IMEX II: Megabytes für Kleine - die Zweite

Mit der »IMEX I« sorgte »Heyer & Neumann« bereits für Furore auf dem Markt der Speichererweiterungen. Pünktlich zur Atari-Messe erschien der Nachfolger »IMEX II«.

Out sind sie noch lange nicht, die »260er«, »520er«, »1040er« und »Mega STs«. Schaut man in die Kleinanzeigen der einschlägigen Presse, begegnen einem immer wieder Nachfragen nach diesen ersten Computern.

Als Einschränkung galt bisher der kleine Speicher, den Atari diesen Computern mit auf den Weg gegeben hat. Klar, daß eine Vielzahl Hardwareentwickler sich angesprochen fühlte, die verschiedensten Speichererweiterungskarten für diese Computer zu entwickeln. Mit Grauen denkt man zurück an die ersten Erweiterungen: einfaches Huckepack-Auflöten von ICs oder Zusatz-Boards mit gigantischen Abmessungen, die man nur verwenden konnte, wenn der Rechner ohnehin in keinem Orginalgehäuse mehr steckte. Heute benötigt man durch neue hochintegrierte Speicherbausteine anstatt der 32256k-ICs für 1-MByte-Speicher nurmehr acht Stück der 4-MByte-Chips, um 4 MByte freien Speicher zu erhalten. Und mit Einsatz moderner SMD-Technologie schrumpften die Maße der Erweiterungen nochmals zusammen. Die IMEX II ist die kleinste Speichererweiterung für Atari-Computer. Durch oben beschriebene Techniken (4-MByte-Chips, SMD-Gehäuse und Multilayerplatinen) gelang es, eine Speichererweiterung mit den minimalen Dimensionen von 65 x 40 x 15 mm zu entwickeln.

Diese Speichererweiterung erlaubt nun auch 1040-STF-Besitzern, die aufgrund eines eingebauten PAL-Modulators nahezu keinen Platz in Ihrem Computer finden, die Erweiterung des internen RAMs. Der Platz unter dem Floppy-Drive reicht gerade für die IMEX II aus.

Besitzen Sie einen ST ohne eingebauten Modulator, so bietet sich dieser Platz für die IMEX II geradezu an

In der Grundversion besteht die IMEX II aus einer mit 2 MByte bestückten Platine, an die alle benötigten Signale geführt werden. Für Besitzer eines 1-MByte-Computers ist das bereits auf der Platine vorhandene GAL von Nutzen, so daß sich ein Computer mit 3 MByte konfigurieren läßt. Aktiviert wird dieser Baustein durch das Setzen eines Jumpers auf der IMEX II. Die Chip-Select-Signale zum Ansprechen des 1-MByte-ST-RAMS erzeugt in diesem Fall die IMEX II. Besitzen Sie einen 512k-Computer, ist selbstverständlich auch ein Ausbau auf 2,5 MByte möglich.

Anschluß an die Daten-, Adreß- und Steuerleitungen findet die Erweiterung über bereits vorkonfigurierte Flachbandkabel mit einseitigen Quetschbuchsen. Somit müssen Sie immer nur ST-seitig löten und sparen Zeit (und mögliche Fehlerquellen), da die andere Seite der Flachbandkabel einfach auf die Stiftleisten der Grundplatine gesteckt wird.

Auffallend ist eine zweireihige Buchsenleiste auf der IMEX II-Grundplatine, über die Sie einfach eine weitere Miniaturplatine in Sandwichbauweise aufstecken können. So wird der maximale Speicherausbau von 4 MByte erreicht. Für diesen zusätzlichen Ausbau ist keine weitere Verdrahtung erforderlich. Je nach Anforderungen — oder Geldbeutel — können Sie mit dieser Lösung entweder sofort oder später Ihren ST mit dem notwendigen Speicher versorgen.

Speicherplatz je nach Geldbeutel

Der Einbau der Platine geschieht in bekannter Reihenfolge: Zuerst öffnen Sie den ST und demontieren die Abschirmbleche. Dann lösen Sie die Schrauben zur Befestigung des Motherboards (eventuell auch die des Laufwerks und Netzteils) und heben die Platine vorsichtig aus dem Atari-Gehäuse.

Jetzt ist genau nach dem sehr umfassenden Handbuch vorzugehen: Je nach Rechnertyp werden die MMU samt Adreßwiderstän-de lokalisiert und die Bustreiberbausteine für das LOW- und HIGH-Byte festgestellt. In der beiliegenden Dokumentation sind alle erdenklichen Computertypen genau beschrieben; einschließlich der entsprechenden Schaltbilder mit der Pinbelegung der verschiedenen Speicher-, Bustreiber und MMU-Schaltkreise. Fehler sind so nahezu ausgeschlossen.

Haben Sie die betreffenden Komponenten geortet, löten Sie zuerst die Adreßleitungen an die Widerstände der Atari-Platine bzw. die zehnte Adreßleitung über einen 33-Ohm-Widerstand direkt an die MMU auf der Unterseite des Motherboards. Ebenso verfahren Sie mit den Chip-Select-Signalen RASx und CASx und der WE-Leitung.

Löten angesagt

Beachten Sie dabei, daß Sie die alten RASx- und CASx-Verbindungen zwischen MMU und den RAM-Bänken unterbrechen. Heben Sie dazu entweder die dazugehörenden Widerstände (wenn vorhanden) an einem Ende hoch oder unterbrechen die betreffende Leiterbahn direkt auf der Platine.

Um die alten RAM-Bänke, sollten Sie sie nicht mehr benötigen, zu deaktivieren (außer bei 2,5-MByte- bzw. 3-MByte-Ausbau), müssen Sie diese an ihren Steuerleitungen CASx und RASx mittels einer einfachen Litzenverbindung auf High-Potential legen.

Da sich die IMEX-II-Entwickler der Kostbarkeit des Video-Shifters voll bewußt waren, verzichteten sie auf das Anlöten der Datenleitungen am Video-Shifter, wie es leider immer noch viele andere Anbieter Vorschlägen. Statt dessen bringen Sie die 16 Datenleitungen an den Bustreiberbausteinen (Stückpreis ca. 2 Mark) des Typs 74LS244 oder 74LS373 an.

Haben Sie ein Plätzchen für die IMEX-II-Platine gefunden, empfehlen wir, die Masse- und Spannungsversorgung — möglichst kurz gehalten — anzulöten. Haben Sie streng nach Handbuch gearbeitet und nochmals kontrolliert, zurück mit dem ST in sein Gehäuse und einschalten. Ihr ST müßte Ihnen jetzt sofort den erweiterten Speicher bereitstellen. Läuft nichts oder erhalten Sie nicht den gewünschten Speicher, lesen Sie »nur lesen«. In die beiliegende Dokumentation haben die Entwickler einiges an ihrer eigenen Erfahrung in puncto Fehlersuche- bzw. Fehlerbeseitigung eingebracht, so daß Sie nach genauem Studium des Handbuchs sicherlich Ihren Fehler finden werden. Funktioniert Ihr Computer trotzdem nicht ordnungsgemäß, wenden Sie sich an die von Heyer & Neumann angebotene Hotline.

Mit der IMEX II ist eine preisgünstige und voll durchkonstruierte Speichererweiterung auf dem Markt. Durch ihre geringen Abmessungen sowie die individuelle Konfigurierbarkeit läßt sich die Erweiterung in alle Atari-ST-Computertypen leicht integrieren. Speziell das gut durchdachte und mit allen erdenklichen Informationen versehene Handbuch vereinfacht den Einbau, (hu)

WERTUNG

IMEX II

Vertrieb: Heyer & Neumann
Preis: 249 Mark für 2-MByte-Version

Stärken: extrem kleine 2-, 3- oder 4-MByte-Speichererweiterung, voll durchkonstruiert, solide (Vor-)Verarbeitung, ausführliches Handbuch, ausgewogenes Preis-Leistungs-Verhältnis.

Schwächen: -

Fazit: Mit Abstand die beste Speichererweiterung für Atari-ST-Computer, die im Augenblick am Markt zu haben ist.

Vertrieb: Heyer& Neumann Hardwareentwicklungen, Promenadenstr. 50, 5100 Aachen


Hans Hoffmann
Aus: ST-Magazin 11 / 1992, Seite 14

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