Tabellenkalkulation LDW Power-Calc 2.0

Die Version 1.01 von »LDW Power Calc« bereitete der Misere der Tabellenrechner auf dem ST ein Ende. Dann kamen ernsthafte Konkurrenten auf den Markt. Die Version 2.0 soll den alleinigen Spitzenplatz zurückerobern.

Bild 1. Ein Blick in das Konfigurationsprogramm für LDW 2.0

Durch die hohe Kompatibilität zum großen Vorbild »Lotus 1-2-3« und die schnelle Bearbeitung, sowohl bei Rechenvorgängen als auch beim Bildschirmaufbau, setzte LDW 1.01 neue Maßstäbe auf dem ST. LDW stellte auf einer ganz neuen Ebene Kompatibilität zum Industriestandard her. Es ließ sich nicht nur wie Lotus 1-2-3 bedienen, auch der Datenaustausch mit diesem Programm über Disketten war vorgesehen. Alles unter der GEM-Oberfläche mit Mausbedienung und zu einem Bruchteil des Preises von Lotus 1 -2-3.

Andere Programme mußten versuchen, diesen Maßstabzu erreichen bzw. ihn zu übertreffen. Doch auch die Entwickler von LDW waren nicht müßig. Das Ergebnis Ihrer Arbeit liegt jetzt in Form der Version 2.0 vor. Nach langwierigen Vertragsverhandlungen mit dem deutschen Vertrieb Markt&Technik ist die neue Version in Deutschland etwa ab Dezember verfügbar. Für diesen Testbericht stand mir die fast fertige englische Version von LDW 2.0 zur Verfügung.

Die Weiterentwicklung konzentrierte sich auf die Kompatibilitätsteigerung zu Lotus 1 -2-3 und auf Fähigkeiten, die weit über Lotus 1-2-3 hinausgehen. Die Kompatibilität betrifft das Flinzufü-gen der Befehle zur Matrixbehandlung und für die Regression im Datenmenü. Das Laden von Lotus-Dateien und die Abarbeitung von unter Lotus angefertigten Makros funktioniert jetzt perfekt.

Bild 2. Vier verschiedene Grafiken aus einer Tabelle

Mit diesen neuen Merkmalen wuchs die Programmgröße erheblich. Damit LDW auch Besitzern von 512 KByte-Computern zur Verfügung steht, erlaubt ein Konfigurationsprogramm die Zusammenstellung einer individuellen LDW-Version. Aber auch eingefleischte LDW-Anwender stellen damit ihre kleinere Arbeitsversion zusammen, die sich schneller laden läßt und größere Arbeitsblätter erlaubt.

Die Rechengeschwindigkeit von LDW 2.0 blieb gegenüber der Vorgängerversion etwa gleich. Für den berühmten Savage-Test benötigt LDW ca. 37 Sekunden. Doch dieser Test allein sagt noch nicht viel über die wirkliche Geschwindigkeit beim Umgang mit einer Tabellenkalkulation aus. Manchmal entsteht der Eindruck, daß Entwickler ihre Software auf diese Geschwindigkeitstests hin schreiben. Es gibt inzwischen Programme, die bei diesem Test doppelt so schnell abschneiden, dafür bei jeder weiteren Eingabe vor sich hin schleichen. LDW liefert hier ein wesentlich besseres Bild, da es mit nahezu unverändert hoher Geschwindigkeit weiterläuft.

Kräftig überarbeiteten die LDW-Entwickler den Grafikteil. Bis zu vier Grafikfenster stellen aus einem Arbeitsblatt heraus vier unterschiedliche Grafiken dar. Dazu gibt es neue Grafiktypen. Die »Manhatten«-Grafik erlaubt die Wertedarstellung hintereinander. Die »Hi-Lo«-Grafik stellt z. B. die höchsten und niedrigsten Tageskurse und den Tagesabschluß einer Aktie dar. Die gestapelte Liniengrafik addiert die hintereinander liegenden Wertebereiche und zeichnet die bekannten gefüllten Liniengrafiken, die wie ein Gebirgspanorama aus-sehen. In der Tortengrafik lassen sich jetzt einzelne Stückchen heraustrennen, das Füllmuster und die Füllfarbe sind vom Benutzer frei festlegbar.

Bild 3. Eine dreidimensionale Grafik mit Grafikeditorleiste

Alle Grafiktypen, auch die bereits vorhandenen, erscheinen zwei-oder dreidimensional. Die Tiefe der z-Richtung ist allerdings, anders als beispielsweise mit »Basi-chart«, nicht frei zu bestimmen.

Ein Grafikeditor erlaubt das Einfügen von Texten, Linien und Rechtecken in die Grafik. Dabei legen Sie die Größe der Schrift, den Schriftstil, die l inien- oder Rahmendicke sowie das Füllmuster der Rahmen fest. Wo die erzeugten Grafikobjekte liegen sollen, bestimmen Sie mit der Tiefe der z-Koordinate, was bei der Größenveränderung des Grafikfensters bedeutsam ist. Mit eigenen Makrobefehlen läßt sich der Grafikeditor ansprechen. Standen bislang nur sechs Datenbereiche zur Verfügung, so hat sich ihre Zahl jetzt auf acht erhöht. Die Ausgabe der Grafiken ist vor allem unter GDOS eine wahre Augenweide, die höchstens von speziellen Grafikprogrammen wie »Scigraph« übertroffen wird.

Auch an der Druckerausgabe feilten die Programmierer. So kann der Anwender jetzt eigene Druckerbefehle in das Arbeitsblatt eingeben, um beispielsweise die Überschrift eines Arbeitsblattes in doppelter Höhe und Breite zu erhalten. Ausdrucke in Formulare gelingen jetzt wesentlich einfacher, da in einem Arbeitsblatt verschiedene Zeilenabstände zulässig sind. Viele Anwender wünschten, daß das auf dem Bildschirm angezeigte Gitter auch im Ausdruck erscheint. Auch das beherrscht LDW 2.0, wobei die Randlinien etwas dicker als die anderen Linien sind. LDW druckt die Linien sehr sauber im Grafikmodus, dazu muß es allerdings wissen, ob es sich um einen 9-Nadel-, 24-Nadel- oder Laserdrucker handelt.

Bild 4. Der Grafikeditor mit Auswahlmenü

Für sämtliche Mausaktionen stehen Makrobefehle zur Verfügung, so daß Sie auch jede Fensterbeeinflussung mit der Maus vom Makrorekorder aufzeichnen. Alle Makrobefehle aus Lotus 1-2-3 Version 2, die bislangfehlten, sind jetzt implementiert. Schon in der ersten Version war es vorgesehen, Notizen an einer Zelle des Arbeitsblattes einzugeben. Jetzt lassen sich Zellen, die mit einer Notiz behaftet sind, auch in fetter Darstellung kenntlich machen.

Häufig standen die verschachtelten Menüpunkte von Lotus 1-2-3 und LDW unter Kritik. Sie gelten als unübersichtlich und schwer erlernbar. Dies trifft für Einsteiger zu. Wer jedoch mit LDW vertraut ist, schätzt den Komfort, alle Punkte aus dem Programm heraus zu erreichen.

Wenn es schon um sinnvolle Erweiterungen geht: Es fehlt die Möglichkeit, mehrere Arbeitsblätter gleichzeitig zu laden, um Daten und Formeln untereinander auszutauschen. Stellen Sie sich vor, Sie drucken aus einem Arbeitsblatt eine Patientenrechnung und tragen in ein anderes für die Finanzbuchhaltung gleich den Rechnungsbetrag ein. Mit dieser Eigenschaft würde LDW allerdings schon heftig an der Tür von Microsofts »Excel« klopfen.

Die Änderungen von LDW erzwingen eine Überarbeitung des Handbuches, was einen Erscheinungstermin ab Dezember in der Version 2 bedingt. Der Preis der neuen Version liegt dem Vernehmen nach bei 300 Mark. Für Besitzer einer älteren LDW-Version soll es nach Aussagen von Markt & Technik ein Update für etwa 100 Mark geben. (wk)

Info: Markt & Technik; Hans-Pinsel-Str.2; 8013 Haar bei München

WERTUNG

Name: LDW 2.0
Preis: ca. 300 Mark
Vertrieb: Markt&Technik

Stärken: Sehr hohe Lotus 1-2-3 Kompatibilität □ hohe Rechenleistung und große Rechengenauigkeit □ starker Grafikteil mit Grafikeditor □ ausgefeilte Druckmöglichkeiten □ Makrorekorder, der alle Mausaktionen aufzeichnet

Schwächen: Etwas hakeliges Bearbeiten von Rechtecken im Grafikeditor

Fazit: LDW 2.0 ist eine ausgereifte Tabellenkalkulation, mit der sich auch komplizierte Aufgabenstellungen leicht lösen lassen.


Christian Opel
Aus: TOS 11 / 1990, Seite 26

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