Der Atari 520 ST ist mit seinen 512 KByte RAM mehr als üppig ausgestattet, nicht so das dazugehörende Diskettenlaufwerk SF 354. Seine 360 KByte reichen kaum dazu aus, den Hauptspeicher einmal komplett zu sichern — das kann man ändern.
Der Atari 520 ST (jetzt 260 ST und 520 ST+) hat neue Dimensionen eröffnet. Was bislang als utopisch oder zu teuer galt, ist seit dem Erscheinen des 520 ST in den Bereich des Möglichen gerückt. Gegenüber dem Standard-Hauptspeicher von 512 KByte beim 260 ST und 1 MByte beim 520 ST+, seiner Farbgrafik und der Schnittstellenvielfalt sieht so mancher Personal Computer wie ein Relikt aus vergangenen Zeiten aus.
Leider können die Standard-Diskettenlaufwerke nicht ganz mit dieser Leistungsfähigkeit mithalten. Dieser Satz mag sich für jemanden, der es bislang gewohnt war, mit Kassette oder einer 170-KByte-Floppy zu arbeiten, seltsam anhören. Tatsächlich muß man beim Atari aber in anderen Dimensionen denken. So nehmen die meisten der zum Entwicklungspaket gehörenden Programme einen enormen Speicherplatz in Anspruch. Das Betriebssystem umfaßt beispielsweise 207 KByte, die letzte Basic-Version hat immerhin noch 150 KByte. Ein 360-KByte-Lauf-werk ist deshalb das absolute Minimum für den Atari. Wer mit dem Atari aber komfortabel und vor allem ohne Diskettenwechsel arbeiten möchte, sollte den Gedanken an ein zweites Laufwerk nicht allzuweit von sich schieben. Natürlich kann man sich für 598 Mark eine zweite SF 354, oder für 698 Mark eine SF 314 zulegen. Das hat zwar den Vorteil, daß beide Laufwerke ein gleiches äußeres Erscheinungsbild haben, gleichzeitig schwillt aber der ohnehin schon riesige Kabelsalat weiter an, denn zu jedem neuen Laufwerk gehört natürlich auch ein neues Netzteil und ein Anschlußkabel.
Da die von Atari mitgelieferten Anschlußkabel genau um die Zentimeter zu kurz sind, was die Stromkabel zu lang sind, kann man die beiden Laufwerke eigentlich nur links vom Computer nebeneinander aufstellen.
Es gibt aber noch andere Möglichkeiten, zu einem zweiten Laufwerk zu kommen. Glücklicherweise haben sich die Konstrukteure des Atari bei der Wahl des Datenübertragungsprotokolls dazu entschlossen, eines der wenigen als Standard geltenden Verfahren zu wählen. Wie man in der Tabelle sehen kann, entsprechen die Signale am Disketten-Port fast genau denen eines Standard-Diskettenlaufwerks. Das einzige, was momentan noch Atarispezifisch scheint, ist die Steckerform.
Wer sein Kabel nicht zerschneiden möchte, kann sich mit einem kleinen Trick behelfen. Dazu öffnet man das SF 354-Gehäuse (Bild Seite 26). Dort findet man eine Verteilerplatine, an deren Ende genau die Anschlüsse sind, die em Standard-Industrielaufwerk benötigt. Es ist an dieser Stelle problemlos möglich, anstelle des Originallaufwerks ein doppelseitiges 80-Track-3,5- oder 5,25-Zoll-Laufwerk anzuschließen. Die Verwendung der TOS-Disketten, selbst wenn sie nur einseitig formatiert wurden, bereitet keine Schwierigkeiten (bei 3,5-Zoll-Lauf-werken). Wer der ganzen Sache nicht traut, sollte am besten einmal eine Diskette zweiseitig formatieren. Nach dem Anwählen des Formatier-Befehls »Zweiseitiges Formatieren« und dem Starten durch Anklicken des »O.k.-Feldes« werden beide Seiten des neuen Laufwerks formatiert. Man erhält dann als Beweis, daß alles richtig funktioniert hat, die Mel-dung:»auf dieser Diskette 726 016 Bytes frei«.
Da ein offenes Laufwerk wohl nicht jedermanns Geschmack und auch nicht im Sinne der Betriebssicherheit ist, stellte sich das Problem eines passenden Gehäuses. Naheliegend war es, das Gehäuse der SF 354 zu verwenden. Woran es nun liegt, daß Atari sich an alle Normbohrungen und Standardschrauben gehalten hat, ist unklar. Jedenfalls ist es problemlos möglich, die Frontplatte, den Auswurfknopf und auch die Abschirmung umzubauen. Lediglich das Anzeigelicht muß mit einem Draht von links nach rechts verlegt werden. Das Ganze funktioniert, wohlgemerkt, ohne ein Kabel abzuschneiden oder auch nur ein Bauteil einzulöten. Alle Stecker am Industrielaufwerk, einschließlich der Stromversorgung, passen ganz genau auf die Verteilerplatine im SF 345-Gehäuse.
Obwohl man so auf einfache Weise aus einem 357-KByte-Laufwerk eines mit 726 KByte (beides formatiert) machen kann (Kosten etwa 390 Mark), hat die Sache einen Haken — man hat zwei Laufwerke und nur ein Gehäuse. Ferner muß die Hürde des Anschlußsteckers, der zur Zeit nur extrem schwer erhältlich ist, überwunden werden. Dieses Problem wurde bei den Cumana-Laufwerken (siehe Bild auf Seite 23) gelöst.
Die Cumana-Laufwerke, die es entweder als 3,5- (oder 5,25-)Zoll-Einzel- (726 KByte) oder als 3,5-(oder 5,25-)Zoll-Doppellaufwerke (1452 KByte) gibt, sind direkt an den Atari 520 ST anschließbar (Tabelle). Das Einzellaufwerk kann auch neben einer vorhandenen SF 354 als zweites Laufwerk angeschlossen werden, für die Besitzer eines Doppellaufwerks erübrigt sich der Anschluß der SF 354. Gleichzeitig machen diese Laufwerke mit dem Kabelsalat ein Ende, denn sie besitzen ein eigenes, eingebautes Netzteil. Das ist ein Vorteil, der sich besonders beim Doppellaufwerk bemerkbar macht. Man spart sogar zwei externe Netzteile und ein Anschlußkabel ein. Wir hatten Gelegenheit, die Cumana-Laufwerke in der Redaktion zu testen.
Zunächst traut man diesen handlichen Laufwerken (24 x 21 x 4,5 cm) die interne Leistungsfähigkeit kaum zu. Tatsächlich ist es gelungen, auf kleinstem Raum fast 1,5 Megabyte Speicherplatz unterzubringen. So klein wie die Laufwerke sind, so schwer sind sie auch: Das Doppellaufwerk wiegt immerhin 2,5 Kilogramm. Die Ursache für dieses »Schwergewicht« liegt in der Ganzmetall-Bauweise des Gehäuses und dem eingebauten Netzteil. Wie vorteilhaft solch ein Metallgehäuse im heutigen Plastikzeitalter ist, konnten wir schon bald feststellen. Ein herabfallendes Buch (Marke Riesenschmöker) hinterließ nicht einmal eine kleine Delle auf dem Gehäuse.
Einen weiteren Vorteil des Metallgehäuses erfährt man erst, wenn man die ersten Lese-Probleme mit einem Laufwerk im Plastik-Gehäuse erlebt hat. Eine bessere Abschirmung gegen elektromagnetische Störungen als ein Metallgehäuse gibt es nicht (deshalb hat die SF 354 auch eine Metallabschirmung im Gehäuse). Neben diesen Punkten der Betriebssicherheit haben wir natürlich die Funktionen unserer Testgeräte untersucht und dazu auch das Gehäuse geöffnet.
So perfekt passen Industrielaufwerke in das SF 354-Gehäuse
Anschlußbelegungen des Atari und des Laufwerks
Im Gehäuse findet man ein exzellent abgeschirmtes Netzteil, bestens isolierte Kabelverbindungen und zwei Epson-Industrielaufwerke. Beide Laufwerke sind parallel an den Bus angeschlossen und unterscheiden sich nur durch einen kleinen Stecker auf der Laufwerk-Platinenoberseite. Dieser Stecker adressiert die Laufwerke als Drive A und Drive B. Eine notwendige Unterscheidung, wenn zwei Geräte auf den gleichen Bus zugreifen sollen. Bei den Atari-Laufwerken wurde dieses Problem übrigens anders gelöst: Da es teuer ist, zwei verschiedene Arten von Laufwerken auf Lager zu haben, produziert Atari nur Laufwerke mit der Einstellung auf Drive A. Um nun zwei Laufwerke mit gleichem »Namen« anzusprechen, hat man bei Atari die Drive-Select-Leitungen (Drive 0 und Drive 1 Select) gekreuzt. Das hat zur Folge, daß sich Drive B bei Drive Select Low Pegel (=1) angesprochen fühlt, obwohl es den Gerätenamen A hat. Auf den Anschluß fremder Laufwerke hat das allerdings keinen Einfluß, denn diese werden in der Regel mit der richtigen Adresse ausgeliefert (A oder B).
Name: Cumana-Laufwerke Format: 80 Tracks doppelseitig Diskettenformat: 3,5 Zoll oder 5,25 Zoll
Anschluß: Shugart-kompatibler Bus
Speicherkapazität unformatiert: 1 MegaByte
Speicherkapazität formatiert: 357 KByte
Erhältliche Ausführungen: Einzellaufwerk 3,5 Zoll (598 Mark) Doppellaufwerk 3,5 Zoll (998 Mark)
Einzellaufwerk 5,25 Zoll (699 Mark)
Doppellaufwerk 5,25 Zoll (1299 Mark)
Farben: schwarz und beige Ausstattung: Laufwerk, Bedienungsanleitung, eingebautes Netzteil, Anschlußkabel, Metallgehäuse
Garantie: Ein Jahr Steckbrief der Cumana-Laufwerke
Der Computer merkt vom Anschluß eines anderen, als dem Atari-Laufwerk, übrigens nichts. Er führt brav alle von ihm verlangten Funktionen aus. So macht es keinerlei Probleme, zweiseitige Disketten zu formatieren, Disketten zu kopieren, beziehungsweise einzelne Dateien von einem Laufwerk auf das andere zu überspielen. Dabei muß allerdings beachtet werden, daß eine einseitige Diskette natürlich nicht als Ganzes auf eine zweiseitige Diskette überspielt werden kann. Will man alle Dateien einer einseitigen Diskette auf eine zweiseitige Diskette überspielen, so muß man sie im Directory markieren (oben links anklicken und das »Gummiband« um alle Dateien schlingen) und auf das Bild der zweiten Diskette bewegen. Danach werden alle Dateien nacheinander auf die zweiseitige Diskette übertragen. Wenn man statt eines 3,5-Zoll-Laufwerkes ein ebenfalls erhältliches 5,25-Zoll-Laufwerk anschließt, so ist es sogar möglich, die Dateien auf ein anderes Diskettenformat umzukopieren. Das kann unter Umständen recht sinnvoll sein, denn auf dem 5,25-Zoll-Format werden beispielsweise die meisten CP/M-Programme geliefert. Außerdem sind solche Disketten billiger, sie kosten etwa die Hälfte.
Während des gesamten Tests verhielten sich die Cumana-Laufwerke wie ein Original-Atari-Laufwerk. Man kann deshalb von einer 100-prozentigen Kompatibilität sprechen. Diese gelungene Alternative kostet als doppelseitiges Einzellaufwerk 598 Mark (726 KByte) und als doppelseitiges Dual-Laufwerk 998 Mark (1452 KByte). Sie sind in den Farben beige und mattschwarz erhältlich, nach Aussage des Herstellers soll auch noch eine Version in Atari-Farben hinzukommen. Nach unserem Test konnten wir den Cumana-Laufwerken nur beste Noten ausstellen. Besonders mit dem Doppellaufwerk wird die Arbeit wesentlich erleichtert. Nicht zu unterschätzen ist auch der Raumgewinn am Arbeitsplatz.
Mit den Selbstbau- oder Cumana-Laufwerken ist der Atari selbst für größte Dateien bestens ausgerüstet.
(Arnd Wängler/wg)