Übersicht auf dem Schreibtisch: Den Desktop selbst gestalten mit Neodesk 3.0

Wer ihn einmal hat, der will nicht mehr darauf verzichten - auf den alternativen Desktop. »Neodesk« gehört zu den bekanntesten Vertretern dieser Programmkategorie, und in der neuen Version 3.0 ist seine Flexibilität kaum noch zu überbieten.

Neodesk bietet Individualisten einen unverwechselbaren Desktop mit eigenen Icons und Grafikhintergrund.

Daß der eher triste original Atari Desktop nicht gerade zur Arbeit motiviert, darin stimmen die meisten Anwender überein. Auch ist die Handhabung vieler Programme auf einer wohlgefüllten Festplatte nicht einfach. Zu viele Ordner muß man öffnen, um endlich den Doppelklick auf das gewünschte Icon zu bringen. Einer der größten Vorteile der alternativen Desktops ist daher die Freiheit, beliebige Icons auch außerhalb der Fenster auf dem Desktop zu plazieren und die zugehörigen Programme direkt von dort zu starten.

Die unterstützt Neodesk und stellt dazu verschiedene Iconsymbole zur Verfügung. Während der ST von Haus aus nur die Laufwerkssymbole, den Papierkorb, Ordner, Daten- und Programmsymbole kennt, bietet Neodesk eine Auswahl von 40 aussagekräftigen Icons, die Sie den unterschiedlichsten Dateien zuordnen können. Diese Icons lassen sich mit dem integrierten Iconeditor nach eigenen Vorstellungen verändern und ergänzen. Inzwischen stehen auf einer Zusatzdiskette 100 weitere Icons zur Verfügung.

Bild 1. Dieser Desktop ist attraktiv, aber leider lassen sich Symbole und Notizen teilweise schlecht erkennen

Der Iconeditor in der Version 3.0 wurde gründlich überarbeitet und erweitert. Es handelt sich dabei um ein eigenes Programm, das Sie über den Menüpunkt »Optionen - Ändern« direkt aus Neodesk aufrufen.

Der Editor arbeitet mit verschiedenen Fenstern, so daß die gewünschten Symbole in bewährter Manier aufzurufen sind. Seine Icons speichert Neodesk in Dateien mit der Endung *.NIC für Neodesk-ICon. Mit dem Befehl »Neue *.NICDatei« erzeugen Sie eine leere Datei, um sie dann zu öffnen und mit Symbolen zu füllen.

Vor allem, wenn Sie viele Symbole besitzen, empfiehlt es sich, die Icons nach Gruppen zu sortieren und in verschiedenen Dateien unterzubringen. In der eigentlichen Symboldatei, die Neodesk beim Starten verwendet, sollten nur die Symbole enthalten sein, die Sie wirklich benötigen. Denn mit jedem überflüssigen Symbol verlangsamt sich der Bildschirmaufbau von Neodesk, da das Programm erst alle Einträge mit den vorhandenen Symbolen vergleichen muß.

Wenn Sie sich im Symboleditor befinden, dann sehen Sie normalerweise nur die Laufwerke, einen Papierkorb und ein Baumsymbol. Per Doppelklick auf diesen Baum holen Sie Ihre aktuellen Symbole auf den Bildschirm. Wählen Sie mit Doppelklick eines, dann öffnet sich das Herz des Symboleditors, die Box zum Zeichnen oder Verändern der Icons. Der zweigeteilte Bildschirms zeigt links die Zeichenfläche mit dem ausgewählten Icon und darunter die Darstellung vor grauem Desktop-Hintergrund und innerhalb eines weißen Fensters, jeweils normal und selektiert. In der rechten Bildschirmhälfte befinden sich die Funktionen zum Zeichnen und alle nötigen Einstellungen.

Zum Zeichnen wählen Sie zunächst den Modus »Setzen«, »Löschen« oder »Wechseln«. Ist die letzte Funktion eingeschaltet, setzt ein Klick einen Punkt im Raster, und der nächste Klick auf diesen Punkt löscht ihn wieder. Weiterhin ist es nötig, daß Sie die Symbolebene aussuchen. Jedes Icon besteht aus dem Bild und einer Maske. Entsprechend der Einstellung sehen Sie entweder nur das Bild, nur die Maske oder beide gleichzeitig. Pixel, die nur im Bild gesetzt sind, erscheinen hellgrau, die Punkte für die Maske sind dunkelgrau. Liegt ein Punkt sowohl im Bild als auch in der Maske, erscheint die Darstellung bei der kombinierten Anzeige in Schwarz.

Es stehen verschiedene Zeichenformen zur Verfügung: Punkt, Linie, Füllung in dem aktiven Füllmuster, Rechteck und gefülltes Rechteck. Diese Funktionen wirken auch beim Löschen. Einezusätzliche Erleichterung für die Konstruktion symmetrischer Bilder bietet die Spiegelfunktion, die wahlweise in der waagerechten oder der senkrechten Symmetrieachse oder in beiden Richtungen gleichzeitig arbeitet.

Bild 2. Der Icon-Editor von Neodesk bietet eine Reihe von Gestaltungsfreiheiten für eigene Icons

Der Punkt »Zeichnen« ruft eine Box auf die Zeichenfläche. An dieser Stelle steht hinterher z. B. bei den Laufwerksicons der Kennbuchstabe. Die Box läßt sich mit der Maus verschieben. Arbeiten Sie in Farbe, bietet der Editor die Angabe von Farben aus der verfügbaren Palette, unterschiedlich für Bild und Maske des Icons. Neben dem Setzen und Löschen von Pixeln lassen sich auch Bildteile kopieren oder verschieben.

Zur übersichtlichen Gestaltung des Desktops gehört auch die volle Nutzung der gesamten Hintergrundfläche. Neodesk erlaubt, ein beliebiges Hintergrundbild im Degas- oder Neochrome-Format zu laden und anstelle des Atarigrauen Hintergrundes einzublenden. So können Sie sich mit dem Bild Ihrer Freundin oder Frau begrüßen lassen oder den Hintergrund nutzen, um beispielsweise als Gedächtnisstütze einige Kästen mit Tastaturkürzeln der Menüpunkte einzublenden. Allerdings muß die Datei nicht wie im Handbuch angegeben » NEOPIC-M.???« heißen, sondern NEOPIC-L, NEOPIC-Moder NEOPIC-H für die niedrige, mittlere und,hohe Auflösung.

Bei dieser Gestaltungsfreiheit sollten Sie jedoch beachten, daß alle auf dem Hintergrund abgelegten Icons noch gut zu sehen sind. Dazu kommt ab Neodesk 3.0 die Möglichkeit, den Desktop als echte Schreibunterlage zu nutzen. Per Doppelklick öffnen Sie an jeder beliebigen Position eine kleine Textzeile, in der Sie einfach eine Notiz schreiben. "Return" legt die Zeile auf dem Desktop ab - eine sehr praktische Sache, wenn man nicht jede Menge kleiner Notizzettel an seinen Monitor kleben möchte. Insgesamt 1 KByte Text in beliebig vielen Notizen darf auf der Oberfläche stehen. Über die Funktion »Sichern« retten Sie alles auch dauerhaft auf den Massenspeicher. Aktivieren Sie dazu im Menü »Konfiguration sichern« die Funktion »Notizen«. Um die Notizen wieder zu entfernen, löschen Sie im Neodesk-Ordner die Datei »NEODESKH.NOT« und führen anschließend einen Reset durch.

Zum Schluß noch ein paar Tips für das Zeichnen eigener Icons. Nutzen Sie beim Zeichnen immer möglichst das ganze Feld und verlieren Sie sich nicht in zu vielen Details, die man später nicht mehr erkennen kann.

Achten Sie auch unbedingt auf die Wirkung der Symbole im selektierten Zustand und kontrollieren Sie, wie das Icon vor Ihrem gewünschten DesktopHintergrund aussieht. Es wäre doch schade, wenn sich die Textverarbeitung in den Haaren Ihrer Freundin verliert.


Wolfgang Klemme
Aus: TOS 12 / 1990, Seite 58

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