Grafik auf dem Tablett serviert

Computer-Bilder werden am leichtesten mit einem Grafiktablett gemalt. Den Künstler interessiert das Funktionsprinzip nicht, wohl aber den Techniker.

Die.zur Zeit angebotenen Grafiktabletts arbeiten nach drei verschiedenen Prinzipien. Je höher die Auflösung ist, desto aufwendiger - und damit auch teurer — muß die Schaltung sein. Da Peripheriegeräte für den privaten Gebrauch ein bestimmtes Preisniveau nicht übersteigen sollen, sind nur zwei der drei Funktionsweisen bei den Tafeln für Heimcomputer zu finden.

Grafiktabletts bieten eine absolute Positionierung. Absolute Positionierung heißt, daß der ausgewählte Punkt direkt bestimmt wird. Nur ein berührempfindlicher Bildschirm bietet noch diesen Komfort.

Beim Skatch Pad wird diese absolute Positionierung nur simuliert. Ein Schwenkarm wird über die Zeichenfläche bewegt und zwei Potentiometer fragen die derzeitige Stellung ab. Bewegt man den Arm, so verstellen sich die Potentiometer und es ändert sich der elektrische Widerstand. Mit zwei Werten — entsprechend den Koordinaten — wird der gesuchte Punkt bestimmt.

Die Widerstandswerte liegen nun aber in analoger Form vor. Mit Hilfe von etwas komplizierter Elektronik (einem Analog-Digital-Wandler) werden die Werte in Bits zerlegt und dem Computer übermittelt.

Das Koala Pad, die Atari-Maltafel und das neue Touch-Point arbeiten nach einem anderen Prinzip. Unter der Zeichenfläche, die auf einer Metallplatte oder -folie aufgebracht ist, liegt eine Matrix aus Drähten mit einem exakt definierten Widerstand pro Längeneinheit. Mit dem Druck auf die Zeichenfläche wird ein Kontakt zwischen Draht und Metallfläche geschaffen und der Strom kann von der Matrix auf die Fläche fließen. Da die anliegende Spannung und der Widerstand pro Längeneinheit bekannt sind, der Stromfluß aber gemessen werden kann, ist es ein leichtes, die Position des Stifts zu bestimmen. Nach dem Ohm’schen Gesetz (U = R x I) gilt für den Widerstand R = U/I. Mit dem Widerstand pro Längeneinheit (3) kann man dann die Koordinate x = R/3 = U/ (I x 3 ) bestimmen. Für die zweite Koordinate gilt die gleiche Formel.

Die wiederum analogen Werte werden von der Elektronik in die für Computer lesbaren digitalen Werte umgewandelt. Die Auflösung ist bei diesem Funktionsprinzip natürlich von dem exakt gleichbleibenden Widerstand der Drähte und deren sauberen Verlegung abhängig.

Das dritte Funktionsprinzip findet man nur bei teureren Geräten. Die Technik dieser Grafiktabletts erfordert einen komplizierteren Aufbau. Deshalb sind die Preise für solche Zeichentafeln bedeutend höher. Allerdings ist auch die Auflösung am exaktesten. Das Prinzip ähnelt dem obigen mit den Widerstandsdrähten. Statt der Drähte wird nun aber eine homogene Widerstandsfläche verwendet, so daß jedem Punkt auf der Tafel ein bestimmter Widerstandwert zugeordnet ist. Dieser Wert wird mit einem Stift abgefragt. Die Fläche besteht aus einem Siliziumoxid, das mit Grafitteüchen »verschmutzt« ist. Über die volle Länge der Tafel müssen die Feldlinien (sie charakterisieren das elektrische Feld auf der Tafel) exakt parallel zu den Seiten des Tabletts — und damit zu den Koordinatenachsen — laufen, damit jeder Punkt exakt bestimmt werden kann.

Da die beiden Felder sich gegenseitig beeinflussen, darf niemals Spannung gleichzeitig in x- und y-Richtung anliegen. Die Elektronik der Zeichentafel sorgt dafür, daß Spannung wechselseitig an die senkrechten und waagerechten Elektroden gelegt wird. Der Widerstandswert des einzelnen Punkts wird über den Zeichenstift abgefragt, der deshalb an der Stromversorgung angeschlossen sein muß.

Diese zuletzt beschriebene Bauart arbeitet am exaktesten, da die Koordinaten absolut genau bestimmt werden können. Ungenauig-keiten durch den Abstand zweier Drähte gibt es nicht, da bei einer homogenen Widerstandsfläche die elektrischen Feldlinien »unendlich« dicht nebeneinander liegen. Aber anderen elektromagnetischen Feldern gegenüber, die beispielsweise in jedem elektrischen Gerät zu finden sind, verhält sich solch ein Zeichtablett sehr störanfällig.

Allen Grafiktabletts gemeinsam ist mindestens ein Knopf, der dem Feuerknopf eines Joysticks entspricht. Mit diesem Knopf werden Menüpunkte ausgewählt, Eingaben bestätigt oder andere Anweisungen gegeben. Beim Koala Pad muß der Benutzer zur Menüwahl gleichzeitig mit dem Zeichenstift an dem unteren Rand der Tafel entlangfahren. Der Nachteil liegt auf der Hand. Zur Bedienung braucht man immer beide Hände.

Ein Grafiktablett allein nützt allerdings nicht viel, wenn man den Computer als »Staffelei« benutzen will. Das Bild muß auch dargestellt werden können. Dazu ist es notwendig, daß die Punkte auf dem Bildschirm einzeln angesprochen werden können. Eine sogenannte Bit-Map wird angelegt, in der das Bild Punkt für Punkt mit Farbinformation gespeichert wird.

Die Software, die für jedes Tablett für den bestimmten Computer mitgeliefert wird, muß die Cursorbewegungen auf der Tafel in Striche, Kreise und andere Figuren auf dem Bildschirm umsetzen. Gute Software bietet dabei sehr vielfältige Routinen: Spiegeln von Bildern, Kreise ziehen, Kopieren von Bildteilen, Ausmalen in verschiedenen Farben und so weiter.

Für »Computermaler« ist ein Grafiktablett sicher eine nützliche Anschaffung. Probleme entstehen eigentlich nur, wenn man seine Bilder zu Papier bringen will. Entweder man schafft sich einen teuren Farbdrucker an oder man fotografiert vom Bildschirm ab.

(Klaus Friese/hg)

Modell Super Sketch Pad Koala Pad Mal-Tafel Touch Paint
Lieferbar für Atari 600XL/ 800XL, Commodore 64 Apple II/e, Atari 600XL/800XL Atari 600XL/ 800XL Apple II/e, Commodore 64
Malfläche (zirka) 24 x 25 cm 20 x 16 cm 12 x 15 cm 23 x 17 cm
Preis (zirka) 300 Mark 300 Mark 200 Mark 150 Mark


Aus: Happy Computer 06 / 1985, Seite

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