MegaFakt, eine Faktura der Oberklasse: Viel Geld für viel Leistung?

MegaFakt ragt mit einem Preis von knapp 1500 Mark in die absolute Kosten-Oberklasse. Da stellt sich natürlich schnell die Frage: Gibt es genug Programm für so viel Geld?

MegaFakt stammt aus der Solinger Softwareschmiede MegaTeam und gelangt mit einem 200seitigen Handbuch zur Auslieferung. Die Installation des Programms erfolgt durch einfaches Kopieren der beiden Disketteninhalte in einen Festplattenordner. Die korrekten Festplattenpfade stellt MegaFakt automatisch ein. Der in GFA-Basic programmierte Testkandidat ist in eine weitgehend GEM-konforme Oberfläche eingebunden und läßt sich gut mit Tastatur befehlen steuern. Auf den ersten Blick überrascht bei Mega-Fakt der reichhaltige Funktionsumfang, der über das übliche Maß hinausgeht. Damit meinen wir nicht den obligaten Taschenrechner, sondern eher die Unterstützung von ST-Fax II, die Datenschnittstellen zu fibuMAN, BS-Handel, Datanorm und anderen Systemen sowie schließlich die Netzwerkfähigkeit (PAM-Netz) und auch die Zusatzmodule für die Monteur- und Projektverwaltung. Hinsichtlich des Funktionsumfangs gehört MegaFakt also eindeutig in die Oberklasse der Fakturierungen, was sich nicht zuletzt auch im Preis niederschlägt.

Ausgangspunkt jeder Fakturierung ist die Erfassung von Adressen und Artikeln. Zur Eingabe oder Änderung von Adressen stellt MegaFakt eine bildschirmfüllende Maske zur Verfügung. Die gleichzeitige Anzeige bereits erfaßter Adressen in einem weiteren Fenster ist nicht vorgesehen. Als besonderes Schmankerl ist hier jedoch eine selbstlernende Ortsverwaltung enthalten. Nach Eingabe des Ortes und einer etwas umständlichen Suchabfrage fügt sie automatisch die passende Postleitzahl sowie die Telefonvorwahl in die Maske ein. Kennt man die Postleitzahl, ergänzt MegaFakt Ort und Vorwahl. Jeden Ort speichert MegaFakt nur einmal ohne Zustellbezirk ab. Dies führt zwangsläufig zur Konfusion, wenn sich innerhalb eines Ortes mit den Zustellbezirken auch die Vorwahlnummern ändern. Bei solchen Sonderfällen treten ständig Probleme auf, da MegaFakt jedem Ort nur eine Vorwahl zugesteht.

Jede Adresse läßt sich zu zwei Adreßgruppen zuordnen (z.B. Kunde, Lieferant, Interessent). Maximal verwaltet MegaFakt bis zu 88 Adreßgruppen, wobei Sie jeder einzelnen Gruppe eine Preisliste zuweisen dürfen. Damit beherrscht MegaFakt auch die gelegentlich auftretende Debitoren-Kreditoren-Überschneidung (ein Kunde ist zum Beispiel gleichzeitig auch Lieferant). Die Auswahl der jeweiligen Personenart erfolgt auf einem zweiten Bildschirm, leider nur mit Mausbedienung. Ein Bewegen innerhalb der Gruppen mit den Cursortasten ist nicht vorgesehen. Neben den üblichen Anschriftenfeldern sieht die Maske Eintragungen für die Bankverbindung des Adressaten, die Zuordnung zu einem Vertreter, zwei Rabattsätze sowie vier Bemerkungsfelder vor. Versandarten, Zahlungsziele und Skontosätze tauchen zwar nicht direkt in der Maske auf, lassen sich aber im vierten Bemerkungsfeld mit Hilfe einer ausgeklügelten Formelsprache eingeben. Sogar Abweichungen zwischen Liefer- und Rechnungsanschrift sind berücksichtigt.

Bild 1. Die Adreßmaske füllt fast den gesamten Bildschirm und nimmt alle Angaben auf

Ausgesprochen ärgerlich ist hingegen das Fehlen einer automatischen Vergabe der Kundennummer, die für Kreditoren, Debitoren und sonstige Adressaten getrennte Nummernbereiche vorsehen könnte. Die mit 1 einsetzende interne Datensatznummer möchte man vor allem bei einem kleineren Kundenstamm wohl nicht als Kundennummer vergeben. Schön wäre es auch, wenn man aus der (sehr flexibel gestaltbaren) Übersichtsliste aller Kunden per Mausklick gezielt den gewünschten zur Bearbeitung herauspicken könnte. Auf solche kleinen Unstimmigkeiten in der Bedienerführung stößt man bei MegaFakt leider des öfteren. Vergleichbar der Adresseneingabe findet auch die der Artikel in einer übersichtlichen Bildschirmmaske statt. Für die Artikelbezeichnung steht ein maximal 40 Buchstaben langes Feld zur Verfügung. Bei Bedarf blendet MegaFakt außerdem ein mehrzeiliges Zusatzfeld ein, das die im Handwerk üblichen Langtexte zu erfassen vermag. Neben den obligaten Angaben wie Einkaufs- und Verkaufspreis, Umsatzsteuersatz (das Programm beherrscht leider nur zwei), Einheit und Vertrieb, läßt sich jeder Artikel wiederum einer Preisliste und Warengruppe zuordnen.

Auch hier fehlt im übrigen eine automatische Vergabe der Artikelnummer. Gibt man per Hand entsprechende Werte ein, erfolgt -sofern man die Maske zwischenzeitlich nicht verließ - nicht einmal eine Sicherheitsabfrage bei schon vergebenen Artikelnummern. Ohne weitere Warnung überschreibt MegaFakt vielmehr den alten Datensatz.

Bild 2. Ähnlich die Artikelmaske: Längere Artikelbezeichnungen nimmt ein Extrafeld auf

Neben der Kunden- und Artikelverwaltung ist das Fakturieren, also das Schreiben von Angeboten, Lieferscheinen, Rechnungen, Gutschriften etc. ein Hauptbestandteil der Arbeit mit MegaFakt. In einem zweigeteilten Fenster stellt MegaFakt im oberen Teil den fertigen Text dar, während der untere der Auswahl der jeweiligen Artikel dient. Mit Hilfe einer automatischen Suchfunktion finden Sie recht schnell die »Atari-Maus«, auch wenn nur der Suchbegriff »Maus« bekannt ist. Mit einem Mausklick schaltet man einfach zwischen den verschiedenen Belegarten (Lieferschein, Rechnung etc.) um.

Bedauerlicherweise wiesen die uns zugesandten Testexemplare von MegaFakt noch hartnäckige Kinderkrankheiten auf: Ein ärgerlicher Fehler in einer der ersten Testversionen führte zu mehrfachen Abstürzen mit der Meldung »falscher AES-Funktionsaufruf«. Das brachte das System dermaßen durcheinander, daß uns nur eine komplette Neuinstallation übrig blieb. Dabei gingen jedesmal sämtliche Kunden- und Artikel bestände verloren. Die zweite Testversion weigerte sich nach einiger Zeit, neue Artikel aufzunehmen bzw. akzeptierte die Neueinstellung der Pfade nicht. In der dritten Testversion traten alle diese Fehler nicht mehr auf. Leider versagte stattdes-sen die Anzeige bereits erfaßter Artikel aus der Artikelmaske heraus. Die Kollegen unserer Schwesterzeitschriften hatten mit ihren Testversionen wohl mehr Glück... Summa summarum ist MegaFakt eine sehr leistungsfähige Faktura der Oberklasse. Eine etwas übersichtlichere Bedienerführung und mehr Zuverlässigkeit im Dauerbetrieb würden das Programm deutlich aufwerten. Die hier erwähnten Mängel scheinen allerdings darauf hinzuweisen, daß man im Hause MegaTeam mehr auf einen großen Funktionsumfang als auf Liebe zum Detail achtet. (wk)

Hersteller & Vertrieb: MegaTeam oHG, Rathausstraße 1 -3, 5650 Solingen 1

WERTUNG

Name: MegaFakt V 4.26
Preis: 1500 Mark
Hersteller: MegaTeam

Stärken: Viele Funktionen und Schnittstellen □ Netzwerkunterstützung
Schwächen: mangelhaftes Handbuch □ nur zwei Umsatzsteuersätze □ keine automatische Kunden- und Artikelnummervergabe □ Postleitzahlautomatik fehlerhaft

Fazit: MegaFakt ist eine Faktura mit reichhaltigem Funktionsumfang. Einer uneingeschränkten Empfehlung stehen die hier erwähnten Mängel entgegen.


Michael Spehr
Aus: TOS 09 / 1992, Seite 18

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