"CAD project" erfüllt alle Erwartungen an ein CAD-Programm auf dem ST
Zum Test lag uns die Fassung 1.3 (Normalversion) vor. Diese Zahl deutet schon darauf hin, dass die Entwickler ihr Produkt pflegen und sich bemühen, Mängel der Vorversionen zu beseitigen. Dies könnte als Vorbild für andere Hersteller dienen.
"CAD-Projekt" wird in einem DIN-A5-Ringbuch auf zwei Disketten geliefert. Die erste, die Programmdiskette, ist nicht kopiergeschützt, wohl aber die zweite, die Key-Disk. Sie muss nach jedem Start kurz ins Laufwerk gelegt werden, um das Programm selbst zum Laufen zu bringen. Das Handbuch beschränkt sich auf die notwendigsten Informationen, ist aber gerade ausreichend. Nach dem Laden und Starten erscheint ein Bildschirm, der von fast 100 (!) kleinen Icons eingerahmt wird. Zunächst erscheint dies recht unübersichtlich. Jedoch gibt das Handbuch mittels einer schematischen Zeichnung einen guten Einblick. So wird der Bildschirm für den Benutzer rasch überschaubar.
Wie bei allen CAD-Programmen ist die Maus von erheblicher Wichtigkeit. Die linke Maustaste besitzt die von anderen Programmen her bekannten Funktionen, die jedoch hier noch erheblich erweitert wurden. Klickt man damit ein Projekt an, so wird es von einem Rahmen umgeben, der sich Sizebox nennt. Er bietet die Möglichkeit, mittels der Maus Klappungen oder Spiegelungen über die Achsen oder Verschiebungen des gesamten Objekts vorzunehmen. Werden beide Tasten gedrückt, so verschwinden die Icons, und ein Vollbild erscheint. Wenn man nur die rechte Taste betätigt, kann über die Tastatur die Eingabe von Parametern erfolgen.
Gut gelungen ist der Filemanager. Dieser erlaubt es, aus dem Programm heraus alle Arbeiten zu erledigen, die während dessen Benutzung anfallen können. Ohne das Programm zu verlassen, kann man Ordner anlegen, Dateien und Ordner löschen, kopieren und umbenennen sowie Disketten formatieren. Letzteres erscheint sehr wichtig, denn wohl jedem ist es schon einmal passiert, dass er mitten in der Arbeit eine Diskette formatieren musste, weil die Datendiskette keinen Platz mehr aufwies. Interessant ist auch die Möglichkeit beim Filemanager, ein Programm statt mit den üblichen acht Zeichen durch die Funktion REMARK mit 48 Zeichen zu erläutern.
Die Funktionstasten lassen sich einzeln mit Texten belegen. Ist eine Dialogbox geöffnet, so ist auch der gleichzeitige Zugriff auf das Desktop möglich. Die Funktion CALC stellt dem Benutzer eine Kalkulationshilfe zur Verfügung. Sie erlaubt Flächenberechnungen, Volumenberechnungen rotationssymmetrischer Körper sowie Massenbestimmung und Ermittlung des Massenträgheitsmomentes. Die Funktion FIND gestattet es, bei Zeichnungen leicht Punkte, Stütz-, End- und Schnittpunkte aufzufinden. Sie ist besonders bei sehr dichten Zeichnungen von Bedeutung.
Die Möglichkeiten der Textfunktionen lassen "CAD-Projekt" schon nahe an Grafikprogramme herankommen. So kann man die verschiedensten Schriftarten benutzen, wobei sich die Schrift noch drehen und vergrößern lässt. Selbstverständlich kann sie auch dem Stil nach in normal, fett, kursiv, outline, underline und Draft verändert werden.
Sehr gut gelöst ist die Darstellung des Fadenkreuz-Cursors. Im Schnittpunkt weist er einen Klarfleck auf. Mittels der TAB-Taste kann man noch Fluchtstrahlen dazuschalten, außerdem gleichzeitig den Abstand des Fadenkreuzes vom jeweiligen Nullpunkt. Die Ausgabe der Zeichnung auf einen Drucker oder Plotter ist durch viele Parameter gut einstellbar. Dabei ist ein Befehl von besonderem Interesse, nämlich MARKER. Mit ihm werden in einer Zeichnung bestimmte Punkte gesetzt, die lediglich als Stützpunkte für die Konstruktion dienen, aber keinesfalls im Ausdruck erscheinen. Hier liegt eine gut durchdachte Hilfsmöglichkeit vor.
In manchen CAD-Programmen ist die Freihandlinie gar nicht vorgesehen. Hier lässt sie sich dagegen auf zwei Arten verwenden. Einmal werden nur Stützpunkte gesetzt, die Linie erzeugt der Rechner selbsttätig. Die andere Möglichkeit ist die freihändige Erzeugung. Um aber auch hier gerade Linien produzieren zu können, ist eine Glättungsfunktion eingebaut.
Über die Maus lässt sich auch ein Kreis mit drei Punkten festlegen. Auch hier findet sich eine Besonderheit. Wird beim dritten Punkt die Maus noch festgehalten, so ist dieser nicht endgültig festgelegt, und der Kreis wandert bis zum Loslassen der Maustaste mit. Die Funktion N-ECK dient der Erzeugung regelmäßiger n-Ecke bis zu einer zweistelligen Zahl. Im Eingabefeld muss man die Anzahl der Ecken, das Zentrum und den Durchmesser des Hüllkreises bestimmen.
Mit LAST SCREEN lässt sich ein bestimmter Bildschirmausschnitt jederzeit erreichen. Wurde diese Funktion eröffnet, genügt das Anklicken von LAST SCREEN, und der ausgewählte Bildschirm erscheint. Mittels der Maus können ausgewählte Objekte oder Gruppen von Objekten jederzeit gelöscht werden. Für Unentschlossene ist die Funktion UNDELETE vorhanden. Mit einem Mausklick lassen sich Objekte in den Vorder- oder in den Hintergrund verschieben. Das Icon "Zeigefinger" dient dabei dem Auswählen der Objekte.
Oft ist es nötig, einen Teil einer Zeichnung besonders zu kennzeichnen oder hervorzuheben. Diese Funktion erfüllt der Befehl FILL AREA DEF. Die entsprechenden Flächen müssen nur durch das bekannte "Gummiband" markiert werden. Durch einfaches Anklicken von Pfeilen wird der Bildschirm verschoben. Die Scroll-Distanz lässt sich durch ein eigenes Parameterfeld eingeben. Das größte Zeichenblattformat ist DIN A0. Mittels eines Befehls können Strecken in gleiche Abschnitte untergliedert werden. Außerdem besteht die Möglichkeit, eine Strecke nach dem Goldenen Schnitt oder logarithmisch einzuteilen. Dabei wird nach dekadisch oder einfach logarithmisch unterschieden. Die Bemaßung ist in der abgespeckten Version leider nur halbautomatisch, aber dennoch komfortabel. Über die Funktionstasten lassen sich noch Zusatz-Strings an das jeweilige Maß anfügen.
"CAD-Projekt" in der Normalfassung erfüllt alle Erwartungen an ein CAD-Programm. Auch ist der Preis im Vergleich zur Leistung angemessen. Er beträgt 298.- DM. Die Vollversion kostet 798.-DM.
Hersteller: Schwarzstein-Software