Sicherheitsverwahrung: Backup-Software »Fast-Sector-Backup«

Zu den lästigen Pflichten eines Festplattenbesitzers gehört das regelmäßige Backup der Daten auf Disketten. »Fast-Sector-Backup« erledigt dies Vorgang auf komfortable Weise.

Dateiauswahl: Der zentrale Dialog in Fast-Sector-Backup

Macht sich plötzlich ein Festplattenfehler bemerkbar, ist der Katzenjammer groß. In solchen Fällen kommt jede Einsicht zu spät. Zugegeben, sämtliche Daten der Festplatte auf Disketten zu ziehen, ist lästig und kostet vor allem Zeit. Wer sich nicht den Luxus einer zweiten Festplatte allein für Sicherungskopien leisten kann, kommt um die Backups aber nicht herum. Bei Backup-Programmen muß übrigens nur beim ersten Backup der gesamte Platteninhalt auf Disketten kopiert werden, danach erkennen diese Programme am gesetzten bzw. nicht gesetzten »Archivbit«, ob eine Datei seit dem letzten Backup verändert wurde. Nicht veränderte Dateien brauchen auch nicht mehr kopiert zu werden. Das funktioniert natürlich nur dann, wenn TOS das Archivbit richtig setzt, was erst seit TOS 1.02 der Fall ist.

Backup-Programme aus dem PD- bzw. Shareware-Bereich gibt es verhältnismäßig wenig. Gerade zwei Stück, die regelmäßig weiterentwickelt werden: »Turtle« aus Amerika und »Fast-Sector-Backup« aus heimischen Gefilden, das wir für Sie ausführlich getestet haben.

Nach dem Start erscheint eine Menüzeile und ein grauer Hintergrund. Leider fehlt eine Anleitung — laut Autor Reinhard Weger wird in es Kürze ein Handbuch zum Selbstausdruck geben. Man steuert also den Menüpunkt »Info« an und erfährt hier leider nur sehr knapp und keineswegs ausreichend die Bedienung des Programms. Viele Fragen bleiben offen, die sich nur durch Ausprobieren beantworten lassen.

Erste Aktion ist der Aufruf von »Setup S_Backup«. In einem überladenen Dialogformular können alle Parameter, die für das Backup relevant sind, eingestellt werden. Unter »Format« können Sie entscheiden, ob beim Backup auf Disketten diese grundsätzlich formatiert werden sollen, gar nicht oder nur wenn nötig (falls ein anderes als das eingestellte Format vorliegt). Es bleibt auch Ihrem Willen überlassen, ob mit »Verify« formatiert werden soll. Ist dieser Schalter an, wird überprüft, ob die Diskette korrekt formatiert wurde. Das dauert länger, sollte aber gerade bei einer so sensiblen Angelegenheit wie Backups stets gewählt werden. Das Format, in dem die Disketten formatiert werden sollen, läßt sich einstellen: unterschiedliche DD- und HD-Formate stehen zur Auswahl.

Im Setup-Dialog »Voreinstellung« werden die generellen Einstellungen für’s Backup getroffen. Möchten Sie diese Parameter erst unmittelbar vor dem Backup setzen, schalten Sie »Backup-Notiz« an und es erscheint später ein Dialog. Möchten Sie lieber alle Einstellungen in einem Aufwasch erledigen, schalten Sie diesen Knopf aus und treffen Ihre Wahl: Backup auf Laufwerk B, Backup auf A und B (im Wechsel), Katalog erzeugen, Archiv-Flag setzen, Daten-Kompression, Verify-Backup (sollten Sie in jedem Fall eingeschaltet haben!). Zusätzlich können Sie entscheiden, ob die Backup-Aktionen auf dem Drucker protokolliert werden sollen.

Unter »Sonstiges« sind diverse Einstellungen zusammengefaßt: akustisches Signal beim Diskettenwechsel, Hilfsanzeigen bei kritischen Aktionen, TT-Flags anzei-gen (TOS 1.04), Kleinschrift, UNIX-Style, Backup Debug, Quick List, Paßwort, Pack-Optimierung (unbedingt aktivieren), PFX+AFX-Unterstützung, »DataDiet«-Unterstützung (sofern installiert).

Den Pfad für einen Fileviewer (»Guck«, »1st View« o. ä.) können Sie festlegen, um — wenn Sie möchten — Dateien anzuschauen. Ein »Lieblings-Programm« läßt sich ebenfalls einstellen. Zu guter Letzt kann im Setup-Dialog der Drucker über einen Init-String konfiguriert werden.

Ist alles eingestellt, hat man also erraten, was der Autor mit einigen Bezeichnungen meint (das Hilfsfenster ist auch im Setup-Dialog dürftig), könnte mit dem Backup-Vorgang begonnen werden.

Halt! Erst sollten Sie sich überlegen, ob Sie ein »handelsübliches« Dateienbackup (Dateien von Platte auf Disk) oder einen »Image-Backup« machen wollen. Image-Backup bedeutet, daß eine Partition 1:1 kopiert wird, was von der Handhabung her nicht unbedingt empfehlenswert ist. Beim Dateien-Backup dagegen können ganz gezielt bestimmte Dateien ausgewählt werden: in einer, an ein Dateiauswahlfenster erinnernden, Dialogbox nehmen Sie entsprechende Einstellungen vor (auch an dieser wichtigen Stelle vermißt man mehr Information). Mit einem Klick auf einen Laufwerksbuchstaben wird das Inhaltsverzeichnis der betreffenden Partition angezeigt. Wahlweise werden die Dateiattribute mit ausgegeben. Wie im Desktop läßt sich auch in Fast-Sec-tor-Backup einstellen, nach welchem Schema die Dateien bei der Anzeige sortiert werden sollen.

Dateien, die gesichert werden sollen, können durch einen Mausklick bestimmt werden. Es kann auch einfach alles markiert werden. Werden Backups regelmäßig gemacht — das tut fast niemand, aber es wäre ratsam — sind die weiteren Markierungsmöglichkeiten interessant: bei »Zeitraum« können Sie Dateien ab einem bestimmten Datum auswählen und mit »Markiere alle« zum Backup kennzeichnen.

»Neue« und »Alte« zeigt nur Dateien, bei denen das Archiv-Bit gesetzt bzw. nicht gesetzt ist. Ein kleiner Bug hat sich bei der Anzeigefunktion eingeschlichen: wurden beispielsweise mit »Neue« nur die Files ohne Archiv-Bit angezeigt, möchten Sie aber wieder alle auf der Partition vorhandenen Dateien sehen, läßt sich der Knopf nicht mehr ausschalten. Abhilfe schafft nur ein Klick auf den. Laufwerksbuchstaben, was Markierungen jedoch löscht.

Sind alle Files markiert, starten Sie mit »Fertig« das Backup. Ggf. können Sie an dieser Stelle nochmals die Parameter ändern. Danach werden die Dateien von der Platte in den Speicher geladen, komprimiert (wenn »Datenkomprimierung« eingeschaltet ist) und in einem Rutsch auf Diskette geschrieben. Dies geht so lange, bis alle markierten Dateien auf den Disketten gesichert sind. Zum Schluß folgen zwei Infoboxen, die Ihnen statistische Daten zum erfolgten Backup geben.

Zur Datenkomprimierung sind einige Anmerkungen nötig: der Packalgorithmus stammt von Robert Federle und hat die Leistungsfähigkeit eines Online-Packers wie beispielsweise »Data-Light«. Dies bedeutet, daß Dateien sehr schnell und so gut wie möglich komprimiert werden, was Diskettenmaterial einspart.

FastSector-Backup erkennt bereits mit konventionellen Packern (LHarc, ZIP usw.) komprimierte Dateien und läßt diese beim Komprimieren sinnvollerweise aus.

Geschwindigkeit entscheidet

Wie lange dauert ein Backup und wie leistungsfähig ist die Datenkomprimierung? Unsere Testpartition hatte 9451949 Byte in 104 Ordnern und 637 Dateien. Wir haben darauf geachtet, daß unterschiedliche Dateitypen etwa gleichmäßig vertreten waren. Fast-Sector-Backup benötigte für das Backup auf normale DD-Disketten gut 43 Minuten. Die Daten wurden auf acht Disketten untergebracht, die Komprimierungsrate betrug 40 Prozent. Die Disketten wurden mit verify formatiert und geschrieben. Zum Formatieren einer Diskette brauchte Fast-Sector-Backup 1:16 Minuten, das Prüfen der geschrieben Daten beanspruchte pro Diskette etwa 1:20 Minuten. Da Sie diese Optionen auch weglassen können, braucht der Backup unserer Daten im zeitlich günstigsten (vorformatierte Disketten, kein verify) etwa 23 Minuten — mit Online-packen! Mit diesen Leistungsdaten wird Fast-Sector-Backup seinem Namen gerecht und gehört zu den schnellsten Backup-Programmen am Markt! Viele Anwender erledigen ihr Backup, indem sie eine ganze Partition mit einem Packer komprimieren und das Archiv auf eine zweite Platte kopieren. Um einen Vergleichswert zu erhalten, haben wir unsere Testpartition mit ST-ZIP 2.1 im »Deflate-Modus« und »medium« gepackt: dieser Vorgang dauerte 58:35 Minuten und das generierte Archiv hatte eine Packrate von 52,9 Prozent. Hier wird deutlich, welche hervorragende Arbeit der in Fast-Sector-Backup enthaltene Online-Packer leistet.

Um Dateien wieder zu restaurieren, muß eine Backup-Diskette eingelegt und ein Katalog erzeugt werden. Ähnlich wie beim Backup können auch beim Restore einzelne Files oder einfach alles markiert und wieder auf die Platte geschrieben werden. Fast-Sector-Backup legt die Daten in einem eigenen Format ab. Von jeder Backup-Diskette kann ein Directory erzeugt werden, so ist das Backup auch dann nicht gefährdet, wenn eine Diskette aus der Serie einen Defekt aufweist. Für besonderen Bedienungskomfort sorgt die Automatisierung über eine Art Batch-Datei, die mit einem eingebauten Editor erzeugt werden kann.

Fast-Sector-Backup machte in der Testphase keine Probleme und arbeitete sehr sicher. Schade auch, daß Fast-Sector-Backup zwar mit GEM-Elementen arbeitet, aber dennoch nicht GEM-konform ist. Autor Reinhard Weger hat aber bereits eine Multitasking-fähige Version mit überarbeiteter Oberfläche angekündigt. Fast-Sector-Backup läuft auch auf dem TT. Das Programm ist Shareware, die Registrierungsgebühr beträgt 40 Mark. Die Sharewareversion kann aus Boxen des MausNets »downgeloadet« oder direkt beim Autor gegen einen frankierten und adressierten Rückumschlag plus Diskette bezogen werden, (thl)

Reinhard Weger, Adierweg 8, 4600 Dortmund 30, MausNet: Reinhard Weger @ MK

Setup: Parametervielfalt ohne Anleitung

Michael Vondung
Aus: ST-Magazin 04 / 1993, Seite 20

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