Fischertechnik - High-Tech im Kinderzimmer

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Ein Interface und entsprechende Software erschließen neuerdings für die gebräuchlichsten Homecomputer und PCs die gesamte Palette der fischertechnik-Theorie und Praxis der modernen Industrie-Automation halten nun mit erstaunlicher Realitätstreue ihren Einzug ins Kinderzimmer.

Ganze Berufsbilder änderten sich deshalb sehr kurzfristig und setzten plötzlich völlig fremde und nie dagewesene Kenntnisse voraus. Hier waren selbst die meisten Ausbildungseinrichtungen überfordert. Der anhaltend rasante Fortschritt der neuen Techniken tat ein übriges. Die Computerlogik bestimmte plötzlich das Geschehen.

In dieser Notlage entsannen sich vor allem größere Unternehmen, die selbst entsprechende High-Tech-Komponenten produzierten oder betrieben, auf das Prinzip "Hilfe zur Selbsthilfe" und organisierten eigene Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen. Selbstverständlich entstanden dabei mit der Zeit auch eigene Lehr- und Ausbildungsmittel.

Aber auch solche Systeme waren gefragt, welche den noch unbedarften Entscheidungsträgern, die für innovative Veränderungen in den Unternehmen verantwortlich zeichneten, die Arbeitsweise und räumlichtechnische Anordnung neuer Produktionsanlagen plastisch vor Augen führen konnten. Entwicklungsingenieure, die moderne Produktionsanlagen konstruieren und zur Funktion bringen sollten, benötigten ein flexibles Baukastensystem, das die unproblematische Anfertigung realistischer Modelle mit beweglichen Teilen und gleichzeitiger technischer Funktion ermöglichte.

Nicht zuletzt sollte auch das Spiel, welches entscheidend zur persönlichen Entwicklung des Menschen beiträgt, von den neuen technischen Gegebenheiten nicht ausgenommen bleiben, zudem ja Technikbaukästen im Kinderzimmer bereits Tradition hatten. Nur waren diese (z. B. der gute alte Märklin- all dem nicht gewachsen, und auch die Steckbaustein-Systeme genügten längst nicht derartigen modernen Anforderungen.

Den ersten erfolgversprechenden Schritt in dieser Richtung tat Artur Fischer mit seinem fischertechnik-System. Einzelkomponenten waren vornehmlich steckbar, ersparten also viele Schrauben und Muttern, die zudem oft genau an jenen Stellen Platz beanspruchten, die für ein weiteres Teil benötigt wurden. Zudem waren Maßstab und Maßhaltigkeit der einzelnen Bauteile sehr genau. Eine Reihe von besonderen Konstruktionsmerkmalen an den raffiniert durchdachten Einzelteilen der fischer-Baukästen unterstützte außerdem die bislang nicht dagewesenen Anwendungsmöglichkeiten. Diese selbst von Ingenieuren zur Modellherstellung verwendeten Systeme wurden je nach aktuellem Bedarf und Erfindungsreichtum laufend durch weitere Teile ergänzt.

Mittlerweile existiert unter der Bezeichnung "fischertechnik" nicht nur eine große Anzahl von diversen Baukästen sowie Ergänzungs- und Zusatzmodulen. Es wurden unter dem Begriff "fischertechnik computing" auch der Computer und damit zusammenhängende Techniken mit Hilfe eines gleichnamigen Grundbaukastens in das wohl bisher einzigartige Modellsystern einbezogen. Was anfänglich einmal einem professionellen Roboter als Modellgrundlage diente, ist heute längst zum Baukasten geworden. Einzig und allein die Anpassung an die verschiedenen Home-PCs und PCs erwies sich bislang aufgrund der vielen Modelle als problematisch.

Als entscheidender Schritt in diese Richtung kann nun die Entwicklung der Interface-Serie für alle gängigen PC- und Homecomputertypen gelten. Die Interfaces werden an frei verwendbare Parallelschnittstellen (Userports) oder die Parallel-Druckerschnittstelle (Centronics-Norm) angeschlossen. So ist unter anderem ein Interface für die Atari-XL- und ST-Modelle verfügbar. Aber auch für IBM- und Kompatible steht ein entsprechendes Modell zur Auswahl.

Die technische Ausstattung des Interfaces bietet vier Ausgänge zum Anschluß von Motoren, Lampen oder Elektromagneten, wobei die Polarität der Ausgänge steuerbar ist. Sie können mit Werten bis zu 1 A Dauerstrom und 1,5 A Spitzenstrom belastet werden. Zudem sind acht Eingänge für digitale Signale vorhanden, die aufgrund interner Beschaltung sowohl den Anschluß elektromagnetischer Schaltartikel in positiver Logik als auch von TTL-Ausgängen zulassen. Außerdem finden sich zwei Eingänge für analoge Signale zum Anschluß von Gebern mit Werten zwischen 0 und 5 KOhm. Beim Ausbleiben von Datensignalen schaltet das Interface nach 0,5 Sekunden alle Ausgänge inaktiv, wobei seine Überwachungsschaltung auch auf Überlastung und Unterversorgung reagiert.

Die Handhabung ist nach Werksangaben relativ einfach. Für alle fischertechnik-Modelle werden zur Betriebs-Software, die aus fertigen Programmen besteht, Beispielprogramme geliefert. Auch ein Diagnoseprogramm zur Fehlerfindung ist vorhanden. Das eigentliche Treiberprogramm selbst erlaubt, als Basis fungierend, die Entwicklung eigener Programme, wobei natürlich eine generelle Anpassung von Software und Interface an alle fischertechnik-Modelle garantiert wird. Der Preis für das Interface beträgt 250,- DM.

fischerwerke
Artur Fischer GmbH & Co. KG
Weinhalde 14-18
7244 Tumlingen



Aus: Atari-Magazin 06 / 1987, Seite

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