Daily Mail - ST-Schreibhilfe ohne unnötigen Ballast

Das vorliegende Programm ist bei Application Systems neu erschienen. Dieses Unternehmen hat sich bislang durch leistungsfähige Software und pfiffige Werbung bei Atari-Usern einen Namen gemacht. Der Briefeditor "Daily Mail" ist für die Erledigung der täglichen Korrespondenz gedacht. Die Idee zu dieser neuartigen Software kam den Programmierern offenbar bei der täglichen Büroarbeit, denn die Umsetzung zeigt, daß "Daily Mail" für diesen Zweck maßgeschneidert ist.

Umfangreiche Textverarbeitungsprogramme sind für Anwender, die damit nur Briefe und Rundschreiben erstellen wollen, oft zu komplex und umfangreich. Deshalb wird gerade der kleine Briefverkehr in vielen Fällen noch mit der Schreibmaschine erledigt. Was also bisher fehlte, war ein Werkzeug zum schnellen und problemlosen Anfertigen von Einzelbriefen mit der Option auf Serienbriefe und Rundschreiben.

Genau diese Lücke schließt "Daily Mail". Diese Anwendung ist geradewegs zum Briefeschreiben konzipiert. In die Textverarbeitung sind unter anderem eine Adreßverwaltung mit Datenbankanschluß, eine Serienbriefoption und die Möglichkeit zur Speicherung oder Übernahme von Textbausteinen integriert. Hinzu kommen Leckerbissen wie die Möglichkeit zur telefonischen Textübermittlung, zur Benutzung eigener Schrift-Fonts für den Monitor oder die fast universelle Druckeranpassung.

"Daily Mail" läuft auf allen STs mit Monochrommonitor; die Ausgabe erfolgt über die parallele Schnittstelle an alle gängige Druckertypen. Eine Festplatt ist, wie fast immer, hilfreich, da Programm läuft jedoch auch hin reichend schnell von doppelseitig beschriebenen Disketten.

Doch nun zur Arbeit mit "Daily Mail". Während die Arbeitskopie erstellt wird, kann man gut die 60-Sekunden-Schnelleinführung durchlesen und anschließend das Programm starten, Nach Eingabe der eigenen Adresse und Erstellung eines Briefkopfes wird eine kleine Adressatendatei mit Suchbegriffen oder auch Kommentaren aufgebaut. Aus einer bereits vorhandenen Datenbank kann man passende Datensätze im ASCII-Format problemlos importieren und benutzen. Jede Adresse belegt 240 Byte, womit sich auch auf Diskette noch über respektable Adressenmengen verfügen läßt.

Während des Schreibens und Bearbeitens eines Briefes sind alle Befehle über die Funktionstasten und Pull-down-Menüs schnell und unkompliziert zu erreichen. Die vorhandenen Operationen genügen, um einen Brief zu schreiben und zu gestalten. Dank des reduzierten Befehlssatzes und des mausgesteuerten Desktops ist der Anwender schon nach recht kurzer Zeit mit "Daily Mail" vertraut. Das über 100 Seiten starke Handbuch mit Register ist sehr hilfreich und auch zum schnellen Nachschlagen geeignet.

Fertige Briefe können immerhin acht DIN-A4-Seiten umfassen. Die Umformatierung des gesamten Dokuments dauert bei diesem Umfang allerdings entsprechend lange, ist aber dank des automatischen Randausgleichs durch Wortzwischenräume und der automatischen absatzweisen Formatierung sicher nur sehr selten notwendig. Trennvorschräge macht das Programm dabei nicht, die Trennstriche am Zeilenende werden allerdings berücksichtigt. Die Überprüfung der Rechtschreibung bleibt dem Anwender überlassen.

Daß man an den Benutzer gedacht hat, zeigt die zeitweise anstatt des Maus-Cursors auftauchende Kaffeetasse. "Daily Mail" weist zudem in der Kommentarleiste am unteren Bildrand unmißverständlich auf notwendige Relaxationszeiten und Bildschirmarbeitspausen hin. Entfernt man sich vom Computer, läßt sich durch Drücken der UNDO-Taste neugierigen Zeitgenossen der Blick auf den Text durch ein nettes Bild versperren. Dieses kann man auch gegen ein selbstgemaltes "Doodle"-Bild austauschen. Erst nach Eingabe eines geheimnisvollen Codes erscheint der Text wieder auf dem Bildschirm. Zwischenzeitlich darf aber nicht auf die RESET-Taste gedrückt werden, sonst war die ganze Arbeit nutzlos.

Die Erstellung von Serienbriefen, das Einfügen von Textbausteinen oder den beliebten Formtexten sowie der Export von Texten zu "Signum!" oder ASCII funktionieren problemlos. Das Programm kennt aber leider nur sein eigenes Format, weshalb man lediglich die mit ihm selbst erzeugten Text- Files laden kann. Eine gescannte Unterschrift läßt sich in "Daily Mail" einbinden. Wer keinen Scanner besitzt, kann seine Signatur bei der Vertriebsfirma gegen eine geringe Gebühr digitalisieren lassen. Dem Anwender steht ferner der komplette IBM-Zeichensatz zur Verfügung. Die Ausgabe des zu druckenden Textes erfolgt über die parallele Schnittstelle; Briefe können in eine Warteschlange gestellt werden.

Die Auswahl der mitgelieferten Treiber ist zwar etwas mager ausgefallen, dafür ist die Anpassung eines anderen Printers aber schnell geschehen, wenn man über ein Druckerhandbuch oder zumindest die Steuersequenzen verfügt. Der Ausdruck ist korrekt und sauber, allerdings wünscht man sich noch eine Option, die einen 9-Nadel-Printer zu mehr als nur NLO befähigt. Als Alternative zum Ausdruck eines Briefes bietet sich die telefonische Datenübertragung. "Daily Mail" kann dazu über einen Akustikkoppler mit anderen STs kommunizieren. Daß das empfangende Programm auch "Daily Mail" heißen muß, schränkt die Anwendung dieser Option natürlich ziemlich ein.

Unterm Strich betrachtet, macht das Programm genau das, was es soll. Man kann mit ihm schnell und einfach die Korrespondenz auf dem Computer erledigen. Dieser Briefeditor ist gerade den Anwendern zu empfehlen, für die eine Textverarbeitung im bisher üblichen Sinne eine Nummer zu groß ist. In Arzt- oder Anwaltspraxen, selbständigen Gewerbebetrieben oder Schreibbüros größerer Unternehmen wird "Daily Mail" sicher gut ankommen. Es ist umfangreich ausgestattet und dennoch unkompliziert in der Bedienung. Darüber hinaus ist es auch Privatanwendern zu empfehlen, wenn beispielsweise für Bewerbungen viele Schreiben anstehen oder eine Textverarbeitung als zu umfangreich erscheint. Gemessen an der Leistungsfähigkeit des Programms ist der Preis von 179,- DM durchaus angemessen.


Peter Schmitz
Aus: Atari-Magazin 04 / 1989, Seite

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