Seit Jahren versucht die Telekom, das eigene Daten-Informationssystem durchzusetzen. Schauen wir nach, was BTX zu bieten hat, nicht zuletzt auch mit Ausblick auf das, was BTX den ATARIanern bieten kann.
Der "Bildschirmtext", BTX, vornehmer heute: Datex-J oder inzwischen sogar T-Online, ist in die Jahre gekommen, hat aber gerade in letzter Zeit an Akzeptanz hinzugewonnen, wie die inzwischen 700.000 Teilnehmer beweisen. Da man schon mit einfachen Modems mit dem ATARI Btx betreiben kann (z.Z. werden nur 2400 baud Transfergeschwindigkeit benötigt), soll hier ein kleiner Rundblick zeigen, was von den vielen Angeboten, die sich im Btx tummeln, interessant sein könnte. Dies ist jedoch kein Gerätetest. Die Hard- und Softwareanforderungen sind bisher auch glücklicherweise noch gering. Dies mag an der Abwärtskompatibilität liegen, die man aus Rücksicht auf Datex-J- Teilnehmer, die noch altertümliche Geräte wie "MulitTel" nutzen, achtet. ATARI-Besitzer, die nur über einen sw-Monitor verfügen, profitieren davon, denn auch wenn von BTX aus vielfarbige Seiten gesendet werden, geht in der Regel keine Information auf der sw-Seite verloren.
Was den ATARI-Besitzer natürlich interessiert: Ist ATARI auch in Btx? Nun, da kann man sich ja überraschen lassen: Geben sie einfach mal *ATARI# ein... Es erfolgt auf jeden Fall kein "Seite nicht vorhanden" sondern man landet bei Randt. Dort gibt es ein Forum namens "ATARI- Welt". Genaugenommen hat dort die "PC-Ecke" den gleichen Zugang, das Forum erweist sich jedoch als fest in der Hand der ATARI-Fans... Doch auch der WDR-Computerclub hat seine ATARI-Rubrik. Die zwei großen Btx- Software-Anbieter "TKR" und "Drews" (in Heidelberg) haben ebenfalls ihren ATARI-Corner.
Es gibt einige Btx-Seiten, die für jeden Bürger interessant sind. Hat es auch den Anschein, als wolle sich die Regierung aus aller öffentlichen Verantwortung zurückziehen, demonstriert z.B. die "Privatisierung" ehemals staatlicher Großbehörden (und der damit einhergehenden Schließung von Postämtern usw .... ), so gibt es doch auch einen gegenläufigen Trend, mit Hilfe der elektronischen Medien zumindest seiner Informationspflicht nachzukommen. Als positives Beispiel kann z.B. das statistische Bundesamt empfohlen werden. Die BtxAbteilung dort scheint recht engagiert zu sein. Hier werden z.B. auch Wahlergebnisse früher als in der Zeitung und detaillierter als im Rundfunk zur Verfügung gestellt.
Der Bundestag hat ebenfalls seine Btx-Seiten. Unter anderem werden dort Kurzbiographien unserer Volksvertreter, die Zusammensetzung von Ausschüssen, Sitzungstermine usw angeboten.
Schließlich seien in diesem Abschnitt auch die BfA in Berlin und das Arbeitsamt genannt, die sich mit der Verwaltung von Ressourcen - oder auch des Mangels - beschäftigen und in Btx Informationen anbieten. Vom Arbeitsamt sind versuchsweise auch Stellenangebote abrufbar, wenn auch lokal eingegrenzt.
Als Betreiber von Datex-J/ Bildschirmtext ist die Telekom natürlich besonders stark vertreten. Auf vielen Btx-Seiten, aber nicht nur bei der Telekom, findet man ein Symbol (z.B. Brief), das meist mit "88" angewählt werden kann, und unter dem man dem Anbieter der Seite etwas schreiben kann. Bei der Telekom können wir aus eigener Erfahrung sagen, dass es sich durchaus lohnt, das Medium Btx zu nutzen und z.B. Anfragen abzuschicken. Häufig erhält man per Btx oder Telefon eine entsprechende Antwort. Selbst informieren kann man sich mit Hilfe des Schnellsuchindex bei der Telekom. Es findet sich dort natürlich auch das Angebot der T- Tochter DeTeMobil (Dl usw.). Verblüffend detaillierte Informationen konnten wir unter *INKA# z.B. kostenfrei über das von der Telekom betriebene Breitbandkabelnetz erfahren. Dort kann der Anwender sogar nachsehen, welche Häuser in einer entsprechenden Straße schon verkabelt sind und welche Programme im Kabel der jeweiligen empfangen werden usw.
Zwischen verschiedenen Datendiensten gibt es zunehmend "Gateways" (z.B. Internet, Maus-Netz, Fido-Netz usw.). So läßt sich eine Nachricht aus Btx heraus, also bequem vom heimischen Schreibtisch aus, über eine Vielzahl von Datennetzen zum Empfänger Übertragen. Aus diesen Netzen kann bisher leider noch nicht ins Btx gesendet werden - entsprechende Versuche laufen jedoch. Zudem wird von der Telekom und auch anderen Anbietern das Übertragen von elektronischer Post wie z.B. Telex, Telefax und Telebrief angeboten.
Große Verlage, wie z.B. der HaufeVerlag, Freiburg, bieten ihr Ver- lagsprogramm in Btx an. Meist gibt es noch irgendwelche zusätzlichen, nicht verlagsspezifischen Dienste. Letztlich dürfte Btx für viele Verlage eine willkommene "Spielwiese" zum Einstieg in die Distribution elektronischer Form sein. Ist die Digitalisierung erst einmal erfolgt, kann der elektronische Bestand auch über andere "moderne" Kanäle vermerktet werden. Ein Anbieter, der schon immer schnellebige und "digitale" Informationen anbot, ist die "Deutsche Presseagentur", die derzeit eine Btx-Probe fährt. Eine Fülle von Datenbanken findet man bei *GBI# - und hier verschwimmt wohl auch die Grenze zwischen eher klassischen Datenbanken und Volltextsuche in einem Printmedium am augenfälligsten. Neben tatsächlichen Datenbanken sind dort an Printmedien abrufbar: SPIEGEL, FAZ, Süddeutsche Allgemeine Zeitung (Wirtschaftsteil), taz, Die Woche, Focus, usw. Die Anzeige gefundener Textstellen kann wahlweise auf dem Bildschirm oder als TSW (Laden auf den eigenen Computer) erfolgen. Es wird sowohl nach Zeittakt als auch pro geladenem Dokument bezahlt. Die Möglichkeit, wie in einer Datenbank suchen zu können, eröffnet neue Per- spektiven. Eine Suche nach bestimmten Themen in einem Stapel Zeitungen wäre zumindest sehr zeitraubend.
Unter "Sonstiges" sei schließlich auch die *DB# (Deutsche Bundesbahn) erwähnt, deren Seiten sicher sehr oft aufgerufen werden. Der Preis pro Aufruf beträgt jedoch (hohe) DM 0.30 pro Minute. Sollte man also häufiger Informationen benötigen (ab 22 Stück) lohnt sich auch die "altmodische" Papierform der Fahrplanauskunft.
Oft will man das, was auf dem Bildschirm angezeigt wird, als Screencopy festhalten, da es zu mühsam wäre, sämtliche Informationen online abzuschreiben. Mit Hilfe eines Screencopy-Programmes (z.B. Snapshot, JLM-Snap) wird dies enorm erleichtert. Einige Btx-Decoder bieten auch eine entsprechende Tastenkombination, mit Hilfe derer Bildschirmdaten als ASCII- oder PAC-Daten gesichert werden können.
Die Geschwindigkeit des eigenen Decoders läßt sich unter *343441182# (bei Neue Mediengesellschaft Ulm) testen. Wer schon jetzt eine höhere Geschwindigkeit wagen will, kann bei seinem Btx-Programm statt der 01910 die Nummer 030/ 19304 oder 069/ 19304 wählen lassen und eine höhere Geschwindigkeit (9600 oder 14400 baud sind hier möglich) ausprobieren. Diese Beiden TestStationen sind derzeit jedoch noch einsam auf dem deutschen BtxMarkt.
Die flächendeckende Einführung von höheren Geschwindigkeiten von 9600 bis 14400 baud ist von der Telekom noch für dieses Jahr angekündigt. Sollte dabei die Tarifstruktur nicht verändert werden, wird Btx dadurch viel attraktiver. Zudem ist ein Internet-Zugang für die kommenden Monate in Aussicht gestellt worden. Auf jeden Fall muss jedoch im Vergleich zum Compuserve oder Internet-Angebot das hervorragende Preis-Leistungs- Verhältnis gesehen werden. Während Btx eine Aufnahmegebühr in Höhe von DM 50.- hat und monatlich nur DM 8.- kostet, verlangen die Anbieter von Compuserve monatlich DM 30.- zzgl. Download-Gebühr, Internet- Anbieter häufig sogar pauschal DM 50.-, wenn auch ohne Zusatzgebühren. Mit ein wenig Glück spart man beim Kauf eines Modems bzw. entsprechender Btx-Software auch die Anmeldegebühren von DM 50.-. Insofern ist das langsam aber sicher wachsende Btx-System eine echte Alternative zu den modernen Datennetzen.
Sollten wir mit diesem Artikel Ihr Interesse am Thema Btx geweckt haben, so erhalten Sie über unsere PD-Disk Nr. 1 das Programm (ein Btx-Decoder) "Multiterm mini" der Fa. TKR.