Zeichen setzen... Scarabus 3, Fonteditor von APiSoft

... das war schon immer eine Stärke der Signum-Gemeinde, und »Scarabus« gehörte dabei zum guten Handwerkszeug. Zwar hat Signum selber bei den Fonts jetzt einen neuen Weg beschriften, aber die alten Fonts sind auch in anderen Programmen gefragt. Da kommt »Scarabus 3« gerade recht.

So sieht die Hauptseite von Scarabus aus

Scarabus war und ist wohl der einzige Fonteditor, der die verschiedenen Druckerauflösungen eines Signum-Fonts ineinander konvertiert. Schon aus diesem Grund ist das Programm eine wertvolle Hilfe für alle, die sich druckermäßig irgendwann einmal verbessern und gerne ihre alten Fonts weiterverwenden wollen.

Das ist natürlich nicht so ohne weiteres möglich, denn die Qualität der Fonts ist ja nicht auf die neue Auflösung angepaßt. Aber zum Glück weiß Scarabus nicht nur in Sachen Fontkonvertierung, sondern auch bei der Fontbearbeitung, zu überzeugen. Schon auf der Hauptseite fallen die verschiedenen Werkzeuge, sprich Zeichenfunktionen, ins Auge, die Scarabus dem Fontwerker zur Verfügung stellt. Das reicht vom einfachen Punkte setzen/löschen über Linien, Rechtecke und Ellipsen bis zum Füllen in einem Muster und allgemeine Blockfunktionen. Auch das automatische Bearbeiten eines Zeichens oder des gesamten Zeichensatzes läßt kaum Wünsche offen: schrägstellen, fetter machen, Outline, schattieren, aufhellen, invertieren, dehnen, stauchen, drehen und spiegeln. Dabei ist die Wirksamkeit einiger Effekte noch mit einem Faktor von eins bis neun in Zehntelschritten einstellbar. Fast selbstverständlich wirken in diesem Zusammenhang die Funktionen zum Setzen und Löschen von Hilfslinien und die Übernahme der Hilfslinien aus einem anderen Font.

Auch die Operationen mit mehreren Zeichen oder ganzen Fonts sind sehr überzeugend. Dabei gibt es vielfältige Verschiebe- und Kopierfunktionen. Interessant sind auch die Mischfunktionen für Zeichen oder ganze Fonts. Besonders mit der Funktion »Zeichen odern« erhalten Sie teilweise effektvolle neue Zeichen. Allerdings muß man sich darüber im Klaren sein, daß Scarabus von alleine auch keine tollen Fonts erfindet. Der Anwender muß schon wissen, was er eigentlich will, bzw. worauf er beim Entwickeln eines Fonts achten muß, damit nicht nur Schrott-Fonts entstehen. Das Wissen um Proportionalitäten, Verhältnisse, Strichstärken, kurz, den gesamten optischen Eindruck, ist dem Anwender nicht erlassen. Scarabus bietet viele Wege, aber das Ziel muß man selbst erkennen.

Doch zurück zum Programm selber. In der Anzeige sieht man immer das Bildschirm- und das jeweils gewählte. Druckerzeichen. Für die Konvertierung von einer Druckerauflösung in die andere wäre allerdings die Anzeige der beiden Druckerzeichen noch recht hilfreich. Zugegeben, das ist nicht die Hauptanwendung, aber sie kommt doch sicher häufiger vor. Angenehm ist bei der Wandlung von einem Font in einen anderen, daß Scarabus auf Wunsch automatisch die Größenunterschiede berücksichtigt und entsprechend mit um rech net. Trotzdem ist natürlich meistens noch eine Nachbearbeitung des neuen Fonts nötig. Wo wir gerade beim Umwandeln sind: Es lassen sich auch GEM-Fonts bearbeiten, allerdings nur mit 127 Zeichen pro Font und bis zur Größe der P24-Fonts.

Häufig möchte man den Font während der Entwicklung gleich einmal ausprobieren. Hier bietet Scarabus auch eine entsprechende Preview-Funktion, um den neuen Font gleich in Aktion zu sehen. Besonders zum Austesten von Proportionalitäten ist das sehr hilfreich. Dieser geschriebene Text läßt sich auch als Bild sichern, um ihn beispielsweise in einem Grafik-Programm direkt weiter zu bearbeiten. Umgekehrt funktioniert auch das Laden eines Bildes, aus dem man dann Teile als Buchstabenvorlage ausschneidet. Wer also einen ganz tollen Zeichensatz im Druck vorliegen hat, der scannt ihn, lädt ihn in Scarabus und bekommt so ohne große Mühe einen Signum2-Font.

Insgesamt ist Scarabus 3 eine sehr gute Brauchbarkeit zu bescheinigen. Der Funktionsumfang ist sehr groß und gut gewählt, so daß kaum Wünsche für den »normalen« Fontschaffenden offen bleiben.

Auch die Beschränkung auf das Signum2-Format ist kein großes Problem, da so viele Programme auf dem Atari diese Fonts verwenden. (wk)

APiSoft, Bundesallee 56,1000 Berlin 31

WERTUNG

Name: Scarabus 3
Preis: 99 Mark
Hersteller: APiSoft

Stärken: zahlreiche Funktionen □ konvertiert verschiedene Druckerformate □ verarbeitet auch GEM-Fonts

Schwächen: zeigt nur einen Druckerfont □ keine negative Schräge

Fazit: Für Signum2-Fonts der beste Fonteditor


Wolfgang Klemme
Aus: TOS 05 / 1992, Seite 41

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