaus, das durch »Elite« bekannt wurde. Die Firma fährt auch eine Billig-Software-Schiene, die sogenannte »Silver Range«. Alle Spiele sind auf Kassette erhältlich und kosten ebenfalls 9,95 Mark. Beim Durchtesten der gesamten Silver Range fielen uns vier Titel angenehm auf.
»Gogo the Ghost« (C 64) bietet wirklich viel fürs Geld: 150 recht abwechslungsreiche Bilder, witzige Sprites (darunter den Titelhelden, ein himmlisch spukendes Bettlaken) und ein raffiniertes Paßwort-System. Man kann nämlich 24 Bilder direkt anwählen — das geht allerdings nur, wenn man das jeweilige Paßwort eintippt. Paßwörter erscheinen erst, wenn man einen Raum komplett gemeistert hat. Mit dem Paßwort »Pollys Paradise« kommt man zum Beispiel direkt in Bild 12. Überall ist eine Menge los: Neben Feind-Spuk-bolden, die Gogos Lebensenergie abzapfen, gibt es punktebringende Schätze, Energiespender und Türöffner. Das Endziel ist das Erreichen des 150. Zimmers und bis dahin hat der putzige Geist Gogo viel zu tun. Ein sehr schönes Spiel, das so leicht nicht langweilig wird.
Bei »Caverns of Eriban« (C 64) ist mehr Action im Spiel. Ein Raumschiff muß durch die Katakomben des Planeten Eriban dirigiert werden, was dank der tückischen, schnellen Steuerung sehr schwierig ist. Fünf unterirdische Stationen müssen mit Gütern, die man am Anfang auf der Oberfläche einsammelt, beliefert werden. Ihr Raumschiff darf nicht an den Höhlenwänden zerschellen und muß die obligatorischen Feinde abschießen, um nicht selber per Laserstrahl geröstet zu werden. Ein schnelles, schwieriges Spiel für Action-Fans.
»Booty« (C 64, Spectrum) war in England ein Riesenhit. Hier wandert man durch die zahlreichen Kabinen eines Schiffes, um Schätze und Schlüssel zu suchen, ohne die man nicht weiterkommt. Das Spiel ist etwas langsam und nicht gerade für Action-Wütige geeignet, bietet aber viel Unterhaltung für alle, die es etwas geruhsamer mögen. Geisterpiraten, Falltüren und Ratten sorgen dafür, daß es nicht langweilig wird.
»Headache« (C 64) ist eine sehr witzig aufgemachte Mischung aus Schieß- und Leiterspiel. Die Spielfigur flitzt in einem menschlichen Schädel hin und her und muß Nervenimpulse aufsammeln und zum Gehirn transportieren. Leider schwirren einige »Throbs« durch die Gegend, die die titelgebenden Kopfschmerzen in der Denkerstirn verursachen. Die Throbs müssen also per Feuerknopfdruck atomisiert werden; man darf sich aber auch nicht von den Burschen erwischen lassen. »Headache« ist eine sehr schnelle Angelegenheit, bei der es auf gute Reaktionen ankommt. Verschiedene Schwierigkeitsstufen und die originelle Handlung runden die Kopfweh-Story ab.
Einen etwas anderen Weg als Mastertronic und Firebird geht Rushware mit seinem »Euro Gold«-Label. Hier gibt es ältere Spiele, darunter echte Klassiker, zum neuen Sparpreis von 9,95 Mark. Fast alle Programme sind auf Kassette für den Commodore 64 erhältlich; für den Schneider gibt es erst vier Spiele, doch weitere Euro Gold-Titel stehen schon in den Startlöchern. Außerdem plant man, Disketten mit mehreren Spielen zu einem günstigen Preis zu veröffentlichen.
Ein echter Klassiker ist der allseits beliebte »Jumpman« (C 64). Beim Preis von knapp 10 Mark kann man nur zum Kauf raten, denn »Jumpman« ist ein abwechslungsreiches, witziges Geschicklichkeits-Spiel, das selbst zwei Jahre nach seiner Veröffentlichung seinen Reiz nicht eingebüßt hat. Der Spieler steuert den Titelhelden durch unterschiedliche Bilder, um die Bomben der »Alienators« aufzusammeln und damit zu entschärfen. Bis zu vier Spieler können mitmachen, fünf Schwierigkeitsund acht Geschwindigkeits-Stufen stehen zur Auswahl. Mehr über dieses rasante Vergnügen finden Sie übrigens in unserem Spiele-Sonderheft.
Weniger flott, aber sehr witzig bis makaber geht es bei »Crush, Cromble & Chomp« (C 64) zu. Das Spiel ist eine skurille Parodie auf diverse Monsterfilme à la Godzilla & Co. Sie können sich einen von sechs Monstertypen aussuchen oder ein ganz neues Ungetüm konstruieren. Dann kann man sein Tierchen in eine von vier Städten führen und muß nun möglichst viele Verwüstungen anrichten, bevor man von den bösen Menschen umgelegt wird. Das nicht ganz ernstzunehmende Programm kann man wohl am ehesten als Strategiespiel bezeichnen, denn man steuert sein Monster durch Tastatureingaben und kann unter anderem Gebäude verspeisen, Kampfschreie ausstoßen und heranfliegende Hubschrauber atomisieren. »Crush Crumble & Chomp!« hat schon vier Jahre auf den Buckel, was man bei der mittelmäßigen, ziemlich langsamen Grafik auch merkt. Spielwitz und Musik sind aber sehr gut, was das Programm für alle Monster-Freunde mit Sinn für etwas schwarzen Humor empfehlenswert macht.
Außerdem findet man im Euro Gold-Angebot noch die beiden unverwüstlichen Klassiker »Manie Miner« und »Jet Set Willy« (die Standard-Programme in Sachen Plattformspiele) und »Pitstop I«. Dieses Autorennen ist zwar bei weitem nicht so gut wie der Nachfolger »Pitstop II«, bietet aber für einen Solo-Spieler einiges an Unterhaltung. Eine Olympia-Simulation ist auch für knapp 10 Mark zu haben: »Hunchback at the Olympics« bringt Zehnkampf-Sportarten wie 100-Meter-Lauf und Weitsprung ins traute Heim und bietet als Auflockerung zwischen den Disziplinen ein paar lustige Cartoons.
Die ersten, insgesamt 40 Euro Gold-Titel werden nicht die letzten sein. Die Preissenkungen sind für die Softwarefirmen eine gute Gelegenheit, ältere Programme noch zu verkaufen und so den Gesamtkatalog abzuspecken. Bei dem ständig wachsenden Angebot an Computerspielen kann es auch dem Handel nur recht sein, wenn das Lager auf diesem Weg etwas entlastet wird. Für Sammler ist es außerdem eine letzte Chance, rar gewordene, ältere Spiele zu einem sehr günstigen Preis zu ergattern. Auch Quelle mischt mittlerweile bei diesem Geschäft mit: Unter dem Quellsoft-Label bietet die Firma bereits drei Spiele für 9,95 Mark an.
Abschließend kann man sagen, daß sich die Lage bei den Billig-Spielen wesentlich gebessert hat. Dominierten vor Jahresfrist noch müde Krücken, die oft schlechter als Abtipp-Listings waren, erhält man heute für seine 10 Mark teilweise schon Programme, die besser sind als so manches vier- bis fünfmal teurere Spiel.
»Chilier« ein Thriller »Action Biker« in Fahrt Aspirin ;ide: »Headache« Mit »Booty« durchs Piratenschiff Aciion satt: »Nonterraqueous«