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Backgrounds, News und Infos zu MiNT Net, FreeMiNT, Magic Rel. 4.18, KGMD 1.0 und Calamus SL.

Atari Infos im WWW

Es weht ein frischer Wind in der Atari-Welt. Ausgelöst wurde dieser durch KGMD 1.0. Während im Mausnetzbrett: maus.sys.atari.talk sich kaum etwas tut (Sommerloch "), gibt es in: "maus.sys.atari.mint" rege Aktivitäten. Die meisten User haben Fragen & Tips zu KGMD (Knarf's German MiNT Distribution) 1.0, welches das neue FreeMiNT 1.12.4 nutzt. War das World Wide Web - kurz WWW - Atari-Usern bisher versperrt oder nur mit großen Mühen lediglich ein paar Freaks zugänglich, so ist das WWW nun auch auf dem Atari einfach zugänglich und in aller Munde.

Dieser Innovationsschub auf dem Atari hat drei Gründe

Die Verfügbarkeit von GNU C

Ohne GNU C hätte man die vielen Unix Derivate: Net BSD, Linux und X11 R5 on MiNT (Rel. 1.12.4) gar nicht portieren können. Auf dem Mac arbeiten die meisten Programmierer mit Symantec C++, welches GNU Sourcen nur mit aufwendigen Anpassungen nutzen könnte, so dass kaum jemand von GNU C Sourcen Gebrauch macht. Auf dem Atari hingegen ist z.B.: MiNT mit GNU C erstellt worden und MiNT im Hinblick auf BSD Unix hin konzipiert worden.

Das MiNT Kernel von Eric Smith

Das Mac-OS-Kernel ist eigenständig und wurde nicht wie MiNT (von Eric Smith vorsorglich) Unix-like konzipiert, so dass die Anpassung von Unixsourcen schwerer bis unmöglich ist. Unter Windows, Mac OS & Unix fesselt Netscape (ermöglicht den Zugriff auf das WWW) die Anwender gleichermaßen. Auf dem Atari gab es bisher keine Möglichkeit Netscape zu starten. Es sei denn man war in der Lage bestehende Softwarepakete mühsam aufeinander abzustimmen und fähig alles selbst zu installieren. Abhilfe schafft hier endlich die neue KGMD 1.0 Distribution.

KGMD Version 1.0

KGMD ist Knarf's German MiNT Distribution und wirklich edel gemacht. Es besteht aus diversen Modulen, die unabhängig voneinander installierbar sind. In der Minimalkonfiguration braucht man lediglich 2,5 MB freies RAM, möchte man eine Internetanbindung mittels ppp (SLIP wäre komplizierter zu installieren), so braucht man 4 MB RAM, für sinnvolles Arbeiten ist jedoch 8 MB zu empfehlen. Und in einer weiteren Ausbaustufe mit X11 sollten es 12 MB sein.

NetBSD, Atari Linux 68K, TAF MiNT & KGMD 1.0 mit X11 R5

Mangel an Unix-Derivaten gibt es nicht, obwohl man dies vielleicht vermuten könnte. Man hat die freie Wahl zwischen NetBSD, Atari Linux 68K, TAF MiNT Distribution und KGMD 1.0 mit X11 R5. Net BSD und Linux 68K haben jedoch den großen Nachteil, dass Atari-Software nicht nutzbar ist. Für 68000er Ataris empfiehlt sich die TAF Atari MiNT Distribution und für 68030 (oder höher) die KGMD. Somit ist TAF & KGMD 1.0 geradezu ideal. Die KGMD 1.0 ist sehr flexibel konfigurierbar. Das Basic Modul, also die Grundkonfiguration benötigt 11 MB auf der Festplatte. Für das Manual werden 6 MB, den GNUC 2.3.3 bzw. 2.5.8 werden 7 MB benötigt. Der GNU C Compiler ist für den Nuranwender verzichtbar, die Manuals sind jedoch - insbesondere für Neueinsteiger - sehr zu empfehlen. Somit benötigt eine Normalkonfiguration (Grundmodul, MiNTNet & Manuals) 4-8 MB RAM und 20 MB auf Festplatte und eine Vollinstallation inkl. GNU C 2.3.3 bzw. 2.5.8 & X11 R5 kommt auf 12 MB RAM und 41 MB. Wobei 10 MB für eigene Daten und temporäre Dateien, die von den meisten Unix-Programmen während des Betriebs erzeugt werden, erforderlich sind. Zum Betrieb von KGMD ist ein Minix Extended Filesystem (Release 0.60 PL 11) erforderlich, welches für KGMD in speziell angepaßter Version mitgeliefert wird. Dieses erlaubt Dateien bis zu einer Länge von 62 Zeichen und ist deutlich schneller als das recht betagte GEMDOS-Dateisystem, welches noch ziemlich an das MS-DOS-Dateisystem, angelehnt ist. Das Installationsprogramm ist auch für Normaluser verständlich und richtet - interaktiv (also im Dialog mit dem User) - einen Systemverwalter (root) und einen normalen User ein. Es empfiehlt sich im normalen Betrieb lediglich gewöhnliche Userrechte zu nutzen und nur (!) bei Arbeiten am System (z.B.: Aufruf des fsck, von minit, etc.) sich als Root einzuloggen. Somit kann das System unzulässige Zugriffe abfangen und versehentliche Fehler kompensieren, da man als normaler User in Systemordner keinen Zugriff hat. Näheres hierzu kann man ganz normaler Unix-Literatur entnehmen.

MiNT Net 0.70 PL 2 (von Kay Römer)

Außer der vorbildlichen Internetanbindung (auf MiNT Net von Kay Römer basierend) sind noch virtuelle Konsolen (von Jürgen Lock) automatisch implementiert. Unter einer Konsole versteht man die Einheit aus Bildschirm und Tastatur, die direkt an einen Host angeschlossen ist. Die anderen Terminals haben normalerweise über serielle Schnittstelle Zugriff zu diesem Rechner. Mittels der virtuellen Konsolen von Jürgen Lock kann man elegant bis zu, 9 Terminals simulieren zwischen denen man mit <ALT>+<F-Taste> umschalten kann. Mit <ALT>+<F10> kann man auf die Konsole schalten.

IP-Dienste unter ppp

Um Zugriff auf das Internet zu erhalten muss man das Net-Paket (Voraussetzung: zusätzlich zum Basic-Paket 3 MB auf Harddisk, 4-8 MB RAM) installieren. Aufgrund des exzellenten Installationsprogramms müssen lediglich zwei Dateien angepaßt werden, um IP-Dienste mittels ppp zu nutzen. In der kommentierten Datei: /etc/resolv.conf muss die eigene Domain und die Adresse des Domainservers notiert werden. Diese Informationen erhält man von seinem Provider. An Universitäten sollte man sich im Rechenzentrum erkundigen und sonst die Firma - also den sog. Provider - fragen, die den Internetzugang bereitgestellt hat. Die Datei: /etc/ppp/samples/home-dot-ppprc wird nach ~/.ppprc und die Datei: /etc/ppp/samples/chatscript nach ~/.chatscript kopiert. In ~/.ppprc steht die ausgewählte -Schnittstelle und die benutzte Geschwindigkeit, in ~/.chatscript die Telefonnummer des Providers, der Login-Name und das Paßwort (!). Also sehr sensible Daten. Ein unbefugter Zugriff darauf sollte sinnvollerweise unterbunden werden.

Zugriffsrechte unter Unix

Daher nun ein kurzer "Ausflug" zu den Unix-Zugriffsrechte.

Beispiele:
.ppprc rw- - - (also 600)
Hinweis.txt rwx r- - (also 740)
Netscape rwx r-x r-x (also 755)

Die ersten drei Buchstaben stehen für den root, also den Systemverwalter, dann folgt eine Gruppe und schließlich everybody (also jeder User). Wobei "r" für Read-Zugriffe (also lesen), "w" für Write und "x" für execute (also starten von Programmen) steht.

Zu beachten ist, dass Dateien mit ls unsichtbar sind, da es Systemdateien sind. Um auch diese "."-Dateien zu sehen kann man z.B.: 11 (Alias für ls -1) eintippen. Das "-" bedeutet das eigene Homeverzeichnis und wird von der Shell entsprechend interpretiert.

Nachdem wir jetzt etwas mit den Unix-Zugriffsrechten anfangen können und alle nötigen Schritte bereits getan sind, muss nun lediglich mit /usr/etc/pppd eine Verbindung zum Provider aufgebaut werden, um die IP-Dienste zu konfigurieren.

MultiTOS & Virtuelle Konsolen im parallelen Betrieb

Besonders gelungen ist die Tatsache, dass man mit MultiTOS und den virtuellen Konsolen gleichzeitig arbeiten kann. Dazu ist es lediglich nötig GEM.SYS im MULTITOS-Ordner zu haben und das Kommando /usr/etc/execmtos auszufahren. Leider ist bisher immer noch kein MultiTOS-Update - interessant wäre das MultiAES 4.1 - verfügbar. Obwohl dazu im original MultiTOS-Handbuch steht: S.27, Kap. 10:

"In Zukunft werden verbesserte MultiTOS-Versionen verfügbar sein. Da der Großteil von MultiTOS von einem Laufwerk nachgeladen wird, werden Sie in der Lage sein, neue Versionen wie zu Anfang das Original, zu installieren, ohne dass Sie ihren Computer öffnen müssen."
Nun, existent ist das neue MultiAES 4.1 ja, es muss jetzt lediglich als MultiTOS Update von COMPO angeboten werden. Aber jetzt seit C-Lab plant - wahrscheinlich TOS 4.92 anzubieten und es vielleicht sogar weiterzuentwickeln - könnte diese Dynamik auch COMPO anstecken und endlich das MultiTOS Update mit FreeMiNT 1.12.4 & MultiAES 4.1 ausgeliefert werden. Für ein MultiTOS-Update von COMPO spricht das Update von Speedo GDOS 4.2 auf 5.0. Hier hat COMPO mit viel eigenem Aufwand und Engagement ein exzellentes Speedo 5.0 Update erstellt. Insofern wäre es lediglich ein kleiner Schritt das bereits verfügbare MultiAES 4.1 inkl. Free MiNT 1.12.4 auszuliefern.
Dank KGMD 1.0, welches elegant Zugriff auf X Window erlaubt und somit auch Zugriff auf Netscape bietet, ist ein MultiTOS-Update besonders sinnvoll. Zwar ist die Geschwindigkeit beim Zugriff auf X Window Anwendungen noch nicht ideal, manchmal treten Wartezeiten auf, aber in einer der nächsten Versionen ist eine Reduzierung des Protokolloverhead vorgesehen, so dass zügig unter X gearbeitet werden kann.

STonX-Atari ST Emulator für Unix

Im WWW hat man auf STonX Zugriff über: http://stonx.sourceforge.net/

CAB: Endlich ein HTML-Browser für Atari-Computer!

Alexander Clauss hat einen HTML Browser programmiert. Es liegt zur Zeit in der Version: 0.93 vor und ist Shareware, lauffähig auf Atari ST, STe, Falcon, TT, Medusa & Eagle. Die neueste Version ist vom 15.5.1995 und erlaubt HTML Dokumente auf Diskette, Festplatte und CD anzuschauen. Folgende Features wurden eingebaut:

MAGIC Lib Release 4.18

Die Shared Library von Peter Hellinger, Thomas Künneth und Dirk Stadler liegt nun in der aktualisierten Version 4.18 vor. Außer diversen internen Detailverbesserungen fällt am meisten der neue Ressource Previewer für Magic auf. Damit kann man nun Ressourcen einfach austesten. Besonders gelungen ist, dass man Dialoge wahlweise in normalen Dialogen, in Flydials und in modalen und nichtmodalen Dialogen testen kann. Für Programmierer ist außer diversen Demos inkl. Quelltext eine ausführliche ST Guide Hypertextanleitung vorhanden, die sehr ausführlich ist.

Stella 2.0c (2.Juli 1995)

Stella liegt nun in der 2.-0c Version vor. Der Sprung von den 1.x Versionen zu den 2.x ist insofern gerechtfertigt, da außer diversen Detailverbesserungen eine umfangreiche Datenbankfunktion (inkl. automatischer Datenreorganisation) implementiert wurde, die wirklich gut ist. Es bietet sich somit ideal zur Verwaltung von Bildern an.

Calamus SL Update vom 10.07.95

Nun, revolutionär ist es nicht, zugegeben. Aber es ist das Geld durchaus wert, zumindest wenn man professionell mit Calamus arbeitet. Farbig einstellbare Hilfslinien, die Option "schwarz überdrucken" sowie einen Photoshop- & Mac Importfilter (PICT) vom 28.06.95 sind sehr nützlich, da die Systemgrenzen fließend geworden sind (Magic Mac) und man ja auch als DTP-Fachmann Daten von Macintosh Kunden übernehmen können sollte.

Lange Dateinamen in SL

Die langen Dateinamen funktionieren noch nicht so stabil, zwar werden längere Namen akzeptiert, aber dies scheint erst provisorisch implementiert zu sein. Alles was länger als 15 Zeichen ist, wird mit "Datei nicht gefunden" abgelehnt. Der Mac erlaubt ca. 30 Zeichen pro Dateiname, aber so etwas verkraftet dieses SL Update nicht. Außerdem werden Leerzeichen prinzipiell abgelehnt. Ein passender Fileselector wie Freedom sollte konsequenterweise mitgeliefert werden, damit jeder die langen Dateinamen nutzen kann.

Das Pagetool-Modul (von JØrgen Rasmussen)

Es ist ursprünglich auf Calamus NT entstanden und wurde nun wieder zurück auf die Atari SL-Plattform rückportiert. Pagetool ist ein wirklich nützliches und sehr praktisches Modul. Man kann damit ganz komfortabel Seiten verschieben, löschen oder einzufügen. Wenn man dieses Modul startet bekommt man alle Seiten verkleinert im Überblick und kann mit der Maus ganz normal arbeiten. Das heißt, man kann eine komplette Seite mit der Maus verschieben oder z.B.: mit Doppelklick eine Seite anwählen.

Das Bildkompressionsmodul

Das Bildkompressionsmodul ist eigentlich sehr einfach. Man kann damit Bilder in SL Dokumenten komprimieren oder auch wieder dekomprimieren. Bei einem Test war es z.B. Möglich, eine 2 MB große Datei auf unter 800 KB zu schrumpfen.

Noch kein Bridge-Modul?

Ein Bridge-Modul mit überarbeiteter Postscript-Ausgabe war leider nicht dabei. Leider gibt es nun im Lieferumfang und Preis auch Unterschiede zwischen der MagiCMac und der ST-Version, eine Gemeinheit den SL-Usern der Ersten Stunde gegenüber. MagiC Mac User bekommen es für 120 DMAufpreis - Atari-User zahlen mehrere Hundert DM. Was dies soll ist nicht klar, aber vielleicht ändert DMC dies noch.

Fazit zum SL-Update

Allzuviel Begeisterung hat dieses Update auch bei anderen Benutzern nicht ausgelöst. Dabei liegt es nicht so sehr am Update, denn unter den vielen Erneuerungen sind zugegebenermaßen gute neue Features, aber die unfaire Behandlung von Atari-Usern ist inakzeptabel.


Filipe P. Martins
Aus: Atari Inside 06 / 1995, Seite 53

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