ISO-ROM (Spectrum): Getuntes ROM

Es gibt nichts, was nicht noch zu verbessern wäre. Dies gilt sogar für das ROM des Sinclair-Spectrum, wie das ISO-ROM zeigt.

ISO-ROM, was ist das? Natürlich ein EPROM. Eingesetzt an Stelle des Original-ROM. Programmiert von einem Kenner des intimsten Innenlebens des Spectrums.

Das ISO-ROM umfaßt den Inhalt des Original-ROM, jedoch ohne die darin enthaltenen Fehler. Darüber hinaus bietet es eine Reihe neuer Funktionen, sowohl für den Anfänger als insbesondere für den Maschinencode-Programmierer.

Bereits bei der Bestellung müssen Sie sich einiges »wünschen«. Man darf—unter anderem — die Grundfarben bestimmen, Border, Paper und Ink gibt es also auf Bestellung. Dazu wählen Sie das Schriftbild. Neben dem Sinclair- und dem Commodore 64-Zeichensatz können Sie auch Ihren selbstdefinierten Satz brennen lassen (wenn Sie ihn auf Kassette einsenden). Hier sind dem persönlichem Geschmack nur durch den Programmierer Grenzen gesetzt. Soweit die »Schönheit«. Wesentlich wichtiger ist, daß man bereits bei der Bestellung des ISOROM eine gewünschte USR-Adresse angeben kann, deren entsprechende Routine später durch den Befehl». < Enter >«aufgerufen wird. Weitere Besonderheiten, die das ISO-ROM bietet:

Software-Reset

Nach dem ersten Einschalten des Computers (Kaltstart) wird nunmehr ausschließlich ein Reset ohne Programmverlust durchgeführt. Der Speicher wird nicht gelöscht. Möchte man den gesamten Speicherinhalt löschen, muß, anders als üblich, »PRINT USR 100« eingegeben werden. Die Einschaltroutinen haben sich geändert. Es gibt jetzt ein Unterprogramm zur Initialisierung der Systemvariablen bei 4699 (dez).

Der erweiterte Editor

Durch den blinkenden Zeilencursor ist dieser besonders bei längeren Listings besser sichtbar. Nach Eingabe von »#« (Symbol-Shift und »3«), gefolgt von der Zeilennummer, wird die entsprechende Zeile sofort ohne den Umweg über »LIST« editiert. Drückt man nun Caps-Shift und »6«, wandert der Cursor eine Zeile nach unten. Auf diese Art und Weise kann man den Cursor in alle vier Richtungen bewegen.

Deutsche Umlaute

Der vordefinierte Grafiksatz des ISO-ROMs enthält alle deutschen Umlaute.

Fehlerkorrektur gegenüber dem Original-ROM von Sinclair

Die Fehler sind, soweit bekannt, eliminiert. Die SCREEN$-Funktionen können jetzt ohne »Hemmungen« in Stringkombinationen verwendet werden, wobei die Zahl —65536 im richtigen Format auf dem Kalkulatorstapel abgelegt wird. CHR$ 9 ist nunmehr ein druckbares Steuerzeichen. Es verschiebt die Printposition um einen Schritt nach rechts. Die Syntaxprüfung wird auch vereinfacht. Mit dem neuen EPROM ist es möglich, vor dem Speichern eines Programms mit Autostart statt »Save <Name> > LINE 0« nur »Save <Name> Line« zu schreiben, ohne eine Fehlermeldung zu erhalten. Auch ist der Befehl »Pause 0« nicht mehr nötig. Nur »Pause« reicht.

Monitor

Zweifellos ist der Maschinencode-Monitor des ISO-ROMs das »stärkste Stück«. Hier zeigt der Programmierer sein volles Können. Über einen einzubauenden Taster kann mit höchster Präferenz eine Unterbrechung der CPU bewirkt werden. 
Gemeint ist der Aufruf über »non maskable Interrupt« (<= NMI). Betätigt man diesen Taster, hält jedes laufende Maschinencode-Programm an und listet sofort die zu diesem Zeitpunkt vorliegenden Spei-cherinhalte auf dem Bildschirm. Auf Tastendruck ist ein »Umblättern« vor und zurück möglich.

Dieser Maschinensprache-Monitor bietet dem Z80-Programmierer eine Reihe weiterer Vorteile, die hier unmöglich aufgezählt werden können. Die sehr ausführliche Anleitung wird dem Interessierten jedoch leicht verständlich machen, welche außergewöhnlichen Vorteil der Spectrum nunmehr gegenüber anderen Heimcomputern erhalten hat.

Das Monitorprogramm verwendet Speicherplätze, die möglichst wenig von anderen Programmen oder Zusatzgeräten belegt werden. Da jedoch einige Systemvariablen verändert wurden, wollten wir es genau wissen. Daher wurde mit verschiedenen Hardwarekombinationen und natürlich der einschlägigen Software getestet. Folgende Geräte waren vorhanden: Spectrum 48 KByte (Issue 2), Spectrum + (Issue 6 A), Interface 1 + Microdrive, Interface »Cobra« RS232C, Electronic-Printer EP 22/Brother (seriell), Drucker GP50A, Sprachprozessor Currah, Soundgenerator (AY 3-8912), Digitaltracer.

Software: Tasword II, ISO-Copy, Quicksave, Beta-Basic, M-Coder, Forth-Cornpiler sowie eine Reihe weiterer Arbeits- und Spielprogramme.

Ende gut, fast alles gut

Bis auf den Forth-Compiler arbeitete alles einwandfrei. Auch bei der Kombination der einzelnen Geräte gab es ausschließlich die schon vom Standard-ROM her bekannten Probleme. Das ISO-ROM für 80 Mark wertet den Spectrum zu einem Computer auf, der in dieser Preisklasse seinesgleichen sucht.

Allerdings ist ein »Pferdefuß« dabei. Dieser betrifft den Einbau des ICs. Trotz einer vorbildlichen, ausführlichen Anleitung dürfte das besonders dem Anfänger Schwierigkeiten bereiten. Wer also den Lötkolben nicht als seinen »besten Kumpel« bezeichnen kann, sollte die Finger davon lassen. Zumal der Hersteller für einen zusätzlichen Pauschalpreis von 20 Mark plus Portokosten den gesamten Umbau übernimmt. (Heinz Gier/mk)



Aus: Happy Computer 01 / 1986, Seite

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