Bislang durften sich die Anhänger heimatlichen Liedguts zu Recht von der MIDI-Softwareindustrie vernachlässigt fühlen, galt doch deren Hauptaugenmerk wahrlich nicht den Frohsinn stiftenden Klängen von Waterkant bis Bayernland. Doch jetzt heißt es Dirndl schnüren und Zither stimmen, denn der »Original Volksmusik Partner« will sich in die Herzen aller Freunde der volksnah-heiteren Muse schunkeln.
Regelmäßige Leser unserer MIDI-Rubrik riechen an dieser Stelle sicherlich schon den Braten: beim Original Volksmusik Partner (OVP) handelt es sich prinzipiell um einen Zielgruppen-optimierten Session Partner. Aufbau und Funktionsweise beider Programme sind identisch, so daß wir an dieser Stelle auf unsere Berichte in vorangegangenen Ausgaben (3/91, 7/92) verweisen und im Folgenden nur den eklatanten Änderungen Beachtung schenken wollen.
Der wesentliche Unterschied besteht natürlich in der Auswahl der »Styles«. Der OVP bietet fünfzehn verschiedene »Volksmusik-Grooves«, erfreulicherweise nicht alle deutscher Provenience. So findet man unter anderem die charmantfranzösischen Musette, den Englisch Walz sowie den amerikanischen Square-Dance und Letkiss in der Auswahl. Doch auch Liebhaber deftig-deutscher Musikküche kommen bei Polka (inkl. Disco-Variante), Rheinländer, Zwiefachem und Ländler - um nur einige zu nennen - voll auf ihre Kosten. Entsprechend der zu produzierenden Musikrichtung, beschäftigt der OVP natürlich auch andere Musiker in seiner Begleitcombo als der Session Partner. Neben obligatem Drum-Set und Baß spielen Ihnen hier zwei Gitarren, Klarinetten, Trompeten und ein Akkordeon zum Tanz auf. Zusätzlich läßt sich auch noch ein »Melodist« definieren, der gelegentlich mit kleinen Phrasen in das musikalische Geschehen eingreift.
Und wie klingt's? Nun, überwiegend tönte es dem Tester recht rustikal entgegen. Zwar erfordert Volksmusik nicht immer die hochsensible Künstlerhand, doch scheint vor allen Dingen bei den Schlagzeug-Grooves noch etwas Feinschliff angebracht. Außerdem weisen einige Styles eine nicht zu verachtende Selbstähnlichkeit (Buff-Ta, Buff-Ta...) auf, was gewiß nicht alle intimen Kenner der Volksmusiktypologie mit Begeisterung aufnehmen. Hier scheint es ratsam, vor dem nächsten Update Rat und Tat bei einem Szene-Spezialisten einzuholen. Doch erreicht der OVP auch in seiner Erstausgabe einen ganz beachtlichen, volksmusikalischen Authentizitätsgrad.
Ein Wort noch zur Programmgestaltung: Der OVP pflegt wie schon der Session Partner sehr lockere Umgangsformen mit dem Anwender. Es scheint uns aber fraglich, ob die zu erwartende OVP-Klientel von Dialogboxen à la »Willst Du das alles wirklich löschen? Neiinn!« unbedingt angetan ist. Überlegens-wert wäre auch, in Anbetracht des Käuferkreises einige MIDI- bzw. musiktypische Fachausdrücke ein-zudeutschen. Die »Original Emmentaler Lausbuben« würden gewiß nicht vom gelungenen »Groove« zwischen Bass-Drum und Akkordeon sprechen.
Die Idee, einen Arrangier- und Begleitautomaten für den Bereich Volksmusik anzubieten, ist sicherlich lobenswert und der OVP wird zweifelsohne viele Freunde finden. Wir konnten uns aber des Gefühls nicht erwehren, daß sich mit einer Diskette mit Zusatzstyles für den normalen Session Partner der selbe musikalische Effekt hätte erzielen lassen. Doch hat der Volksmusikfreund so die Gelegenheit, ein speziell auf seine Bedürfnisse zugeschnittenes Programm zu erwerben, ohne den ganzen Pop-Ballast mitkaufen zu müssen. Für die nächste Version wünschen wir uns noch ein paar feinsinniger gestrickte Begleitpattern. Trotzdem, für Fans - und sicherlich auch Alleinunterhalter - empfehlenswert. (wk)
DVPI GmbH, Postfach 1260,7068 Urbach
Name: Original Volksmusik Partner
Preis: 298 Mark, als Ergänzung zum Session Partner 198 Mark
Hersteller: DVPI
Stärken: Repertoire □ einfache Handhabung
Schwächen: Styles gelegentlich etwas rustikal
Fazit: Wer's braucht, darf ungeniert zugreifen.