Die größte Hürde beim Erlernen der Programmiersprache C ist, so sollte man meinen, die Sprache selbst. Gerüchte sprechen von einer nahezu exotischen und für Basic-Freaks schier unverständlichen Syntax, weisen aber andererseits auf die extrem hohe Ausführungsgeschwindigkeit eines kompilierten Programms hin. Letzteres trifft tatsächlich zu. Was die Syntax anbetrifft, zeigt ein Blick in diverse Lehrbücher, daß auch hier nur mit Wasser gekocht wird. Für einen halbwegs intelligenten Computerfan stellt sie wirklich kein unüberwindliches Hindernis dar.
Der "Haken" an der Sache scheint vielmehr in der Kunst zu liegen, einen entsprechenden' Compiler zu beherrschen. Im Gegensatz zum Schreiben einiger geschweifter Klammern, dem Wort main und einigen printf's erfordert die sachgerechte Bedienung des zugehörigen Übersetzungsprogramms geradezu ein Maximum an programmiertechnischem Fingerspitzengefühl, ganz gleich, aus welcher Software-Schmiede der Compiler stammt.
Mit der Herausgabe des "Mark Williams Compilers" will nun der Verlag Markt & Technik allen C-Programmierern das Leben ein wenig erleichtern. Das Software-Paket trägt die Bezeichnung 2.1 und stellt eine verbesserte Ausgabe der Version 1. 1 dar. Warum man das 620 Seiten starke Manual ausgerechnet in ein schwierig zu handhabendes Ringbuch gezwängt hat, bleibt rätselhaft. (Umblättern auf eigene Gefahr!) Wichtig ist, daß es sich beim größten Teil dieses Werkes um eine Art Lexikon handelt (S. 117 bis 620). Die eigentliche Bedienungsanleitung des Compilers beschränkt sich folglich auf knapp 116 Seiten - ein Pensum, das durchaus zu bewältigen ist.
Das Software-Paket umfaßt fünf Bausteine. Neben dem eigentlichen Compiler befinden sich auf den vier einseitigen 3,5"-Disketten noch ein Assembler, ein Linker, ein Präprozessor und eine Bibliothek mit den AES- und VDI-Funktionen sowie eine C-Standard- und Mathematik-Library. Abgerundet wird das Ganze durch ein sogenanntes Mikro-Shell-Programm zur Steuerung der genannten Komponenten.
Das bereits erwähnte Handbuch ist verständlich geschrieben und deutlich untergliedert. So dürfte es auch dem Anfänger nach gründlichem Studium nicht schwerfallen, ein C-Programm zu erstellen, zu kompilieren und auszufahren.
Wer als Newcomer jedoch glaubt, auf das Manual ganz verzichten zu können, wird schnell eines Besseren belehrt. Vor dem ersten Erfolgserlebnis sind Konzentration und Aufmerksamkeit gefordert. Die sollte man beim Studium der Teile 1 bis 5 schon mitbringen, wenn man die zahlreichen Teilprograrnme und Dateien der vier Disketten beherrschen möchte. Sie werden nämlich zuerst einmal in eine RAMDisk geladen. Wie man diese erstellt und an die individuelle Laufwerkkonfiguration seines Atari anpaßt, erfährt man im ersten Teil des Handbuchs.
Im Anschluß daran werden die Installation des Compilers, das Arbeiten mit der Mikro-Shell und der Umgang mit unterschiedlichen Dateien (Erstellen, Löschen, Kopieren, Umbenennen) erklärt. Etwas schwieriger als bei GFA-Basic ist das schon, aber schließlich wird man ja auch mit einem extrem schnellen, kompakten und nachträglich optimierten Code belohnt. Eine tabellengesteuerte Codeerzeugung sowie eine rekursive Programmanalyse machen es möglich.
Um Fehler und deren Behebung geht es unter anderem im zweiten Teil des Handbuchs. Der dritte beschreibt den MikroEmacs, einen interaktiven Bildschirmeditor, mit dem sich Programme wie mit einer Textverarbeitung schreiben lassen. Die Ergebnisse eines Editierbefehls werden direkt nach der Ausführung angezeigt. Im vierten Teil ist der Programmgenerator Make erläutert. Dabei handelt es sich um eine Hilfsroutine, welche die Erstellung komplexen C-Programme vereinfacht. In Teil 5 werden die zahlreichen Fehlermeldungen des Compilers erklärt.
Das bereits angesprochene Lexikon in Teil 6, dem größten des Buches, besteht aus mehreren hundert Abschnitten. Hier werden unterschiedliche Funktionen und Befehle beschrieben und Ausdrücke definiert.
Der "Mark Williams Compiler" läßt eigentlich keine Wünsche offen. Man möchte am liebsten gleich damit loslegen. Erwähnt sei noch, daß die Hilfskommentare auf den Disketten nicht übersetzt wurden. Dieser kleine Schönheitsfehler fällt allerdings nicht so sehr ins Gewicht, denn die meisten Computeranwender beherrschen zumindest die Grundlagen der englischen Sprache. Das Software-Paket kostet 349 DM.
Bezugsquelle:
Markt & Technik Verlag AG
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