Komfortable Bedienoberflächen stellen hohe Anforderungen an den Programmierer. ORCS erleichtert die Arbeit.
Seit es Programmiersprachen auf dem Atari gibt, gehören »Resource Construction Sets« zu den Standardprogrammiertools. Mit ihnen kann man komfortable GEM-Oberflächen vergleichsweise einfach auf den Bildschirm zaubern. Doch so komfortabel GEM-Programme für den Benutzer sind, umso unbequemer ist ihre Programmierung. Ein heller Stern am Shareware-Himmel ist ORCS, das neben Komfort außerdem bestechende Tools bietet.
Das Resource Construction Set von Thorsten Otto präsentiert sich mit einer dem Desktop ähnelnden Oberfläche. Sie ist kinderleicht zu erlernen, da sie intuitiv bedienbar ist. Ein Doppelklick öffnet das Laufwerk und zeigt alle RSC-Dateien an. Trotz des Fehlens der üblichen Kopier-, Lösch- und Verschiebe-Routinen lassen sich die Resourcedateien gut verwalten. Ein weiterer Doppelklick auf einen RSC-Eintrag im Directory plaziert die Resourcedatei als Icon auf das Desktop und öffnet ein Fenster mit den Resourcedaten. Sie stehen dann zur Weiterbearbeitung offen, wie man sie von sonstigen RSC kennt.
Der Autor hat allerdings zusätzliche Features eingebaut, die ORCS erst richtig interessant machen. Zum einen steht jedem Objekt Platz für einen Kommentar zur Verfügung. Dieser wird beim Speichern nicht nur in der Zusatzdatei (*.INF) gesichert, sondern auch in der zusätzlichen Ausgabe für eine Programmiersprache als Remark eingefügt. So sind wichtige Notizen jederzeit sichtbar: einmal im Source des eigentlichen Programmes und im Resource-Editor. Zum anderen kann man jedes selektierbare Objekt einer Taste zuordnen, die über einen speziellen Dialog einfach eingegeben wird. Dabei werden die ungenutzten Bits im Resource verwendet. Eine spezielle »form_do«-Routine sorgt im Programm für die korrekte Auswertung. Diese Routine ist neben einem binären Handbuch im Shareware-Beitrag enthalten. Sie befindet sich schon übersetzt im Resource-Editor und wird jedesmal aufgerufen, wenn man einen neuen Dialog austesten möchte. Somit brauchen Sie nicht immer das RSC zu verlassen, um die Funktionsfähigkeit der Resource zu überprüfen. Neben der Dialog- und der Alertbox kann der Benutzer auch Menüs testen und eventuelle Fehler aufspüren. Sollte beim Test ein Exit-Feld angewählt werden, informiert ORCS über den Rückgabewert und den Namen des Feldes. Ein Abbruch des Tests ist dann möglich.
Die Qualitäten eines Resource-Editors zeigen sich aber erst, wenn es um die Schnittstelle zu Programmiersprachen geht. Hier liegt ORCS wieder einmal vorn. Neben den gängigen Sprachen Assembler, C, Modular, PASCAL, ST-Ba-sic und GFA-Basic bietet es zusätzliche Ausgabeformate für C und Assembler. Während in Assembler nur eine ausführliche Ausgabe möglich ist, können Sie in C zwischen zwei unterschiedlichen Notationen wählen. Für welche Sie sich entscheiden, ist Geschmackssache. Jedoch beinhaltet jede ausführliche Ausgabe, egal ob als Assembler- oder als C-Source, alle Strings, Ted-Infos, Object-Infos, Objectnamen und den Namen des Resource-Files. Sollten sich Icons oder Images im RSC-File befinden, sind sie dann Bit für Bit im Source aufgeführt. Eine nachträgliche Modifikation während der Laufzeit des compilierten Programms ist dadurch ohne weiteres möglich.
Aber nicht nur in der Ausgabe, sondern auch beim Einlesen der verschiedenen Definitionsdateien anderer Resource-Editoren zeigt ORCS Stärke. Neben den üblichen Atari eigenen Resource-Editoren unterstützt es die Def.-Files von »Kuma« und »Wercs«. Somit fällt der Umstieg nicht so schwer, da alle alte Quellen übernommen werden. Und selbst wer bestimmte Vorteile eines anderen Resource-Editors nutzen möchte, dem stellt ORCS nichts in den Weg. Es erzeugt auf Wunsch alle notwendigen Zusatzdateien.
Insgesamt macht ORCS einen sehr guten Eindruck, auch wenn hier und da der Bildschirmaufbau noch em wenig hakt. Bei 50 Mark Shareware-Gebühr ist es durchaus zu empfehlen, (thl)
Thorsten Otto, Kathannenstraße 14, 4300 Essen 1, Shareware 50 Mark Disk DL 6, Andreas Mielke EDV Software, Vinnhorster Weg 35, 3000 Hannover 21