Odin: Farbenpracht für ST und STE

Mit der preisgünstigen Grafikkarte »Odin« erreicht man auf ST/STEs eine ähnliche Auflösung wie beim TT. Schnell und einfach ist Odin an den Rechner angeschlossen. Die Farbkarte unterstützt nicht nur Hard- und Softwarebeschleuniger, sondern auch den Blitter-Chip.

Marvins Odin: preiswert und kompakt

Im Gegensatz zu den anderen in dieser Artikelreihe getesteten Grafiksubsystemen, wird die von der Marvin AG entwickelte VGA-Karte extern angeschlossen. Die kompakte Grafikkarte Odin basiert auf dem Gate-Array Xilinx, das der Anwender mit Hilfe der Software programmiert. Odin verfügt über einen zusätzlichen Grafik-Controllerbaustein, den Inmos Clut Chip (CLUT = Color Look Up Table), und einen Video-RAM von 256 KByte.

Zwei Versionen verfügbar

Angeboten wird Odin in zwei Versionen, die sich in der Art der Takterzeugung unterscheiden. So bezieht die Odin-Karte für den ST ihren Takt vom Rechner. Das Modell für den STE dagegen übernimmt die eigene Taktversorgung und die des entsprechenden Rechners. Will der Anwender die Karte an einen ST anschließen, muß er zuerst die mitgelieferte Pufferschaltung im Atari installieren. Dadurch gelangt das interne 32 MHz Signal vom Rechner nach außen an die Monitorbuchse. Da Atari in die ST/STE-Modelle unterschiedliche Quarze einsetzt, die Karte aber absolut synchron mit dem Rechner laufen muß, ist die Pufferschaltung unbedingt nötig.

Ist der Einbau der Pufferschaltung beendet, läßt sich mit Hilfe des mitgelieferten Installationsprogramms die Treibersoftware für Odin installieren (siehe Abb.). Dazu muß der Computer ausgeschaltet und Odin mit dem Rechner sowie dem Netzteil des Steckers verbunden werden. Am zweiten Port der Grafikkarte kann daraufhin ein beliebiger VGA-Monitor angeschlossen werden. Nach dem Einschalten des Rechners meldet sich der ST-Desktop in Farbe und in der mittleren TT-Auflösung.

Sollten auf dem ST-Desktop Querraster erscheinen, muß der Anwender das Installationsprogramm nochmals starten und solange abgleichen, bis die störenden vertikalen Raster verschwunden sind. Da die Bildausgabe nicht absolut synchron mit der Odin-Grafikkarte erfolgt, kann es leicht zu diesen Streifen kommen.

Odin unterstützt in der aktuellen Treiberversion (0.9d), neben den drei ST-Auflösungen, auch zwei TT-Auflösungen: die TT-Mittel-Darstellung in 16 Farben aus 262144 (Atari TT: 16 aus 4096 Farben) und die bisher noch nicht verfügbare 320 x 480 Punkte-Auflösung in 256 Farben. Die jeweilige Auflösung läßt sich beim Abarbeiten des Odin-Treiberprogramms einstellen. Bei der neuen Version kann der Anwender darüber hinaus noch über die Hotkey-Taste festlegen, mit welcher Taste das Menü beim Start des Rechners aufgerufen werden soll.

Die farbigen Auflösungen stellt Odin mit 60 Hz dar, die monochrome ST-High-Auflösung wird mit 70 Hz wiedergegeben. Damit erreicht man zwar die Auflösung eines TT, aber nicht dessen Rechengeschwindigkeit. Das macht sich bereits beim schnellen Arbeiten mit der Maus bemerkbar: Da ST/ STE-Rechner die hohen Auflösungen nicht in einem Schritt zur Karte übertragen können, sondern nur in fünf Päckchen nacheinander, erscheint der Mauszeiger verwackelt. Außerdem gibt Odin die Daten per Grafikcontroller Xilinx mit einer Bildwiederholfrequenz von 60 bzw. 70 Hz auf dem angeschlossenen VGA Monitor aus, was auch wieder viel Rechenzeit kostet.

Installation mit Parametereinstellung

Da die Grafikkarte alle Programmierdaten sowie Bild- und Farbpaletteninformation vom angeschlossenen ST- oder STE-Rechner erhält, kommt die Kompatibilität etwas zu kurz. Vor allem Programme, die sich sehr tief in das Betriebssystem hängen, verursachen Probleme. Schaltet ein Programm beispielsweise den VBL aus (z.B. der SLM-Laserdrucker), dann initialisiert die Treibersoftware automatisch die Grafikkarte. Besonders bei der älteren Treibersoftware führt das häufig zu Problemen. Aber auch bei der neuen Version z.B. kann der Macintosh-Emulator Spectre GCR in der Version 3.0 nicht mit der Odin-Grafikkarte betrieben werden. Darüber hinaus gibt es noch Probleme mit der Grafikerweiterung Autoswitch-Overscan, die das Pausen-/Zeitverhältnis des Videoshifters verändert.

Derzeit sind auch noch nicht alle Grafikauflösungen implementiert, die im mitgelieferten Handbuch (auf Diskette oder Papier) angegeben sind. Beispielsweise fehlt die TT-LOW Auflösung mit 320 x 480 Punkten in 256 Farben. So sind Software-Updates für neue Auflösungen sowie größere Kompatibilität dringend nötig. Besonders attraktiv an dieser Farbgrafikkarte sind dagegen einerseits der mit knapp 300 Mark sehr günstige Preis und andererseits die kompakten Abmessungen. (Susanne Steinberger)

Vertrieb: Marvin AG, Fries-Str. 23, CH-8050 Zürich

WERTUNG

Odin

Hersteller: Marvin AG

Preise:
Bausatz: 299 Mark
Fertiggerät: 499 Mark

Stärken: preiswerte VGA-Grafikkarte für ST/STE, unterstützt Blitter-Chip sowie Hard- und Software-Beschleuniger, maximal 262144 Farben darstellbar, ausführliches Handbuch und weitgehende technische Beschreibung der Hard- und Software sowie der Installation, Update-Service, Registrierungskarte

Einschränkungen:
Inkompatibilität mit zahlreichen Programmen, erfordert TOS 14 oder TOS 2 06 für TT Auflösungen, bei ST/STEs mit 1 MByte RAM ist Speichererweiterung empfehlenswert, Probleme mit eingebauter Overscan-Grafikerweiterung, zur professionellen Bildverarbeitung nicht geeignet.


Guido Stumpe
Aus: ST-Magazin 06 / 1992, Seite 126

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