Der derzeit billigste Akustikkoppler für den Commodore 64 mit FTZ-Zulassung verschreckt mit seiner kargen Eleganz eines Feldtelefons zu Unrecht, denn technisch überbietet er manchen teuren Koppler.
Seine Stärken sind auf den ersten Blick nicht ohne weiteres sichtbar. Im Gegenteil:.Mit dem provisorisch wirkenden Äußeren kann der Ascom-Koppler keinen Staat machen. Dafür sind seine technischen Daten bemerkenswert gut und für den privaten Gebrauch mehr als ausreichend.
Ungewohnt ist die Konstruktion zur Aufnahme des Telefonhörers: ein massiver Metallbügel mit zwei Schallwandlern, die jeden Hififreak stark an Sennheiser-Kopfhörer erinnern. Auf dem Bügel können diese Schallwandler um jeweils einige Zentimeter verschoben werden. Damit passen sie an alle gängigen Tele-fonhörer. Im Gegensatz zu üblichen Konstruktionen besitzt dieser Koppler keine Gummimanschetten für den Telefonhörer, sondern nur gepolsterte Wulste, wie die erwähnten Kopfhörer auch. Die damit erzielte akustische Abdichtung gegen Umweltgeräusche ist ausreichend.
Mit einem Klettband im Mittelteil des Metallbügels wird dieser am Telefonhörer fixiert. Nachteil: Der Metallbügel muß nach jeder Datenverbindung abgenommen werden, da sonst der Hörer nicht auf den Apparat aufgelegt werden kann.
Unpraktisch ist auch, daß der Koppler mit einem externen Netzteil versorgt werden muß, das zudem nicht mitgeliefert wird. Als Anschluß für 12 Volt Gleichspannung dient eine 3,5 mm Klinkenbuchse. Der Stromverbrauch ist sehr gering - zwischen 84 mA (Standby) und 93 mA (Datentransfer), so daß auch ein sehr schwaches Netzteil aus der Kruschkiste genügt. Außerdem wird an die Spannungskonstanz kein hoher Anspruch gestellt. Die Spannung wird ohnehin intern auf 12 und 5 Volt stabilisiert. Allerdings muß das Netzteil mindestens 12 Volt liefern (Maximum zirka 18 Volt).
Wer das zugehörige Kästchen aufschraubt und die Elektronik genauer betrachtet, wird übrigens mit Erstaunen feststellen, daß hier ein Konstrukteur endlich einmal in einem Anfall von »Verschwendungssucht« ein Bauteil eingeplant hat, das zwar für die Funktionsfähigkeit unnötig ist. aber viel Schaden durch Unachtsamkeit verhindern kann: eine Schutzdiode (Wert vielleicht 10 Pfennige). Schließt jemand ein Netzteil mit falscher Polung an, wird nur die Diode zerstört. Die restliche Elektronik nimmt jedoch keinen Schaden; die Diode ist leicht ersetzbar.
Der positive Eindruck, den die Elektronik macht, setzt sich fort: Die doppelseitig verdrahtete Platine besteht aus hochwertigem Epoxydharz, sauber verzinnt und gelötet. Die Bauteile sind von einwandfreier Qualität und ordentlich in Reih und Glied montiert. Lediglich einen Schwachpunkt konnten wir in dieser Hinsicht feststellen. Wieder einmal muß die Platine als Steckleiste herhalten.
Entsprechend gut funktioniert die quarzstabilisierte Modemschaltung. Als Trägerfrequenz konnten wir im Originale-Modus 1090 Hz messen; im Answermodus waren es 1750 Hz. Diese Frequenzen schwankten etwas.
Wichtiger als die Frequenzkonstanz der Träger sind allerdings die Filterwerte. Je breiter das Frequenzband ist, innerhalb dem der Koppler Töne als ein Zeichen interpretiert, desto anfälliger ist die Datenübertragung für Störungen durch Umweltgeräusche oder in der Fernsprechleitung. Hier glänzt der Ascom-Koppler durch steilflankige Filter und entsprechend schmale Filterbereiche. Im Answer-Modus maßen wir für Space-Signale einen Durchlaßbereich von 918 bis 1087 Hz (Normfrequenz: 980 Hz). Die höchste Empfindlichkeit lag dann auch bei exakt 980 Hz (bei 300 Baud). Im Originate-Modus stellten wir einen Durchlaßbereich zwischen 1594 bis 1767 Hz fest (Normfrequenz: 1650 Hz). Allerdings besteht im Originate-Modus eine unnötige Nebenempfindlichkeit zwischen 840 bis 979 Hz, welche die Störanfälligkeit leicht erhöht.
An die Lautstärke des Telefons werden nur geringe Anforderungen gestellt. Schon ein sehr leises Signal ist in der Lage, den Koppler anzusteuern. Damit dürfte jedes Telefon für eine Datenübertragung geeignet sein, auch bei schwachen Auslandsverbindungen.
Der Ascom-Koppler erlaubt sowohl den Originale- als auch den Answer-Modus, beides aber nur im Vollduplex-Betrieb. Der Trägerton läßt sich abschalten. Wichliger wäre allerdings eine Umschallmög-lichkeit zwischen Voll- und Halbduplex. (lg)
Die mitgelieferte Software konnten wir leider nicht mehr rechtzeitig testen. Wir werden das in der nächsten Ausgabe nachholen und über erste praktische Erfahrungen mit dem Akustikkoppler berichten.