Cubase Audio für jedermann

Dank der wachsenden Beliebtheit des C-LAB Falcon MK-X ist unter unseren Lesern auch das Interesse an einem Cubase- Harddiskrecording-Kurs gewachsen. Ein Dreiteiler wird Sie in Zukunft über alle nennenswerten Features informieren.

Cubase Audio - High-End-Harddiskrecording auf dem Falcon! Es ist unbestritten, dass der Falcon030 im Audiobereich ein Rechner mit außergewöhnlichen Möglichkeiten zu einem günstigen Preis ist, der sich zudem durch eine zumeist problemlose Handhabung auszeichnet. Doch Hardware allein macht es da noch nicht. Wie überall ist die Software mindestens genauso wichtig, und speziell für Audioaufnahme und - Verarbeitung sind für diese Rechnerplattform einige professionelle Programme erhältlich (siehe Bericht über die TOS-Computing im letzten Heft). Eines der teuersten, aber auch umfangreichsten Programme ist Steinbergs CUBASE AUDIO 16.

In dieser kleinen Artikelreihe möchte ich zunächst einen Überblick über die Möglichkeiten und auch Einschränkungen (so es sie denn gibt) von CAF (Cubase Audio Falcon) geben. Die erhältliche Zusatzhardware wird erwähnt sowie Tips und Tricks verraten, die sich aus längerer Benutzung von Sequenzerprogrammen und speziell eben mit CAF als arbeitserleichternd herausgestellt haben. Der zweite Teil wird sich ausgiebig hiermit, also mit der Aufnahme und Bearbeitung von Audiofiles in CAF, auch unter Zuhilfenahme von Soundpools WAVEMASTER, beschäftigen. Vergleiche mit dem nicht mehr erhältlichen und in der Falconversionleider nicht ganz ausgereiften LOGIC AUDIO Falcon von Emagic werden ebenfalls angestellt.
Falls von Leserseite Fragen oder Probleme bzgl. CAF oder auch solche, die sich auf den reinen MIDI-Teil von Cubase beziehen, auftauchen, möchte ich diese in den dritten Teil integrieren. Fragen hierüber bitte direkt an den Falke-Verlag senden, bei Angabe einer E-Mail-Adresse sende ich auch vorab einen Lösungsvorschlag direkt an den Absender.

Was bietet CAF?

Bei CAF handelt es sich um ein Harddiskrecording-Programm, welches Audiodaten mit bis zu 16 unabhängigen Audiospuren auf Festplatte aufzeichnen kann (davon 2 gleichzeitig), in CD-Qualität allerdings hardwarebedingt "nur" mit 8 Spuren. Dafür stellt der DSP in diesem Modus verschiedene Effekte wie z. B. Hall, Chorus oder Equalizer zur Verfügung, aber nicht mehrere von diesen Effekten gleichzeitig, was jedoch nicht un- bedingt sofort als Nachteil zu werten ist.
Normalerweise betreibt man CAF also im 8-Spurmodus, will man diese Effekte nutzen und volle Frequenzbandbreite haben. Da CAF das Datenaufkommen bei 16 Spuren nur schafft, wenn die Daten komprimiert werden, was der DSP übernimmt, muss hier mit geringfügigen Klangverlusten gerechnet werden. CAF arbeitet nicht nach einem sog. Bandmaschinenprinzip, bei dem die Aufnahmen wie auf einem Tonband fest an die Zeitachse gebunden sind. Der AUDIOTRACKER von Soundpool funktioniert auf diese Weise.

Dieses Prinzip ist zwar leichter zu durchschauen und einfacher zu handhaben, unterscheidet sich die Benutzung doch kaum von der einer Mehrspurbandmaschine. Ist etwas zu hören, muss es auch zu diesem "Zeitpunkt" auf dem Datenträger sein, selbst wenn dies an mehreren Stellen das gleiche ist. Beim CAF dagegen werden virtuelle Kopien der Aufnahmen in das Song-Arrangement integriert, was natürlich beliebig oft geschehen kann, ohne dass wirklich mehr Speicher auf der Festplatte verbraucht wird. Warum z. B. den Backgroundchor zweimal aufnehmen, wenn er in beiden Songrefrains den gleichen Text singt? CAFspielt dieses "Audiofile" einfach an dieser Stelle im Arrangement ab und im nächsten Refrain wiederum. Diese Arbeitsweise hat den Vorteil, dass Veränderungen an diesen Kopien nicht destruktiv sein können (aber nicht müssen). Die Daten der eigentlichen Aufnahme werden nicht angetastet, und somit können Irrtümer leicht korrigiert werden, ohne dass eine nochmalige Audioaufnahme nötig wird.

Ein Nachteil von HD-Recording im Vergleich zu bandgestützten Systemen ist das immense Datenaufkommen, und so ist jede Festplatte irgendwann voll. Um wieder Platz für neue Aufnahmen zu bekommen, ist es nötig, wieder Platz zu schaffen, entweder durch eine neue Harddisk oder z. B. durch ein Backup auf einen Streamer, was auch billiger, aber mit einigem Zeitaufwand verbunden ist; vor allem, wenn man die Daten zur Weiterbenutzung wieder zurück auf die Festplatte restoren muss. Ein neues Band einzulegen, geht natürlich schneller. Positiv stehen dagegen die fast unbegrenzten Möglichkeiten der Klangmanipulation, die durch das Vorliegen der Audioereignisse in digitaler Form erst ermöglicht werden.

Und mit Cubase Audio Falcon hat man einen Großteil dieser Möglich,keiten zur Verfügung. Leider stellt hier die Hardware doch in manchen Fällen ein Hemmnis dar. Im CAF-PAket ist außer den Handbüchern, den Disketten und dem Kopierschutzdongel für den ROM-Port noch die C.A.C. (Cubase Audio Clock) enthalten. Diese wird (bei ausgeschaltetem Rechner) auf den DSP- Port des Falcons gesteckt. Der Falcon kann von sich aus die im Studio- und Consumeraudiobereich üblichen Taktfrequenzen von 44.1 und 48 kHz nicht selbst bereitstellen, dafür gibt es die C.A.C. Von BlowUp gibt es ein Pendant, die "JAM Sampleclock" (ca. DM 60.-), für Benutzer von anderer Audiosoftware, die diese Samplefrequenz brauchen und nicht gleich ein SPDIF-Digitalinterface (s.u.), das diese ebenfalls bereitstellt, anschaffen möchten.

Besitzer von C-LAB Falcons, die eine interne SCSI-Festplatte und CAF gleich mitgeliefert bekamen, brauchen nur den Dongle und die C.A.C. an den Rechner stecken und können sofort loslegen. Alle Atari Falcon030-User müssen sich erstmal mit der Anschaffung einer externen SCSI-Festplatte anfreunden, da CAF Audiodaten nur auf eben diese aufzeichnen kann.

Das Programm selbst kann sich auf einer ]DE-Platte befinden. Weitere Hardware ist nicht nötig, um CAF zu benutzen. Sogar mit nur 4 MB RAM- Speicher kann man CAF audiomäßig voll ausnutzen (den Score-Editor sollte man nicht zuladen, da dieser doch etwas mehr Speicher braucht).

Außer beim C-Lab Falcon MkX, bei dem die Audioein- und Ausgänge aus zwei 6,3 mm Klinkenbuchsenpaaren bestehen, haben alle anderen Falconmodelle an dieser Stelle Stereokleinklinkenbuchsen. Hierfür braucht man also die passenden Adapter. Im Anhang der CAF-Anleitung ist die Beschreibung einer Hardwaremodifikation enthalten, die die Empfindlichkeit des Audioeingangs senkt, die Bassanhebung im Audioausgang entfernt und dessen Pegel verringert.

Nun können z. B. CD-Player und Tapedecks ohne Aussteuerungsprobleme benutzt werden. Diese Modifikation ist allerdings nur im Löten geübten Bastlern mit dem passenden Werkzeug zu empfehlen. Am besten überläßt man diese Arbeit dem Fachmann. In den C-Lab Falcons ist diese Modifikation nicht mehr nötig. Alternativ kann man sich Adapter bauen, die das Problem der Pegelanpassung ausgleichen, aber die erwähnte Bassanhebung unbeeinflusst lassen. Die Bauweise dieser Adapter ist aus dem nebenstehenden Bild zu ersehen (welches ich aus der Screeneye- Bedienungsanleitung übernehmen durfte, danke an COMPO). Man braucht nur einige Widerstände in den Adapter löten.

In dieser Grundausstattung lassen sich schon hervorragende Aufnahmeergebnisse erzielen. Wer es noch etwas professioneller haben möchte und wessen Geldbeutel es zulässt, der kann noch einige Zusatzhardware anschaffen. Mit einem SPDIF-Digitalinterface (z. B. von Soundpool, das dem Steinberg FDI ist identisch) umgeht man die Audiosektion des Falcons und kann auf digitaler Basis ohne Klangverlust Aufnahmen z. B. von CDs machen. Eine Modifikation wie oben beschrieben entfällt dann natürlich.
Ist ein DAT-Recorder vorhanden, sollte man dessen hochwertige Wandler zum Aufnehmen und Mastern der CAF-Songs benutzen. Ist man glücklicher Besitzer eines Mischpultes und möchte die Audiospuren einzeln z. B. mit externen Effektgeräten oder Equalizern bearbeiten, benötigt man ein Interface mit Einzelausgängen. Von Soundpool (mal wieder :-) gibt es zwei Varianten, eine mit 4 und eine mit 8 als Cinchbuchsen ausgeführten Einzelausgängen. Zu deren Betrieb ist aber ein SPDIF-Interface nötig. Bei BlowUp ist das JAM8 im Angebot, welches mit symmetrischen Ausgängen (Stereoklinken 6,3 mm) bestückt ist. Diese Hardware funktioniert auch ohne SPDIF- Interface. Wer nur eine Stereosumme braucht, die aber besser klingen soll als die Falcon interne, nimmt das JAM2. Bei Soundpool ist noch ein Interface im Programm, welches für die Besitzer einer Alesis ADAT Digitalmehrspurbandmaschine, die im Studiobereich Weltstandard ist, interessant ist.
Mit dessen Hilfe (und der des ADAT) kann man 8 Spuren gleichzeitig (!) aufzeichnen oder auf ein ADAT-Band sichern, was die Backupzeit um einiges verkürzt. Diese Funktion wird zur Zeit vom Soundpool Audiotracker und in der jetzt erhältlichen Version 2.06 von CAF unterstützt. Im nächsten Teil dieser Reihe geht es dann wirklich ans "Eingemachte" (also keine Werbung ;-) mehr), dann steht das Arbeiten mit Cubase Audio Falcon im Vordergrund, u. a. Tips für das Erstellen gutklingender Aufnahmen und deren Nachbearbeitung.


Malte Krug
Aus: Atari Inside 05 / 1996, Seite 39

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