Mailboxen bieten neben der Kommunikation meistens auch eine mehr oder weniger große Zahl an abrufbaren Programmen an. Auch die Boxen des MausNets.
Das MausNet hat sich inzwischen zu einem recht ansehnlichen Netz gemausert, das für alle Rechnersysteme Foren bietet. Nicht zuletzt durch fachkundige Anwender, die Neulingen gerne weiterhelfen, und eine gute Atmosphäre ist das MausNet wohl das empfehlenswerteste deutsche Netzwerk für Atari-und MS-DOS-Anwender.
Im Gegensatz zu vielen anderen Netzwerken steht im MausNet die Kommunikation im Vordergrund, während andere Netz vor allem mit einem großes Angebot an freikopierbaren Programmen zu bestechen versuchen. Aber natürlich gibt es auch in den Mailboxen des MausNets Software, die von den Benutzern über die Telefonleitung bezogen werden kann. Dieser Vorgang wird als »downloaden« oder schlicht »saugen« bezeichnet. Jedes Programm, das in einer MausNet-Mailbox (kurz als »Maus« bezeichnet) zur Verfügung steht, ist in Kategorien eingeteilt, so daß ein schnelles Auffinden möglich ist. Kategorien sind beispielsweise Betriebssystem (u. a. TOS, DOS, Apple-Mac), Programmtyp (Terminal, Spiele, Datenbanken, Editoren, Utilitys) und Copyright (u. a. PD, Shareware, Demoversion). Zusätzlich gibt es zu jedem Programm eine Kurzbeschreibung, die aus maximal fünf Zeilen besteht. Sucht man nun beispielsweise einen Texteditor für das Betriebssystem TOS, der als PD deklariert ist, teilt man diese Kriterien der Mausbox mit und erhält eine Liste mit den Programmen, die diese Merkmale erfüllen. Da jedes Programm sowohl Namen als auch zusätzlich eine Nummer hat, kann man der Mailbox genau mitteilen, welche Programme über die Telefonleitung auf die heimische Platte geholt werden sollen.
Dieser Vorgang klingt nicht nur einfach, er ist es auch. Allerdings benötigen Sie für das Suchen bestimmter Programmen Zeit, vor allem, wenn Sie gar nicht genau wissen, was Sie eigentlich möchten bzw. unter welchen Kategorien sich die von Ihnen gewünschte Software befindet. Besonders in den sogenannten »Stoßzeiten«, also meistens nach 18 Uhr, wenn der Billigtarif gilt und viele User Freizeit haben, können sich aufwendige Suchaktion als für andere Anwender sehr störend erweisen, da Sie natürlich die Maus belegen. Außerdem stehen jedem Anwender in den Stoßzeiten nur vergleichsweise geringe Online-Zeiten von 5 bis 25 Minuten zur Verfügung.
Das Heraussuchen von interessanter Software kann auch »offline«, das heißt, ohne bestehende Telefonverbindung, erfolgen. Die Mausbox schickt Ihnen auf Wunsch eine Liste mit den verfügbaren Programmen im ASCII-Format über die Telefonleitung. Kriterien, welche Programme die Liste enthalten soll, können festgelegt werden. So ist es kein Problem, sich beispielsweise eine Liste mit allen in der Maus verfügbaren Atari-Programmen zusammenzustellen zu lassen. Diese können Sie dann in Ruhe auswerten - ohne die Box zu belegen.
Aber halt, ist das nicht schrecklich unbequem? Sie haben recht! Das Wühlen in einer ASCII-Liste ist wenig benutzerfreundlich. Und dann müßte man die Namen der interessante Programme, die man beim nächsten Besuch in der Mailbox »downloaden« möchte, auch noch auf einen Zettel notieren. Nein, dann doch lieber das Online-Suchen. Oder?
Abhilfe schafft das »Saug-Utility« von Frank Rüger. Dies Utility erledigt den Download der Programmliste, deren Verwaltung und das Downloaden der gewünschten Files - alles rund ums »Saugen«. Doch der Reihe nach. Zuerst einmal benötigen Sie neben dem Saug-Utility ein Terminalprogramm, das mit Saug-Utility zusammenarbeitet. Derzeit sind dies die Sharewareprogramme »Rufus« von Michael Bernards und »Connect« von Wolfgang-und-wieder-ein-Update-Wander. Vor der ersten Benutzung von Saug-Utility besorgen Sie sich am besten aus Ihrer Stamm-Maus eine vollständige Fileliste. Diese ASCII-Liste kann von Saug-Utility geladen werden. Das Programm analysiert bereits beim Laden die Liste und generiert eine Statistik. Nach dem Ladevorgang öffnet sich ein bildschirmfüllender Dialog, der im Zeichen von MultiTOS in einem Fenster liegt. In diesem Dialog können Sie in den Dateien blättern und bekommen zu jedem einzelnen File alle verfügbaren Informationen angezeigt. Über diese Dialogbox können Sie jedem Fileeintrag aus der Programmliste ein Attribut geben. Möglich sind »Interessant«, »Schon gesaugt« (das File wurde von Ihnen bereits aus der Mailbox geholt) und »Saugen« (dieses File soll bei der nächsten Gelegenheit aus der Mailbox angefordert werden).
Angenommen, Sie haben einige Programme ausgewählt, die Sie gerne downloaden möchten, müssen Sie im Dropdown-Menü den Eintrag »Connect-Script erstellen...« (haben Sie bei den Parametern als verwendetes Terminalprogramm »Rufus« angegeben, ist der Menüeintrag entsprechend bezeichnet; die Funktion ist analog). Saug-Utility generiert nun eine Batchdatei für Connect, die dieses zum automatischen Anruf in der Maus-Box und zum Empfang der von Ihnen mit dem Flag »saugen« versehenen Files veranlaßt. Die komplette Anwahl-, Eintragungs-, Download- und Logoff-Prozedur läuft völlig ohne Ihr Zutun ab. Je nach Modemgeschwindigkeit können Sie sich also einen Kaffee holen oder einen Einkaufsbummel machen. Sie sollten bei der Auswahl der zu empfangenden Programme berücksichtigen, daß Sie pro Anruf nur eine bestimmte Zeitspanne zur Verfügung haben. Überziehen Sie, katapultiert Sie die Maus ebenso automatisch aus der Box. Bei größeren Saug-Aktionen sollten Sie die einzelnen Bestellungen auf mehrere Anrufe verteilen. Aus Rücksicht auf die anderen Benutzer der Maus ist es sinnvoll, wenn Sie größere Downloads möglichst nachts durchführen. Zu dieser Zeit können Sie sich auch am längsten in der Maus aufhalten.
Wurden alle Programme downgeloadet, beendet sich das Terminalprogramm und Sie befinden sich wieder im Saug-Utility. Saug-Utility bleibt übrigens beim Aufruf des Terminalprogramms nicht resident im Speicher. Zum Lieferumfang von Saug-Utility gehört das Programm »SAUTI_RUN«, das vergleichbar mit dem »Runner« von Gemini ist. Dieses Programm startet nach dem Verlassen des Terminalprogramms automatisch Saug-Utility und übergibt die entsprechenden Parameter, die zum Laden einer Liste führt. Umgekehrt managt SAUTI_RUN die Parameter-Übergabe an das Terminalprogramm. Dieses Verfahren wird als »Overlay-Laden« bezeichnet. Der Vorteil liegt auf der Hand: Saug-Utility belegt keinen Speicher, was besonders die Besitzer von Ataris mit kleinerem Arbeitsspeicher freuen wird.
Neben dem automatischen Downloaden von Dateien aus einer Maus-Mailbox bietet Saug-Utility natürlich noch weitere Funktionen, die die Handhabung mit Programmlisten erheblich vereinfachen. Mit komplexen Suchfunktionen - Verknüpfungen werden unterstützt - läßt sich innerhalb kurzer Zeit jede Datei und auf Wunsch in einem separaten Fenster als Liste dargestellt. Die Eintragungen im Fundfenster können gedruckt oder in eine Datei exportiert werden. Hierbei können Sie zwischen unterschiedlichen Exportmöglichkeiten wählen und sogar ein eigenes Exportformat festlegen, so daß dem Import in eine Datenbank nichts im Wege steht.
Zu jeder Programmliste können Sie außerdem ausführliche Information abrufen. Interessant sind beispielsweise die am häufigsten downgeloadeten Dateien, der User mit den meisten Uploads (Ablegen eines Programmes in der Mailbox), die Gesamtgröße alle in der Maus verfügbaren Dateien, auch getrennt nach Rechnersystemen.
Erwähnenswert ist, daß Saug-Utility aus Programmlisten neue Listen problemlos »zusammenstückeln« kann. Die von Ihnen vergebenen Flags und eventuelle Kommentare (Sie können in Saug-Utility zu jedem File eine kurze Bemerkung eingeben) werden in separaten Dateien gesichert und beim Laden der Liste automatisch mitgeladen. Wurde die Programmliste erneuert (z. B. eine Liste mit neuen Files in der Mausbox angehängt), können die Flag- und Bemerkungsdateien mit einem zu Saug-Utility gehörenden Programm konvertiert werden, so daß sie sich mit der aktualisierten Liste verwenden lassen. Übrigens können Sie auch getrennte Listen für Gruppenprogrammteile und den persönlichen Programmteil mit Saug-Utility verwalten.
Dieses Utility ist ein leistungsfähiges und durchdachtes Werkzeug. Selbstverständlich richtet sich das Programm ausschließlich an Benutzer des MausNets, die sich einen effizienteren Umgang mit den Filelisten der Mausboxen wünschen. Auch für »Programmteil-Warte« stellt Saug-Utility eine Arbeitserleichterung dar. Das Programm ist Shareware, die Registrierungsgebühr beträgt 40 Mark, was sich angesichts der Leistungsmerkmale noch in einer vertretbaren Größenordnung befindet. Die freikopierbare Version hat die Einschränkung, daß pro Anruf nur eine Datei automatisch angefordert werden kann. Somit hat die Sharewareversion leider nur Demo-Charakter. thl
Saug-Utility finden Sie beispielsweise in den Mäusen Osnabrück und Ludwigshafen.
Frank Rüger, Tecklenburger Str. 21, 4540 Lengerich/Westfalen,
MausNet: Frank Rüger @ OS