Commodores jüngstes Kind, der zirka 1300 Mark teure »Plus/4«. ist nach längerer Anlaufzeit endlich in den Läden. Das neue »V 3.5«-Basic ist sehr komfortabel und weist eine Reihe von Grafik- und Sound- Befehlen auf. Durch Bankswitching verbleiben von den 64 KByte RAM satte 60 KByte zur Basic-Programmierung. Zum Vergleich Beim Commodore 64 bleiben von den 64 KByte nur 38 KByte übrig
Wie beim C 16 sind die Anschlüsse reichlich eigenwillig. Lediglich der serielle Anschluß für das 1541-Floppy-Laufwerk und die Fernseh- und Monitor-Buchsen wurden übernommen. Doch Joysticks, Datasette und Netzteil von C 64 und VC 20 passen nicht an den Plus/4. Genauso ärgerlich: Er ist mit keinem anderen Commodore-Modell softwarekompatibel. Lediglich Basic-Programme vom VC 20 und C 64, die keine PEEKs und POKEs enthalten, laufen auch auf dem Plus/4.
Als Trostpflaster hat der kompakte Computer vier Programme in sein ROM gepflanzt bekommen, die sogenannte »Built-in Software«.
Die Textverarbeitung schreibt nur 40 Zeichen pro Bildschirm-Zeile. Um 80 Zeichen zu erreichen. scrollt der Bildschirm horizontal. Textformatierungen sind nur bei der Druckerausgabe wirksam, was eine arge Schwäche dieses Programms ist. Es ist unmöglich, einen Text vernünftig auf dem Bildschirm zu editieren Im Vergleich zu professionellen Textverarbeitungen für den C 64 schneidet das Programm nicht sonderlich gut ab. es läßt sich aber mit ihm arbeiten.
Programm Nummer zwei ist eine Tabellenkalkulation. Hier kann es der Plus/4 mit anderen Kalkulationshilfen der Standard-Klasse aufnehmen.
Programm Nummer drei, eine Grafikhilfe, arbeitet mit der Plus/4-Tabellenkalkulation zusammen. Werte und Summen werden in Blockgrafik übersichtlich gezeigt.
Zu guter Letzt steht eine Datenverwaltung bereit, die man aber nur zusammen mit einer Diskettenstation nutzen kann. Bei der Definition der Datenfelder hat man erfreulicherweise freie Hand und ist nicht an feste Bildschirmmasken gebunden. Die Datenbank macht einen soliden Eindruck und bietet alle wichtigen Grundfunktionen.
Sensationelles bieten die vier Programme nicht, sie sind aber ohne Zweifel eine Bereicherung des Plus/4. wenn die Textverarbeitung auch reichlich kränkelt. Die Programme lassen sich allerdings miteinander kombinieren. Adressen aus der Datenbank kann man in die Textverarbeitung oder eine Balkengrafik in einen Brief einflicken. Man kann auch den Bildschirm in zwei Teile aufteilen und so zwei Programme gleichzeitig bearbeiten.
Bei den grafischen Fähigkeiten ist der Plus/4 dem Commodore 64 ebenbürtig. Die maximale Auflösung beträgt 320 x 200 Bildschirmpunkte. Sprites sind beim Plus/4 allerdings nicht vorgesehen. Dafür entpuppt sich der Computer als Farbwunder.
Mit Ausnahme von Schwarz läßt sich jede seiner 16 Grundfarben in acht Schattierungen auf den Monitor bringen. Der Plus/4 erzeugt so insgesamt 121 Farbtöne.
Der neue Commodore-Computer wendet sich mit seiner eingebauten Anwendungssoftware und der soliden Schreibmaschinentastatur. die bald auch mit deutschen Umlauten geliefert wird, an den »ernsthaften« Anwender. Sogar Kleinunternehmen und Selbständige dürften mit diesem Computer gut bedient sein, wenn er sich auch mit seiner guten Grafik und dem starken Basic bevorzugt für den Heimbereich empfiehlt.
Eine Überlegung sei nicht verschwiegen. Wer sich den preislich günstigeren C 64 leistet und dazu gezielt Software kauft, ist wahrscheinlich besser bedient als mit dem Plus/4 und seinen integrierten Programmen. (hl)