Layout ST - Platinenlayout

Mit "Layout ST" steht ein leistungsstarkes Programm mit kleinen Mängeln zur Verfügung.

Welche Anforderungen sollte man an ein brauchbares Programm zur Entwicklung von Platinen-Layouts stellen? Zunächst ist es wünschenswert, dass sich mit wenigen "Handgriffen" alle zur Herstellung eines Layouts erforderlichen grafischen Elemente wie Lötaugen und Leiterbahnen abrufen lassen. Anschließend müßte es auf einfache Weise möglich sein, das so entstandene Muster zu editieren und daraufhin mit hoher Pixeldichte maßstabgerecht auf einem Drucker auszugeben.

Diese Bedingungen werden von "Layout-ST" nicht nur erfüllt, sondern noch übertroffen. Dank des übersichtlich gestalteten Icon-Menüs, in dem alle Funktionen auf einen Blick sichtbar sind, wird ein Anleitungsbuch fast überflüssig. Verzweigungen in Untermenüs und die damit oft verbundene Frage des ratlosen Anwenders: "Wo bin ich jetzt eigentlich?" gehören bei diesem Programm der Vergangenheit an. Das häufig strapazierte, ST-typische Pull-down-Menü wird hier auf wohltuende Weise umgangen. Ein gravierender Nachteil dieser Art von Menü besteht ja darin, dass sich nicht alle Funktionen gleichzeitig betrachten lassen. (Mehr als ein Rolladen kann zur gleichen Zeit nicht aufgeklappt werden.) Das kostet Zeit, die sich einsparen läßt, wenn man dem Anwender ein Menü bietet, das alle Möglichkeiten des Programms sofort und nicht erst nach Anklicken einer Leiste offenbart. Da diese Methode der Selektion recht einfach zu programmieren ist und zusätzlich sehr viele Vorteile aufweist, bleibt es rätselhaft, warum nicht mehr Software-Anbieter zu dieser Möglichkeit greifen.

Der Ausdruck eines schnell erstellten Probe-Layouts erfolgte auf einem Star NL-10 ohne Probleme. Bestechend war die Präzision, mit der das Rastermaß von IC-Fassungen auf dem Papier abgebildet wurde. Ein DIL-Sockel aus der Bastelkiste paßte mit seinen Anschlüssen haargenau in die markierten Löcher. Schade ist nur, dass auch bei der besten der sieben Druckqualitäten immer noch keine völlig zusammenhängende schwarze Fläche sichtbar wurde. Die Lötaugen waren immer noch deutlich in einzelne Pixel unterteilt. Der Druckkopf bewegt sich zwar mehrmals über das Papier, eine Verschiebung zur Überlappung der Pixel erfolgt dabei jedoch nicht. Auf der fertigen Platine könnte dies zu Unterbrechungen führen.

Auch die beim Erstellen eines Layouts auftretenden Schönheitsfehler sollten für den Autor dieses Programms ein Anlaß sein, den Sourcecode noch einmal zu überarbeiten. Hier ließen sich sicher einige Verbesserungen erzielen, die zu einem professionelleren Erscheinungsbild beitragen würden. Im folgenden nun die zugegebenermaßen recht pingelige Mängelliste:

Zahlreiche Icons des Menüs liegen als Schalter vor (anklicken: Funktion aktiviert, nochmals anklicken: Funktion ausgeschaltet). Bei gedrückter Maustaste erfolgt nun ein sehr schneller und permanenter Umschaltvorgang. Hier wäre es erforderlich, dass man nach jedem Umschalten die Maustaste loslassen müßte, bevor durch erneuten Druck abermals umgeschaltet wird. Dies würde die Bedienung erheblich vereinfachen.

Die RUBBERBAND-Rechtecke zum Definieren eines zu löschenden oder zu übertragenden Bildausschnitts flimmern sehr stark. Beim Kopieren eines Blocks wird der verschiebbare Ausschnitt sogar extrem langsam auf- und abgebaut. Dies sollte bei kommerzieller Software nicht vorkommen. Die bekannten schnellen Basic-Versionen für den ST sind dem vorliegenden Programm in dieser Hinsicht überlegen.

Bestimmte Icon-Felder werden nach der Anwahl grafisch invertiert. Bei Rückkehr in den nicht invertierten Zustand wird die rechte Randbegrenzung zerstört. Ein Schönheitsfehler; zu seiner Behebung hätte man sich Zeit nehmen sollen.

Warum müssen die Funktionen KOPIEREN und LÖSCHEN nach einmaliger Ausführung stets neu angewählt werden? Dies ist sehr lästig, wenn man mehrere Bildausschnitte bearbeiten möchte.

Durch eine einfache Änderung des Programms ließe sich auch dieser Mißstand beheben.

Beim Kopieren eines Bildausschnitts erscheint die linke obere Ecke der beweglichen Kopie des gewählten Ausschnitts am rechten unteren Bildrand des definierten Rechtecks. Das kann nun dazu führen, dass sich die Kopie bei großen Ausschnitten außerhalb des Bildschirms befindet. Ob dies beim vorliegenden Programm zu Abstürzen führt, ist uns allerdings nicht bekannt. Um dieser Gefahr jedoch vorzubeugen, hätte man durch eine kleine Koordinatentransformation die zu verschiebende Kopie über dem Original entstehen lassen sollen. Eine Begrenzungsfunktion würde zudem dafür sorgen, dass sich die Kopie nicht über den Bildrand hinausschieben lässt.

Bei der Funktion LINIEN ZEICHNEN bleibt die ständig eingeblendete Koordinatenanzeige wirkungslos. Gerade hier wäre sie aber besonders wünschenswert.

Beim Freihandzeichnen mit der Maus bewirken schnelle Bewegungen, dass statt einer durchgezogenen eine gepunktete Linie entsteht. Durch einen einfachen Trick könnte auch diese Unzulänglichkeit behoben werden.

Bei der Erstellung eines Platinen-Layouts werden von freier Hand gezeichnete Strukturen fast überhaupt nicht benötigt. Stattdessen wäre eine Funktion zur Erzeugung von Rechtecken mit anschließender Musterfüllung sinnvoller gewesen.

Diese lange Mängelliste soll nun aber auf keinen Fall Unentschlossene vom Erwerb dieses Programms abschrecken. Es handelt sich, wie bereits erwähnt, um kleine Schönheitsfehler, die für das Resultat, also ein maßstabgerechtes, gestochen scharf gedrucktes Platinen-Layout, unerheblich sind. Dennoch könnte es nicht schaden, wenn Software-Anbieter im "nicht kompatiblen" Bereich in Zukunft ihren Programmen ein ebenso "makelloses" Gesicht verleihen würden, wie es in der MS-DOS-Welt schon lange selbstverständlich ist. Dies könnte nicht zuletzt auch dazu beitragen, die immer noch bestehenden Vorurteile gegen Atari-ST-Besitzer abzubauen.


Kurt Diedrich
Aus: Atari-Magazin 06 / 1989, Seite

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