TT und die Medusa T40 vs. Quadra 950

MagiCMac ist derzeit in aller Munde. Für all diejenigen, die ihren ATARI- Computer vollständig ausgereizt haben, scheint sich nun die Möglichkeit aufzutun, leistungsstarke TOS-Software auf innovativen und sehr leistungsfähigen Rechnern auszufahren.
Will man die Leistungen eines z.B. mit dem CaTTamaran beschleunigten TTs erreichen, bleiben Investitionen in Höhe mehrerer Tausend DM leider nicht aus.

In jüngster Zeit wurde durch die Computerfachpresse nicht zuletzt durch das Veröffentlichen unrealistischer Geschwindigkeitswerte der Eindruck suggeriert, dass MagiCMac die ultimative Lösung für jedermann sei.

Als eine objektive und gründlich recherchierende Redaktion sind wir solch leistungsstarken Produkten wie z.B. MagiCMac wohl gesonnen, doch die zuletzt veröffentlichten Quick-Index-Werte veranlaßten uns zu genaueren Recherchen. Schließlich mag MagicMac für einige Anwender tatsächlich eine hervorragende und preiswerte Lösung sein, aber ganz bestimmt nicht für alle.

Zur Erinnerung

Die veröffentlichten Benchmarks besagten folgendes:

Mac II fx(MC 68030,40 MHz, FPU)
versus
TT (MC 68030, 32 MHz, FPU)

CPU Register pro Mac II: 435%

Da kann man nur den Kopf schütteln. Nun, ich möchte niemandem eine böse Absicht unterstellen, aber Unwissenheit muß man hier auf jeden Fall attestieren. Denn ein 40 MHz 68030 hat also 125% Prozessorleistung des TT.
Dazu addiert sich eventuell ein Geschwindigkeitsvorteil beim Speicherzugriff - ich setze jetzt einmal ein "ganz tolles Design" des Mac Systems, rein hypothetisch, voraus.
So wurden sich Werte von 125% bis 150%, vielleicht auch 175 % ergeben. Aber alles was darüber hinausgeht ist nicht nachvollziehbar.

Fazit

Es ist somit Unsinn, denn bei CPU-Registerzugriffen kommt es nur auf den Prozessortyp und auf die Taktfrequenz an! Der fx erzielt niemals derartig hohe Werte, somit kann man den Quick-Index getrost vergessen.

Aufgrund der seltsamen Werte, wollte Alvar Freude nun eigene Werte ermitteln, um sich selbst ein Bild zu machen. Sicher ist sofort klar, dass diese Werte nicht stimmen können, aber eigene Werte sind natürlich nicht so einfach. Mit einer Testroutine wurde MagiCMac auf einem Quadra 950 ausprobiert und es wurde die Leistung im Vergleich zu TT, CaTTamaran und der Medusa TO40 gemessen. Ein Quadra 950 ist ein mit 33 MHz getakteter Rechner mit XC68040 (den 68040er gibt es nur als Vorserienmodell mit X vorne dran). Das ist der schnellste normale Mac, also abgesehen von den PowerMacs (die mit 680x0er-Software sowieso nicht optimal schnell sind, da lediglich eine 68020 Simulation läuft!), dem 840av und den Servern.

Im Vergleich zur Medusa erschien der Quadra doch ziemlich langsam, trotz teurer NuBus-Grafikkarte (Miro Rainbow), und einer ET4000-Grafikkarte in der Medusa, die lediglich Bruchteile einer kostspieligen NuBus-Karte kostet. Das kam uns doch relativ merkwürdig vor, und so schrieb Alvar ein eigenes Testprogramm.

Vor den Messwerten einige Erläuterungen:

Um sicherzustellen, dass die Meßwerte (Zeiten) stimmen, wurde vorher sogar der 20OHz-Timer in allen Rechnern ausgemessen. Da die Medusa und der Quadra den gleichen Prozessor und eine fast gleiche Taktfrequenz haben, ist ihre reine Prozessorleistung fast völlig gleich (da der Quadra 1 MHz mehr hat, dürfte er 3% schneller sein). Interessant ist also der Speicherzugriff. Es wurden jeweils ca. 50 MB Daten im Speicher kopiert, gelesen bzw. geschrieben. Dazu wurde der movem.1-Befehl in einer Schleife, die noch in den Prozessorcache paßt (damit nur der Speicherzugriff auf Daten zählt), mit möglichst vielen Registern ausgeführt. Beim Kopieren werden bei 7MB/sec gelesen und geschrieben. Auffällig ist, dass write per movem.1 meist schneller ist. Das liegt daran, dass dort statt 52 Bytes 64 Bytes auf einen Schlag übertragen werden und daher der Overhead für die Befehlsinterpretierung nicht so groß ist. Der move16-Befehl geht nur auf dem 040er-Prozessor, daher keine Werte bei den TTs.

Die Daten werden "am Stück" gelesen bzw. geschrieben, in 1 MB-Blöcken. Daher wirkt hier der Burst-Modus im TT. Beim CaTTamaran-TT ist der Burst-Mode abgestellt, daher sind dort die Speicherzugriffe bei kontinuierlichem Zugriff nicht viel schneller. Der Geschwindigkeitsvorteil der GE-SoftRAM- Karte kommt erst bei nicht kontinuierlichem Zugriff zum Tragen (das Test-Programm wird noch erweitert). Wenn man die Werte des Datendurchsatzes wissen will, muß man die Werte unter "Copy" verdoppeln. 100% bei move 16 ist 100% des TT bei movem.l. Alle Rechner liefen, sofern möglich, unter MagiC und Gemini. Preemptives Multitasking wurde ausgeschaltet, damit die Werte nicht verfälscht werden. Beim Quadra haben wir sogar so lange gewartet, bis das Mac OS es nicht mehr für nötig hielt, noch auf die Platte zuzugreifen. MagiC läuft noch nicht auf der Medusa. Die lief unter dem neusten Medusa- TOS (modifiziertes 3.06er).


Filipe P. Martins
Aus: Atari Inside 03 / 1995, Seite 22

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