Digit: Die Soundmaschine

Für Entwickler, die Programme und Spiele mit ansprechender Musik produzieren wollen, gibt es jetzt mit Digit ein professionelles Musik-Tool.

Viele Anwender schielten lange neidisch auf die fetzigen Amiga-Sound-effekte und Animationen. ST-Spiele wurden lediglich mit Gepiepse und blechernen Klängen untermalt.

Ein Softwarehaus, das diesem Mißstand schon den Kampf ansagt hat, ist Galactic. Das erste Produkt, das Aufhorchen ließ, war der »Music Mon«. Das Programm verwandelte den lahmen Soundchip in einen einfach zu programmierenden Synthesizer. Der Klang: beachtlich, aber außer synthetischen Sounds hatte selbst der Music Mon nicht viel zu bieten.

Digit bringt den ST auf Trab

Mit Digit präsentiert das Galactic-Team einen Soundtracker, wie man ihn vom Amiga her kennt. Vier unabhängige Spuren können in Echtzeit über insgesamt drei Oktaven transponiert werden. Dabei läßt sich jede Spur mit digitalen Samples belegen. Damit können Naturinstrumente mit hoher Klangqualität in eigene Programme eingebunden werden. Die Wiedergabefrequenz beträgt dabei 12,5 kHz — wenn das nicht ausreicht, verbessern Oversampling-Funktionen den Klang.

Der Stereoklang wird über den Atari-Soundchip in Verbindung mit dem Galactic-Sample-ROM-Portmodul »SampleStar« abgespielt. Bei STE, TT oder Falcon kommt der Sound aus dem eingebauten DMA-Soundchip in Stereo. Wer einen einfachen ST ohne Sample-Modul verwendet, muß auf Stereo verzichten und kann nur in Mono arbeiten.

Die Samples dürfen prinzipiell beliebig lang sein. Instrumente lassen sich aus anderen Samples herausschneiden oder mit Hilfe der Hardwaremodule Sample Star bzw. Sample Wizard direkt aufzeichnen. Der Editor kann zu den aufgezeichneten Klängen auch Effekte wie Hall, Echo oder Einblenden hinzurechnen.

Interessant ist die Arrangementseite. Das Musikstück besteht aus einzelnen Pattern, die in der Arrangementliste zusammengesetzt werden. Eingespielt werden die Pattern über eine Miditastatur. Wer kein Midi-Keyboard besitzt, kann die einzelnen Tasten der Atari-Tastatur umdefinieren und als Einspielinstrument benutzen. Eine ganze Batterie an Werkzeugen hilft beim Schneiden, Editieren und Nachbearbeiten der einzelnen Songteile. Eine Loop-Funktion rationalisiert den Arrangementaufwand.

Raffiniert arbeitet der logische Editor. Er führt nachträglich automatische Änderungen in der Komposition durch, ersetzt Instrumente durch andere Samples, kürzt oder transponiert Noten etc.

Vier unabhängige Spuren stehen zur Verfügung

Pro Song lassen sich 30 verschiedene Instrumente verwenden. Wie man mit nur vier Spuren soviele unterschiedliche Klänge und derart abwechslungsreiche Songs kreieren kann, zeigen die Demosongs. Da benötigt z.B. das Schlagzeug nur eine oder maximal zwei Spuren — obwohl es tatsächlich aus fünf oder mehr Instrumenten besteht. Klar: spielt die Baßtrommel, hat normalerweise die Snare-Drum Pause — und umgekehrt. Auch Congas, Bongos und Percussion-Instrumente spielen selten auf schweren Zählzeiten sondern meist vorgezogen oder verschleppt. Ähnlich arbeitet der Digit-Komponist mit Breaks und Trommelwirbel. Spielen Toms, haben Baß- und Snaredrum sowie Hihat und Congas Pause. MIDI-Komponisten, die für einen kurzen Riff 32 Spuren benötigen, können sich hier in puncto Einfachheit ein Beispiel nehmen.

WERTUNG

Digit

Hersteller: Galactic
Preis: 149 Mark

Verteile: 30 Instrumente pro Song, reine Softwarelösung, 12,5 kHz Wiedergabefrequenz

Einschränkungen: verarbeitet nur wenige Midi-Befehle

Vertrieb: Galactic, Julienstr. 7,4300 Essen 1


Manfred Neumayer
Aus: ST-Magazin 11 / 1992, Seite 114

Links

Copyright-Bestimmungen: siehe Über diese Seite