XINFO vereint viele kleine Programme in sich und kann mit anderen Helfern kooperieren. Es bietet alle notwendigen Funktionen zur Dateianalyse aus einer Hand.
Klickt man auf dem normalen Desktop eine Datei an und möchte mit »Datei - Info...« ein bißchen mehr über selbige erfahren, wird man meistens enttäuscht. Außer Dateinamen und -große und die Information, ob die Datei den »Lesen« oder »Lesen/ Schreiben«-Status hat, erfährt man nichts. Dies hat sich auch unter MultiTOS nicht geändert. Möglichkeiten, andere Flags, etwa »Fastload« oder »TT-RAM« in Programmheadern, zu setzen, bieten auch alternative Oberflächen nicht - und befinden sich damit mit dem Desktop in guter Gesellschaft. Interessant wird es, wenn sich der Anwender eine Datei ansehen möchte. Außer ASCII-Text geht nichts. Zum Anschauen von Bilder, Fonts, Texten in anderen Formaten usw. ist ein externes Programm notwendig. Auch viele andere, alltägliche Aufgaben müssen über kleine Hilfsprogramme erledigt werden. Diese erwarten meistens eine Kommandoübergabe und machen somit dem GEM-verwöhnten Anwender das Leben schwer.
Abhilfe schafft »XINFO« von Oliver Schildmann. Der Autor selbst definiert XINFO als »ein Programm zur erweiterten Dateianzeige und -manipulation«. Bei Programmstart muß XINFO eine Datei übergeben werden. Dies geschieht entweder durch direkten Start des Programms mit anschließender Dateiauswahl im Dateiauswahlfenster, durch Ablegen des Programms auf dem Desktop und Daraufziehen einer Datei oder indem Sie XINFO auf bestimmte Dateiendungen anmelden. Egal, auf welche Art Sie XINFO aufgerufen haben, erscheint eine bildschirmfüllende Dialogbox. Die angebotenen Funktionen bzw. ausgegebenen Informationen richten sich nach der übergebenen Datei. XINFO erkennt die Art der Datei an ihrem Inhalt, nicht, wie viele andere Programme dieser Art an der Endung. Unterschieden werden Programmdateien, Fonts, Bilder, Datendateien, CPX-Module, gepackte Archive, gesplitte Dateien (hier ist die Extension entscheidend).
Erwähnenswert ist, daß XINFO zwar auch eigene Funktionen anbietet, meistens jedoch als Shell fungiert. Das heißt, daß beispielsweise zwar Archive erkannt werden, zum Entkomprimieren jedoch ein entsprechender Packer notwendig ist. Bleiben wir gleich bei den gepackten Dateien, von denen XINFO folgende erkennt: LZH, ARC, ARJ, ZIP, ZOO und selbstextrahierende SFX-Dateien. Archive können entpackt und der Inhalt gelistet werden. Umgekehrt können einzelne Dateien oder ganze Ordner komprimiert werden. Dazu muß der Pfad des entsprechenden Packers festgelegt werden. Fehlen diese Angaben, bietet Ihnen XINFO die Möglichkeit, den entsprechenden Komprimierer in einer Fileselectbox auszuwählen.
Wurde XINFO beim Start eine ausführbare Datei übergeben, stehen Funktionen zur Attribut- und Programm-header-Änderungen zur Verfügung. Der Dateiname läßt sich natürlich auch ändern. Bei Programmen können im Header die Einstellungen »Fast-Load« (beim Aufruf des entsprechenden Programmes wird nicht das gesamte RAM gelöscht, sondern nur das BSS-Segment, was weniger Zeit benötigt), »TT-Load« (lädt mit diesem Flag versehene Programme direkt ins Fast-RAM von TTs), »TT-Malloc« (Programme, die nicht MXALLOC zur RAM-Reservierung benutzen, bekommen bei gesetztem Flag TT-Fast-RAM zugewiesen), »G-Flag« (ein von ATARI noch nicht dokumentiertes Flag, das für MultiTOS relevant ist) und schließlich »Memory-Protection« (bestimmt, wie im Multitaskingbetrieb (MiNT/ MultiTOS) ein Speicherbereich, den ein Programm verwendet, gehandhabt wird) festgelegt werden.
Für ausführbare Dateien können Sie ein Alias-Programm erzeugen. Dies ist ein Starterprogramm für andere Programme. Ein Beispiel: Eine Applikation liegt in einem verschachtelten Ordner. Sie benutzen dieses Programm häufig, jedoch stört es Sie, sich ständig durch diverse Ordner klicken zu müssen. Eine Lösung wäre nun, das Programm als Icon auf dem Desktop abzulegen. Diese Möglichkeit bietet sich nur, wenn Sie eine neue TOS-Version oder eine alternative Oberfläche benutzen. Aber selbst dann kann es sein, daß der Bildschirm schon mit Icons zugepflastert ist. Oder aber Sie erzeugen zu diesem Programm ein Alias, das Sie irgendwohin kopieren. Wird dieses Alias nun gestartet, lädt es automatisch das betreffende Programm. Ohne Ordnerklickerei. Die Dateien können dort bleiben, wo sie sich befinden, da das Alias das Enviroment korrekt setzt. Das Alias-Programm belegt nur zwei kByte RAM und auch nicht mehr auf der Festplatte. Zu häufig benutzen Programmen können Sie sich also mit XINFO Aliase erzeugen lassen und diese beispielsweise zusammen in einen Ordner kopieren. Von diesem einen Ordner erreichen Sie alle entsprechenden Programme ohne große Klickerei.
Sie können XINFO auch eine Fontdatei übergeben. Das Programm erkennt Zeichensätze von Calamus, Calamus SL und Didot Professional. Angezeigt werden kann Spacing, Seriennummer, Größe, Typ, Name, Autor, Copyright und Herstellerfirma. Außerdem wird eine Schriftprobe ausgegeben. Für DTPler ein wichtiges Feature.
Haben Sie XINFO zusammen mit einem GIF-Bild übergeben, können Sie dieses - vorausgesetzt, es ist das Sharewareprogramm »Gemview« installiert — an-zeigen lassen. XINFO ruft zu diesem Zweck Gemview auf. Ganz ohne externes Programm kann XINFO das GIF-Bild ins JPEG-Format konvertieren. Dieses Format ist hauptsächlich zum Archivieren von Grafiken gedacht, da die Dateien sehr klein werden. Allerdings müssen beim JPEG-Format u. U. Qualitätseinbußen in Kauf genommen werden. Wie hoch der Qualitätsverlust sein darf, können Sie selbst bestimmen.
Ein MOD-File ist eine Sounddatei in einem Format, das ursprünglich vom Amiga kommt, jedoch inzwischen auch auf dem Atari und PC verbreitet ist. Zum Anhören solcher MOD-Files, die oft unglaubliche Klangerlebnisse verheißen und häufig begehrte Sammlerobjekte sind, benötigt man einen sogenannten MOD-Player. Ein solcher MOD-Player ist »Paula« von Pascal Fellerich. Ist dieser für XINFO erreichbar, können Sie sich nach der Übergabe eines MOD-Files den Song Vorspielen lassen.
Es lassen sich auch Pfade für andere Viewer einstellen. Viewer sind Programme, die verschiedenste Daten anzeigen können. Beispiele dafür sind »Guck« und »Ist View«, letzteres ist sauber in GEM eingebunden und daher empfehlenswert. Egal, welche Datei Sie XINFO übergeben haben, Sie können sich diese dann anzeigen lassen. XINFO reicht die entsprechende Datei an den Viewer weiter.
Last but not least kann ein Virenkiller eingebunden werden. XINFO übergibt eine Datei an den Virenkiller und erhält von d'esem eine Nachricht, ob die Datei »clean« oder verseucht ist. Unterstützt wird derzeit der kommerzielle Virentöter »Poison!« aus dem Hause »Shift«.
Über einige eigene Funktionen verfügt XINFO ebenfalls. Auf Wunsch wird eine Datei physikalisch vom Laufwerk entfernt, indem sie zuerst mit Nullen überschrieben (»genullt«) und dann gelöscht wird. Dieses File kann nicht mehr restauriert werden und ist somit vor fremden Zugriffen geschützt (Ihren eigenen übrigens auch). Lange Dateien können mit XINFO gesplittet werden, so daß Sie beispielsweise auf zwei Disketten passen.
Neben allen diesen Funktionen können auch weitere Programme aufgerufen werden, denen XINFO die entsprechenden Parameter und die Datei übergibt. Beispielsweise können Dateien ver- und entschlüsselt und binäre Daten in einen 7-Bit-ASCII-Code (also »Text«) verwandelt werden. Dieser Vorgang ist auch rückgängig und dient dazu, Nicht ASCII-Dateien über ein Mailbox-Netzwerk zu verschicken. Dies wird nicht gerne von den Betreibern gesehen und ist beispielsweise im MausNet (mit Ausnahmen) verboten. An einen angegeben Editor können Dateien auch zum Editieren übergeben werden. XINFO ist eine wahrhaftige Allround-Shell.
Bei allem Lob gibt es allerdings auch weniger Erfreuliches. So läuft XINFO in einem modalen Dialog und blockiert unter MultiTOS somit den Wechsel zu anderen Applikationen. Natürlich stellt sich die Frage, ob ein solches Feature bei einem Dateiinformationsprogramm notwendig ist. In Anbetracht der vielen zusätzlichen Funktionen, denken wir ja. Dann stellte sich heraus, daß XINFO mit der Dateiübergabe unter MultiTOS nicht zurechtkommt. Wird unter dem MultiTOS-Desktop eine Datei auf das XINFO-Icon gezogen, startet XINFO, öffnet dann aber dennoch zuerst die Fileselectbox.
Fraglos ist XINFO ein sehr nützliches Programm, das dem Anwender eine Menge Arbeit abnimmt. Das Herumärgern mit vielen kleinen Hilfsprogramm gehört der Vergangenheit an, da XINFO die korrekte Parameterübergabe für Sie erledigt. Auch, wenn Sie nicht wissen, welcher Art eine vorliegende Datei ist, hilft Ihnen XINFO durch die vom Dateinamen unabhängige Dateityperkennung weiter. Nachteilig ist der modulare Dialog. Zusammenfassend ist XINFO sehr empfehlenswert und die 20 Mark Registrierungsgebühr wert, (thl)
Oliver Schildmann, Otto-Stabel-Str. 4, 6700 Ludwigshafen, MausNet Oliver Schildmann @ LU. Die aktuelle Version gibt’s gegen Einsendung einer formatierten Leerdiskette plus frankiertem und adressiertem Rückumschlag direkt beim Autor. Leser mit Modem können die aktuellen Versionen jeweils in der MAUS Ludwigshafen »downloaden«.