Panther: MWs neue Grafikkarten-Serie

Aus dem Hause MW-Electronic stammt ein neuer Grafikkarten-Adapter für alle ATARI-ST, der den Anschluss von ET-4000-Grafikkarten ermöglicht.

Mit dem "PANTHER" soll der Betrieb einer ET-4000/W32 oder Mach 64 Grafikkarte auch an Atari-Rechnern mit Beschleunigerboards problemlos möglich sein... sagt der Hersteller. Wir haben es ausprobiert.

Wer hat nicht schon davon gehört, oder das Desaster gar am eigenen Leib erfahren. Nachdem der gute alte ST durch entsprechenden finanziellen Einsatz und ein wenig Lötakrobatik mit einer zeitgemäßen Taktfrequenz aufwartet, steht die nächste Investition ins Haus: Eine Grafikkarte. Selbst auf dem mittlerweile etwas ausgedünnten Atari-Markt bleibt immer noch die Qual der Wahl. In diesem Fall wohl eher die Qual. Anfragen bei Händlern bezüglich der Lauffähigkeit der feilgebotenen Ware in modifizierten Ataris enden häufig mit erkenntnisreichen Antworten wie "müsste gehen", "weiß' nicht", "müssen Sie ausprobieren" oder "eventuell müssen Sie die Karte anpassen". Gerade die Anpassung einer Grafik- karte an das Timing des Rechners entartet unter Umständen zu einer Zerreißprobe für Nerven, Ehe und andere Beziehungen. Die Boards der Atari-Rechner unterscheiden sich im Originalzustand schon erheblich voneinander, nach dem Einbau von Beschleunigerkarten oder anderen Schmankerln trennt sich oft die Spreu vom Weizen. In dem einen Rechner geht es, im anderen nicht. Die PANTHER-Grafikkarten rüsten sich nun, den mit Porsche-Motoren ausgestatteten Atari-Käfern einen farbigen Anstrich zu verpassen.

Lieferumfang

1. Der PANTHER-Adapter Der PANTHER besteht im Wesentlichen aus zwei Teilen. Die Treiberplatine wird in den Sockel des 68000ers gesteckt und stellt damit die Schnittstelle zum Mainboard dar, die ISA-Siotkarte nimmt die Grafikkarte auf. Beide Komponenten werden durch zwei bis zu 60 (in Worten sechzig) cm lange 34polige Flachbandkabel miteinander verbunden. Vervollständigt wird die Lieferung durch eine Diskette mit einem Video Mode Generator (VMG) und vordefinierten Auflösungsdateien für gängige Monitore. Besitzer einer PAK mit Pufferplatine finden, ebenfalls auf dieser Diskette, einen Ordner mit den Jedec- Gleichungen für eventuell auszutauschende GALs. Eine Readme-Datei und eine Packungsbeilage informieren den Käufer über Risiken und Nebenwirkungen.

2. Die Grafikkarte
Wer sich nicht auf Experimente bezüglich geeigneter Grafikkarten einlassen will, bestellt am Besten gleich eine passende Karte mit. Brauchbar sind grundsätzlich ET 4000/W32 ISA-Karten. Der Arbeitsspeicher ist hier 1 MB groß, damit sind beispielsweise Auflösungen von 1024 x 768 in 256 Farben oder 640 x 480 in True Color möglich. Es wird keine Garantie für die Eignung aller erhältlichen Grafikkarten diese Typs übernommen, die mit dem PANTHER-Adapter gelieferten Karten sollten keine Probleme bereiten. Die Variante mit der ATI Mach 64 beherbergt 2MB Speicher und wird mit dem NOVA-VDI ausgeliefert.

3. Software und Treiber
Die mitgelieferte Software erschöpft sich in dem Video Mode Generator VMG- 4000 von Andreas Winter. Eine "panthereigene" Treibersoftware gehört nicht zum Lieferumfang. Um in den Genuss der Farbenpracht zu kommen, ist das NVDI ET 4000 der Behne & Behne GbR vonnöten, das uns in der Version 3.02 zur Verfügung gestellt wurde.

Installation

Ein erfreulicherweise recht kurzes Kapitel. Der Einbau der Hardware erschöpft sich im Einsetzen der Treiberplatine auf oder unter die CPU bzw. Beschleunigerkarte. Besitzer einer Pufferplatine für die PAK/3 müssen auf der PuPla unter Umständen noch ein Gal austauschen. Es werden zwar die Jedec- Dateien mitgeliefert, doch ohne Gal-Prommer steht man im Regen. Also im Bedarfsfall am Besten gleich das passende Gal mitbestellen. Die ISA-Slotkarte mit Grafikkarte kann durch die langen Flachbandleitungen relativ frei positioniert werden. Die Softwareinstallation geht flott von der Hand: Das NVDI- Installationsprogramm starten, die geforderten Eingaben tätigen und nach beendeter Installation die INF-Datei des verwendeten Farbmonitors in den AUTO-Ordner der Bootpartition kopieren. Das Umbenennen in NVDIVGA.INF nicht vergessen.

Betrieb

Als Plattformen für die PANTHER-Grafikkarte dienten uns ein 1040STF "ohne alles", ein 520ST mit einer PAK 68/3, 68020 Prozessor und 24MHz und ein Mega ST mit Pufferplatine, PAK 68/3, 68030 Prozessor, 48MHz und einem auf 10 MHz erhöhten Takt des Mainboards. Unseren 1040STF haben wir einfach mit einem Huckepacksockel auf dem Prozessor ausgestattet, um ihn für die Treiberplatine des PANTHER bewohnbar zu machen. Die anderen Rechner verfügten durch die Beschleunigerkarten über geeignete "Steckplätze". Durch die einfache Installation kamen wir sehr schnell in den Genuss der erhofften Farbenpracht. Bei keinem Rechner gab es Anlaufschwierigkeiten, lediglich auf dem 520er mit dem 68020 Prozessor waren Redraw-Fehler zu bemerken. Hierzu eine Anmerkung: Bei diesem Rechner handelt es sich um unser "Worst Case- Modell", ausgestattet mit 128 (!) langsamen RAMs (120ns), durch Demultiplexen der MAD 9 zu 4MB zusammengepfriemelt. Eine PAK/3 mit 24MHz, also asynchron laufend, verschärft die Problematik.

Vom laufenden Betrieb gibt es eigentlich nur Erfreuliches zu berichten. Selbst das Arbeiten auf dem unbeschleunigten 1040STF geht erstaunlich flüssig von der Hand. Natürlich zeigen Programme wie Calamus SL, Platon oder CAD/2 relativ schnell die Grenzen der Rechenleistung eines 68000ers mit 8MHz auf, aber für weniger rechenintensive Anwendungen ist auch im Farbbetrieb eine Beschleunigerkarte nicht zwingend erforderlich.

Im 520er mit 68020 verrichtet die PANTHER-Grafikkarte trotz Pixelfehlern treu und brav ihren Dienst. Damit ist sie die bisher erste Grafikkarte, die in diesem Rechner ohne Anpassungsarien läuft und damit trotz der Pixelfehler durchaus positiv zu bewerten.

Im hochgezüchteten Mega ST lief der PANTHER erwartungsgemäß ohne Probleme und mit einer beeindruckenden Geschwindigkeit. Die in diesen Rechner eingebaute Pufferplatine, ebenfalls von MW-electronic, sorgt für eine definierte Schnittstelle zum Mainboard und beugt damit einem "Durcheinander" auf dem Bus vor.

Die Geschwindigkeit des PANTHER mit ET 4000/W32 ist wesentlich von der Ausstattung des Basisrechners abhängig, so dass Ergebnisse von Benchtests einen falschen Eindruck vermitteln könnten. Sicher ist, dass diese Grafikkarte eine hohe Arbeitsgeschwindigkeit an den Tag legt, nicht zuletzt durch den Einsatz von NVDI ET 4000 als Treibersoftware.

Anmerkung

Für diesen Test wurde uns von MW electronic auch eine aufgepeppte Version der ET 4000/W32 Grafikkarte zur Verfügung gestellt. Hierbei wurde der Takt des ET 4000 von 14MHz auf 18MHz erhöht, was eine noch höhere Geschwindigkeit zur Folge hat. Diese Grafikkarte hat auf dem Versandwege leider dergestalt gelitten, dass wir von einem Einbau Abstand genommen haben. Besucher der Computing 96 in Hannover hatten am Stand von MW electronic Gelegenheit sich vor Ort von der Leistungsfähigkeit des PANTHER zu überzeugen.

Fazit

Die PANTHER-Grafikkarte hat bei uns einen ausgesprochen positiven Eindruck hinterlassen. Das fehlen eigener Grafikkartentreiber stellt unserer Meinung nach keine Einschränkung dar, da die Benutzung von NVDI als Treibersoftware einem "De FactoStandard" auf dem Atari entspricht. In der vorliegenden Version 3.02 des NVDI wird der Blitter des ET 4000/W32 noch nicht unterstützt, aber es ist zu erwarten, dass bei einem zukünftigen Update diese Möglichkeiten berücksichtigt werden. Dadurch wäre durch ein Softwareupdate nochmals eine Leistungssteigerung möglich. Die PANTHER Grafikkartenserie ist erhältlich bei:

MW electronic Heisterbachser Str. 96 53639 Königswinter


Ulrich Skulimma
Aus: Atari Inside 04 / 1996, Seite 12

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