Wer erinnert sich nicht an den spannenden Spielfilm WarGames, in dem ein junger Hacker mittels Akustikkoppler die gesamte Streitmacht der USA in Aufruhr versetzte und beinahe einen Atomkrieg auslöste? Tatsächlich ermöglicht Ihnen die Datenfernübertragung den weltweiten Zugang zu unterschiedlichsten Informationsnetzen, sowie den überregionalen Datenaustausch binnen weniger Sekunden. Mit unserem DFÜ-Spezial möchten wir Ihnen einige Möglichkeiten und Einsatzgebiete der Datenfernübertragung vorstellen.
Sie wollen einen Zugang zum Internet mit Millionen Teilnehmern in aller Welt? Megabyteweise kostenlose PD-Software aus privaten Mailboxen? Anschluss zu BTX und Compuserve? Oder einfach nur einen netten Onlineschwatz mit einem guten Bekannten? Alles was man hierzu braucht, ist ein Telefonanschluss mit TAE-Dose, ein Terminalprogramm, einen Modem und einen Atari!
Zunächst wird das Modem mit dem Telefonnetz verbunden. Entsprechende Kabel liegen den Geräten üblicherweise bei oder sind für wenig Geld in jedem Elektroladen erhältlich.
Für die Verbindung zwischen Atari und Modem ist eventuell noch ein Adapterkabel (9 auf 25-polig) für die serielle Schnittstelle erforderlich.
Kabel verbunden, Strom angeschlossen, Terminalprogramm geladen - und schon kann es losgehen! Erst wird Ihr Modem initialisiert. Wie im ersten Bild zu sehen ist, geschieht dies, indem einfach mit dem Befehl „at&f“ die Standardkonfiguration geladen wird. Dieser Befehl variiert von Hersteller zu Hersteller; möglicherweise müssen auch erst einmal die verschiedenen Parameter gesetzt und abgespeichert werden. Dies richtet sich auch nach dem Kommunikationspartner: Auch deshalb, weil die vielen verschiedenen Mailboxen unterschiedliche Modem-Geschwindigkeiten beherrschen. Ausgerechnet für BTX beispielsweise sind recht ausgefallene Parameter erforderlich! Genaueres ist im Falle eines Falles dem Modem-Handbuch zu entnehmen.
Dann kann uns nichts mehr aufhalten: Mit „atdp4307251“ wird die Mailbox, hier die „Cybercity“ in Hamburg, angerufen. Das Modem beginnt anzuwählen, und nach kurzer Zeit kommt der Connect mit einer Geschwindigkeit von 14.400 bps zustande. Jetzt erfolgt eine Login-Prozedur, die in den meisten Mailboxen ähnlich vonstatten geht:
Der Anrufer wird nach seinem Namen und gegebenenfalls nach seinem „Password“ gefragt. Nicht registrierte Anrufer geben z.B. „Gast“ oder ähnliches ein und erhalten normalerweise bis zur Registrierung einen nur eingeschränkten Zugang.
Bei der Passwordeingabe erscheinen statt der Buchstaben nur Sterne auf dem Terminal, um zu verhindern, dass irgendein Dritter das Password ablesen kann.
Unterschiedlich sind die Gebührenordnungen der Mailboxen. Oft werden die Gebühren nach Dauer und Häufigkeit der Nutzung zwischen kostenlos und ca. 15 Mark im Monat gestaffelt. Manchmal werden auch Extraleistungen, wie die Versendung von Internet-Mail, gesondert berechnet.
Unterschiedlich ist auch die Benutzerführung. Die Systemoperatoren (allgemein als Sysops bezeichnet) geben sich mehr oder weniger Mühe, es den Usern so leicht wie möglich zu machen. In unserem Beispiel genügen einfachste Eingaben, um ins gewünschte Forum zu gelangen. Es gibt praktisch für jeden etwas.
Vom Forum „E-Mail“ aus lassen sich per Internet Briefe in alle Welt versenden. Man kann jedoch auch mit anderen Usern „Chatten“ d.h. online per Tastatur kommunizieren.
Schließlich gibt es auch ein Atari-Forum, aus dem man kostenlos PD-Software laden (zweites Bild) und per Mailbox-Post (ebenfalls kostenlos) seine Belange mit Gleichgesinnten diskutieren kann. Die Cybercity Hamburg ist übrigens auch mit anderen Boxen vernetzt, so dass ein bundesweiter Austausch möglich ist.
Natürlich existieren noch viele weitere Mailboxen mit Atari-Angeboten. Deren Sysops werden hiermit aufgerufen, sich bei der Redaktion zu melden. In den folgenden Ausgaben wird ggf. jeweils eine Auswahl von Boxen mit den jeweiligen Rufnummer vorgestellt.
Nicolaus Ebbinghaus
Das Modem sollte vom „Bundesamt für Zulassungen im Telekommunikationswesen“ (BZT) zugelassen sein. Der Gebrauch nicht zugelassener Geräte am Netz der Telekom ist strafbar. Zugelassene Geräte sind durch BZT-Nummer und -Prüfsiegel erkennbar.
Transfergeschwindigkeiten von unter 14.400 bps (Buspro Sekunde) sind nicht mehr zeitgemäß. Langsamere sorgen für hohe Telefongebühren und für Ärger über zu lange Wartezeiten beim Dateitransfer. Modems mit 14.400 bps sind dagegen schon komfortabler und außerdem recht günstig zu haben. Wer viel Geld anlegen kann, sollte ein Gerät wählen, dass entweder dem neuen V.34-Standard bereits entspricht, oder sich nachträglich aufrüsten läßt.
Wichtig ist auch eine ausführliche Dokumentation, da die Befehlssätze bei den verschiedenen Herstellern mehr oder weniger voneinander abweichen. Die Mailboxen sind stets voll von Briefen in denen die User über Verständnisprobleme klagen!
Eigentlich gehorchen alle modernen Modem-Fabrikate - mit gewissen herstellerspezifischen Abweichungen - dem AT-Standard der US-Firma Hayes. „AT“ ist die Abkürzung für „Attention“ (engl. „Acht geben“) und steht zu Beginn eines jeden Modembefehls. Vor dem Erfolg des Connects werden Eingaben im Terminalmodus, die nicht mit „AT“ beginnen, nicht akzeptiert. Mit den AT Befehlen wird der Modem konfiguriert, werden Telefonnummern gespeichert und abgerufen, Herstellerangaben ausgelesen, angewählt und vieles mehr.
Erst wenn die Verbindung mit dem „Host“ (z.B. Mailbox oder BTX-Zentralrechner) hergestellt ist, kann der User über seine Tastatur frei verfügen.