ATARI Vulture 080

Basierend auf Motorrollers neusten Microprozessor MC68080 bringt Atari nun endlich seinen neuen Rechner auf den Markt - ein Meilenstein der Computergeschichte! Die Fachbücher der Rechnerarchitektur müssen umgeschrieben werden. Nachfolgend werden die einzelnen Systemkomponenten vorgestellt:

Systemarchitektur:

CPU: Motorroller MC68080, 128 Bit Daten/Adressbus. Durch spezielle Behandlung der ersten 3 Adressleitungen konnte ein sogenanntes Vulture-Ultra-Fast-Fast-RAM (UffRAM) entwickelt werden, welches im ATARI an den Adressen von $00000000 bis $00000007 zu finden ist. Da sich hier normalerweise aber ROM befindet (Resetvektor), kommt im Vulture eine extra nur für diesen Zweck eingebaute Uff-MMU zum Einsatz. Mit dieser kann das Ultra-Fast- Fast-RAM auch wahlweise an die Adressen von $00AB 1246 bis $00AB124D gemappt werden. Hier eröffnen sich ungeahnte Möglichkeiten für den Systemprogrammierer. Die maximal mögliche Taktfrequenz des MC68080 von 2 GHz wurde im Vulture auf angenehme 13 kHz gesenkt. Dadurch konnte die Heliumkühlung durch einen handelsüblichen Lüfter ersetzt werden. Diese 13 kHz sind keineswegs niedrig, da der MC68080 eine hochkomplexe Architektur besitzt, die es ermöglicht, bis zu 256 Instruktionen parallel zu bearbeiten. Dies wird durch optional erhältliche, externe Prozessor-Pipelines erreicht, die sich leicht in jeder größeren Wohnung durch einen Sachkundigen Klempner verlegen lassen.

Gehäuse:

Der durch die Taktrate von 13 kHz entstehende hohe Pfeifton wird durch einen wasserballgroßen, formschönen Gummiball gedämpft. Dieser kecke, halbmondförmig aus der linken Gehäuseseite hervorquellende Ball ist von einigen Beta-Testern als "Designschwäche" bezeichnet worden, was einen Atari-Mitarbeiter zu den (bereits geflügelten) Worten: "Courage for that bump!" (in etwa: Mut zur Beule) veranlasste.

Die über dem Netzteil des Vultures angebrachte Herdplatte verdeutlicht das Energiebewußtsein der Konstrukteure. Mit Hilfe des mitgelieferten Kochbuchs "Cooking with Vulture" (deutsche Übersetzung in Vorbereitung) lassen sich so zauberhafte Gerichte wie Vulture Chop-Suey, Scaloppa al TT, Pommes mit ST, Falcon-Cross, gefällter Atari in Rotwein oder - als ganz besonderer Leckerbissen - ein Peking-Atari kreieren.

Das Gehäuse ist natürlich kaffee- und wasserdicht bis 200m, nagetierfest, faustschlagsicher, bißstabil, sturzunempfindlich, dschungelerprobt, strahlungsarm, linksliberal und weltraumtüchtig.

RAM

Im Gegensatz zu seinen Vorgängern hat man beim Atari-Vulture eine große Auswahl an möglichen Speicherkonfigurationen: 0, 0.001, 1, 4, 14, 15.9, 15.99, 15.999, 15.999999 oder 548 Megabyte. Bei der 548MB-Option stehen drei Speichertypen zur Verfügung: Das bereits besprochene Uff-PAM, das normale ST-RAM (0.000008 bis 15.999999 MB) und das US-Bubi-RAM (Ultra slow - But big) mit einer mittleren Zugriffszeit von zwei Stunden, jenseits der Baumgrenze klappts aber manchmal auch schneller... Beim Bildschirmspeicher wurde auf das moderne Heisenberg'sche UnschärfeRAM gesetzt, das prima funktioniert, sofern man nicht hinschaut.

ROM

Das Maus-Subsystem:

Eine weltweit neuartige Form der Maussteuerung wurde im Vulture implementiert: das sogenannte Vulture-MausSubsystem. Es bietet Anschlußmöglichkeiten für insgesamt 32 Mäuse: 27 Slave-Mäuse, 4 Master-Mäuse und eine Supervisor-Maus. Zu unterscheiden ist hier der SinglePointer-Mode und Multi-Pointer-Mode. Im Single-Pointer-Mode ist nur ein einziger Mauszeiger auf dem Bildschirm sichtbar, an dessen Bewegung aber alle angeschlossenen Mäuse teilhaben können. Im Multi- Pointer-Mode hat jede angeschlossene Maus auch ihren eigenen Mauszeiger auf dem Bildschirm. Bewegt ein Maus-Master seine Master- Maus, so werden alle Bewegungen, die die Maus-Slaves mit ihren Slave-Mäusen vollführen vom Master-Slave-Mouse-Manager ausgefiltert.
Die Supervisor-Maus ist immer dann sinnvoll und nützlich, wenn die auf dem Bildschirm sichtbaren Mauszeigerbewegungen vom menschlichen Geist nicht mehr nachvollzogen werden können. Bewegt nämlich der Maus-Supervisor die Supervisor-Maus, so erscheint ein riesiger, blinkender Supervisormauszeiger auf dem Bildschirm. Unter monumentalen Supervisorklängen aus dem Vulture-Lautsprecher hat der Supervisor nun genau 1,4 Sekunden Zeit, seine gewünschte Supervisorposition auf dem Bildschirm anzusteuern. Danach ist wieder Ruhe.
Sämtliche Mäuse lassen sich natürlich auch gleichzeitig über die Tastatur bedienen; in zwei- bis drei Wochen hat sich auch der geistig trägere Mensch die wichtigsten Tastenkombinationen eingeprägt. Weitere Informationen sind dem beigelegten Buch "Das große Buch zum Vulture-Maus-Subsystem" zu entnehmen, unter anderem auch die Reaktion einer Anwendung auf neunfach-Klicks, broadcast-Klicks, private-Klicks, publicKlicks, hidden-Klicks und Dalli-Klicks.

Tastatur:

Die natürlich ins Gehäuse integrierte Tastatur setzt neue Maßstäbe. Hier nur kurz die wesentlichen Highlights: - 67 Funktionstasten, davon 23 undokumentiert - zusätzlicher Zehnerblock mit römischen Zahlen - Binärblock - MetaCapsLock- Taste, um die CapsLock-Taste zu locken - 16 Cursortasten mit Himmelsrichtungsbeschriftung zur flexiblen, endlich auch diagonalen Cursorsteuerung - Kinn-bedienbare Returntaste - Anschlagsdynamische Buchstabentasten (Taste sanft drücken: Kleinbuchstaben, Taste kraftvoll drücken: Großbuchstaben, Taste brutal drücken: Taste kaputt) - Backkill-Taste: Lähmt denjenigen, der dem Benutzer momentan rechts über die Schulter schaut Delete: Löscht den momentanen RAMInhalt (ohne lästige Rückfragen) - Help: an der rechten Gehäuseseite öffnet sich eine Klappe, der ein Erste-Hilfe-Köfferchen entnommen werden kann. - Undo: die Klappe schließt sich wieder.

Sound:

Das Soundsystem übertrifft alles bisher dagewesene: - Motoroller-KS (Kojak-Sirene) mit fünf frei wählbaren Frequenzen - Nebelhorn standardmäßig eingebaut - optionales externes Martinshorn erhältlich - Pauken-Interface - Zwei Knackfrösche für optimalen Stereo-Tastaturklick sind beigelegt - Tiefsee-Sonar für extrem realistischen Tastatur-"Ping" Die Ansteuerung und Verknüpfung dieser einzelnen Komponenten wird durch spezielle Chips (Mozart,Bach,Beethoven und Phil) gesteuert. Ein freier Steckplatz für Elvis ist vorhanden. Mit Hilfe der Erweiterungskarte 'Erna' können bis zu sieben externe Buschtrommeln an den Vulture angeschlossen werden. (Erna: Zur Erinnerung an Tramiels Putzfrau, die ihm einmal aus der Patsche half, als er die Zahl 68030 für eine Telefonnummer hielt.)
Auf Wunsch wird dem Vulture ein Mitglied des London Symphony Orchestra beigelegt (Triangelspieler sind z.Zt. vergriffen).

Erweiterungsbus:

Grafik:

Jeder, der einmal das Grafiksystem des Vultures gesehen hat, wird spontan zum Zen-Buddhismus übertreten, nachdem sich sein Weinkrampf gelöst hat. Es ist fast unerträglich genial konstruiert: - Super Atari-VGA (AVGA): 641 * 482 Pixel bei knapp 113 Farben - Semi Color-Modus mit recht vielen Farben True Color- Modus mit noch mehr Farben - Muchas Color-Modus mit unglaublich vielen Farben - Extended Color-Modus mit vielen Farben aus dem ultravioletten und infrarotem Bereich - Complex-Color-Modus mit gleichzeitig 97 Farben aus 11 von 53 Paletten - Spezieller, speicherplatzsparender Modus mit 16 * 16 Pixel bei einer Farbe, dafür aber mit ultraschnellem horizontalem und vertikalen Hardware-Scroll Spezieller Bomben-Blitter (tm) zur schnellen Ausgabe der Absturz-Bomben, Bombenfarbe frei definierbar, koppelbar mit dem Nebelhorn zur akustischen Untermalung.

Anschlüsse:

SCSI V-Interface mit 'Direct-To-Brain Access' (DTBA) - Fußpedal-Stecker für bequeme Bedienung des ResetKnopfes - MIDI- Thru - zwölf erweiterte Joystickports

Extras:

Zum Betrieb des Kaffeemaschinen-Interfaces sind nötig: a) Adapter AtariVulture-ROM-Port auf Mini-Klinke b) Adapter Mini- Klinke auf Cinch c) Adapter Cinch auf Euro-AV d) Adapter Euro-AV auf DIN-Buchse e) Adapter DIN-Buchse auf ACSI f) Adapter ACSI auf Kaffee-Maschine Ein formschönes Gehäuse in AtariGrau für diese Adapterkaskade ist bei jedem autorisierten Fachhändler erhältlich.

Fachliteratur:

3 Rollen Klopapier mit Blümchen (zweilagig, gegen Aufpreis auch dreilagig)

Alfred Klick,
"Die Morse-Maus, eine neuartige Methode der Dateneingabe".

Jack Sellers,
"Das Maus-Subsystem des Atari-Vulture", N-Y 1994, mit einem Vorwort von Schopenhauer

Erna Potksed, "Philosophische Dialoge mit dem Vulture", Band 1 und 11

Jack Noclaf,
"Die Grenzen des menschlichen Bewußtseins und ihre Überschreitungen im Atari-Vulture"

Fazit:

Vulture080? Find ich gut!

As dem Mausnetz, von
Jens Hiescher



Aus: Atari Inside 03 / 1995, Seite 27

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