MagiC 5.0

MagiC 5.0 - Wow, eine neue Atari-Version! Nachdem in der jüngsten Vergangenheit neue MagiC-Versionen für Macintosh und PC erschienen, mussten ATARlaner befürchten, dass die Weiterentwicklung deren Betriebssystems auf der Strecke bleiben würde, doch glücklicherweise wird auch weiterhin emsig an der Optimierung von MagiC für ATARI gearbeitet.

Drei Kritikpunkte gab es an MagiC 4.0, von denen zwei in der neuen MagiC 5.0 bereits behoben sind: MagiC 4.0 unterstützte zwar erweiterte Filesysteme, aber es waren - bisher zumindest - keine erweiterten Filesysteme verfügbar. Dieses Manko wurde mit dem neuen Windows 95-Filesystem in MagiC 5.0 behoben.

Der zweite Punkt ist: MagiC Desk & Ease unterstützten bisher nur Dateien im „8+3"-Format, dem gewohnten ATARI-TOS-Format für Dateinamen. Auch dies ist nun zum Glück anders: MagiC Desk 3.10 und Ease 5.0 können nun souverän mit langen Dateinamen umgehen.

Und drittens: das nur sehr kurzgefaßte Handbuch. Es umfaßt gerade einmal 47 Seiten und deckt damit die Atari, Mac- und Windows-Version ab. Nun, das Mini-Handbuch ist geblieben, leider. Viele neue Innovationen im neuen MagiC 5.0 kommen leider zu kurz. Von dem immer noch zu kurzen Handbuch einmal abgesehen, hat man sich aber bemüht, kräftig zuzulegen. Und die neue Version ist wirklich exzellent. Sie harmoniert ideal mit dem neuen NVDI 4.1, dem Standard-VDI auf dem Atari, an dem niemand ernsthaft vorbeikommt.

Es lohnt sich wieder, in Atari-Software zu investieren, denn man kann seine Software auf dem Atari, Windows-PC und insbesondere Power Mac weiter nutzen. Wie bereits erwähnt, unterstützt das neue Ease 5.0 und der MagiC Desk 3.10, die nun ausgeliefert werden, beide endlich lange Dateinamen.

Es steckt also viel Arbeit im neuen 5.0-Update von MagiC! Atari-Software mit optimaler Performance auf Apples Power Mac mit 166-200 MHz ab dem 4. Quartal, dem Zeitpunkt, da die neuen MAC-Rechner ausgeliefert werden.

Neue Features

MagiC 5.0 ist kein kosmetisches Update, sondern eine wirklich optimal weiterentwickelte neue Version. Wer bisher noch mit MiNT arbeiten musste, um lange Dateinamen zu unterstützen, kann jetzt aufatmen: Das neue Windows 95-Filesystem für MagiC 5.0 ist verfügbar. Es ist nicht kompatibel zu Minix XFS oder zum "ext2"-Filesystem von Linux, aber es ist Windows 95-kompatibel. Im Gegensatz zu Minix XFS 0.60 PL 11 ist das Windows 95-Filesystem von MagiC 5.0 mittels VFATCONF.PRG, also ganz elegant mittels eines intuitiven GEM-Programms, zu konfigurieren. Ein wirklich sehr nützliches Feature: Man kann endlich Windows 95-Disketten (mit langen Dateinamen) lesen und schreiben, ohne Zugriff auf einen "Windows 95"-Rechner haben zu müssen. Außerdem kann man Quelltexte aus der Unix-Welt mit langen Dateinamen (z. B. GNU C 2.7.2) endlich vernünftig entpacken, ohne dass diese verstümmelt werden oder unbedingt MiNT benutzen zu müssen. Threads, bis zu 126 Tasks und neue Shortcuts unter MagiC 5.0 Außerdem werden endlich Threads von MagiC 5.0 unterstützt, zumindest wenn man Programme verwendet, die dieses neue Feature unterstützen, wie z.B. MGCOPY.PRG & MGFORMAT.PRG. Auch die Zahl der maximal möglichen Tasks wurde von 20 auf 126 erhöht.

All dies sind offensichtlich die Vorteile, die die Portierung von MagiC auf die PC-Schiene mit sich bringen.
Schließlich gibt es zwei neue interessante Shortcuts:

CTRL-ALT-ESC und ALT-CapsLock. Mit CTRL-ALT-ESC gelangt man in die Taskliste. Dort kann man Tasks mittels der Taste F "einfrieren", mittels U wieder "auftauen" und mit <Delete> beenden. Anschließend kommt man mit einem Druck auf die <Space>-Taste wieder zurück. Ebenfalls neu ist der Shortcut: ALT-CapsLock. Hiermit kann man nun Sonderzeichen eingeben: also statt z. B. a,s,d,u,i,o,n,m erscheint nun: ä,ä,_,ü,i, ö,n, etc. Eine praktische Sache, wobei Eingaben mittels ALT + ASCII-Nummer natürlich weiterhin möglich sind.

MagiC 5.0 goes Windows 95

Nachdem Windows 3.11 und 95 eine Menge Anleihen beim Atari TOS und MacOS gemacht haben, beschreiten wir auf dem Atari jetzt den umgekehrten Weg: Threads wie in Windows NT, Ease 5.0 und MagiC Desk mit der Unterstützung des Windows 95-Dateisystems und schließlich noch ein optisches Features von Windows: Gruppen.

Lieferumfang und Installation

Zum Lieferumfang gehörten in diesem Fall zwei DD-Disketten mit MagiC 5.0 und eine EASE 5.0 Diskette. Zusätzlich gibt es noch jeweils ein normales, gut lesbares DIN A5Handbuch mit 46 seitigem Umfang. Ziemlich knapp wie ich finde, aber da könnte man ja noch ein paar Anleihen mehr bei Windows machen und das Handbuch umfangreicher gestalten.

Nun, Scherz beiseite, angesichts der Tatsache, dass hier drei Betriebssysteme abgehandelt werden, also Atari TOS, Mac OS und Windows 95/NT, ist dies alles ziemlich wenig. Auch nur für die Atari-Version ist es zu wenig. Viele Details müssen dabei zwangsläufig unter den Tisch fallen. Aber ein Trost: das Handbuch ist auch der einzige wirkliche Schwachpunkt an MagiC 5.0.

Positiv zu vermerken ist aber die MagiC - Hypertext - Dokumentation. Hier werden zumindest die Features der Versionen 2.0, 3.0 und 4.0. weitergehend erläutert. Die Erweiterungen in MagiC 5.0 sind aber, zumindest zum Auslieferungszeitpunkt, noch nicht implementiert gewesen.

Die Installation geht sehr elegant vonstatten, so man denn die korrekte Seriennummer eingibt. Es befinden sich nämlich, aus welchen Grund auch immer, zwei Seriennummern auf der Diskette; korrekt ist diejenige, die nicht (!) mit #24... beginnt, sondern die jeweils andere. Auf diesem Punkt weist das Handbuch aber ausdrücklich hin. Viele Entwickler haben bisher MagiC und MiNT/MultiTOS genutzt, weil bisher lediglich MiNT/MultiTOS die Möglichkeit langer Dateinamen mit Minix XFS 0.60 PL 11 bot. Problematisch ist aber, dass man quasi an MiNT/MultiTOS gefesselt war und somit der Zugriff auf Apple Mac und Windows-Rechner verwehrt war. Außerdem muss man spezielle Partitionen dafür abstellen, die ausschließlich mit MiNT & Minix XFS funktionieren. Permanet oder temporär einstellbares VFAT-Windows 95-Filesystem Unter MagiC 5.0 kann man lange Dateinamen endlich permanent (oder optional auch nur temporär) auf allen Laufwerken installieren (außer C:), ohne dass man die Partitionen neu formatieren müßte. Dies hat mich wirklich begeistert.

Das neue VFAT-Windows 95-Filesystem ist ganz einfach zu installieren.

Unter MiNT bzw. MultiTOS & Minix XFS musste man erst die zu installierenden Partitionen löschen und musste sich im Vorfeld über die zu einzustellenden Parameter im klaren sein, ehe man Ioslegen konnte. Dazu musste man sich erst die englische Original-Dokumentation durchlesen. Komplizierte Überlegungen dieser Art sind bei MagiC 5.0 überflüssig. Man muss lediglich wissen, wo man es installieren möchte und hat dann noch die Wahl zwischen einem temporären und permanenten VFAT-Win 95-Filesystem. Das war es auch schon.

Zur Konfiguration benötigt man lediglich VFATCONF.PRG, und diese sollte sich in "C:\GEMSYS\MAGIC\START" befinden. Man ruft es einmal auf und stellt die gewünschten Partitionen ein. Übrigens hat man außer EASE 5.0 und MagiC Desk 3.1 auch gleich die interne File-Selectbox mit der Fähigkeit ausgestattet, lange Dateinamen korrekt zu verarbeiten.

Sehr geschickt ist, dass sich das neue Filesystems ohne Datenverluste auch wieder aus- und einschalten lässt. Unter Minix XFS ist ein Ausschalten nicht vorgesehen.

Hilfreiche Umsteigertips

Von MiNT/MultiTOS & Minix XFS zu MagiC 5.0 & dem Win 95-Dateisystem. Ein paar Probleme gibt es trotzdem. Allen Umsteigern von MiNT/ MultiTOS & Minix XFS nach MagiC 5.0 und dem Windows 95-Filesystem bleibt aber noch etwas Arbeit zu erledigen. Die Minix Partitionen sind nur unter MiNT nutzbar, und MiNT und MagiC sind nicht gleichzeitig zu verwenden. Daher werden wohl viele bemüht sein, ihre unter MiNT/MultiTOS & Minix XFS vorhandenen Partitionen nach MagiC zu konvertieren. Nun, etwas komplizierter wird es schon, wenn man seine Minix XFS-Partitionen nach MagiC 5.0 konvertieren möchte, aber es ist durchaus möglich.

Sie besitzen z. B. ein GNU C 2.5.8, 2.6.3 oder 2.7.2 oder sonstige Unix-Quelltexte und wollen diese von MiNT/Minix XFS nach MagiC 5.0 & VFAT konvertieren. Eigentlich ginge dies nicht, weil Minix XFS nur mit MiNT aktiv ist und MiNT unter MagiC 5.0 nicht lauffähig ist.

Doch die Lösung ist ganz einfach: Angenommen, Sie besitzen den Ordner "gcc272" auf einer beliebigen Partition und wollen diese auf eine MagiC 5.0-VFAT-Partition konvertieren.

Dazu rufen Sie GNU Tar auf, z. B. mit m:\GTAR.TTP m:\gcc272.tar gcc272 Dazu wird GNU tar aufgerufen, also GTAR.TTP, unter einer Shell (z. B. der Mupfel) und erzeugt ein tar-File, in welches der Ordner gcc272 kopiert wird. Man kann dies auch allgemeiner formulieren:

GTAR.TTP <tar-File> <einzupackender Inhalt> Zu beachten ist, dass dazu "VFATCONF.PRG" im Ordner "C:\GEMSYS\MAGIC\START" liegen und außerdem korrekt konfiguriert sein sollte. Hierzu startet man einfach VFATCONF.PRG manuell und stellt die benötigten Laufwerke ein. Lange Dateinamen kann man auf allen installierten Laufwerken außer "C:" permanent (oder optional auch temporär, also bis zum nächsten Reset) einrichten, also: A:, B:, D:, E:\ ... etc. Optional lassen sich auch selektiv Laufwerke davon ausnehmen.

Prinzipiell bietet es sich an, alle vorhandenen Laufwerke mit Zugriff auf lange Dateinamen zu versehen, da durch MagiC 5.0 auf dem Atari und unter MagiC Mac und MagiC PC lange Dateinamen immer populärer werden. Besonders, seit die Installation so einfach wie unter MagiC ist. Sollte man noch alte Programme besitzen, die lange Namen nicht verarbeiten können, kann man unter dem neuen Filesystem bei Bedarf auch "8+3"-Dateinamen eingeben.

MultiTOS bringt ein schweres Problem mit sich: Es besteht aus MiNT und Multi-AES und steht unter dem Copyright von Atari, die im Computerbereich leider nicht mehr in der ursprünglichen Form tätig sind. Nötige Verbesserungen an MiNT & MultiAES wurden daher nie realisiert. Erst mit dem neuen N.AES (im Vertrieb von Overscan) ist es möglich, das AES endlich zu verbessern. Da Atari keinerlei Quelltexte von MultiAES zur Verfügung stellt, ohne hohe Lizenzgebühren zu verlangen, musste es vollständig neu geschrieben werden. Bei MagiC wurde das komplette Betriebsystem - inkl. AES, Schritt-für-Schritt weiterentwickelt, so dass es auf breiten Zuspruch traf. Da es das einzige Atari-Betriebssystem ist, welches kontinuierlich gewartet und weiterentwickelt wurde und auch heute noch wird, haben natürlich alle auf dem Atari-Sektor arbeitenden Firmen ihre Software an MagiC adaptiert. In Kombination mit NVDI 4.1 ist es somit der Standard.

MagiC 5.0, MAGXB032.PRG & MAGTOROM.PRG

MagiC 5.0 ist stabil, kompatibel und sehr schnell. Jedoch liegt der Programmcode des MultitaskingBetriebssystems MagiC 5.0 - im Gegensatz zu TOS - nicht im ROM, sondern im RAM des Atari und kann somit überschrieben werden. Daher können fehlerhafte Programme MagiC 5.0 modifizieren und die Stabilität des Systems gefährden, doch auf Atari-Computern ab 68030 ist eine PMMU implementiert, und diese lässt sich ganz elegant - z. B. mit MAGTOROM.PRG (von Uwe Seimet) - nutzen, um Schreibzugriffe auf den MagiC-Code abzuschirmen.
Dank MAGTOROM lösen Schreibzugriffe einen Busfehler analog zu einem normalen ROM-TOS aus. Wichtig ist lediglich, dass MAGTOROM direkt hinter dem MagiC-Booter im AUTO-Ordner plaziert wird.

So ist gewährleistet, dass der komplette Code von MagiC 5.0 - statt lediglich Teile davon - geschützt wird. Probleme mit MAGTOROMPRG ergeben sich nicht; es sei denn, ein anderes Programm benutzt bereits die PMMU. Normalerweise kommt dies aber fast nie vor, außer bei virtuellen Speicherverwaltungen wie z. B. VRAM & Outside. Outside besticht durch den Vorteil, dass es von sich aus MagiC 5.0 gegen Schreibzugriffe schützt, so dass das Programm MAGTOROM.PRG überflüssig ist. Dies ist insofern wichtig, als immer nur ein Programm die PMMU nutzen kann. Dank MAGTOROM.PRG ist MagiC 5.0 sehr schnell, effektiv und zusätzlich auch noch vor Zugriffen "amoklaufender" Programme geschützt.

Fazit

Die Verbesserungen in der neuen MagiC 5.0 sind sehr erfreulich und bedeuten eine grundlegende Aufwertung von MagiC z. B. durch das Win 95-Dateisystem, deutlich optimierte interne Cache-Routinen von MagiC 5.0, EASE 5.0 mit langen Dateinamen ... etc. Ganz wichtig ist, dass trotz des deutlich erweiterten Funktionsumfangs die Einrichtung und Nutzung von MagiC 5.0 immer noch ganz einfach und intuitiv ist. Man kann z. B. lange Dateinamen unkompliziert und ohne Dateiverluste bei Bedarf ein- und auch wieder abschalten. Eine aufwendige Installation wie unter Minix XFS unter MiNT/MultiTOS entfällt - zum Glück. So kommt wieder richtig Freude mit MagiC 5.0 und Atari-Software auf.


Filipe P. Martins
Aus: Atari Inside 05 / 1996, Seite 23

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