hdpSTACK, der Festplattenverdoppler

Eine bessere Ausnutzung der Plattenkapazität durch eine Online-Datenkompression verspricht das Programm hdpSTACK von Heyer & Neumann. Mit diesem Programm können bis zu doppelt so viele Daten auf Fest- und Wechselplatten untergebracht werden.

Die Online-Datenkompression ist ja an sich nichts Neues. Herkömmliche Kompressor arbeiten auf GEMDOS-Ebene und erzeugen beim Schreiben auf Festplatten oder Disketten Dateien mit gepacktem Inhalt. Beim Lesen werden diese dann wieder ausgepackt, so daß der Anwender bis auf den langsameren Plattenzugriff nichts merkt. Beim Kopieren oder Verschieben der komprimierten Dateien profitiert man leider nicht von der geringeren Größe. Wenn keine Abschaltung der Kompression möglich ist, werden die Daten nämlich unnötigerweise erst aus- und dann wieder eingepackt. Man ist also auf schnelle Dateikopierer angewiesen, die das GEMDOS umgehen. Hier liegt allerdings auch das Problem. Anwendungsprogramme, die das GEMDOS umgehen, können natürlich keine gepackten Dateien erzeugen bzw. lesen. Noch abenteuerlicher wird es, wenn das Kompressionsprogramm eine Datei zunächst in ein Arbeitsverzeichnis entpackt, bevor das aufrufende Programm auf den Inhalt zugreift. Es gibt nämlich z.B. Texteditoren, die vor dem Laden einer Datei deren Größe ermitteln. Die gepackte Datei ist natürlich kleiner, wodurch dann beim Einlesen des Textes die Hälfte verloren geht.

Neues Konzept

Bei hdpSTACK ist man nun einen anderen Weg gegangen. Es handelt sich dabei in erster Linie um einen Festplattentreiber mit der Option, einzelne Partitionen als komprimierte Laufwerke zu nutzen. Die Kompressionsroutinen sind mit in den Treiber integriert und arbeiten völlig unabhängig vom Betriebssystem.
Aus Bild 2 wird die Einbindung von hdpSTACK auf unterster Systemebene deutlich. Die Kompression funktioniert also auch bei einer Umgehung des GEMDOS, so daß sie auch für das Betriebssystem völlig unsichtbar bleibt. Auf von hdpSTACK verwaltete Laufwerke haben andere Festplattentreiber normalerweise keinen Zugriff, d.h. ohne hdpSTACK existieren diese gar nicht.

Das neue Konzept verspricht neben einer höheren Kompatibilität und Datensicherheit, eine deutlich höhere Geschwindigkeit. Außerdem werden nicht nur Dateien, sondern auch die ganze Verzeichnisstruktur mit komprimiert. Weiterhin wird für eine bessere Ausnutzung der Festplattensektoren gesorgt, so daß insgesamt eine höhere Kompressionsrate erzielt werden kann.

Harddiskrecording?

Aus Bild 2 ist jedoch ebenfalls zu ersehen, das z.B. Harddiskrecording mit hdpSTACK nicht funktionieren kann, da solche Programme aus technischen Gründen den Festplattentreiber umgehen müssen. Nun zählt das Harddiskrecording ja leider zu den speicherhungrigsten Anwendungen. Es bietet sich jedoch die Möglichkeit, Backups auf mit hdpSTACK komprimierte Wechselplattenmedien vorzunehmen. Auf ein 270er Medium könnten dann bis zu 540 MBytes geschrieben werden.

Installation

Getestet habe ich hdpSTACK auf meinem neuen Eagle mit 68030er-Karte und einer 730er Quantum-LightningFestplatte. Leider unterstützt die aktuelle Programmversion bisher nur Platten am SCSI- und ACSI-Bus. Nach dem Starten des Installationsprogramms (Bild 1) wird eine leere Partition ausgewählt, die komprimiert werden soll. Diese wird natürlich nicht wirklich komprimiert, da sie ja noch gar keine Daten enthält. Vielmehr wird sie so initialisiert, dass sie anschließend von hdpSTACK als komprimierte Partition genutzt werden kann. Die erste Partition (Laufwerk C) sollte nicht komprimiert werden, da dann in der aktuellen Programmversion nicht mehr von der Festplatte gebootet werden kann. Als nächstes wird der Button <Laufwerk initialisieren> angeklickt. Es erscheint ein Dialog, in dem die Blockgröße eingegeben wird, bevor das Laufwerk initialisiert wird. Bei diesem Vorgang werden alle Sektoren der Partition getestet und zum Teil mit Verwaltungsinformationen versehen. Hat man die gewünschten Partitionen initialisiert, wählt man das Bootlaufwerk (Laufwerk C) aus und klickt den Button <Treiber installieren> an. Anschließend wird bestimmt, ob hdpSTACK als autobootfähiger Festplattentreiber für die gesamte Platte zuständig sein soll, oder ob es als Auto-Ordner-Programm auf das Bootlaufwerk kopiert wird und nur die komprimierten Partitionen nachträglich einbindet. Beim Verlassen des Programms wird ein Reset ausgelöst, damit der neue Treiber beim Booten installiert wird.

In der Praxis

Neben den Ergebnissen aus dem How-Fast-Test, sind für die Praxis sicher die Geschwindigkeiten beim Dateikopieren von Interesse. Aus diesem Grund habe ich einen Ordner mit 7275 KB in 42 Unterordnern und 305 Dateien auf verschiedene Partitionen kopiert. Hierbei wird ein Nachteil der aktuellen Version deutlich: Da die Kornpression auf unterster Ebene abläuft, tritt beim Kopieren auf komprimierten Partitionen das oben bereits beschriebene unnötige Aus- und Einpacken der Daten auf, das natürlich Zeit kostet. Deshalb wäre eine direkte Übertragung der komprimierten Daten wünschenswert. Zu empfehlen ist auf jeden Fall der Einsatz eines schnellen Dateikopierers (Kobold), der die Zeiten wesentlich verkürzen kann. Weiterhin läßt sich erkennen, daß das Auspacken der Daten wesentlich schneller abläuft als das Komprimieren. Das liegt daran, dass ein kürzerer Plattenzugriff stattfindet und die Daten beim Auspacken nicht erst aufwendig analysiert werden müssen. Deswegen macht sich sich die Dekompression z.B. beim Laden von Programmen kaum bemerkbar.

Am meisten konnte die erzielte Kompressionsrate beeindrucken. Die 52,3 MBytes an Anwendungen, wie Calamus, Phoenix, DynaCAD mit Dokumenten und Bildern, die meine komprimierte Partition mittlerweile füllen, nehmen laut hdpSTACK-Statistik lediglich 23,7 MBytes ein. Das entspricht einer Kompressionsrate von 54,7 Prozent!

Die Demoversion

Auf der Leserdiskette für Abonnenten ist eine Demoversion von hdpSTACK enthalten, mit der man sich ein Bild von der Leistungsfähigkeit des Programmes machen kann. Es lassen sich komprimierte Partitionen erzeugen und der Treiber installieren. Wenn der Rechner nach der Initialisierung einer Partition dreißig mal neu gebootet wurde, so kann auf diese nur noch lesend zugegriffen werden. Für unkomprimierte Partitionen gibt es keine Einschränkungen, so dass man die Demoversion auch als normalen Festplattentreiber verwenden kann.

Die Vollversion

Die Vollversion von hdpSTACK ist für 99 Mark zu haben und kann über die dem Heft beiliegende Bestellkarte angefordert werden. Das Programm wird mit 28- seitigem Handbuch ausgeliefert, in dem ausführlich die Installation und Funktionsweise des Programmes beschrieben werden. Als zusätzliches Bonbon ist auf der Diskette noch das Programm HDPilot enthalten, mit dem sich die Festplatte formatieren, partitionieren und testen läßt. Außerdem kann hdpSTACK damit komfortabel konfiguriert werden

Fazit

Sieht man als Alternative den Kauf einer weiteren Festplatte, so ist hdpSTACK eine lohnende Investition, um die vorhandenen Ressourcen voll auszuschöpfen. Wenn auch die Dateioperationen etwas länger dauern, so ist die Kompression doch immer noch wesentlich schneller als bei herkömmlichen Programmen. Darüber hinaus ließ sich die versprochene Kompressionsrate von fünfzig Prozent in der Praxis sogar noch übertreffen. Bleibt zu hoffen, daß hdpSTACK bei entsprechender Resonanz weiterentwickelt wird und zusätzliche Funktionen, wie die Unterstützung von IDE-Festplatten oder das direkte Kopieren komprimierter Dateien, angeboten werden. Der Hersteller ließ bereits verlauten, daß an eine spezielle Falcon-Version mit DSP-Unterstützung gedacht wird. Insgesamt ist hdpSTACK rundum empfehlenswert.



Aus: Atari Inside 04 / 1995, Seite 30

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