Der neue Software-Star heißt »The Newsroom«. In Verbindung mit C 64 oder Apple II zaubert dieses Programm echte Zeitungsseiten aus dem Drucker. Der professionell aussehenden Schüler- oder Vereinszeitung steht nun nichts mehr im Wege.
Als wir das erste Mal vom »Newsroom« hörten, waren wir von der ebenso einfachen wie guten Idee spontan begeistert: Ein Programm, mit dem man eine komplette Zeitung machen kann. Manuskripte schreiben, Grafiken einzigen, layouten, neueste Meldungen übers Telefon empfangen und schließlich drucken — all das macht »Newsroom« möglich. Erforderliche Hardware: Commodore 64 oder Apple II (64 KByte) mit einem kompatiblen Drucker. Zwischen der ersten Vorführung auf der Winter-CES in Las Vegas und dem heiß ersehnten Eintreffen des Testmusters in der Redaktion vergingen einige Monate, doch das Warten hat sich gelohnt. Von einigen unwesentlichen Schönheitsfehlern abgesehen, ist der Newsroom ein fantastisches »Druck«-Programm, neben dem selbst der hochkarätige »Print Shop« etwas zurückfällt.
Unser Testmuster lief auf dem Apple II; die Commodore-Version soll völlig identisch sein und müßte sich bis zum frühen Herbst im Handel befinden. Die beiden Newsroom-Disketten werden in einer stabilen Plastikbox geliefert. Floppyknick und Datenmurks dank rauher Behandlung auf dem Postweg sind so ausgeschlossen. Solide wirkt auch das obligatorisch englische, gut 80 Seiten starke Handbuch, das sich sehr gut liest und auch Computer-Frischlinge mit seiner ausführlichen Dokumentation nicht im Stich läßt.
Das Hauptprogramm ist auf Floppy Nummer 1, der »Master Disk« untergebracht. Die zweite Diskette ist beidseitig mit »Clip Art« bespielt. Hinter diesem Begriff verbergen sich 600 erstklassige Grafiken zur Illustration der Zeitung. Von diesen flotten Bilderchen wird später noch die Rede sein. Nach dem Laden des Programms erscheint ein grafisch recht witziges Hauptmenü, von dem aus man alle Abteilungen der Zeitungswerkstatt aufrufen kann: Fotolabor (»Photo Lab«), Druckerei (»Press«), Nachrichten-Zentrale (»Wire Service«), Layout und der realitätsnah unaufgeräumte Schreibtisch des Chefredakteurs (»Copy Desk«). Dazu gesellt sich das »Banner-Studio, in dem der Kopf der Titelseite entworfen wird. Die Bedienerführung und Handhabung des gesamten Programms ist gut, obwohl es unverständlich ist, warum bei der Apple-Version nicht mit der Maus gearbeitet werden kann. Als Eingabemedien stehen Tastatur, Joystick und erfreulicherweise auch das Koala-Pad zur Verfügung. Das Programm bietet zwar keine Bediener-Schmankerl wie »Pull down-Menüs«, erleichtert das Arbeiten aber mit Bildsymbolen (»Icons«) und ist nach ein, zwei Stunden Eingewöhnungszeit nahezu blind zu bedienen. Das Handbuch muß dann kaum mehr als Hilfestellung dienen.
Bevor man sich auf das Zeitungsmachen stürzt, darf erst einmal eine Diskette formatiert werden. Alle Texte, Bilder etc., die man mit dem Newsroom fabriziert, müssen gleich gespeichert werden, sonst geht das Werk beim Sprung ins Hauptmenü auf ewige Zeiten verloren. Die Anleitung empfiehlt, für Bilder, Manuskripte und Layouts jeweils separate Datendisketten zu führen. Wir haben jedoch die Erfahrung gemacht, daß man bei dieser übertriebenen Ordnungsliebe vor lauter Diskettenwechseln an den Rand des Nervenzusammenbruchs kommt. Alternativer Tip: Jeweils für eine Zeitungs-Ausgabe eine Floppy führen, auf der dann alles gespeichert wird.
Der optische Aufmacher einer Zeitung ist das »Banner«, die Kopfzeile, auf der in großen Lettern der Name der Publikation prangt. Im entsprechenden Untermenü wird man beim Zusammenstellen des Banners mit einigen wichtigen Funktionen des Programms vertraut gemacht, wie zum Beispiel die Wahl der Schriftart. Für Großbuchstaben gibt es drei, für Typen in der kleineren Textgröße nur zwei Schriftarten. Man kann zwar mit diesem etwas kargen Angebot leben, aber etwas mehr Auswahl hätte sicher nicht geschadet. Auf dem Bildschirm sieht man eine leere Fläche, die mit der Kopfzeile gefüllt werden soll. Am linken Rand fällt ein Menü auf, dessen Punkte durch kleine Grafiken symbolisiert werden. Diese Art der Menüführung findet sich im ganzen Programm wieder. Um jetzt den Namen der Zeitung zu schreiben, wählt man einfach die Schriftart und positioniert den Cursor an der gewünschten Stelle auf dem Bildschirm. Der Titel kann nun über die Tastatur eingetippt werden.
Zur optischen Auflockerung kann man über ein Grafikunterprogramm frei Hand zeichnen, Kreise, Linien, und Rechtecke ziehen und das Ganze bei Nichtgefallen wieder ausradieren. Natürlich kann man von der »Clip Art«-Diskette auch fertige Bilder holen und einbauen. Durch die Kombination Grafikprogramm plus Clip Art kann man nicht nur beim Titel die schönsten Entwürfe machen; auch die einzelnen Zeitungsseiten werden so optisch aufgefrischt. Die 600 Clip-Art-Bilder können nach persönlichem Geschmack auch editiert und verändert werden. Eine sehr nützliche Hilfe ist bei solchen Arbeiten ein Zoom, mit dem ein Bildausschnitt vergrößert wird, wodurch man bequem und sehr genau pixelweise arbeiten kann. Eine Einrichtung, die die grafischen Fähigkeiten des Programms unterstützt und aufwertet.
Das Übernehmen der Clip Art-Bilder in Texte ist mit einem Umweg über das »Photo Lab« verbunden. Das gewünschte Bild wird zuerst geladen und muß dann »fotografiert« werden. Hierbei wird der Teil des Bilds festgelegt, der in die Zeitung kommen soll. Auch Veränderungen mit dem Grafikunterprogramm werden durch einen Schnappschuß festgehalten. Leider können die Grafiken nicht in der Größe verändert werden, doch die zahlreichen Motive versöhnen etwas: Vögel, Insekten, jede Menge Hunde und Katzen, Sportler, Arbeiter und sogar Dinosaurier und Werwölfe sind vertreten, um nur einige zu nennen. Das mehr oder weniger veränderte Clip-Art-Bild wird schließlich als Foto auf Diskette gespeichert.
Die Schreibarbeit und das Mischen von Text und Fotos werden am »Copy Desk« erledigt. Wie bei einer normalen Textverarbeitung wird das Manuskript einfach über die Tastatur eingetippt; auf deutsche Umlaute muß man leider auch bei diesem amerikanischen Programm verzichten. Tippfehler können allerdings leicht durch die DELETE-Taste korrigiert werden. Bestimmte Textstellen fährt man mit den Cursortasten oder Joystick an. Paßt ein Wort nicht mehr in eine Zeile, wird es automatisch in die nächste übernommen. Mehr Komfort gibt es nicht. Mit einer »richtigen« Textverarbeitung kann der Newsroom es nicht aufnehmen, doch die vorhandenen Funktionen reichen zum zügigen Tippen und Editieren völlig aus.
Will man ein vorher »geknipstes« Foto in den Taxt einbinden, lädt man es zunächst von der Datendiskette. Daraufhin erscheinen die Umrisse des Bildes auf der Seite, die man gerade bearbeitet. Das Foto kann nun in Ruhe positioniert und auf Tastendruck schließlich an der gewünschten Stelle fixiert werden. Und damit man auch immer schön auf Draht ist, können im »Wire Service« zwei Newsroom-Benutzer über Telefon und Akustikkoppler oder Modem Texte, Bilder und sogar ganze Seiten und Ausgaben austauschen, wobei es egal ist, ob zwei Apple oder zwei Commodore miteinander kommunizieren, oder ob es gemischt zugeht. Hauptsache, das Programm stimmt. %
Sind alle Manuskripte geschrieben und mit Bildern versehen, »betritt« man schließlich das Layout, in dem die einzelnen Seitenteile — je nachdem ob mit oder ohne Banner sind es sechs oder acht pro Druckseite — zusammengeklebt werden.
Bei jeder Zeitung, die man mit dem Newsroom macht, ist man an eine zweispaltige Aufteilung gebunden, die optisch sehr gut wirkt. Schließlich kommt der große Moment, in dem die Presse beziehungsweise der Drucker angeworfen wird. Das Drucker-Menü der Apple-Version ist oppulent und läßt Anpassungsschwierigkeiten erst gar nicht auf-kommen. Die Druckqualität, die wir mit einem Apple Imagewriter erzielten, ist von hervorragender Güte, die man sonst nur von Macintosh-Schriftstücken gewohnt ist. Bei Verwendung eines guten Druckers wird die Newsroom-Zeitung zur reinen Freude fürs Auge.
Das Programm ist eigentlich ein »Muß« für alle Schüler-, Studenten-und Vereinszeitungen; egal, ob man die gedruckten Seiten als Vorlage für den Offset-Druck verwendet oder einfach fotokopiert. Für Bilder-Nachschub ist übrigens gesorgt: Auf der CES in Chicago gab es bereits die ersten Clip Art-Ergänzungsdisketten zu sehen, die zahlreiche Zusatzgrafiken enthalten. Für den C 64 kostet der Newsroom zirka 169 Mark, die Apple II-Version ist 20 Mark teurer. Angesichts des sehr hohen Gebrauchwertes des Programms zwar kein billiger, aber sicher angemessener Preis. In der Redaktion avancierte der Newsroom schnell zum Software-Liebling. Um einen praxisgerechten Eindruck von den Fähigkeiten des Programms zu vermitteln, veröffentlichen wir auf Seite 119 unsere erste Druckseite »Made of Newsroom«. Alle 600 Clip Art-Bilder bringen wir auf diesen Seiten leider nicht unter, aber sie sind alle so gut, wie die Beispiele auf Seite 122.
Das originelle und gut zu bedienende Zeitungsprogramm wird vielleicht den einen oder anderen sogar zum Druckerkauf animieren. Mit Spitzensoftware wie zuletzt dem Print Shop und jetzt dem Newsroom macht sich so ein teures Stück wirklich bezahlt. Außerdem beweist das Newsroom-Programm, daß Heimcomputer zu mehr taugen, als nur zum Spielen. Nun denn, liebe Kollegen und solche, die es werden wollen: Ran an den Computer und Druck gemacht! (hl)
Der deutsche Importeur des Newsroom, Softline in Oberkirch, stiftet für unsere Leser drei Programme, wahlweise für Commodore 64 oder Apple II. Da der Newsroom vor allem für Schülerzeitungen ein ideales Werkzeug darstellt, vergeben wir die drei Programme als Preise im Rahmen eines Schul-Wettbewerbs.
Happy-Computer sucht nämlich die Schülerzeitung, die den originellsten, informativsten oder auch ausgefallensten Beitrag zum Thema Computer enthält, egal, ob es ein Artikel für den Informatik-Unterricht oder ein unterhaltender Beitrag über Heimcomputer ist. Die Redaktionen der drei Zeitungen mit den besten Beiträgen werden mit je einem Newsroom prämiert.
Jede Zeitung mit einem Computer-Beitrag, die uns bis zum 15. September 1985 erreicht, nimmt an dem Wettbewerb teil. Die Gewinner werden dann in Ausgabe 12/85 bekanntgegeben. Vergeßt bitte nicht anzugeben, für welchen Computertyp Ihr einen eventuellen Preis haben wollt. Der Rechtsweg ist wieder ausgeschlossen und Mitarbeiter des Verlages und deren Angehörige dürfen nicht teilnehmen.
Also, liebe Schülerzeitungsmacher, wer wagt gewinnt. Und alle Schüler werden gebeten, die Redakteure ihrer Schülerzeitung auf diesen Wettbewerb aufmerksam zu machen — schließlich liest (noch) nicht jeder Happy-Computer. (hl)