»Outline Art 3« und »DA’s Vektor«: Farbenfrohe Geradenbieger

Grafik ganz groß: auch die Vektorgrafik-Spezialisten hoffen auf den längst fälligen Falcon-Aufschwung und zaubern schon mal neue Produkte aus der Mütze.

DA's Vektor: Professionelle Kombination von Text und Grafik

Ein Begriff aus dem Bereich der Computergrafik fristet seit jeher ein recht vernachlässigtes Dasein: »Vektorgrafik«, so tönt es, »ist doch nur etwas für CAD-Freaks oder abgehobene DTPler«. Tatsächlich sieht die Praxis kaum anders aus, denn abgesehen davon, daß das Softwareangebot der Vektorgrafik-Talente alles andere als üppig ist, ist die konstruktionsorientierte und abstrakte Art des Grafikentwurfs unvergleichlich zeitraubender und schwieriger zu handhaben als gefällige Rastergrafikprogramme, die analoge Techniken wie Pinsel, Bleistift oder Sprühdose sehr vorbildgetreu simulieren. Ganz nebenbei sind brauchbare Vektorgrafikprogramme immer noch unproportional teurer.

Einen ersten Sympathieschub für Vektorgrafik gab es Ende ‘91 durch eine Reihe von Autotracern bzw. Vektorisierungsprogrammen: Gescannte Vorlagen können seitdem mit mehr oder weniger Aufwand in elegante Bezierkurven und Polygonzüge gewandelt werden, was den Grafiken butterweiche Rundungen ganz ohne die berüchtigten Treppchenmuster spendiert — und zwar in beliebigen Skalierungsstufen. Genauso wie in den Anfangszeiten der Bitmaps spielte sich jedoch fast alles in Schwarzweiß ab und von Zeichentalent konnte bei den Tracern kaum die Rede sein.

Nun sollen zwei neue Produkte für weitere Bewegung in der Welt der Vektoren sorgen: »Outline Art 3« und »DA’s Vektor«. Freilich sind auch diese Programme so ganz neu nicht, blicken sie doch auf eine mehr oder weniger bekannte Vergangenheit zurück.

Outline Art 3 aus dem Hause DMC (»Calamus«) ist Nachfolger der in DTP-Kreisen längst etablierten Version 2. Wie auch schon die Vorversion ist Outline Art 3 kein ausgesprochenes Vektorzeichenprogramm, sondern mehr ein Experimental-Outline-Editor. Das Horrorwort bestimmt auch den Einsatzbereich: Natürlich ist das Produkt in erster Linie für Calamus-Anwender gedacht, die mit Version 3 des Editors in die Lage versetzt werden, Schriften zu manipulieren und eventuell das eine oder andere Logo zu entwerfen, um die Ergebnisse über DTP weiterzuverarbeiten.

Pfadtexte

Auch DA’s Vektor besitzt eine Vergangenheit, die aber nicht ganz so offen liegt, wie bei Outline Art 3. Erst nach dem Programmstart zeigt sich, wo hier die Wiege stand: beim altbekannten »Didot« von Digital Arts. So entpuppt sich der holperige Name des Vektorzeichners als Firmenkürzel mit falschem sächsischem Genitiv. H3-Systems aus Heidelberg kümmert sich um den Vertrieb in Deutschland. DA’s Vektor beschäftigt sich ebenfalls intensiv mit der Veränderung von Fonts, geht jedoch ein paar Schritte weiter: Angefangen bei der Vektorisierung von Bitmaps über das Busineßgrafik-Design bis hin zur Grafik-Animation hat das DA-Küken schon auf den ersten Blick eine ganze Menge mehr zu bieten als Outline Art 3. Ob sich durch den offenbar größeren Funktionsumfang eventuell anderweitige Nachteile ergeben, zeigt der folgende Test.

Schon beim ersten Kontakt erinnern beide Programme auf mehr oder weniger angenehme Art an ihre Wurzeln. Gemeint ist die Bedienerführung: So dürften geübte Calamus-Freaks keine größeren Probleme mit dem Benutzerkonzept von Outline Art 3 haben, während Didot-Jünger auf Anhieb mit DAs Vektor warm werden dürften. Der Gelackmeierte ist in beiden Fällen der Neuling, der den teilweise ziemlich umständlichen Umgang mit den Vektoren erst einmal kennenlernen muß. Das kostet Zeit und Nerven.

Auf den ersten Blick sehen beide Oberflächen recht ähnlich aus. Outline Art 3 hilft durch kurze Online-Hilfstextchen, die in der rechten oberen Bildschirmecke erscheinen, sobald man mit dem Mauspfeil über ein Icon streicht. Wer ausführlichere Informationen benötigt, muß natürlich zum Handbuch greifen.

DAs Vektor geht da einen etwas anderen Weg. Die gedruckte Dokumentation beschränkt sich auf Erläuterungen zum grundsätzlichen Umgang mit dem Programm, also ein sog. Benutzerhandbuch. Die ausführliche Erklärung der einzelnen Funktionen dagegen befindet sich direkt im Computer bzw. auf der Festplatte. Über ein Accessory kann der Einsteiger während der Arbeit im Bildschirmhandbuch blättern oder über die Help-Taste jene Hilfsseite aufrufen, die zu dem Icon paßt, auf dem der Mauszeiger jeweils steht.

Spezialeffekte und sanfte Farbverläufe möglich

Leider beschränkt sich die Online-Hilfe derzeit noch auf eine reine Textdarstellung, wodurch die Anforderungen an die Abstraktionsfähigkeit des Anwenders hoch gesteckt sind. In Kürze soll es aber ein Update geben, bei dem Grafiken den Online-Hilfstext unterstützen. Ein Tutorial nach dem gleichen Prinzip soll den Einstieg weiter erleichtern, war jedoch bei Redaktionsschluß nicht verfügbar.

Inzwischen hat es sich eingebürgert, daß insbesondere Fortgeschrittene neben der Maus auch gerne zur Tastatur greifen. Outline Art 3 geht bei der Verteilung von Tastaturkürzeln einen ganz neuen Weg: Die Kürzel werden nicht etwa je einer Funktion zugewiesen, sondern einem Iconfeld, unabhängig davon, mit welcher Funktion dieses Feld gerade belegt ist.

DA's Vektor überläßt es dem Anwender, mit welcher Taste er die einzelnen Kommandos aufrufen möchte. Eine Übersicht der bereits belegten Funktionen ist allerdings nicht vorhanden.

Mit beiden Programmen läßt es sich relativ zügig arbeiten — vorausgesetzt, die Einarbeitung war gründlich.

DA's Vektor teilt sich in insgesamt vier verschiedene Themengebiete — und zwar so radikal, daß man schon fast von vier eigenständigen Produkten reden kann, die zu einem einzigen Paket geschnürt wurden. Beim ersten Modul handelt es sich um eine Vektorisierungssoftware. Pixelgrafiken werden in mehr oder weniger identische Vektorgrafiken gewandelt. DA’s Vektor arbeitet grundsätzlich mit Halbton- und Farbbildern. Dabei unterscheidet das Programm zunächst zwischen der Vektorisierung mit Bezier-Kurven und der mit Linien. Bei der Linienform besteht die Auswahl, Konturen pixelgenau nachzufahren oder lediglich näherungsweise zu beschreiben.

Effektvoll

Doch wie weiß DAs Vektor, was es in der Vorlage als Kontur zu betrachten hat? Bei Graustufenbildem bestimmt man zunächst einen minimalen und maximalen Grauwert. Dies erfolgt entweder durch eine direkte Wertangabe über die Tastatur oder man definiert Grauwerte direkt über die entsprechenden Stellen im Bild. Auch die Angabe eines Mittelwertes ist erlaubt, bei dem die Extremwerte über einen einstellbaren Toleranzbereich berechnet werden. DAs Vektor betrachtet dann alle Grauwerte in diesem Bereich quasi als eine einzige Farbe, deren Umriß schließlich vektorisiert wird. Äquivalent zur Behandlung von Graustufen verhält sich der Tracer bei Farbbildern. Eine direkte automatische Farbzuweisung im Ergebnis ist leider nicht vorgesehen. Die gewünschten Farben muß der Anwender nach dem Tracen jedesmal manuell eingeben.

Über ein Pull-Down-Menü geht’s zum zweiten Themengebiet, der eigentlichen Vektorgrafik-Bearbeitung. Das Modul teilt sich wiederum in zwei Unterbereiche, DAs Vektor unterscheidet nämlich zwischen Vektorpfad und Vektorgrafik. Der Unterschied besteht darin, daß Vektorpfade nur Linien und Bezierkurven sowie deren Erstellung und Bearbeitung kennen. So existiert beispielsweise kein Objekt vom Typ »Rechteck«. Ein Rechteck setzt sich aus vier Linien zusammen, die im Pfadeditor gezeichnet werden. Erst im Vektorgrafik-Editor werden die vier Linien dann als zusammenhängendes Objekt behandelt, das sich jetzt auch mit unterschiedlichen Attributen (Füllfarbe, Linienart usw.) versehen läßt.

Doch zunächst ein Blick auf den eigentlichen Zeichenteil, den Pfadeditor. Hier können Sie eine vektorisierte Grafik überarbeiten oder eine Zeichnung neu beginnen. DAs Vektor bietet zahlreiche Funktionen, angefangen beim Setzen, Verschieben und Löschen einzelner Linien- bzw. Kurvenendpunkte bis zum Zeichnen von Linienzügen, die anschließend automatisch in Kurven umgerechnet werden. Durch einfaches Umschalten in den Vektorgrafik-Editor verschwinden die Kontroll- und Stützpunkte der Pfade und fortgeschrittene Konstruktionen wachsen zu einem einzigen Objekt zusammen.

Outline Art 3: Vektorisierte Grafik und farbiger Text

Auch bei Outline Art 3 findet sich ein ähnliches Arbeitsprinzip, mit dem Unterschied, daß hier zwischen Pfad- und Objektbearbeitung unterschieden wird. Der Funktionsumfang des DMC-Produkts läßt sich mit dem von DA’s Vektor vergleichen, allerdings besitzt Outline Art kein Vektorisierungsmodul. Man hilft sich mit einer Methode, die an Mutters Butterbrot-Pauspapier erinnert: Eine Rastergrafik wird in den Hintergrund geladen und manuell nachgezeichnet.

Wer schon mit Vektoren gearbeitet hat, weiß, daß oft eine hohe Genauigkeit beim Zeichnen erforderlich ist. Um dies zu gewährleisten, bedient sich Outline Art zweier Hilfsmittel: einem magnetischen Gitter sowie horizontaler und vertikaler Hilfslinien. Diese können separat eingestellt und aktiviert werden.

DAs Vektor zeigt sich da schon eine ganze Portion spendabler: Frei im Raum definierbare Hilfslinien sowie Hilfskreise und sogar die Kontrollpunkte der einzelnen Objekte können mit einem variablen Radius eingefangen werden. Hierbei beeinflußt auch die Position, an der das entsprechende Objekt »angefaßt« wird, das Ergebnis. Packen Sie beim Verschieben ein Objekt z. B. an der linken oberen Ecke seines Rahmens, wird diese Ecke an die eingefangene Stelle gesetzt. Haben Sie jedoch direkt einen Kurvenstützpunkt selektiert, wird dieser als Referenzpunkt gewählt.

Ein weiteres Hilfsmittel stellen die maximal 65536 (!) Layer dar. Bei geschicktem Einsatz dieser aus dem CAD-Bereich geläufigen »durchsichtigen Ebenen« können Sie eine ganze Menge Zeit sparen, indem Sie komplexe vorerst nicht benötigte Objekte einfach ausblenden.

Doch nun zum Objekt- bzw. Vektorgrafik-Editor, dem umfangreichsten Bereich beider Programme. Hier wird weiter in die sog. Grundobjektarten unterteilt. Der für die Vektorgrafik-Anwenderschaft interessanteste Typ dürften zweifellos die Textobjekte sein.

Outline Art 3 unterscheidet zwischen Dreh-, Kreis- und Pfadtext. Der Schlüssel dazu ist eine Dialogbox (das Textformular), die automatisch nach Definition eines Rahmens bzw. eines Pfades erscheint. Ins Textformular geben Sie den Text ein und können nochmals festlegen, um welche der drei Varianten es sich handelt. Soll Ihr Text aus mehreren Zeilen bestehen, ist dies über den sog. Textspeicher kein Problem. Der faßt bis zu 100 Zeilen Text, die sogar von Diskette geladen bzw. dorthin gespeichert werden können.

Hier erreichen Sie auch einzelne Zeichen, die Sie nicht über die Tastatur auf-rufen können. Zu diesem Textspeicher gehört noch eine weitere Dialogbox mit diversen Einstellungen zum automatischen Verändern der einzelnen Zeilen. Dazu zählen Parameter wie eine Koordinatenänderung der einzelnen Zeilen, eine Änderung von Größe, Linienbreite und Farbe sowie eine automatische mathematische Bearbeitung mittels eines Taschenrechners.

Ein großer Bereich der Hauptdialogbox befaßt sich mit den Zeichenparametern wie Zeichengröße, -abstand, -winkel usw. Für die Zeichengröße verfügt Outline Art 3 über eine Automatik, die die Größe an die Rahmenbreite anpaßt. Selbstverständlich kann Text auch farbig dargestellt werden. Hierbei können Sie zwei Farbwerte (bzw. Grauwerte) bestimmen, die für das erste und das letzte Zeichen gelten. In den Zeichen dazwischen verläuft die Farbe kontinuierlich vom Anfangs-zum Endwert, wobei jedes Zeichen eine eigene Farbe erhält. In Outline Art läßt sich nur je ein Wert zuweisen, ein Farbverlauf ist somit nicht möglich. Schließlich aktivieren Sie im Textformular eine Box zur Kerning-Einstellung. Sie sehen dort den neuen Text mit dem selektierten Zeichensatz und können jeden einzelnen Zwischenraum bearbeiten. Leider lassen sich hier die Auswirkungen, die ein Kreis- bzw. Pfadtext mit sich bringt, nicht WYSIWYG erkennen. Die tatsächlichen Zeichenabstände zeigen sich erst nach Verlassen des Textformulars.

Dadurch kommt es meist zum zeitraubenden »Try and Error«-Spiel: Textformular aufrufen, Kerningdialogbox aufrufen, Änderungen vornehmen, Kerningbox verlassen, Textformular verlassen, nach kurzer Rechenzeit das Ergebnis überprüfen — und den ganzen Schlamassel solange wiederholen, bis das gewünschte Ziel erreicht ist. Wirklich genial durchdacht!

Grundsätzlich verwaltet DA’s Vektor Texte genauso wie Outline Art 3. Auch hier finden sich die drei Objekttypen Pfadtext, Kreistext und Drehtext wieder. So sind auch die Parameter mehr oder weniger identisch mit denen von Outline Art 3. Da DAs Vektor neben Calamus-Schriften auch Postscript-Fonts verarbeitet, werden auch die Hinting-Informationen mit einbezogen. Bei der automatischen Anpassung hat DA’s Vektor wieder mal die Nase vom: Ausgehend von der eingestellten Schriftgröße werden bei Platzmangel Schriftgröße, Schriftbreite oder Zeilenlänge angepaßt, beim Kreistext ist es der Radius.

Vektoren machen es möglich: Formsatz mal ganz anders

Wer jedoch bei DAs Vektor die Outlinefarbe einstellen möchte, wird sich verwundert die Augen reiben: Das Thema »Outline« wurde anscheinend vergessen, entsprechende Einstellmöglichkeiten konnten auch nach längerem Suchen nicht gefunden werden. Der einzige Weg ist die Umwandlung des Textes in eine reine Vektorgrafik, um dort die Linienzüge nachträglich zu ändern, was nicht gerade die feine englischen Art ist.

Schon viel nobler ist dagegen die eigentliche Bedienung bei der Textbearbeitung. Bei DA’s Vektor erfolgt die Texteingabe online auf der Arbeitsfläche. Das bedeutet, nach dem Verlassen der Dialogbox klebt ein Cursor mit einer Zeile bzw. einem Kreis (beim Kreistext) am Mauspfeil. Mit einem Klick wird die Position bestimmt und Sie können sofort den gewünschten Text eingeben. Farbverläufe, Größenänderungen, Ausrichtung am Pfad usw. werden automatisch während des Schreibens vorgenommen.

Farbverläufe

Auch die manuelle Kerning-Einstellung erfolgt auf der Arbeitsfläche, so daß Sie stets die Auswirkung Ihrer Tätigkeiten sehen können. Beim Zeilentext erzeugen Sie durch die Betätigung der Return-Taste eine weitere Zeile. Es handelt sich dabei zunächst um ein neues Objekt, Sie können jedoch jederzeit von einem Objekt zum nächsten mit Hilfe der Cursor-Tasten springen, unabhängig davon, wann Sie das Objekt angelegt haben und um welchen Typ es sich dabei handelt. Hauptsache, es handelt sich nach wie vor um ein Textobjekt. Wurde der Text in ein Vektorobjekt gewandelt, ist eine derartige Bearbeitung nicht mehr möglich.

Ein weiteres beliebtes Themengebiet sind Farbverläufe. DA’s Vektor ruft dazu automatisch ein externes Programm auf. Hier stellt sich eine Besonderheit heraus: Der Verlaufsgenerator speichert das Ergebnis als TIF-Datei, also als Pixelgrafik. Aus diesem Grund sollte man sich bereits vor der Erstellung darüber im Klaren sein, in welcher Größe der Farbverlauf benötigt wird. Damit aber verzichtet man auf den wohl größten Vorteil der Vektorgrafik, eben den der Größenunabhängigkeit.

Hat man sich für eine Größe entschieden, sind die Farbwerte gefordert. Die Betonung liegt hierbei auf Werte, da eine optische Kontrolle fehlt. Wer also nicht ganz sattelfest im Umgang mit Werten für Cyan, Magenta und Yellow ist (und keine Farbtabelle besitzt), sollte zunächst in DA’s Vektor die Farben einstellen und die dazugehörigen Zahlen notieren.

Anschließend können Sie sich den verschiedenen Verlaufstypen zuwenden. Diese reichen von geradlinigen Verläufen in vertikaler, horizontaler und diagonaler Richtung bis zu kreisförmigen Verläufen. Wer vektorielle Verläufe bevorzugt, muß diese selbst generieren. Dazu steht eine Multikopierfunktion zur Verfügung. Dies ist zwar nicht gerade die komfortabelste Art, aber immer noch besser als gar nichts.

Etwas anders sieht die Sache bei Outline Art 3 aus. Hier arbeitet man generell mit vektoriell erzeugten Verläufen. Dabei reicht es aus, einen rechteckigen Rahmen aufzuziehen und anschließend die Verlaufsrichtung zu bestimmen, bei der man jedoch auf die horizontale und vertikale Achse beschränkt bleibt. Eine weitere Einstellung betrifft die Rasterstreifenbreite. Sie bestimmen hierbei die Breiten der Start- und Endfarben. Die Streifenbreite der Zwischentöne errechnet sich dann automatisch. Für die Erstellung komplexerer Verläufe bedienen Sie sich der Kontrollpfade, die später noch erläutert werden. Außerdem können Sie, ähnlich wie bei DA’s Vektor, einen Taschenrechner zu Hilfe nehmen.

Alle angesprochenen Grafiken lassen sich unter dem Begriff Vektorobjekte zusammenfassen. Eine Eigenart von Vektorobjekten ist die Tatsache, daß sie sich jederzeit problemlos wieder verändern lassen. Dazu zählen natürlich auch die Füll- und Linienfarben. Beide Programme werden damit problemlos fertig, wobei DA’s Vektor wieder voranmarschiert: Bei der Füllmusterauswahl begnügt sich das Programm nicht mit einfachen Farbwerten, auch Bilder im sogenannten TIC-Format (ein Konverter gehört zum Lieferumfang) können dazu herangezogen werden, beispielsweise auch zuvor erzeugte Farbverläufe. Ihrer Phantasie sind dabei nur Grenzen durch die Umrandung der Vektorobjekte gesetzt.

Kontrollpfade

Der nächste Schritt ist die Verformung von Objekten. Neben den üblichen Funktionen zur Größenveränderung bieten beide Programme zwei Grundformen der Objektbearbeitung an. Die erste ist ein Taschenrechner. Die mitgelieferten Formeln lassen erahnen, welch mächtiges Werkzeug damit zur Verfügung steht — und welcher Umstandskram! Der Haken daran ist nämlich die Frage, welcher künstlerisch orientierte Grafiker oder DTPler mathematisch so versiert ist, daß er mit Sinus und Cosinus jonglierend eine Formel erstellt, die dann auch tatsächlich das tut, was er sich wünscht. Ein gewisses Maß an Experimentierfreude und Zeit verschafft allerdings mit Sicherheit zahlreiche Anregungen.

Die etwas kreativere Form ist das Arbeiten mit Kontrollpfaden. Bei Outline Art 3 zeichnen Sie zunächst einen beliebig geformten Umriß, auf dem Sie anschließend vier Eckpunkte bestimmen. Den daraus resultierenden Kontrollpfad berechnet das Programm automatisch. Nun können Sie ein beliebiges Objekt, egal ob Text, Farbverlauf oder »normales« Vektorobjekt, auf diesen Kontrollpfad projizieren.

Auch DA’s Vektor arbeitet mit Kontrollpfaden. Der Unterschied zu Outline Art 3 besteht dabei in der Konstruktion des Pfades. Sie erhalten automatisch ein Gitternetz, das Sie an zahlreichen Punkten verformen können. Sie sehen also sofort, wie sich der Kontrollpfad durch Ihre Aktivitäten ändert. Gefällt Ihnen das Ergebnis, schieben Sie es einfach auf eine Art Klemmbrett. Über diesen Weg sammeln Sie mit der Zeit eine umfangreiche Bibliothek, da das Klemmbrett gespeichert werden kann. DA’s Vektor unterscheidet zwei Arten von Klemmbrettern: eine Bibliothek, die separat gesichert wird und ein »gewöhnliches« Klemmbrett, das fest mit der aktuellen Grafik verknüpft ist. DA’s Vektor verfügt noch über eine dritte Art, Objekte darzustellen, ohne sie dabei jedoch direkt zu verändern. Die Rede ist von einer 3D-Simulation. Sie geben einem beliebigen Objekt eine Tiefe, bestimmen den Betrachtungsabstand und rotieren es schließlich mit Hilfe von drei Reglern über die X-, Y- und/oder Z-Achse. Die Ergebnisse, die so in kürzester Zeit erstellt werden, sind wirklich beeindruckend (besonders bei der Verwendung von Text).

DA's Vektor: Mit Busineßgrafik-Teil
Gestochene Grafik für perfekte Präsentation

Eine ähnliche 3D-Simulation findet sich im nächsten Kapitel von DAs Vektor wieder. Hier geht es um die Erstellung von Präsentationsgrafiken in Form von Linien-, Balken- und Tortengrafiken. Die erforderlichen Tabellenwerte gibt man entweder direkt ein oder man lädt eine entsprechende ASCII-Datei. Leider wurde hier auf entsprechende Standardformate diverser Tabellenkalkulations-Programme verzichtet. Es sollte aber kein größeres Problem darstellen, das geforderte ASCII-Format zu erzeugen. Sämtliche Grafiken werden zweidimensional, Balken- und Tortendiagramme wahlweise auch dreidimensional konstruiert. Die gewünschte Rotation stellen Sie auch hier über entsprechende Regler ein.

Beim letzten Themengebiet lernen Ihre Objekte buchstäblich laufen. DA’s Vektor verfügt über einen Animations-Editor, mit dem Sie Trickfilme erstellen können, die anschließend mit einem externen Programm abgespielt werden. Es handelt sich dabei um rein zweidimensionale Sequenzen. Dies ist auf den ersten Blick nichts besonderes, gibt es doch das eine oder andere pixelorientierte Programm, das ähnliches leistet (z. B. ASH »Creator«). Doch wieder einmal ergibt sich ein Bereich, in dem die Vektorgrafik mit Ihren Vorzügen glänzen kann. Soll sich beispielsweise ein Objekt vom linken zum rechten Bildschirmrand bewegen, müssen Sie nicht jedes Bild einzeln erzeugen. Sie »fotografieren« zunächst das Objekt an der Startposition, verschieben es anschließend an die Endposition und machen dort ein zweites »Foto«.

Die Filmdauer richtet sich nach der Anzahl Leerbilder, die Sie zwischen den beiden »Fotos« einfugen. Zur Überprüfung drücken Sie dann einfach auf die »Play«-Taste, woraufhin die einzelnen Bilder berechnet und dargestellt werden. Sind Sie mit dem Ergebnis zufrieden, drücken Sie die »Record«-Taste und der eigentliche Film wird aufgezeichnet.

Abspielen läßt sich das Werk mit einem externen Programm, zu dem Sie direkt aus DAs Vektor gelangen. Die Qualität hängt schließlich von verschiedenen Faktoren ab, wie Rechenleistung, Bildfrequenz, Auflösung usw. Sie können selbstverständlich auch mehrere Objekte in den Film mit einbeziehen. Diese müssen dann allerdings einzeln auf verschiedene Layer verteilt werden. Objektveränderungen sind ebenfalls zugelassen, wobei auch hier die entsprechenden Zwischenschritte automatisch berechnet werden. Die so hergestellten Animationen waren schon recht beeindruckend.

Bleibt zum Abschluß noch die Frage nach der Kommunikation mit der Außenwelt, sprich Import- und Export-Formate. Outline Art 3 beschränkt sich beim Importieren neben dem eigenen auf das CVG- und IMG-For-mat. Beim Exportieren kommt noch Postscript hinzu. Dieses Format wäre beim Import sinnvoll gewesen. DAs Vektor benutzt im Vektorbereich neben dem eigenen die Formate DIG, CVG und GEM. Bei Calamus-Vektorgrafiken handelt es sich jedoch um die ältere, noch nicht farbfähige Version. Dies soll jedoch bald geändert werden. Probleme werden sich darin ergeben, daß dieses Formal nicht alle Features von DAs Vektor unterstützt.

DA's Vektor: Butterweiche Farbverläufe möglich
Auch Outline Art 3 bietet Farbverläufe

Im Moment bleibt nur der Weg über den TIF-Export, womit man aber wieder bei der Pixelgrafik angelangt ist. Ein TIF-Treiber, der automatisch farbseparierte Bilder erzeugt, ist bereits in Arbeit. DA’s Vektor arbeitet auf der Pixelebene generell mit Abwandlungen des TIF-Formats. Weitere Pixelformate müssen zuerst über einen Konverter umgesetzt werden.

Beim herkömmlichen Speichern verhalten sich die beiden Programme ganz unterschiedlich. Während Outline Art 3 alle Informationen in eine Datei packt, beläßt DAs Vektor einige Informationen wie beispielsweise Füllmuster oder Bibliotheken in ihrem Originalzustand und vermerkt in der Datei lediglich, wo diese zu finden sind. Dies hat zweifelsohne den Vorteil, daß z. B. komplexe Füllmuster, die in mehreren Zeichnungen verwendet werden, nur einmal Platz auf der Festplatte beanspruchen. Sollten Sie jedoch einmal ein Füllmuster löschen, weil Sie vergessen haben, daß Sie es in einer älteren Zeichnung verwendet haben, benötigen Sie nach Murphys Gesetz genau diese Zeichnung in den nächsten Tagen. Sie läßt sich dann zwar noch laden, das fehlende Muster müssen Sie aber durch ein anderes ersetzen. Leider fehlt auch jeglicher Hinweis, um welches Muster es sich handelt. Ähnliche Probleme treten auf, wenn Sie Ihre Zeichnungen weitergeben möchten, aber nicht mehr wissen, was Sie alles dafür verwendet haben.

Vektorisierung
Kerning

Erfreulich hingegen ist die Tatsache, daß Sie Ihre Zeichnungen — im Gegensatz zu Outline Art 3 — direkt aus DAs Vektor heraus drucken können.

Beide Programme direkt miteinander zu vergleichen, fallt nicht gerade leicht. DA's Vektor ist das erste Paket eines geplanten, umfangreichen Multimedia-Systems und zielt somit neben dem DTP-Markt sehr stark in Richtung Falcon. Outline Art 3 hingegen ist als reine Calamus-S/SL-Er-weiterung anzusehen. Überraschend ist daher, daß die Outline-Art-3-Funktionen so oder ähnlich auch in DAs Vektor wiederzufinden sind. Hierbei erweist sich letzterer in weiten Teilen als erheblich komfortabler. Viele Aufgaben, die mit Outline Art 3 recht umständlich »zu Fuß« gelöst werden müssen, lassen sich bei DAs Vektor mittels Mausklick erledigen. Will man beispielsweise eine Schrift trapezförmig verzerren, erfolgt dies bei Outline Art 3 über einen Kontrollpfad. Bei DAs Vektor hingegen selektieren Sie einen Kontrollpunkt des Objektrahmens und stellen die Verzerrung durch eine entsprechende Mausbewegung ein. Beachtet man noch die zahlreichen zusätzlichen Funktionen, wie Vektorisieren und 3D-Effekte, muß man beim Preis gleich zweimal hinsehen: 298 Mark, die der Anwender für DAs Vektor anlegen muß, sind schon fast als sensationell zu bezeichnen. Outline Art 3 hingegen mit seinen 798 Mark (320 Mark für ein Upgrade!) ist mehr als doppelt so teuer und kann erheblich weniger... (hu)

H3 Systems Computer und Anwendungen GmbH i. G., Häusserstr. 44,6900 Heidelberg 1

DMC GmbH, Postfach 89, 6229 Walluf

WERTUNG

DA's Vektor

Hersteller: Digital Arts
empf. Hardware: ST/STE/TT/Falcon, min. 2 MB RAM, Festplatte, min. Auflösung: 640 x 400
Preis: 298 Mark

Stärken: Teilbereiche Tracer, Vektoreditor, Animationsmodul für sich leistungsfähig, vielseitig, Textbearbeitung problemlos, flexible Farbverläufe, Komfortables Konstruieren durch Anleihen aus dem CAD-Bereich

Schwächen: keine direkte Outline-Schrift, Programm muß oft für andere Applikationen (Farbverläufe, Konvertierung von Bildern etc.) verlassen werden.

Fazit: leistungsstarkes Programm, sehr preiswert

WERTUNG

**Outline Art 3 **

Hersteller: DMC GmbH
empf. Hardware: ST/STE/TT/Falcon, min. 2 MB RAM, Festplatte, min. Auflösung:640 x 400
Preis: 798 Mark (Upgrade 320 Mark)

Stärken: starke Textberarbeitungsmöglichkeiten, exakt an Calamus angepaßt

Schwächen: Keine Druckfunktion, Outline nur einfarbig, Bedienung eher für Mathematiker als für Grafiker

Fazit: gute Ergänzung zu Calamus, jedoch extrem überteuert.


Andreas Käufer
Aus: ST-Magazin 04 / 1993, Seite 26

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