Datenbank »Heilen«: Elektronisches Kräuterbuch

Alternative Möglichkeiten zur Behandlung von Krankheiten sind »in«. Das Shareware-Programm »Heilen« ergänzt Großmutters Kräuterbuch.

Bereits mit »Medizin« schrieb das Autorengespann Renate Steinbach und Ralf Bibinger ein Programm, das sich mit den Wehwehchen beschäftigte. Die neueste Entwicklung aus der pfälzischen Programmschmiede trägt den Namen »Heilen« und ist in derselben Ecke anzusiedeln. Während sich Medizin mit eventuellen Nebenwirkungen von rezeptfreien Medikamenten beschäftigte, werden in Heilen Alternativen zur chemischen Keule bei Krankheiten aufgezeigt. Heilen ist eine Heilkräuter-Datenbank, mit deren Hilfe der Anwender bei den verschiedensten Beschwerden rasch ein wirksames und natürliches Gegenmittel in Form eines Heilkrautes oder eines normalen Nahrungsmittels finden kann.

Das Programm wird über Pull-down-Menüs bedient, wobei auch Shortcuts vorhanden sind. Dialogboxen können leider nur über Maus bedient werden (das Freeware-Programm »Let ’em Fly!« von Oliver Scheel schafft hier Abhilfe). Bevor es losgeht, müssen zuerst umfangreiche Bilddaten geladen werden. Positiv fällt auf, daß das Programm einen automatischen Linkviren-Test durchführt, was auch Anregung für andere Autoren sein sollte.

In einer »Krankheitsliste« sucht man sein Leiden von A wie Appetitlosigkeit bis Z wie Zahnschmerzen. Hat man »seine« Krankheit gefunden, bekommt man nach einem Klick eine Liste der in Frage kommenden Heilkräuter. Ein weiterer Klick auf eine der Heilpflanzen verzweigt auf Infotafeln zu diesem Gewächs. Dort findet man Details zum lateinischen Namen und Volksnamen, zu Inhaltsstoffen, zu verwendenden Pflanzenteilen, Blüte- und Erntezeit des Heilkrautes. Der Clou ist ein gescanntes Bild der Pflanze. Danach folgen die eigentlich wichtigen Daten: Heilwirkung, Anwendungsform und eventuelle Nebenwirkungen. Auf der letzten Tafel schließlich finden sich allgemeine und geschichtliche Daten zu der Heilpflanze.

Wer nähere Informationen zu einer bestimmten Pflanze sucht und nicht erst sämtliche Beschwerden danach durchsuchen möchte, kann auch gleich die »Pflanzenliste« anwählen. Hier erscheint direkt eine Liste aller Heilkräuter.

Ferner kann man die Datenbank um eigene Einträge erweitern, allerdings ohne Bilder. Dabei verfügen nicht nur Pflanzen über Heilkräfte, sondern auch »normale« Lebensmittel, wie sie jeder in seinem Kühlschrank hat. So findet man unter dem Menüpunkt »Nahrung« eine Beschwerdenliste — ähnlich wie bei den Heilpflanzen — und die dagegen wirksamen Nahrungsmittel. Auch hier werden die Informationen durch Tafeln vermittelt, wobei Daten wie Inhaltsstoffe, Wirkungsweise und Anwendungsformen kurz erläutert werden.

Gleich der »Kräuterdatenbank« läßt sich auch in den Nahrungsmitteln blättern und so Informationen über die Heilkraft bestimmter Lebensmittel abrufen, ohne erst den Weg über die Krankheitssymptome machen zu müssen. Eine sinnvolle Vereinfachung.

Unter dem Menüpunkt »Drogen« schließlich findet sich eine Auswahl von insgesamt zehn Pflanzendrogen, die über pharmazeutische Wirkung verfügen. Nähere Informationen erhält man auch hier durch einfaches Anklicken einer »Droge«. Dieser Menüpunkt dient eher der allgemeinen Information, als praktischer Anwendung.

Frei nach Paracelsus' Meinung, daß gegen jede Krankheit ein Kraut gewachsen sei, bietet Heilen schnell und bequem ein natürliches Mittel gegen Ihre Beschwerden.

Alte Hausmittel

Selbstverständlich kann Heilen bei ernsthaften Krankheiten nicht den Arzt ersetzen, aber bei harmlosen (dafür aber unangenehmen) Beschwerden, läßt sich mit Heilen als Partner umgehend ein »gewachsenes Kraut« finden. Einziger Kritikpunkt: Das Programm läuft nur auf der monochromen Auflösung 640 x 400 Punkte und ist somit für Besitzer von Großbildschirmen oder Grafikerweiterungen wie OverScan ohne entsprechenden Emulator nicht nutzbar.

Heilen ist übrigens Shareware. In der Vollversion, die für 25 Mark bei den Autoren zu haben ist, ist die Ausgabe der Daten auf den Drucker, sowie das Anschauen der dritten Informationstafel bei der Kräuterdatenbank möglich, was in der Shareware-Version gesperrt ist. (thl)

Renate Steinbach, Horstackerstr. 41, 6700 Ludwigshafen; Ralf Bibinger, Luisenstr. 13, 6714 Weisenheim am Sand
Diskette J 268

Heim Verlag, Heidelberger Landstr. 194, 6100 Darmstadt 13

Ein gescanntes Bild rundet die Informationen ab

Michael Vondung
Aus: ST-Magazin 09 / 1992, Seite 114

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