Festplatten gehören mittlerweile zur Standardausrüstung beim ST. Ab 20 MByte aufwärts gibt es für fast jeden Geldbeutel und jede Anwendung das richtige Gerät. Festplatten haben den Vorteil, wesentlich schneller als Diskettenlaufwerke zu sein und auch eine höhere Kapazität anzubieten. Um so sorgfältiger muß die Pflege von Festplatten, bzw. deren Inhalt erfolgen.
Ein einziger Crash kann den Verlust monatelanger Arbeit bedeuten, wenn keine Sicherheitskopie der Daten vorliegt. Auch zerstückelt intensive Nutzung den Inhalt einer Festplattenpartition mehr und mehr. Plattenzugriffe verlangsamen sich, wenn die Dateien zerstückelt auf der Festplatte liegen.
Nicht umsonst ist die Zahl der Harddisk-Utilities groß. Drei Vertreter stellen wir hier vor: Der erste im Bunde ist das Harddisk-Utility, kurz »HDU«, von Application Systems. HDU ist das verbreitetste Harddisk-Backup-Programm für den Atari ST. Atari und einige Festplattenhersteller liefern die Version 1.5 mit ihren Festplatten aus. Im Verkauf ist derzeit die stark erweiterte Version 2.2.
HDU sichert einzelne Dateien. Der Vorteil ist, daß es nur das speichert, was man sichern möchte. Dafür läßt die Geschwindigkeit manchmal zu wünschen übrig. Damit die Selektion sehr vieler Dateien nicht unübersichtlich wird, hat HDU einen sehr gut gegliederten Desktop. Ein wichtiger Nebeneffekt der sauberen GEM-Programmierung ist es, daß HDU auf allen Bildschirmen zu Hause ist. Großbildschirm- oder Overscan-Besitzer müssen zum Sichern also nicht auf die Standardauflösung zurückgreifen.
Unterhalb der Menüleiste, die wichtige Funktionen und Schalter enthält, zeigt der Desktop die vorhandenen Laufwerke an. Klickt man eines der Laufwerkssymbole an, öffnet sich ein Fenster, in dem der Inhalt des Laufwerks erscheint. Die Bedienung von HDU ist der des GEM-Desktops sehr ähnlich.
So selektieren Sie einzelne Dateien oder Ordner, indem Sie sie bei gedrückter <Shift>-Taste an klicken.
Einrahmen mehrerer Dateien oder Ordner mit einem Gummiband gelingt auch. Wesentlich wichtiger sind aber Auswahlkriterien wie Datum, Dateiattribut oder Dateimasken. Die Attributsuche ist seit TOS 1.4 der komfortabelste Weg zum regelmäßigen Backup. Sie selektiert alle Dateien, die seit der letzten Sicherung erzeugt oder geändert wurden.
Das leistungsfähige Backup-Programm HDU zeichnet sich durch einfache Bedienung aus
Insgesamt drei Dateimasken bietet HDU dem Benutzer an. So selektiert er z.B. alle Dateien mit der Endung TOS, TTP und PRG. Da er mit Datei masken mehrmals selektieren kann, sind schnell und komfortabel die gewünschten Dateien zusammengestellt. Für den Backup bietet HDU noch einige Funktionen. So bestimmt der Benutzer, ob die Disketten formatiert werden oder nicht. Ein Überprüfen beim Schreiben und Formatieren schaltet er auf Wunsch ebenfalls ein. Auch das Format der Diskette legt er fest. Die Arbeit mit zwei Diskettenlaufwerken ist vorgesehen. Das Komprimieren der Daten erspart einiges an Disketten. Wem der Geschwindigkeitsverlust beim Komprimieren zu hoch ist, schaltet es ab.
Sind alle Einstellungen getroffen, beginnt das Kopieren. Je nach Einstellung verlangt HDU die Disketten. Es liest die Dateien von der Platte und schreibt sie auf Diskette. Ein Restore, also Zurückschreiben der Daten, funktioniert ähnlich. HDU verlangt die Sicherungsdisketten und schreibt die Dateien zurück. Ob es vorhandene Dateien überschreiben soll, läßt sich einstellen. HDU 2.2 ist dank seiner Funktionen, vor allem wegen der einfachen Handhabung ein empfehlenswertes Backup-Programm für Leute mit Geldbeutel, die keine Streamer oder ähnliches zulassen.
Anders als HDU, ist »Diskus« von der bekannten Softwareschmiede CCD kein spezielles Harddisk-Tool. Diskus ist vielmehr eine Schaltzentrale für komplexe und schwierige Eingriffe in das Innenleben von Disketten, RAM-Disks und Festplatten. Diskus bietet einige Funktionen, die besonders für Festplattenbesitzer sehr interessant sind. Diskus präsentiert sich in einer GEM-Umgebung, die sich aber leider zu schnell als unvollständig erweist. So brachte der Versuch, Diskus unter Overscan zu starten, nur wirren Pixelsalat auf den Bildschirm. Die Tatsache, daß auf dem Bildschirm außer dem Diskus-Fenster noch weitere Fenster sein könnten (z.B. Kontroll-Accessory, Taschenrechner) ignoriert das Programm völlig. Doch zurück zu den Funktionen von Diskus. Eine sehr wichtige Eigenschaft ist das Kopieren von Medien. Diskus erlaubt es, ganze Partitionen zu kopieren. Dabei ist es nur wichtig, daß beide Partitionen die gleiche Sektorgröße haben und die Zielpartition mehr oder gleich viel Platz bietet, wie die Daten der Quelle groß sind. Die Anpassung von FAT und Directory erfolgt automatisch. Kopiert man z.B. eine volle 6 MByte große Partition auf eine 10 MByte große Partition, bleiben am Ziel 4 MByte frei. Besonders Wechselplattenbesitzer schätzen diese Funktion.
Ein Schwerpunkt von Diskus ist das Retten von Daten. So holt es aus Versehen gelöschte Dateien wieder zurück. Besonders hervorzuheben sind die Funktionen zur Bearbeitung der FAT's. Diskus bietet alles, um leicht einige Manipulationen vorzunehmen. Obwohl es einfach handzuhaben ist, sollte hier allerdings nur der fachkundige Anwender eingreifen. Der Sektor- und Cluster-Editor bietet erstmals die Fähigkeit, mit Sektoren mit mehr als 512 Bytes zu arbeiten. Besonders übergroße Festplattenpartitionen sind in diesen großen Sektoren angelegt.
Wo so viel mit FATs und Directories herum jongliert wird, darf natürlich eine Optimierung nicht fehlen. Diskus schiebt auf Wunsch Datensektoren und Directories so zusammen, daß die Zugriffe nachher um einiges schneller sind. Die Funktionsvielfalt von Diskus ist erheblich. Viele der Funktionen gehören aber nicht zum Thema Festplatten-Utilities. Auf jeden Fall ist Diskus ein bemerkenswertes Programm, beim dem lediglich die oben erwähnten Oberflächen Probleme bitter aufstoßen.
Allroundtalent Diskus ist Backup-Programm und Disk-Monitor zugleich
Wem Diskus zu viele Funktionen hat und mit der Optimierung nicht weit genug geht, der sieht sich den »Optimizer« von Projekt:FPS an. Der Optimizer ist, wie der Name schon sagt, ein Harddisk-Optimierer. Optimieren bedeutet dabei, daß es zum einen die benutzten Datencluster zusammenschiebt, zum anderen auch die Dateien so zusammenfügt, daß sie hintereinander liegende Cluster belegen. Der Optimizer ist schon mehrere Jahre auf dem Markt und hinterläßt einen sehr ausgereiften Eindruck. Wie schon die beiden anderen Testkandidaten, präsentiert sich auch der Optimizer im GEM-Gewand. Leider wurde auch hier mehrfach über das Ziel hinausgeschossen, so daß das Programm nur bedingt als »sauber« programmiert gelten kann. Der Optimizer entpuppt sich nach dem Laden als Optimierungs-Cockpit. Er zeigt erweiterte Inhaltsverzeichnisse an, in denen außer den üblichen Werten auch Startcluster und Anzahl der belegten Cluster erscheinen. Von jeder Datei kann man sich die benutzten Cluster anzeigen lassen und so den Zustand des Dateisystems ermitteln. Findet das Programm beim Optimieren einen defekten Cluster, trägt es ihn als solchen in die FAT ein. Manchmal passiert es, daß auf der Festplatte oder auf Diskette verlorene Cluster entstehen. Das sind Cluster, die zu keiner Datei gehören, aber in der FAT als belegt deklariert sind. Solche Cluster gibt der Optimizer wieder frei. Wundern Sie sich nicht, wenn die Platte nach dem Optimieren nicht nur schneller ist, sondern auch noch mehr freien Speicher anzeigt. Die Aktivitäten des Optimizer auf der Festplatte, lassen sich auf Drucker oder einer Datei protokollieren. Optimizer hinterläßt einen ausgereiften Eindruck. Intensive Bemühungen (Optimieren einer defekten Diskette und einer zerklüfteten 60 MByte-Partition) absolvierte er problemlos. Fehler im Neuzeichnen des Desktops und eigenwillig gestylte GEM-Objekte trüben den ansonsten durchaus positiven Gesamteindruck.
Der Optimizer ist ein ausgereiftes Optimierungs-Cockpit