Zu Besuch bei »Arkanoid«-Autor Peter Johnson: Hauptsache Spaß

Spiele-Hits wie Wizball, Arkanoid oder Robocop gehen auf das Konto von Peter Johnson. Im Interview verrät er wie alles angefangen hat und was ihm neben seiner Programmierleidenschaft noch Spaß macht.

Wir besuchten Pete Johnson in seinem Haus in Gosforth, England. Pete, 27, ist Mitglied in zwei Bands. Er spielt uns ein paar Aufnahmen vor, außerdem schreibt er Filmmusik für das Fernsehen. Sie klingt sehr eingängig und kommerziell. Nach einem kurzen Spiel an seinem Robocop-Automaten verrät uns Pete den passenden ST-Cheatcode: »alex murphy«.

TOS: Wie bist du in die Computer-Branche gekommen?

Pete: Ich spielte mit einem Commodore PET herum. Das machte mir viel Spaß, und so kauften mir meine Eltern einen ZX81. Zu der Zeit besuchte ich einen Computer-Kurs am Polytechnikum in Newcastle. Später kauften mir meine Eltern einen BBC-Mikro. Fünf Monate danach kam mein erstes Spiel für den BBC auf den Markt - eine »Tron« Version. So verbrachte ich die nächsten zwei Jahre mit der Programmierung neuer BBC-Spiele. Nachdem ich für Ocean »Beach Head« und »Impossible Mission« auf den BBC übertragen hatte, schrieb ich vor dreieinhalb Jahren mein erstes ST-Spiel für Ocean: Arkanoid.

TOS: Was mißfällt dir an der Software-Industrie ganz besonders?

Pete: Ich finde es etwas merkwürdig, daß an erster Stelle der Name eines Software-Hauses auf der Verpackung eines Spieles steht. Heute kaufen die Leute ein Spiel, weil es von Ocean oder sonstwem ist und nicht von einem bestimmten Programmierer. Ist das nicht komisch? Niemand würde eine Schallplatte kaufen, nur weil sie von EMI ist; einziges Kriterium ist der Künstler. TOS: Welche Spiele hast du bisher geschrieben?

Pete: Insgesamt sind es 16 Spiele. Die meisten für den BBC. Auf dem ST habe ich die beiden Arkanoids, Wizball, Daley Thompson und Robocop gemacht. Derzeit schreibe ich für Psygaosis etwas Feines, das noch bis Weihnachten herauskommen soll.

TOS: Was ist deine größte Programmierleistung auf dem ST?

Pete: Keine Ahnung. Ich mag alle meine Spiele. Außer vielleicht Daley Thompson. Ich halte mich nicht für einen besonders guten Programmierer. Meine Spiele sind immer sehr gut spielbar, seltener technisch brillant. Technische Brillanz ist mir weniger wichtig, als den Leuten Spaß zu vermitteln.

TOS: Welche Tools benutzt du?

Pete: Den »K-Seka« Assembler, nach wie vor furchtbar, schlecht unterstützt und voller Fehler. Bald steige ich aber auf das Entwickler-System »Devpac« um. Die Grafik zeichne ich mit Degas Elite.

TOS: Welche Person findest du in der Software-Industrie am interessantesten?

Pete: Interessant? Das hört sich für mich nach einem Widerspruch in sich an. Jeff Minter hat ein interessantes Image. Aber wirklich interessant? Ich weiß nicht.

TOS: Was inspiriert dich?

Pete: Meistens mache ich Übertragungen von Automaten-Spielen. Da hält sich die Inspiration in Grenzen. Aber sonst sehe ich viele Filme.

TOS: Was interessiert dich außer Computern?

Pete: Musik. Ich schreibe Musik und spiele in zwei Bands namens »Startled by the Sun« und »Best Kept Secret«. Ich spiele auch Gitarre bei der Background-Band eines Amateur-Theaters. Außerdem spiele ich Keyboard.

TOS: Was hältst du von Software-Piraten?

Pete: Das hängt davon ab. Ich verstehe Leute, die sich erst einen Computer kaufen, wenn sie Zugriff zu Raubkopien haben. Der hohe Preis neuer Spiele ist ein echtes Problem. Ich finde es sehr merkwürdig, daß Software-Shops so einen großen Anteil des Verkaufspreises für sich einstecken. Sie bekommen oft 50 Prozent dafür, ein Spiel so lange im Regal stehen zu lassen, bis jemand vorbeikommt und es kauft.

TOS: Was hältst du für deine schlechteste Angewohnheit?

Pete: Ohhh... Ich bin ein Dickkopf. Alles muß so sein wie ich es will. Immer und überall.

TOS: Gefiel dir Robocop im Kino?

Pete: Ja, der Film war ganz gut. Komisch fand ich nur, daß die amerikanische Version in Bild und Ton gegenüber der englischen zensiert war (der deutsche Robocop auch, Anm. d. Red.). Das scheint gerade in Mode zu sein. (am)


Richard Karsmakers
Aus: TOS 01 / 1991, Seite 114

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