Kraftzwerg: Yamaha PSS 790 Heim-Keyboard

Schöne, bunte Keyboardwelt - dieser Gedanke drängt sich auf, wenn man das »PSS 790« zum ersten Mal sieht. Im Betrieb erweist sich allerdings schnell, daß der Kleine von Yamaha nicht nur farbenprächtig, sondern auch sehr klangstark ist.

Von japanischen Keyboard-Designern sind wir in den letzten Jahren einige Extravaganzen gewohnt. Diesmal haben sie sich eher zurückgehalten und dem Kandidaten »nur« eine bunte Oberfläche und geometrisch verspielte Gumminoppentaster verpaßt. Ansonsten sieht das PSS 790 so aus, wie man es von einem Keyboard erwartet: Es besitzt 61 nicht anschlagdynamische Minitasten sowie acht frei mit Drumsounds belegbare Pads. Zur Steuerung dienen ein kleines

Pitchbend-Rad und ein Vector-Joystick, mit dem sich wie beim »SY22« bis zu vier Sounds mischen lassen. Auf der Rückseite des Geräts sitzen die Anschlüsse für MIDI In/Out/Thru und Kopfhörer, wobei diese Buchse gleichzeitig als Audioausgang dient. Dazu kommt der Anschluß für das Netzteil, wahlweise läuft das PSS 790 auch mit Batterien. Seinen Stereo-Sound gibt das PSS 790 über zwei Bassreflexlautsprecher ab, mit denen das Keyboard kräftig und druckvoll klingt.

Überzeugend präsentiert sich die Klangerzeugung: 99 auf AWM-(Advanced Wave Memory) Samples basierende Klänge sowie 50 PCM-Drum- und Percussion-Samples bieten reiche Auswahl. Die Qualität der Samples ist, gemessen am Preis, außerordentlich gut. Daß es hier und da doch hörbar zirpt und rauscht, stört den positiven Gesamteindruck kaum. Anspieltip: das verblüffend gute akustische Piano.

Wie bei Keyboards dieser Kategorie üblich, verfügt auch das PSS 790 über eine Begleitautomatik. Sie trommelt und orchestriert in 50 verschiedenen Stilen von Dance House bis Tango. Die Arrangements sind gelungen und erlauben vielfältige Variationen. Ungewöhnlich dagegen ist bei dem Preis der eingebaute, achtspurige Sequenzer für maximal 2800 MIDI-Daten (Events), der bis zu acht Songs gleichzeitig verwaltet.

Für Computerbesitzer ist die Steuerung des PSS 790 über ein Sequenzerprogramm interessanter. Auch hier weiß der Prüfling zu überzeugen: Der PSS 790 steuert per 16-fachem Multimode auf allen MIDI-Kanälen unterschiedliche Sounds und ist mit seiner 28-stimmigen Polyphonie auch auf komplexe Arrangements bestens vorbereitet.

MIDI-seitig reagiert die Klangerzeugung auch auf Velocity-Daten, ist also anschlagdynamisch. Leider ist die Begleitautomatik nicht über MIDI zu steuern.

Über dieses Problem hat man auch bei Yamaha nachgedacht und deshalb einen Nachfolger entwickelt - den »PSS 795«. Bei ihm sind auch Begleitautomatik und Sequenzer direkt über MIDI anzusteuern und zu synchronisieren. Außerdem sind einige kleine Änderungen vorgesehen. Das PSS 795 ist auf der Musikmesse zu sehen und soll ab Mitte des Jahres ausgeliefert werden. Der Preis bleibt vermutlich unverändert.

Mit dem empfohlenen Verkaufspreis von 799 Mark ist das PSS 790 sehr günstig. Wer als Computerbesitzer einen brauchbaren Einstieg in die Musikwelt sucht, sollte dieses Instrument unbedingt ausprobieren. (wk)

WERTUNG

Name: PSS 790
Hersteller: Yamaha
Preis: 799 Mark

Stärken: Guter Sound □ gute MIDI-Fähigkeiten

Schwächen: Mini-Tasten □ keine getrennten Audio-Ausgänge

Fazit: Ein guter Einstieg für musikbegeisterte Computerbesitzer.

Keyboard mit kraftvollem Klang

Kai Schwirzke
Aus: TOS 03 / 1991, Seite 63

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