Entwicklungsset: Werkzeuge für Programmierer

Für komfortable Programmentwicklung ist eine Sprache allein oftmals nicht ausreichend. Tools wie Debugger oder Editor-Programme erleichtern in vielerlei Hinsicht die Arbeit des Programmierers.

Editor-Programme

Ein schneller und komfortabler Editor bildet den Grundstock für die Arbeit am Computer. Besonders für C-Programmierer hat sich der »Edison Editor« (Bild 1) von Kniss Soft bewährt [1]. Neben seiner enormen Geschwindigkeit bietet er alle wichtigen Leistungsmerkmale für die Texterfassung. Zudem enthält das Programm sogenannte JOB-Dateien, die ähnlich einer Batch-Datei (Stapelverarbeitung) auf Knopfdruck zum Beispiel den Quelltext compilieren und linken. Besonders gelungen ist die Anpassung an verschiedene Fehlerdateien, wie sie zum Beispiel von Turbo C bekannt sind. Da Edison auflösungsunabhängig arbeitet, ist die Entwicklung auch am Großbildschirm ein Genuß.

Speichermonitore, Debugger

Zur Fehlersuche und Programm-Analyse gibt es unter TOS drei gute Public-Domain- beziehungsweise Shareware-Hilfsprogramme: »Bugaboo«, »Temple-Mon« und »SysMon«.

Bugaboo ist ein Bestandteil des Assemblers »Turbo-Ass«, der als Shareware vertrieben wird [2]. Bugaboo ist ein residenter Debugger im üblichen Sinne: Er beherrscht Funktionen wie Speicher-Dump, Tracen, Dis-assemblieren eines Bereichs (mit Symboltabelleninterpretation), Assembler-Befehlseingabe, Laden, Speichern und Kopieren von Speicherbereichen etc. Das Programm verwaltet bis zu zehn Breakpoints und bietet eine große Funktionsfülle zur Fehlerbekämpfung (Debugging). Überein starres Menü erreichen Sie per Mausklick (oder Funktionstasten) alle wichtigen Funktionen. Bugaboo gilt bislang als bester Debugger für den Atari ST.

TempleMon ist ein Public-Domain-Programm und beschränkt sich in seinem Befehlsumfang lediglich auf das Nötigste zur Fehlersuche. Allerdings ist er in der Lage, sich resident im Speicher zu installieren; durch Drücken der Tastenkombination Alt Help läßt er sich dann jederzeit starten. TempleMon ist somit ein ideales Werkzeug, um das zu testende Programm erst zu einer bestimmten Situation zu unterbrechen und zu analysieren.

Der SysMon ist ein einzigartiges Shareware-Produkt. Er ist weniger zur aktiven Fehlersuche konzipiert als vielmehr zur Analyse des System- und Programmverhaltens. In dieser Hinsicht ist er in der Lage, jeden (!) Betriebssystem-Funktionsaufruf auf dem Bildschirm beziehungsweise in einer Datei zu protokollieren. Dabei unterrichtet er Sie genauestens über die übergebenen Parameter, den Funktionsnamen und das Ergebnis. In einer sehr komfortablen Menü-Oberfläche lassen sich alle Betriebssystem-Funktionen zum Protokollieren ein- und ausschalten. Außerdem zeigt Ihnen SysMon auf Wunsch eine Liste aller Systemvektoren an - sogar mit Deutung des Inhalts und Angabe des Besitzers nach dem XBRA-Protokoll. Über weitere Menüpunkte erhalten Sie eine vollständig dokumentierte Liste des Inhalts der Systemvariablen und der systeminternen Speicherbelegungsliste.

Wie auch TempleMon installiert sich SysMon resident im Speicher und läßt sich ebenfalls jederzeit aufrufen.

Entwicklungsumgebungen

Nicht jede Programmiersprache enthält im Lieferumfang eine solch komfortable Arbeitsumgebung wie Turbo C Dennoch kann sich jeder Programmierer durch eine geeignete »Shell« wie etwa Gemini/Mupfel, Guläm, Okami beziehungsweise Neodesk/NeoCli seine persönliche Entwicklungsumgebung einrichten. Abgesehen von Neodesk sind alle erwähnten Shells Public Domain beziehungsweise Shareware.

Gemini ist ein äußerst komfortables Shareware-Desktop, das über die »Mupfel« einen Kommandozeilen-Interpreter (CU) in einem Fenster darstellt. Ein CU eignet sich zur Programmentwicklung besonders gut, da er die Verwendung von sogenannten Batch-Programmen erlaubt. Mit diesen automatisieren Sie den Initialisierungsvorgang (Anlegen einer RAM-Disk und Kopieren der wichtigsten Dateien) oder die Compilierung eines Programms.

Vergleichbar mit Gemini ist das kommerziell vertriebene Neodesk (Bild 2), das über das Zusatzprogramm NeoCIi dem Programmierer ebenfalls einen CU zur Verfügung stellt [3]. Die Public-Domain-Programme Guläm- und die Okami-Shell sind reine CUs. Sie besitzen jedoch einen großen Befehlsumfang und -was besonders praktisch ist - einen besonders für die Bearbeitung von Quelltexten geeigneten Texteditor -den MicroEmacs. Somit editieren Sie Ihre Quelltexte gleich in der Shell.

Hilfsprogramme für Massenspeicher

Für die Programmierung von Massenspeichern wie Diskette oder Festplatte (Virenbekämpfung etc.) ist ein guter Diskettenmonitor äußerst nützlich. In diesem Feld stechen vor allem zwei Produkte, »Scheibenkleister« , das Buch plus Software [4], und »Diskus« [5] heraus.

Scheibenkleister, ein Buch rund um Massenspeicher, enthält auf der mitgelieferten Diskette viele nützliche Hilfsprogramme, wie etwa »SED« (Bild 3) - einen sehr komfortablen Sektor-Editor - und »TED« - ein wichtiges Werkzeug zum Untersuchen von Spuren auf Diskette. Mit SED untersuchen Sie etwa die FAT, lassen sich Cluster-Verbindungen ausgeben und suchen einen Bereich nach einer Zeichenkette ab. Besonders interessant für Programmierer ist die Tatsache, daß SED den Sektorinhalt auf Wunsch auch disassemblies.

Diskus ist alles in einem. Mit ihm können Sie Sektoren als auch ganze Diskettentracks untersuchen und editieren. Seine Funktionspalette deckt alles ab, was Sie in Sachen Diskettenmonitor benötigen.

Zeitprogramme

Bei längeren Programmprojekten ist die korrekte Uhrzeit wichtig, da sie im Zweifelsfall die neueste Version eines Quelltextes eindeutig identifiziert. Zu* dem benutzen viele Compiler die Uhrzeit, um festzustellen, welche Module einer neuen Übersetzung bedürfen, ohne unveränderte Programmteile erneut zu compilieren - ein beträchtlicher Zeitgewinn. Abgesehen von den vielen PD-Programmen, die diese Arbeit verrichten, lohnt die Anschaffung einer Hardware-Uhr allemal. (ah)

Bezugsadressen:

[1] Kniss Soft, Adalbertstraße 44, 5100 Aachen

[2] Markus Fritze, Birkhahnkamp 38, 2000 Norderstedt 1

[3] Computerware, Gerd Sender, Weißer Straße 76, 5000 Köln 50

[4] ICP-Verlag, Wendelsteinstraße 3, 8011 Vaterstetten

[5] CCD, Burgstr. 98, 6228 Eltville

Bild 1. Ein komfortabler Editor für gehobene Ansprüche: Edison.
Bild 2. Mit alternativen Desktops stellen Sie sich eine individuelle Entwicklungsumgebung zusammen (Neodesk)
Bild 3. SED - Der bekannte Diskettenmonitor aus dem »Scheibenkleister«

Martin Backschat
Aus: TOS 08 / 1991, Seite 83

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