»Progressor« nennt sich ein Generator, der Anwendungsprogramme konstruiert. Auch wer keine Programmiersprache beherrscht kann sich über eine Menüsteuerung Software nach Maß schneidern.
Programme, mit denen jedermann seine eigenen Spiele stricken kann, gibt es mittlerweile reichlich. Wesentlich magerer ist das Angebot bei Generatoren für »ernsthafte Programme«.
Der einzige uns bekannte Vertreter dieser Familie, der auch für Heimcomputer erhältlich ist, ist der »Progressor«. Dieser Programmgenerator wird auf Diskette für den Commodore 64 und die Apple II-Serie für 170 Mark angeboten.
Der Progressor ist ein voll menügesteuertes, deutschsprachiges Programm, das auf entsprechende Angaben hin ein Basic-Programm generiert.
Auf den ersten Blick sieht das reichlich paradiesisch aus, denn zweifelsohne kommt man günstiger weg, wenn man sich für 170 Mark den Progressor leistet und nicht für Briefmarkensammlung, Bundesliga-tabelle etc. diverse fertige Programme kauft.
Die Programme, die der Generator schließlich ausspuckt, sind in reinem Basic geschrieben. Man kann sie also listen, beliebig editieren, nach Lust und Laune umbauen und ihnen den letzten Schliff verpassen. Ein generiertes Programm gleicht allerdings einem Basic-Dschungel: Die Dokumentation mit REM-Zeilen ist dürftig, von Übersicht kann keine Rede sein. Das Editieren wird einem nicht gerade leicht gemacht.
Die generierten Basic-Programme kann man auch compilieren, um eine höhere Verarbeitungsgeschwindigkeit zu erreichen. Voraussetzung dazu ist allerdings ein Basic-Compiler, der so um die 150 bis 200 Mark kostet.
Eine wichtige Frage ist auch geklärt: Das Urheberrecht der Programme, die mit dem Progressor erzeugt werden, liegt beim jeweiligen Besitzer des Programm-Generators. Beim Kauf des Progressors erhalten Sie eine schriftliche Bescheinigung, daß alle Urheber-, Lizenz- und sonstigen Rechte der generierten Programme bei Ihnen liegen.
Die Progressor-Versionen für C 64 und Apple II sind seit kurzem in deutschen Versionen auf dem Markt, so daß man von einem schön verständlichen Menü begrüßt wird (Bild 1).
Auch die Dokumentation ist in deutsch. Sie ist anschaulich geschrieben und enthält viele Beispiele und Anregungen. So wird Schritt für Schritt erklärt, wie man eine Hypothekenberechnung oder ein Statistikprogramm mit dem Progressor realisiert.
Eine alte Programmierer-Weisheit gilt auch für den Programm-Generator: Bevor Sie ein Programm konstruieren, sollten Sie sich genau überlegen, was es können muß und wie es im einzelnen ablaufen soll. Fehler, die im Ablauf eines konstruierten Programms auftreten, sind immer auf logische Fehler bei der Eingabe zurückzuführen.
Beim ersten Arbeiten mit dem Progressor wählt man zunächst Punkt 6, um eine Diskette zu präparieren, auf der das generierte Programm dann abgelegt wird. Während der Programmerzeugung muß man öfters zwischen Progressor-und Zieldiskette wechseln. Wegen des langsamen 1541-Floppy-Laufwerks benötigen Benutzer der Commodore-Version reichlich Geduld. Das Flußdiagramm sagt, wo es lang geht. Nach der Wahl von »Erstellen eines Programmes (1)« landet man schließlich im »Flowchart«-Untermenü (Flußdiagramm), in dem die wesentlichen Schritte der Programmgenerierung vorgenommen werden. Die Flowchart ist der Ablaufplan Ihres gewünschten Programmes, den der Progressor in sinnvolle Basic-Zeilen umsetzt.
Bild 2 zeigt, welche Funktionen im Programmablauf angesprochen werden. Bei einigen Punkten wird in ein Untermenü verzweigt.
Trotz der durchgehenden Menüsteuerung ist der Progressor etwas gewöhnungsbedürftig. Beim »Beschnuppern« des Generators empfiehlt es sich, ein simples Programm aus der Anleitung Schritt für Schritt einzugeben. Durch praktische Erfahrungen wird man am schnellsten mit dem Progressor vertraut. Doch er hat auch seine Grenzen. So erlaubt er nur die Generierung einer bestimmten Sorte von Programmen. Seine Stärken liegen beim Arbeiten mit Dateien, Kalkulieren und dem Entwerfen von Bildschirmmasken. Eine vernünftige Textverarbeitung ließe sich beispielsweise nicht generieren, weil die dazu notwendigen Befehle nicht eingegeben werden können.
Wer überhaupt keine Programmier-Kenntnisse hat, wird sich einarbeiten müssen. Denn ohne Grundwissen über Dateien oder Sprungadressen wird man die menügesteuerten Fragen des Progressors nicht beantworten können.
Für etwas Fortgeschrittenere bietet der Progressor einiges an Komfort, da er zeitraubende Dinge wie das Anlegen einer Bildschirm-Maske flott erledigt.
Wer eine strikte Abneigung gegen das Erlernen einer Programmiersprache hat und Spezialitäten durch ein individuelles Programm erledigen will, findet im Progressor ein nützliches Werkzeug.
Ein Wunderding, das Programme jeglicher Art aus dem Speicher zaubert, ist er freilich nicht. Ob sich die 170 Mark Anschaffungskosten lohnen, hängt vor allem von ihren Programmwünschen in den oben genannten Kategorien ab. (hl)
Flowchart-Anlage des Programmes "Happy" - Zeile 1
Anzeigen (1)
Modifizieren (2)
Codieren (3)
Mische Flowchart (4)
Abbruch (5)
Tastatureingabe (6)
Anzeige der Daten (7)
Verzweigungen (8)
Berechnungen (9)
Sonder-Funktionen (10)
Lösche Daten (11)
Bild 2. Der Programmablauf wird im »Flowchart«-Untermenü festgelegt
Hauptmenü
Erstellen eines Programmes (1)
Modifizieren eines Programmes (2)
Modifizieren einer Datei (3)
Datei-Definition (4)
Auskunft (5)
Anlagen einer neuen Arbeitsdiskette (6)
Fortsetzen der Codierung (7)
Toolkit (8)
Tastatur-Datei anlegen/wiederholen (9)
Rückkehr ins System (10)
Gewünschte Eingabe...
Bild 1. Das Hauptmenü von »Progressor» erlaubt einfache Auswahl