Heutzutage verfügen schon viele Amateur-Musiker über mehrere Synthesizer, Keyboards usw. Doch mit der steigenden Anzahl an Instrumenten, steigt auch die Anzahl der zu verwaltenden Klänge um ein Vielfaches. Der Sound Diver hilft hierbei die Ordnung zu schaffen.
Als 1983 mit dem DX7 die Lawine der bezahlbaren digitalen Synthesizer losgetreten wurde, verschwanden auch die Bedienungsoberflächen, die für jeden veränderbaren Klangparameter einen eigenen Schalter oder Drehregler zur Verfügung stellten. Die nun eingeführte Menüoberfläche mit einem Edit-Schalter einem Dataentry-Regler schreckte nicht Wenige von einer Editierung der Klangprogramme ab, deren Parameteranzahl auch gestiegen war. Dies rief Drittanbieter auf den Plan, die Klänge zu programmieren, die der Benutzer nun nicht mehr selbst erstellen konnte/wollte und sie ihm zu verkaufen.
Die Firma EMAGIC mit ihrem Soundsurfer bietet nun das passende Wellenbrett, um in dieser Flut von Sounds, die sich bei den meisten Keyboardern über die Jahre angesammelt haben, nicht unterzugehen. Für die Musiker, die in ihrem Gerät doch nicht nur einen Presetsound-Generator sehen, gibt es mit dem SOUNDDIVER das richtige Werkzeug, um in die tieferen Geheimnisse diverser MIDI-Geräte einzutauchen. Der SURFER ist komplett im DIVER enthalten, somit gilt alles, was hier über Klangverwaltung geschrieben wird auch für den SURFER.
Bei der Installation des Divers auf eine Festplatte wird eine Autorisation von der ersten Diskette auf die Harddisk geschrieben. Dies erfolgt mit einem Install-Programm und ist jederzeit rückgängig zu machen. Wird diese Autorisation zerstört (versehentliches Formatieren etc.), startet das Programm nur noch, wenn die Originaldiskette im Laufwerk ist.
Der Diver verwaltet sogenannte Module (eines davon ist das Unimodul), die speziell einen Synthesizertyp repräsentieren, und die Adaptionen des Unimoduls, die auch vom User selbst programmiert werden können. Insgesamt werden über 170 MIDI- (nicht nur Synthesizer) unterstützt.
Die Bedienung des DIVERS ist an den LOGIC-Sequenzer aus gleichem Hause angepasst, so dass hier zum Beispiel auch verschiedene Fensterkonfigurationen über den Zahlenblock abrufbar sind, Fensterinhalte gezoomt werden können und die jeweiligen Fenster ihre eigenen, jeweils relevanten Flip-Menüs haben. Genauso werden die auch aus Textverarbeitungen bekannten Kopieren/Ausschneiden/Einfügen-Befehle benutzt. Das Verketten von Fensterinhalten über das in jedem Fenster vorhandene Kettensymbol ist ebenfalls aus dem LOGIC bekannt. Hat man z.B. einen Editor, einen Memorymanager und das Setup (Erläuterung s.u.) geöffnet, und den Link aktiviert, bewirkt die Auswahl eines anderen Geräts im Setup, das die anderen Fenster aktualisiert werden, so dass nun der Memory-Manager und ein Editor des neuen Geräts in den Fenstern erscheinen. Andauerndes Fensteröffnen und -schließen entfällt.
Nach dem Start werden angeschlossene Geräte über das SETUP in die Oberfläche des Divers entweder per Hand oder Scannen eingebunden. Scannen hat den Vorteil, das der Diver selbständig den MIDI-Kanal, die ID und die Softwareversion des angeschlossenen Gerätes erkennt, z.B. stehen bei der Waldorf MicroWave in der OS-Version 2.0 mehr Funktionen zur Verfügung. Selbst angeschlossene MIDI-Patchbays werden erkannt. Diese Arbeit muß man sich nicht jedesmal machen, es lassen sich diverse Einstellungen, die die angemeldeten Geräte, deren Inhalt und die Fensterkonfigurationen enthalten, abspeichern, auch eine, die beim Start automatisch geladen wird.
Im SETUP erscheinen die gefundenen Geräte nun als Icon je nach Zoomstufe) und per Doppelklick darauf öffnen sich die jeweiligen 'MEMORY-MANAGER', die das Spiegelbild des Speichers ihres korrespondierenden Synths darstellen. Darin sind alle Einträge für Sounds, Multis Programmwechseltabellen etc. aufgeführt. Von hieraus lassen sich auch die Speicherinhalte der jeweiligen Geräte anfordern oder versenden. Der DIVER geht davon aus, das der Inhalt der Memory-Manager immer identisch mit dem wirklichen Speicherinhalt des MIDI-Gerätes ist, so werden jegliche Veränderungen (Umkopieren von Sounds usw.) sofort per MIDI gesendet, um den Synthy aktuell zu halten. Klickt man einen Eintrag doppelt an, öffnet sich der passende Editor.
Wie dieser aussieht, hängt natürlich von dem angeschlossenen Klangerzeuger ab und was man editieren will. Ein Soundeditor erscheint anders, als ein Editor für Globaleinstellungen. Unter den Geräteeditoren gibt es aber immer gewisse Gemeinsamkeiten, z.B. die graphische Darstellung von Hüllkurven. Der Signalverlauf lässt sich immer von links nach rechts verfolgen. Die Editoren der speziellen Module sind umfangreicher, als die der Adaptionen (von denen manche auch noch ohne Editor auskommen müssen, z.B. TG500), bieten sie z.B. auch eine Übersicht, in der mit wenigen Bedienelementen komplexe Editiervorgänge vereinfacht werden.
Der DIVER (und SURFER) beinhaltet ein Online-Hilfesystem, welches durch die Help-Taste aktiviert wird. Dies beschränkt sich nicht nur auf Funktionen des Programms, sondern in den einzelnen Modulen auch auf jeden Parameter. Sollte man also einmal nicht wissen, welche Auswirkungen ein bestimmter Parameter auf einen Klang hat, einfach selektieren, Help drücken, und ein Hilfstext erscheint, der sogar den Blick in das Gerätemanual unnötig macht. Im Groben kann man sagen, das sich alles, was über MIDI in den einzelnen Geräten ansprechbar ist, mit dem DIVER den eigenen Bedürfnissen angepasst werden und gespeichert werden kann.
Der andere mächtige Teil des DIVERS ist die Klangverwaltung. Dies geschieht einmal gerätebezogen in den Mernory-Managern, andererseits völlig unabhängig von Geräten oder Datentypen in den Bibliotheken. Hier erkennt der DIVER nicht nur sein eigenes Dateiformat. Es können Libraries diverser anderer Editorprogramme und Bankloader importiert werden, sogar die Sysexdaten, die in MIDI-Dateien enthalten sind werden erkannt. Jeder Eintrag eines beliebigen Managers kann durch einfache Mausbenutzung oder Tastenkommando selektiert und in eine Library kopiert werden, dabei prüft der DIVER die ein gefügten Daten auf Doubletten. Da es dem DIVER herzlich egal ist, woher die Daten in einer Library kommen, könnte man sich eine Library nur aus Streicherklängen zusammenstellen, die von verschiedenen Synthesizern herrühren können. Mit Make Library werden automatisch alle in diversen Memory Managern selektierte Einträge in eine Library kopiert. Zur Rekonstruktion braucht man nur die gesamte Library abzusenden. Da der DIVER sich in den Libraries nicht nur merkt, von welchem Synth welcher Klang ist, sondern auch an welcher Stelle er dort abgespeichert war, erhält man eine genaue Rekonstruktion des alten Zustands und kann sofort an älteren Projekten weiterarbeiten.
Neuere Synthesizer sind in der Lage in Multis bis zu 16 oder mehr Einzelklänge zu verwalten und gleichzeitig wiederzugeben, doch ist in diesen Multis nicht der Einzelklang selbst nochmal abgespeichert, sondern nur Zeiger auf diese. Kopiert man ein Multi in eine Library, werden automatisch alle darin benutzten Einzelsounds mitkopiert, so dass beim Rücksenden in das Gerät auch wirklich die richtigen Klänge zur Verfügung stehen. Die Abhängigkeit von Einträgen ist im Memory Manager durch deren Fettdruck zu erkennen. Selbst wenn Einträge an andere Stellen kopiert werden, werden die Zeiger in Multis, die diese Einträge benutzen, aktualisiert.
Der DIVER warnt vor dem versehentlichen Überschreiben oder Löschen eines in einem Multi benutzten Klanges. Dies macht das komfortable Verwalten z.B. von Sounds der Korg Wavestation erst möglich.
In einer Library selbst stehen umfangreiche Such- und Sortierfunktionen zur Verfügung, die das Leben mit Tausenden von Sounds erleichtern. Man kann nach Datengleichheit oder -ähnlichkeit suchen lassen, das Gleiche gilt für Namen und alle Parameter, die der DIVER einem Eintrag zuordnet. Durch Selektion lässt sich das Suchgebiet ein- oder ausgrenzen. Durch Einfügen von Titeln unterteilt man eine Library in Kapitel.
Die Einträge darin können nun unabhängig voneinander z.B. alphabetisch sortiert werden. Alle Sortier- und Suchfunktionen zerstören nie das Abhängigkeitsverhältnis einzelner Einträge untereinander, sollte es vorhanden sein. Weiß man wie ein gesuchter Klang heißt, braucht man nur bei getopptem Libraryfenster die Anfangsbuchstaben zu tippen, und der passende Eintrag wird selektiert. Die Anzahl der Libraries ist allein durch den zur Verfügung stehenden RAM begrenzt.
Der DIVER läuft auf allen Atari-Rechnern (mind. 2MB empfohlen) und allen Betriebsystemen (MultiTOS, MagiC etc.) sowie den älteren MIDItaskingsystemen M.ROS und Softlink. Unter MagiC gibt der DIVER die Klangnamen an einen vorher installierten LOGIC (Version 2.01 und höher) weiter, so dass nicht nur anonyme Programmnummern angewählt werden können, sondern die wirklichen Klangnamen. Desweiteren lassen sich im LOGIC Klangveränderungen, die im DIVER z.B. durch einen Fader gesteuert werden, aufzeichnen (für z.B. songabhängige Filtersweeps). Dies konnte ich auf meinem Falcon aufgrund des fehlenden Magi!C leider nicht testen (ASH: Wo bleibt es?).
Ein wichtiger Aspekt bei einer solchen komplexen Software ist der User-Support, der hier von Michael Haydn mit einer eigenen Mailbox wirklich vorbildlich betrieben wird. Hier können die neusten Updates und Module gesaugt (auch die Autolinkfähigen LOGIC-Versionen), sowie Fragen und Anregungen verteilt werden. Die mir zur Verfügung stehende DIVER-Version aus der Box war vom 2. Januar 95, aktueller geht es kaum.
Jeder, der etwas Licht in seine Klangbibliothek bringen will und schon nicht mehr durch seine Sammlung diverser Soundbänke unterschiedlicher Formate durchsteigt, sei diese Software wärmstens ans Herz gelegt. Die Hemmschwelle zum Programmieren eigener Sounds ist durch die einheitliche Oberfläche in den einzelnen Modulen und den logischen Aufbau auf ein Maß abgesunken, das jeder endlich die Befriedigung erleben kann nicht nur eigene Songs, sondern diese auch mit eigenen Klängen zu machen.