The Story of ATARI (2)

Im zweiten Teil unserer ATARI-Biographie gehen wir auf die zweite Generation der ATARI-Computer ein. Das Hauptaugenmerk wird auf die Computer der XL-Serie und den dazugehörenden Peripheriegeräten gerichtet. Anfang der 80iger Jahre galten diese Computer als größte Konkurrenten des C64. wenngleich sie hierzulande keine ebenso große Popularität erreichen konnten.

Die Geräte der zweiten Generation präsentieren sich in einem eleganten, aber eigenwilligen Design. Die neue Serie erhielt den Zusatz "XL", was den exklusiven Charakter dieser Produktlinie wohl unterstreichen soll. Die drei verwendeten Farben sind Hellbeige, Braun (für Frontblenden und andere Verkleidungen) und Silber (für die Typenschilder). Ein auffälliges Merkmal sind die Kühlrippen, welche die Gehäuseoberseiten umrahmen. Ursprünglich sollten alle Geräte eine durchgehende silberne Typenleiste haben. Diese Linie wurde aber bei den "Nachzüglern" 600XL und 800XL durchbrochen.
Ein Designer wie Luigi Colani wäre vom eckigen Stil dieser Geräte sicher nicht so begeistert.

ATARI 600XL

Der kleine Bruder des 800XL gilt als Nachfolger des ATARI 400. Genau wie er besitzt er nur 16 KB freien Speicher, kann aber viel leichter erweitert werden. Bis auf die kleineren Abmessungen, das Fehlen eines Monitoranschlusses und den geringeren Speicherplatz entspricht er dem 800XL.

Höhe: 6,5cm
Breite: 38cm
Tiefe: 17cm

ATARI 800XL

Dieses Modell ist der erfolgreichste 8-Bit-Computer von ATARI. Er wurde aus dem 800er entwickelt, weist ihm gegenüber aber einige nicht unerhebliche Unterschiede auf: Der XL kann ganze 64 KB RAM adressieren; allerdings fielen dafür die letzten beiden Joystickports unter den Tisch. Verglichen mit anderen Computern und im Hinblick auf die verschwindend geringe Anzahl von Software-Titeln, die alle 4 Joystickports benutzen, bedeutet dies keinen allzu großen Verlust. Beim XL ist außerdem die HELP-Taste neu hinzugekommen. Das alles führte natürlich zu geringfügigen Änderungen im Betriebssystem.
Der XL ist mit einem Parallelport ausgestattet, der es erlaubt, Erweiterungen anzuschließen. Von den beiden Modulschächten des 800ers ist nur noch der linke übrig geblieben. Als Kaufanreiz für außeramerikanische Märkte entschloß man sich, einen internationalen Zeichensatz zu integrieren. Dieser spottet jedoch allen Standards und lässt leider das deutsche "ß" vermissen, obgleich der deutsche Markt für ATARI der wichtigste außerhalb der USA war und ist. Wenigstens wird die außergewöhnliche Anordnung der Sonderzeichen bei allen Peripheriegeräten eingehalten.

Höhe: 6,5cm
Breite: 38cm
Tiefe: 22cm

ATARI 1010

Alle, die ihn kennen, werden ihn verfluchen. Mit einer standardmäßigen Übertragungsrate von nur 600 bps wird das Arbeiten mit dem 1010 zur Qual. Gegenüber dem 410 wurde hier nur das Design verändert. Auch hier existieren zwei Varianten: Die von Sanyo gefertigten Geräte haben im Gegensatz zu den verbreiteteren Chelco-Rekordern die STOP- und PAUSE-Tasten vertauscht.

Höhe: 8cm
Breite: 19cm
Tiefe: 15cm

ATARI 1020

Eigentlich handelt es sich hierbei um ein Fremdgerät, das ATARI in ein eigenes Gehäuse gesteckt hat. Der mit 4 Farben zeichnende Plotter kann Grafiken von beeindruckender Präzision erstellen, auch wenn er nicht gerade ein Wunder an Schnelligkeit ist. Texte druckt er in vielen verschiedenen Modi, Größen und Farben auf Rollenpapier. Er bekommt dabei bis zu 80 Zeichen in eine Zeile. Die Mechanik ist zu großen Teilen aus Kunststoff gefertigt, was dazu führt, dass er alles andere als robust ist.

Höhe: 10,5cm
Breite: 19cm
Tiefe: 15cm

ATARI 1025

Dieser Drucker präsentiert sich als ein typisches ATARI-Peripheriegerät: Im Prinzip gute Hardware wird durch mangelhafte Firmware völlig degradiert. Was sonst könnte ATARI dazu bewogen haben, diesem verhältnismäßig guten 7-Nadeldrucker keine Grafikfähigkeit mit auf den Weg zu geben? Er druckt mit 5, 10 und sogar 16,5 Zeichen pro Zoll. Dabei kann man ihn kaum von einem 9-Nadler unterscheiden. Ein wesentlicher Vorteil dieses Druckers ist seine Wirtschaftlichkeit: Er kommt mit ganz normalen Schreibmaschinenbändern aus und kann Einzelblätter wie auch Endlospapier verarbeiten. Die von Oki hergestellte Mechanik ist äußerst robust und leise.

Höhe: 11cm
Breite: 33cm
Tiefe: 24,5cm

ATARI 1027

Der langsame und laute Typenwalzendrucker verblüfft durch seine erstaunlich einfache Konzeption. Diese bringt die Vorteile einer einfachen Wartung und eines geringen Preises. Der Nachteil ist die Unzuverlässigkeit des Druckers: Das Papier wird zuweilen schräg weitertransportiert, die Ausrichtung der Lettern ist oft ungleichmäßig. Der rotierende Druckkopf wird von einer mitlaufenden Farbrolle permanent befeuchtet. Soll die Walze ein Zeichen zu Papier bringen, so stoppt sie ihre Rotation kurzzeitig. Die Folge ist, dass eine Reihe gleichartiger Zeichen ( z.B. "") in Druckrichtung verblaßt, weil die Lettern, mit denen gedruckt wird, nicht wieder eingefärbt werden. Umlaute bildet der 1027 aus einem Vorrat von Akzenten und Punkten, die über und unter die Grundbuchstaben gedruckt werden. Um sein langsames Druckprinzip auszugleichen, druckt der 1027 bidirektional. Er verarbeitet nur manuell zugeführte Einzelblätter.

Höhe: 7,5cm
Breite: 40cm
Tiefe: 16cm

ATARI 1029

Der nur für den europäischen Markt vorgesehene 1029 ist ein erstaunliches Produkt. Er ist außergewöhnlich laut, da dort, wo man den Druckkopf vermutet, lediglich einen Hammer sitzt, der im richtigen Augenblick auf eine hinter dem Papier rotierende Stachelwalze schlägt. Als Folge dieses Konzeptes kann der 1029 kein festeres Papier bedrucken.
Der Drucker ist ebenso wie der 1025 und der 1027 in Technik und Befehlsvorrat spartanisch ausgestattet, beherrscht jedoch wie alle ATARI-Drucker ab 1983 die internationalen Zeichen der XL-Tastatur. Wegen der groben 7*5-Matrix musste auf einen "Compressed-Modus" verzichtet werden. Dafür druckt der 1029 jedoch auch Grafiken mittels eines eigenen speziellen Befehlscodes. Erwähnenswert ist weiterhin, dass dieser Drucker nur auf Endlospapier druckt, wel- ches zum Abriß immer wieder von Hand heraus- und anschließend wieder hineingedreht werden muss. Der ATARI 1029 ist Baugleich mit dem Commodore MPS 801.

Höhe: 11,5cm
Breite: 45cm
Tiefe: 23cm

ATARI 1030

Dieses 300 BPS langsame Modem war lediglich auf dem amerikanischen Markt erhältlich, da es nur im "Tone- Verfahren" wählen kann.

Höhe: 4cm
Breite: 16cm
Tiefe: 23cm

ATARI 1050

Das am meisten verbreitete Diskettenlaufwerk für ATARls 8-Biter hat sich mit seinen geringen Möglichkeiten trotzdem gegen die harte Konkurrenz der aufwendigeren (und teilweise preiswerteren) Modelle von amerikanischen Fremdanbietern durchgesetzt. Die hohe Fertigungsqualität dieses robusten Gerätes mag ihren Anteil daran haben. Vielleicht ist ihr schlechtes Betriebssystem der Grund dafür, dass sich die 1050 zahlreicher Aufrüstsätze von Fremdfirmen erfreuen kann. ATARI hat es mit der Markteinführung der 1050 geschafft, ein völlig inkompatibles, neues 5,25-Zoll-Diskettenformat einzufahren. Diese hochtrabend als "Dual-Density" eingeführte Schreibdichte hätte besser "Medium" oder "Enhanced Density" heißen sollen, bietet sie doch lediglich 130 KB Platz auf einer Diskettenseite. Im Vergleich zur einfachen Dichte, die das Laufwerk ebenfalls beherrscht, ist dies kein wesentlicher Gewinn.
Obgleich das Laufwerk technisch dazu in der Lage wäre, echte doppelte Dichte zu schreiben, wird es von seinem Controller dumm gehalten. Die erwähnten Aufrüstsätze (Happy, Speedy, Turbo) ändern in puncto Schreibdichte und Geschwindigkeit einiges. Transferraten von zirka 78.000 bps werden damit erreicht. Wie auch die 810 dreht die 1050 eine Diskette pro Minute 288mal um die eigene Achse.

Höhe: 8,5cm
Breite: 19cm
Tiefe: 30,5cm

ATARI 1055

Nie aus den Entwicklungslabors herausgekommen ist dieses 3,5-Zoll-Laufwerk für alle 8-Bit-ATARIs. Die Gründe hierfür scheinen wirtschaftlicher Natur zu sein, stand das Projekt doch kurz vor der Serienfertigung.

ATARI 1064

Mit Hilfe dieses Moduls, welches in den Parallelport des 600XL gesteckt wird, lässt sich der verfügbare Speicherplatz des Rechners unkompliziert auf 64 KB vergrößern. Der 600XL wird somit ein dem 800XL in (fast) allen Punkten ebenbürtiger Computer. Der Parallelport des 600XL wird auf der Rückseite des Moduls durchgeführt.

Höhe: 4cm
Breite: 18,5cm
Tiefe: 10,5cm

ATARI 1090

Das 1090XL Expansion System ist eine Steckkarten-Erweiterung für den Parallelport des 600XL oder 800XL. Man kann bis zu 5 Karten einstecken, die das Gerät mittels eines separaten Netzteils mit Strom versorgt. Dazu zählen laut Angaben ATARls neben ROM-Modulen auch Speichererweiterungen und Grafikkarten. Es wurden nur wenige Prototypen gefertigt. Das Betriebssystem der beiden XL-Computer unterstützt diese Erweiterung auch heute noch voll.

ATARI 1200XL

Dieser erste ATARI-Rechner mit 64 KB RAM ist der direkte Vorläufer des 600XL und 800XL. Der schon 1983 veröffentlichte Computer sollte das Grundgerät einer neuen Modellreihe werden, zu der auch der 1400XL und der 1450XLD zählen sollten. Der 600XL und der 800XL sind lediglich spätere Adaptionen des 1200XL, der sich in einigen Bereichen als nicht marktfähig erwies und deswegen nur in geringen Stückzahlen produziert wurde. Darauf weist zum Beispiel der Selbsttest in den Schwester-Computern hin, der ursprünglich für die Tastatur des 1200ers konzipiert worden ist. Bei ihm befinden sich die Tasten RESET, START, SELECT, OPTION, Fl, F2, F3, F4, HELP, Inverse Video und BREAK auf einer durchgehenden silbernen Leiste oberhalb der Tastatur. Das Betriebssystem im 600XL und 800XL fragt immer noch diese teilweise nicht mehr vorhandenen Tasten ab. Außerdem verfügt der 1200XL über zwei zusätzliche Status-LEDs, Ll und L2 genannt.

Die beiden Joystickports und der Modulschacht befinden sich auf der linken Gehäuseseite. Leider ist das BASIC beim 1200er noch nicht eingebaut, was ein ständiges Ein- und Ausstecken des entsprechenden Moduls zur Folge hat. Ebenso hatte der 1200XL noch keinen parallelen Port. Ein weiterer Grund dafür, dass der 1200XL sich nicht durchsetzen konnte, mag seine Größe sein. Bei Einschalten ohne Modul und angeschlossenem Laufwerk meldet sich der 1200XL mit einem wunderschönen ATARI-Einschaltbild.

Höhe: 7,5cm
Breite: 38cm
Tiefe: 32cm

ATARI 1400XL

Der 1400XL ist ein 1200er mit eingebautem Modem. Allerdings ist er nie ausgeliefert worden.

ATARI 1450XLD

Der 1450XLD war zunächst als Computer mit einem seitlich eingebauten doppelseitigen Laufwerk geplant, dessen Schreib- /Leseköpfe sich aus Gründen der Kompatibilität zu bestehenden Aufzeichnungsformaten getrennt als Dl: und D2: ansprechen lassen sollten. Außerdem sollte das Laufwerk sowohl das 90-KB- wie auch das 130-KB-Format beherrschen. Die endgültigen Testmuster sahen dann ganz anders aus: Das auffälligste am 1450XLD sind die beiden 5,25-Zoll-Laufwerke, die er huckepack auf seinem Rücken trägt. Die Disketten lassen sich nicht durch Drehen eines Knebels entnehmen, sondern durch Drücken einer Taste auf der linken Seite oberhalb des Diskettenschachtes.

Wie man hört, hat ATARI wieder einmal ein neues, doppelseitiges 360-KB-Diskettenformat ins Spiel gebracht. Es wurden auf verschiedenen Computer-Messen Testmuster gesichtet, die mit nur einem Laufwerk bestückt waren. Das leere Fach auf der linken Seite diente bei ihnen als Diskettenablage.
Das Modem des 1400XL fand ebenso seinen Platz im Rechner wie eine auf dem SC-01 Sprachchip basierende Voicebox, die das Betriebssystem als "V:-Handler" unterstützt und zur Ausgabe von Texten zur Verfügung steht. In einer Zeit, in der man Haushaltsroboter für die Zukunft der Homecomputer hielt und der Meinung war, Computer müssen alles können, war die Sprachfähigkeit eines Rechners ein wichtiges verkaufsförderndes Argument. Man denke hierbei nur an die Markteinführung des Commodore Amiga.

ATARI CX75

Der ATARI-Lichtgriffel wird zwar permanent vom Betriebssystem unterstützt, aber von den wenigsten Programmen genutzt. Um vernünftig mit dem Lichtgriffel arbeiten zu können, muss der Bildschirm prinzipbedingt so hell eingestellt sein, dass selbst schwarze Flächen noch Licht aussenden. Andernfalls kommt es zu Aussetzern, da der Rechner die Position des Lichtgriffels nicht mehr ermitteln kann. Dies erweist sich in der Praxis nicht als besonders augenschonend. Außerdem bereitet das nahe Arbeiten am Bildschirm mit ausgestreckter Hand große Mühe. Dies sind wahrscheinlich die Gründe für das Verschwinden des Lichtgriffels, obwohl das mitgelieferte Malprogramm einen ordentlichen Eindruck macht.

Länge: 14,5cm Durchmesser: 1,3cm

ATARI CX77

Die ATARI-Maltafel arbeitet nach dem Prinzip der Paddles: Unter der Zeichenfläche sind druckempfindliche Widerstände eingearbeitet, welche die Ermittlung des Zeichenpunktes an jeder beliebigen Stelle der Tafel erlauben.

Obwohl die mitgelieferte Software wahrhaft nichts Großartiges darstellt, bietet sich dem ComputerKünstler mit der Maltafel ein mächtiges Werkzeug. Vorlagen können unkompliziert abgezeichnet werden, indem sie unter sie Schutzfolie geschoben werden. Rundungen und geschwungene Linien sind wie auf dem Papier möglich.

Durch 2 verschieden belegte Druckknöpfe am Rand der Maltafel sowie einen zusätzlichen Button am Zeichenstift können verschiedene Aktionen ausgelöst werden. Ähnliche Konstruktionen gab es unter dem Namen "Digitalisier- Tablett" erst viel später wieder für teurere Computer!

Höhe: 3,4cm
Breite: 23,7cm
Tiefe: 19,5cm
Stiftlänge: 14,6cm
Durchmesser: l,lcm

ATARI CX80

Dieser Trackball ist vom Design her der XL-Serie angepaßt worden, hat aber ansonsten das gleiche Innenleben wie der CX22.

Höhe: 7cm
Breite: 24cm
Tiefe: 14cm

Track & Field Arcade Controller

Als ATARI Ausstatter der Olympischen Sommerspiele 1984 in Los Angeles wurde, musste auch ein passendes Computerspiel auf den Markt. Dieses wurde mit einem eigens dafür vorgesehenen Joypad ausgeliefert, welches das altbekannte "Joystick-Rühren" in eine angenehmere Knöpfchen-Drückerei verwandelte.

Höhe: 4,2cm
Breite: 17,6cm
Tiefe: 9,4cm

Voice Box

Ein wenig im Dunkel liegt die Herkunft dieser Hardware-Erweiterung, die an den seriellen Bus der 8-BitATARls gesteckt wird. Von einer gewissen "Alien Group" in New York City hergestellt, paßt sie so gar nicht in die übrige XL-Peripherie. Jedoch steuerte ATARI die Treibersoftware und die Bedienungsanleitung für den Sprachsynthesizer bei, der auch unter dem ATARI-Label vertrieben wurde. Die Qualität der erzeugten Sprache lässt sich mit "gut verständlich" beurteilen.

Höhe: 4,5cm
Breite: 10cm
Tiefe: 7cm



Aus: Atari Inside 03 / 1996, Seite 19

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