Die Wetter-Bilder von Meteosat kennt jeder, der im Fernsehen Nachrichten sieht. Wie man diese Bilder selbst empfangen und mit seinem Computer bearbeiten kann, das lesen Sie hier.
Angefangen hat alles im Jahre 1981. Damals gelang es uns, einer kleinen Schülergruppe am Hohenlohe-Gymnasium Öhringen unter Leitung des Physiklehrers Walter Strobel, nach zweijähriger Arbeit endlich die Piepsignale des amerikanischen Wettersatelliten NOAA 7 (National Ocean and Atmospheric Administration) zu empfangen. Der NOAA 7 ist im Gegensatz zu seinen geostationären Kollegen ein umlaufender Satellit. Er bewegt sich in einer Höhe von zirka 850 km auf annähernd kreisförmigen, polar verlaufenden Bahnen um die Erde. Während eines Umlaufes, der beim NOAA 7 genau eine Stunde und 41 Minuten dauert, dreht sich die Erde unter ihm um etwa 25 Grad weiter.
Signale von Satelliten können grundsätzlich nur dann empfangen werden, wenn die Himmelskörper sich im Blickfeld der Empfangsstation befinden. Beim NOAA 7 ist dies
im Laufe eines Tages zwischen 13 und 17 Uhr und zwischen 1 und 5 Uhr je dreimal für etwa 12 Minuten der Fall.
Im Satelliten tastet ein Drehspiegelsystem d.as durch eine Öffnung einfallende Bild der Erdoberfläche zeilenweise ab. Eine Fotozelle wandelt die Helligkeitsschwankungen in elektrische Impulse um, die der Sender abstrahlt.
Der Empfang der Signale selbst ist nicht weiter schwierig. Man benötigt dazu lediglich einen geeigneten Empfänger sowie eine Spezialantenne. Das eigentliche Problem ist die Umwandlung der Signale in sichtbare Bilder. Da hochintegrierte elektronische Bauteile wie Mikroprozessoren und Speicher-ICs 1981 nicht annähernd so billig waren wie heute, haben wir das Problem zunächst mechanisch gelöst. Dabei schreibt eine Leuchtdiode das Bild auf einen Negativfilm. Sie wird von der Bildaufbereitung angesteuert, die die vom Empfänger kommenden Signale in Spannungsänderungen umsetzt. Die Leuchtdiode wandelt diese Spannungsänderungen ohne Übernahmeverzögerungen direkt in Helligkeitsänderungen um. Eine Linse bündelt den Leuchtdiodenstrahl in einem Holzrohr. Ein Motor zieht dieses Rohr langsam an einer rotierenden Welle vorbei, die zuvor mit dem Film bespannt wurde.
Da NOAA 7 pro Sekunde zwei Bildzeilen sendet, muß sich diese Welle genau zweimal pro Sekunde drehen, damit die einzelnen Bildzeilen exakt untereinander liegen. Um diesen hohen Genauigkeitsanforderungen zu genügen, wird die Welle von einem Synchronmotor angetrieben. Eine quarzgeregelte Motorsteuerung sorgt dafür, daß der Synchronmotor seine vorgeschriebene Drehzahl exakt einhält.
Die ganze Anordnung befindet sich in einer großen, lichtdichten Holzkiste. Das Aufspannen des Filmes erfolgt im Dunkeln und erfordert daher etwas Übung. Wir haben die komplette Anlage seinerzeit in mühevoller Kleinarbeit weitgehend aus Schrotteilen zusammengebaut. Aber das Ergebnis konnte sich sehen lassen: Nachdem das System ausgereift war, brachten wir bei guten Empfangsverhältnissen sehr gute und scharfe Bilder zuwege.
Doch die ganze Sache hatte auch ihre Tücken. Der Aufwand, der für den Empfang eines Bildes getrieben werden mußte, war ziemlich groß. Das fing schon damit an, daß man die sich laufend ändernden Empfangszeiten zuerst errechnen mußte und sie anschließend nicht verpassen durfte. Zum Empfang selbst mußten wir auf das Dach klettern und die Antenne langsam der vermuteten Bahn des Satelliten nachführen. Wurde dabei ungenau gearbeitet, so kam das Signal verrauscht an, was zu unschönen Balken im Bild führte. Die relativ geringe Bahnhöhe des Satelliten NÖAA 7 hat zwar ein großes Auflösungsvermögen zur Folge (bei klarem Wetter und bei guten Empfangsbedingungen kann man sogar Großstädte wie München sehen), aber dafür ist das Blickfeld des Satelliten sehr begrenzt. Man sieht auf dem Bild nur, was sich in einem Umkreis von etwa 3000 km um die Empfangsstation befindet. Das reicht im günstigsten Fall von Nordafrika im Süden bis Skandinavien im Norden.
Deshalb haben wir uns so nach und nach mit dem Empfang des geostationären Satelliten Meteosat II befaßt, von dem auch die Tagesschau ihre Bilder bezieht. Geostationäre Satelliten umkreisen die Erde in einer Höhe von zirka 36000 km längs des Äquators. In dieser Höhe beträgt die Umlaufzeit genau 24 Stunden. Da die Erde für eine Drehung um ihre eigene Achse genau dieselbe Zeit benötigt, scheint der Satellit von der Erde aus gesehen immer über dem gleichen Punkt zu stehen. Meteosat II wurde genau über dem Schnittpunkt des Äquators mit dem 0. Längengrad »verankert« und überblickt von dort die ganze Erdhalbkugel.
Die Vorteile gegenüber umlaufenden Satelliten liegen auf der Hand: Der Satellit ist rund um die Uhr zu empfangen, das lästige Nachführen einer Antenne entfällt. Hinzu kommen die spezifischen Vorteile von Meteosat II, der jede halbe Stunde eine Gesamtansicht der Erde aufnimmt und diese digital verschlüsselt der Bodenstation in Darmstadt zusendet. Dort entschlüsselt und entzerrt einer der größten Computer Europas diese Rohbilder und versieht sie mit Küstenlinien, Titel, Datum und Uhrzeit. Außerdem unterteilt der Computer die Gesamtansicht in verschiedene Planquadrate und sendet diese nach festgelegtem Plan wieder zum Satelliten, der sie mit verstärkter Leistung abstrahlt. Bis wir das endgültige Bildsignal empfangen, hat es auf dem Weg von Meteosat über Darmstadt und nochmals über Meteosat bis zur Empfangsstation hier in Öhringen, über 110000 km zurückgelegt. Diese Strecke entspricht fast dem dreifachen Erdumfang.
Meteosat II hat zwar aufgrund seiner Bahnhöhe ein geringeres Auflösungsvermögen als die umlaufenden Satelliten (wie beispielsweise NOAA 7), doch die hervorragenden Aufnahmesysteme gleichen diesen Nachteil weitgehend aus. So kann man bei klarem Wetter auch auf Meteosat-Bildern Einzelheiten wie große Täler in den Alpen und größere Seen wie beispielsweise den Bodensee ohne Schwierigkeiten erkennen.
Ein anderer Nachteil wiegt schwerer: der hohe Empfangsaufwand. Da Meteosat wegen der großen Entfernung zur Erde im Gigaherzbereich (1GHz = 1000000000 Hz) sendet, ist eine Parabolantenne mit einem Durchmesser von mindestens einem Meter zum Empfang nötig. Hinzu kommt ein Konverter, der die hohe Frequenz so herabsetzt, daß der Empfänger das Signal verarbeiten kann. Dieser Konverter machte uns beim Selbstbau die größten Schwierigkeiten.
Im Sommer 1984 war es dann soweit: Die schrillen Piepsignale von Meteosat II drangen aus dem Lautsprecher des Empfängers. Nachdem sich der erste Jubel gelegt hatte, machten wir uns an den Umbau des Bildschreibers. Die Bildsignale der einzelnen Satelliten sind nämlich keineswegs untereinander kompatibel. So sendet Meteosat im Gegensatz zu NOAA vier Bildzeilen pro Sekunde. Das bedeutet, daß sich die mit dem Negativ bespannte Welle ebenfalls viermal pro Sekunde drehen muß. Nach weiteren kleinen Änderungen und einigen Mißerfolgen durften wir kurze Zeit später die ersten Meteosat-Bilder bewundern.
Leider konnten wir aus dem reichhaltigen Angebot, das der Meteosat liefert, nur wenige ausgewählte Bilder empfangen, da schon allein das Wechseln des Filmes ziemlich lange dauert, vom Entwickeln des Negativs und den Positiv-Abzügen einmal ganz abgesehen. Meteosat sendet fast alle vier Minuten ein Bild, und die dreißig Sekunden Pause zwischen den einzelnen Bildern reichen nicht einmal aus, um den Raum für das Einlegen des Filmes zu verdunkeln.
Als wir in einer Fachzeitschrift für Funkamateure einen Artikel übereinen digitalen Bildspeicher entdeckt hatten, konnte uns nichts mehr davon abhalten, solch ein Gerät selbst zu bauen. Ein digitaler Bildspeicher ist im Prinzip nichts anderes als der Bildspeicher eines normalen Computers. Doch leider reicht das Auflösungsvermögen gängiger Computer der unteren Preisklasse für Satellitenbilder nicht aus. Schuld daran ist nicht das geometrische Auflösungsvermögen (Anzahl der Bildpunkte pro Zeile mal Zeilenzahl), sondern die radiometrische Auflösung (Anzahl der Graustufen). Der digitale Bildspeicher, den wir gebaut haben, hat für eine qualitätsmäßig ausreichende Darstellung eines Satellitenbildes eine geometrische Auflösung von 256 x 256 Punkten sowie eine radiometrische Auflösung von 64 Graustufen.
Ein einziger Bildpunkt (Pixel) benötigt daher schon 6 Bit Speicherplatz, der gesamte Speicherbedarf beträgt also 256 x 256 x 6 Bit. Das entspricht 64 K x 6 Bit oder 48 KBytes.
Nicht einmal Computer der Mittelklasse bieten ein derartiges Auflösungsvermögen. Der Bildspeicher selbst besteht aus einer Steuerplatine und der eigentlichen Speicherplatine. Die Steuerplatine enthält im wesentlichen einen A-D-Wandler und Baugruppen zur Erzeugung der verschiedenen Taktsignale. Der »Pixeltakt« zum Beispiel unterteilt das Signal jeder Bildzeile in 256 Einheiten, die den einzelnen Punkten auf dem Bildschirm entsprechen. Mit jedem Pixeltaktsignal setzt der Ana-log-/Digital-Wandler die gerade vom Empfänger anliegende Spannung in einen 6-Bit-Wert um, der jeweils einer der 64 Graustufen entspricht. Die von der Steuerplatine kommenden Daten werden während des Zeilenrücklaufs in den Bildspeicher eingeschrieben, denn in dieser Zeit muß die Auslese-Elektronik nicht zur Erzeugung des Bildsignals auf den Speicher zugreifen. Sind alle 256 Punkte einer Zeile eingelesen, so wird der gesamte Bildschirminhalt um eine Zeile nach unten gescrollt, um Platz für die nächste Zeile zu schaffen. Am unteren Bildschirmrand fällt das alte Bild folglich Zeile um Zeile wieder aus dem Speicher heraus.
Zwei Taster ermöglichen es, den Bildausschnitt nach rechts oder nach links zu verschieben. Dies ist notwendig, weil sich die senkrechte Bildkante normalerweise irgendwo zufällig durch das Monitorbild zieht und dieses so in zwei Teile zerlegt. Mit dem Taster ist es möglich, die Satellitenbildkante mit dem Bildrand des Monitors zur Deckung zu bringen. Mit einem weiteren Schalter kann der Einlesevorgang unterbrochen werden, um ein bestimmtes Bild längere Zeit ruhig im Bildspeicher zu behalten.
Erstaunlicherweise kommt die komplette Schaltung ganz ohne Mikroprozessor aus, handelsübliche CMOS-Bausteine erzeugen alle notwendigen Steuersignale. Die Auslese-Elektronik greift laufend auf den Bildspeicher zu und macht so einen Refresh überflüssig. Nach dem erfolgreichen Aufbau dieses Bildspeichers war es endlich möglich, jedes gesendete Bild auch wirklich zu empfangen.
Die ESA (European Space Agency) in Darmstadt sorgt dafür, daß der Meteosat vorzugsweise Planquadrate sendet, die den europäischen Bereich abdecken. Deshalb steht jede halbe Stunde Europa und Nordafrika im Großformat auf dem Sendeplan. Da kam uns die Idee, diesen Bildausschnitt jede halbe Stunde in den Bildspeicher einzulesen und anschließend auf einen Videorecorder für einige Sekunden aufzuzeichnen. So hofften wir, einen Videofilm zu erhalten, auf dem man die Wolkenbewegungen verfolgen kann.
Der selbstgebaute Bildspeicher
Der Schneider CPC 464 steuert die Bildaufzeichnung
Doch leider erwies sich dieses Vorhaben aus verschiedenen Gründen als unmöglich: Für solch einen Film ist es unbedingt notwendig, daß das aufzuzeichnende Bild immer genau die gleiche Lage hat. Wäre das nicht der Fall, so würden sich nicht nur die Wolken, sondern auch die Kontinente bewegen. Doch es ist schlichtweg unmöglich, die Bildlage mit den Schaltern und Tastern in vertikaler und horizontaler Richtung jedesmal absolut exakt festzulegen. Außerdem müßte man mehrere Tage und Nächte ununterbrochen vor dem Empfänger sitzen, um nur einen kurzen Film aufzuzeichnen.
Da wir unser Videofilmprojekt aber dennoch nicht aufgeben wollten, blieb uns nichts anderes übrig, als einen Computer für die Steuerung des Bildspeichers und des Videorecorders einzusetzen. Um einen Computer für Steuerzwecke zu verwenden, benötigt man frei programmierbare Ein- und Ausgabeleitungen.
Die ersten Gehversuche unternahmen wir auf einem Apple II, der mit einer Multi-Sound-Karte ausgestattet war, die unter anderem zwei Ports mit je acht Ein-/Ausgabeleitungen zur Verfügung stellt. Doch leider war der Apple-Computer für den Informatik-Unterricht vorgesehen und durfte deshalb nicht andauernd von uns belegt werden. Außerdem reichten uns die beiden Ports bald nicht mehr aus. Deshalb suchten wir nach einer günstigeren und flexibleren Alternative Letztlich entschieden wir uns für einen Schneider vor allem wegen des Z80A-Prozessors und der vielfältigen Arten der Ein- und Ausgabe. Während der Arbeit mit dem CPC entstand auch das im vorletzten Happy-Computer beschriebene PlO-Interface, das wir für unsere Zwecke gleich mit zwei PIOs bestückt haben.
Zuerst kümmerten wir uns um die Verbindung des Bildspeichers mit dem Computer. Da der Bildspeicher wie jeder normale Computer intern durchgängig mit TTL-Pegeln arbeitet, war die Verbindung beider Einheiten problemlos möglich Wir trennten auf der Steuerplatine einfach den sechs Bit breiten Datenbus unmittelbar nach dem A-D-Wandler auf und führten die beiden Enden des Datenbusses an eine mehrpolige Buchse. Wird auf diese Buchse ein Kurzschluß-Stecker gesteckt, der die sechs Ausgänge wieder mit den sechs Eingängen verbindet, so verhält sich der Bildspeicher wie vor dem Eingriff. Verbindet man die an der Buchse anliegenden sechs Datenleitungen vor der Unterbrechung mit einem auf Eingabe programmierten Port und die sechs Datenleitungen nach der Unterbrechung mit einem auf Ausgabe programmierten Port der PIO und schreibt man dazu ein kleines Maschinenprogramm, das den am Eingabeport anliegenden Wert unmittelbar auf den Ausgabeport ausgibt, so hat sich nach außen hin nichts geändert. Der Bildspeicher verhält sich normal. Doch der gesamte Datenstrom fließt jetzt über den Computer und Manipulationen steht somit nichts mehr im Wege. Zuerst haben wir die Daten einer Exklusiv-Oder-Verknüpfung mit 255 (=%UI11111) unterworfen, was zu einer Umkehrung der ganzen Grauleiter führt. Das Satellitenbild wird folglich invertiert eingelesen.
Durch das Ausmaskieren wemger-wertiger Bits erreichten wir eine Verringerung des radiometrischen Auflösungsvermögens. Dabei stellte sich heraus, daß 32 anstelle der 64 Graustufen noch vertretbar wären, daß das Bild aber bei 16 Graustufen und weniger, einen typischen »Computercharakter« bekommt. Weiche Übergänge werden hart und vorher plastische Wolkengebilde erscheinen gleichmäßig und abgeflacht.
Eine wirklich sinnvolle Anwendung dieser Manipulationstechnik ergab sich bei kontrastarmen Bildern. Satelliten senden nämlich normalerweise nicht nur Bilder im sichtbaren Spektralbereich, sondern auch im Infrarotbereich. Infrarot-Bilder geben Aufschluß über die Wärmeverteilung auf der Erde. Meteorologen können aus solchen Bildern Rückschlüsse auf Wolkenhöhen ziehen. Diese Infrarotbilder sind vor allem im Frühling und im Herbst sehr kontrastarm, weil zu diesen Jahreszeiten der Temperaturunterschied zwischen Land und Meer am geringsten ist.
Mit einem etwas längeren Maschinenprogramm kann man die gesamte Graustufenleiter neu definieren. Dadurch ist es möglich, den dominierenden Graubereich eines Bildes zu expandieren, um so den Kontrast zu erhöhen. Kommen beispielsweise im Originalbild nur die Graustufen 15 bis 30 vor, so kann man durch eine Neudefinition erreichen, daß der gesamte verfügbare Graubereich von 0 bis 63 ausgenutzt wird. Bisher kaum erkennbare Helligkeitsunterschiede werden deutlich, das Bild erscheint plastischer.
Doch zurück zum Videofilmprojekt. Die erste Hürde zum ersehnten Ziel hatten wir also genommen. Doch das »Computer-Bildspeicher-Interface« war damit noch nicht ganz fertig. Um immer den gleichen Bildausschnitt einzulesen, ist es notwendig, daß dem Computer das Pixeltaktsignal zur Verfügung steht, und daß er auf das Einlese-Stop-Signal zugreifen kann, das normalerweise mit dem schon angesprochenen Schalter gesteuert wird. Da der Computer das Pixeltaktsignal nur lesen muß, kann man dafür eine der beiden noch freien Eingabeleitungen verwenden. Der Datenbus belegt ja nur 6 Bit. Desgleichen genügt für das Einlese-Stop-Signal eine noch unbenutzte Leitung des Ausgabeports.
Zu Beginn jedes Bildes sendet der Meteosat einige Bildstartzeilen, von denen jede aus ungefähr 240 weißen und 16 schwarzen Punkten besteht. Nachdem der Computer dieses Bildstartsignal erkannt hat, muß er eine bestimmte Anzahl von Werten abwarten und erst dann das Einlese-Stop-Signal zum Einlesen des Bildes freigeben. Diese Wartezeit kann so eingestellt werden, daß die senkrechte Bildkante mit dem Bildrand des Monitors übereinstimmt. Wird ein zweites Mal mit derselben Wartezeit gearbeitet, so stimmt die horizontale Bildposition exakt mit der vorhergehenden überein.
Die vertikale Bildposition genau festzulegen ist noch einfacher: Man läßt den Computer während des Einlesevorganges einfach die Punkte zählen. Nach einer bestimmten Anzahl setzt der Computer das Einlese-Stop-Signal zurück und unterbricht somit das Einlesen weiterer Zeilen, das Bild bleibt stehen und kann mit dem Videorecorder aufgezeichnet werden. Die Ansteuerung des Recorders war nur deshalb so einfach, weil das von uns verwendete Gerät eine Fernsteuerung besitzt. Wir haben parallel zu den Tasten für Pause, Aufnahme und Stop jeweils den Arbeitskontakt eines Relais geschaltet. Der erste Port der zweiten PIO übernahm die Ansteuerung dieser Relais.
Eigentlich wäre die Anlage jetzt fertig gewesen, man hätte einfach immer jedes siebte beziehungsweise jedes achte Bild aufzeichnen müssen, weil das betreffende Planquadrat immer zehn Minuten und 42 Minuten nach jeder vollen Stunde gesendet wird. Doch leider fallen ziemlich oft Bilder aus, weil die ESA entweder Schwierigkeiten mit der Ausrichtung des Satelliten oder mit dem Zentralcomputer hat. Nur ein einziger Ausfall dieser Art bringt die ganze Bildfolge durcheinander und damit auch die Steuerung. Auf dem Film wären lauter verschiedene Planquadrate aneinandergereiht.
Es blieb uns also nichts anderes übrig, als dem Computer eine Uhr zu verpassen. Zum Glück gibt es hochintegrierte Uhren-ICs, die leicht von einem PlO-Port gestellt und gelesen werden können. Wie komplex die Anlage mit der Zeit geworden ist, können Sie aus dem Blockschaltbild »Digitale Bildverarbeitung mit dem Computer« entnehmen. Jetzt endlich war es möglich, richtige »Wolkenvideos« aufzuzeichnen. Wir konnten verfolgen, wie sich Tiefdruckwirbel entwickeln, wie sie über die Kontinente ziehen und wie sie sich schließlich auflösen. Wir hätten es nie für möglich gehalten, wie weit sich ganze Wolkengebilde in der kurzen Zeit von einer halben Stunde bewegen.
Das Programm, das dies alles ermöglicht, ist mit der Zeit immer komfortabler geworden. So mußten wir nur noch die Aufnahmezeiten vorprogrammieren, die genaue Lage des Bildausschnitts mit zwei Koordinaten festlegen und die Aufnahmedauer des Videorecorders bestimmen. Das Programm liest dann die erste Zeit aus der vorprogrammierten Tabelle aus, und vergleicht sie ständig mit der tatsächlichen Zeit. Bei Übereinstimmung wird das Maschinenprogramm aufgerufen, das auf das Bildstartsignal wartet. Hat der Computer nach zwei Minuten noch keinen Bildanfang registriert, so kehrt das Programm in den Basic-Teil zurück und druckt auf dem Bildschirm aus, daß es zu der betreffenden Zeit keinen Bildanfang gefunden hat. Anschließend wird die nächste Zeit aus der Tabelle gelesen und das Spiel beginnt von neuem.
Erkennt der Computer dagegen das Bildanfangssignal, so wartet er eine bestimmte Anzahl von Werten ab, um den senkrechten Rand mit der Kante des Monitorbildes zur Deckung zu bringen und beginnt anschließend damit, das Bild einzulesen. Ist die vorgegebene Anzahl von Punkten erreicht, kehrt das Programm wieder in den Basic-Teil zurück und ruft die Aufzeichnungsroutine auf. Danach kommt die nächste vorprogrammierte Zeit aus der Tabelle an die Reihe.
So eindrucksvoll die bisher geschilderten Projekte auch gewesen sein mögen, alle Möglichkeiten der Kombination Bildspeicher/Computer sind damit noch lange nicht ausgeschöpft. So haben wir vor, vollständige Bilder in den Arbeitsspeicher des Computers einzulesen und sie anschließend auf einem Matrixdrucker mit hoher Auflösung auszudrucken. Verschiedene Graustufen lassen sich dadurch erzielen, daß man einen Bildpunkt aus mehreren Werten zusammensetzt. Ob dies eine echte Alternative zu dem bisher verwendeten Verfahren mit dem Bildschreiber in der Holzkiste wird, bleibt noch abzuwarten. Will man mit dem digitalen Bildspeicher Satellitenbilder auf Papier herstellen, so führt der Weg bis jetzt noch immer über die mühsame Bildschirmfotografie. Vielleicht wird dies durch den Einsatz des Druckers anders. Ein weiteres Projekt ist der Bau eines Falschfarbenzusatzes für den digitalen Bildspeicher. Dabei wird jeder Graustufe ein bestimmter Farbton zugeordnet. Dies soll zur Erhöhung des Kontrastes führen. Über die schon beschriebene Neudefinition der Graustufenleiter wäre es möglich, das Meer blau, die Kontinente braun und die Wolken weiß zu färben. Daß dies manchmal mehr und manchmal weniger gelingt, kann man tagtäglich in der Tagesschau verfolgen. Oder haben Sie sich noch nie darüber gewundert, daß es auf diesen Bildern oft braun schimmert, wo Sie normalerweise kein Land vermutet hätten?
(Matthias Meyer/hg)
Wenn Sie auch an allgemeiner Elektronik interessiert sind und mit dem Gedanken spielen, eine ähnliche Anlage selbst zu bauen, so sendet Ihnen der Autor gegen einen adressierten und frankierten Rückumschlag gerne eine Liste zu, die Literaturangaben und Bezugsadressen zum Thema enthält. Haben Sie bitte Verständnis dafür, daß er Ihnen keine genaue Beschreibung der Anlage mit Bauanleitung schicken kann, dies ist schon aus urheberrechtlichen Gründen nicht möglich. Bitte senden Sie Ihre Briefe unter dem Kennwort »Wettersatellit« an die Redaktion.