Nachdem Atari das »ST Book« nun endgültig zu Grabe getragen hat, muß man sich nach Alternativen bei der Konkurrenz umsehen. Das »Notepad« von Amstrad scheint vielversprechend.
Als Atari vor knapp zwei Jahren das ST Book auf der CeBIT in Hannover vorstellte, war die Begeisterung groß: klein und handlich war es, und doch so leistungsfähig wie der Rechner daheim. Inzwischen hat es sich Atari -wieder einmal - anders überlegt, und das Gerät vom Markt genommen. Seither schielen viele treue Atari-Anwender auf DOS-Notebooks und die »Powerbooks« von Apple. Doch 3000 Mark für einen Zweitrechner kann sich nicht jeder leisten.
In diese Lücke stößt das »Notepad NC 100« von Amstrad. Um falsche Erwartungen zu vermeiden: das auf einem Z80 basierende System ist natürlich nicht ST-kompatibel, aber in einigen Anwendungsbereichen eine wunderbare Ergänzung. Das Gerät hat die Abmessungen eines DIN-A4-Blattes, wiegt etwa 1 Kilogramm und wird mit Batterien, Steckernetzteil, Tasche und Handbuch geliefert. Es hat kein beleuchtetes Display, keine Festplatte und auch kein eingebautes oder externes Diskettenlaufwerk. Dafür reichen vier normale Mignon-Batterien aus, um 30 bis 40 Stunden zu arbeiten! Eine zusätzliche Stützbatterie sorgt dafür, daß beim Batteriewechsel wichtige Einstellungen nicht verloren gehen. Von den internen 64 kByte RAM stehen gut 48 kByte zur freien Verfügung. Mit Memory-Karten kann der Speicher über einen PCMCIA-Slot um max. ein MByte RAM aufgerüstet werden. Das Notepad verfügt über fest eingebaute Programme wie Textverarbeitung, Taschenrecher und Terminkalender. Und sogar für ein einfaches Basic und Terminalfunktionen war noch Platz. Wenn Sie den Rechner einschalten, symbolisieren drei Icons die möglichen Funktionen, die mit den auffälligen, farbigen Tasten direkt angewählt werden können.
Die Textverarbeitung ist mehr als ein primitiver Editor, beherrscht sie doch Blocksatz und Zentrierung sowie die sog. Attribute wie fett, kursiv und unterstrichen, die auch am Bildschirm so dargestellt werden. Vergrößerte, hoch- oder tiefgestellte Schrift ist ebenfalls möglich, wird aber nur über Steuerzeichen markiert. Mit den Cursortasten können Sie um wichtige Passagen einen Rahmen malen. Per Tastendruck lassen sich Datum und Uhrzeit in den Text einfügen und über ein Wörterbuch mit 48000 Einträgen ist eine Rechtschreibkontrolle möglich, wobei einige Begriffe selbstverständlich hinzugefügt werden können. Formatlineale, unterschiedliche Tabulatoren und rund 60 zusätzliche Steuerbefehle lassen kaum Wünsche offen. Durch die interne Speicheraufteilung beschränkt sich die Textlänge allerdings auf 38 kByte, was etwa 25 Manuskriptseiten mit 1500 Anschlägen entspricht. Bei diesen vielen Möglichkeiten überrascht es nicht, daß dieses komfortable Programm als »Prowort« auch für andere Maschinen wie z. B. den ST erhältlich ist.
Leider zeigt sich gerade hier der gravierendste Nachteil des Notepads: das Display ist zwar 80 Zeichen breit, aber nur acht Zeilen hoch. So sieht man leider nur einen sehr kleinen Abschnitt, zumal mindestens eine Zeile als Statuszeile verlorengeht. Außerdem ist es in der Neigung nur über das ganze Gerät verstellbar. Über einen Kontrastregler läßt sich die Darstellung aber noch gut regulieren. Doch gegenüber echten Notebooks bietet dieses Notepad eine himmlische Ruhe, die nur durch das Klappern auf der angenehmen, normalgroßen Tastatur unterbrochen wird. Auch können Sie jederzeit während der Arbeit das Gerät einfach ausschalten, ohne sich um Datenverlust Sorgen machen zu müssen: nach dem Einschalten machen Sie genau da weiter, wo Sie aufgehört haben. Auf Wunsch übernimmt auch ein elektronischer Wächter das batterieschonende Ausschalten.
Das zweite Modul, das Sie über eine Taste direkt erreichen können, ist der Taschenrechner. Zwar bietet er eine gut lesbare zwölfstellige Anzeige und schaltet automatisch auf einen simulierten Zehnerblock um, aber er kann noch nicht einmal Punktvor-Strich-Rechnung geschweige denn andere wissenschaftliche Funktionen. Auch wird der Speicherinhalt nicht angezeigt und zum Abschluß der Eingabe muß unbedingt das Gleichheitszeichen benutzt werden, statt der naheliegenden Return-Taste.
Hinter der blauen Direktwahl-Taste verbirgt sich ein elektronisches Adreßbuch, das auch Daten für Serienbriefe zur Verfügung stellen kann, sowie ein pfiffiger Terminkalender. Einerseits können Sie in einem Monatskalender bis Dezember 2099 Termine und beliebig lange Notizen verwalten, andererseits lassen sich ganz gezielt Weckzeiten, einmalig, täglich oder an Wochentage gebunden, einstellen. Zum Termin meldet sich das Notepad, auch wenn es abgeschaltet ist. Auf Notizen im Kalender wird man beim Einschalten aufmerksam gemacht.
Verbindungen zur Außenwelt gibt es prinzipiell drei: Möglich ist der Datenaustausch über PCMCIA-Speicherkarten - für den ST ist uns aber kein entsprechendes »Laufwerk« bekannt. Wenn Sie mit der eingebauten Textverarbeitung zufrieden sind, können Sie über die parallele Schnittstelle direkt an einen normalen Drucker gehen. Die Software unterstützt über Standardtreiber praktisch alles bis zum Laserdrucker. Schließlich gibt's auch einen seriellen Anschluß, der traditionell dem Datenaustausch per Kabel dient. Ober ASCII-Transfer oder X-Modem können Sie die Dateien auf Ihren Atari übertragen. Dort muß dann allerdings ein entsprechendes Terminalprogramm zur Verfügung stehen. Über die Terminalfunktion ist uns auch ein Einloggen in einer Mailbox des MausNet einschließlich Download per X-Modem gelungen. Die Hauptarbeit erledigt dabei schließlich das Modem. Unpraktisch war auch hier nur das etwas kleine Display.
Schließlich steht dem »Hacker« auch noch ein einfaches Basic zur Verfügung mit dem man sich kleine Programme für den Rechner schreiben kann. Es ist an das BBC-Basic der Acorn-Computer angelehnt. Durch Verzicht auf kostspielige und stromfressende Komponenten wie beispielsweise eine Festplatte oder ein beleuchtetes Display, ist ein handlicher Rechner enstanden, der unterwegs oft ein besserer Begleiter als ein »echtes« Notebook ist. Mit ein paar Klimmzügen lassen sich mit dem ST oder Mailboxen Daten austauschen. Außerdem hat Amstrad ein besser ausgestattetes Modell »NC 200« mit 16zeiligem, beleuchtetem Display und eingebauten Diskettenlaufwerk angekündigt. Das wird allerdings ein paar Mark teurer sein. Amstrad GmbH, Robert-Koch-Straße 9, 6108 Weiterstadt, Tel. 06151/925-0, Fax 06151/925-20
Wertung Amstrad Notepad NC 100:
Stärken: geringer Stromverbrauch; leicht; große Tastatur; eingebaute Software (insb. Textverarbeitung und Terminkalender)
Schwächen: Display hat zu wenig Zeilen; einige Funktionen umständlich in der Handhabung
Fazit: empfehlenswert, um im (Bier)garten Artikel zu schreiben oder Termine zu verwalten, die mehr Platz als zehn Buchstaben benötigen
Preis: 499 Mark