DFÜ und Sprache...

In diesem Artikel starten wir einen kleinen Exkurs in die Sprache der "DFÜ-ler", damit Sie in Zukunft auch mitreden können.

Die Komponenten der Verständigung

Wer kennt das Problem nicht: Eine mehr oder wichtige Angelegenheit muß mit einem Partner erörtert werden, der sich an einem entfernten Ort aufhält. Also schreibt man einen wohlformulierten Brief. Wenn man dann nach einigen Tagen ein Rückschreiben erhält, stellt man fest, dass der Partner das Problem doch nicht ganz im eigenen Sinne erfaßt hat. Folglich führt man ein Telefonat. Trotzdem fährt auch das nicht zum gewünschten Ergebnis und man einigt sich darauf, dass Problem in einem persönlichen Gespräch zu erörtern.

Auch Jahrtausende nach der Entwicklung der Schrift, im Zeitalter der modernen Telekomunikation, hat das persönliche Gespräch nicht an Bedeutung verloren. Auch heute kann sich wohl kaum jemand vorstellen, dass wichtiges, wie zum Beispiel Vertragsverhandlungen oder Bewerbungsgespräche per Telefon abgewickelt werden.

Der Grund: Kommunikation besteht eben nicht nur aus Buchstaben oder Lauten, sondern aus einer Vielzahl von Signalen wie Sprache, Mimik und Gestik. Sogar als Gerüche sendet der Körper Signale aus, ohne dass dies bewußt wahrgenommen werden muß. Nur wenn wir alle diese Signal als Einheit empfangen, fühlen wir uns in unserer Beurteilung wirklich sicher.

Wie unsicher müssen wir uns da erst fühlen, wenn wir über Datennetze mit anderen kommunizieren? Hier kommunizieren wir einzig und allein über Tastatureingaben, oft ohne dem Partner jemals leibhaftig begegnet zu sein. Wie leicht kann das zu Mißverständnissen fuhren! ein Scherz kann als Bosheit aufgefaßt werden, eine ausbleibende Antwort als Verärgerung.

Tabelle 1: Auswahl der wichtigsten Smileys

:-) Der Grundsmiley: Freundlich, heiter, löst die Spannung.

:-)) Noch mehr Heiterkeit im Ausdruck.

;-) Zwinkernder Smiley: Das war ironisch gemeint.

:-( Verärgerung. Der Witz kam nicht so recht an.

:-| Indifferenz, keine Meinung, Zurückhaltung.

:-> Gesprächspartner ist sarkastisch.

:-> Teuflisch, boshaft.

:-o Partner ist erschreckt oder überrascht.

:-x Ein Küßchen in Ehren ...

(-: Manche sind Linkshänder

:-Q Zigarette im Mund.

(-) Muß dringend zum Friseur.

=:-) Punker.

=:-( Echter Punker (Echte Punker lachen nie).

:'-( Weinen.

:'-) Weinen vor lauter Freude.

<|-) Chinese.

<|-( Chinesenwitze hassender Chinese.

*<:-{)} Gruß vom Weihnachtsmann

Kommunikationshilfen für Datennetze

Die Betreiber von Mailboxen und Datennetzen haben dieses Problem schon früh erkannt und allgemeine Regeln für die User aufgestellt. Solcherlei Regeln, oft auch als "Netikette" bezeichnet, sollen die Kommunikation in geordnete Bahnen lenken.
Der Grundgedanke hinter solchen Regeln besteht im Prinzip darin, dass man andere nicht belästigen, sich andererseits aber auch nicht zu schnell belästigt fühlen sollte. Darüber hinaus gibt es meist auch Regeln, die eine effektive Nutzung der Netze gewährleisten sollen. So ist es verpönt, in fachbezogenen Foren vom Thema abzuweichen (nervt andere), oder private Nachrichten an die Öffentlichkeit zu verschicken (verursacht Speicher- und Übertragungskosten). Darüber hinaus entwickelte sich aber auch erstaunliche Ausdrucksformen innerhalb der Netzkultur, die zur Lösung der zu Anfang geschilderten Kommunikationsproble beitragen sollen.

Über die Smileys

So wurden mit den "Smileys" sogenannte Pictogramme geschaffen um insbesondere Gefühlsäußerungen auszudrücken. Pictogramme sind bildhafte Darstellungen wie z.B. manche Verkehrsschilder oder viele der ursprünglichen chinesischen Schriftzeichen. Die Smileys tragen ganz erheblich dazu bei, von der Gefühlswelt des Gegenüber mehr zu erfahren und Hemmungen zu überwinden. Sie können aber auch davor warnen, einen Spaß zu weit zu treiben, wenn der Partner nicht dazu aufgelegt ist. Es handelt sich immer um Darstellung von Gesichtern, die mit Tastatureingaben "gemalt" werden (Tabelle 1).
Es ist äußerst interessant, dass gerade diese Art der Verständigung in den Netzwerken entwickelt wurde, da man hier ja sonst ganz auf Mimik verzichten muß. Außerdem kann durch simples Tippen weniger Zeichen auf der Tastatur mehr gesagt werden, als durch viele Worte, was vor allem beim "Chatten" (Direkte Kommunikation über die Tastatur) ins Gewicht fällt.

Weitere Hilfen

Zeitsparend sind auch die zahlreichen Abkürzungen, die in den Mailboxen und Netzen in Gebrauch sind (Tabelle 2). Es handelt sich praktisch immer um Abkürzungen aus dem Englischen. Für sie gilt wie für die Smileys, dass sie ständig weiterentwickelt werden und sich der "Wortschatz" immer mehr vergrößert Deshalb können wir hier auch nur die wichtigsten auffuhren. Längere Listen finden sich aber in vielen Mailboxen, denn eigentlich sollte es für jeden Mailbox betreiben zum guten Ton gehören, sie verfügbar zu machen.

Tabelle 2:
Abkürzungen in der DFÜ

AFK (Away from Keyboard) Warte mal eben!
BOT (Back On Topic) Laß uns zum Thema zurückkehren!
cu (See you) Tschüß
CUL8R (See you Later) Bis dann!
GFC (Going for Coffee) Ich hole mal eben Kaffee.
IMHO (In my honest opinion) Meiner Meinung nach
OIC (Oh, 1 see) Jetzt verstehe ich!
RTFM (Read the f***ing manual) Lies doch das Handbuch. Oft bei nervtötenden Fragen gebraucht, die man
selbst nachlesen kann.
THNX (Thanks) Danke!


Nikolas Ebbinghaus
Aus: Atari Inside 04 / 1995, Seite 51

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