Spectre GCR mit neuen Faxen

Schnellste Kommunikation per DFÜ und Fax verspricht das 14400-Baud-Modem »ProModem Ultima« von Prometheus. Die zugehörige Mac-Software zeigt, wie komfortabel Datenaustausch unter Spectre ist.

Neue Adressen sind schnell gespeichert

Als der schlaue Prometheus einst das Feuer aus dem Olymp entwendete und damit der Menschheit den Grundstock zur Zivilisation bescherte, durfte er sich des Zorns der Götter sicher sein: Monopole bricht man nicht ungestraft.

Wenn Sie heute mit dem elektronischen Prometheus (-Modem) auf den hoheitlichen Fernmeldeleitungen das »rasende Datenfeuer« entfachen, begehen Sie zwar immer noch einen Frevel gegen die Gesetze der gelben Kabelwächter — daß Sie aber wie der mythische Feuerdieb an eine Tempelsäule gefesselt werden, um Ihre allnächtlich nachwachsende Leber von einem Adler fressen zu lassen, ist freilich weniger zu befürchten.

Das DFÜ-Paket

Dennoch: Bei aller aufkommenden Liberalisierung der Telekom in puncto Datenübertragung auf Wählleitungen müssen wir pflichtschuldigst darauf hinweisen, daß der Betrieb des hier getesteten Modems »Promodem-Ultima« am öffentlichen Fernsprechnetz nicht zugelassen ist. Technisch treten selbstverständlich keine Probleme auf, weder im Faxmodus noch bei der Datenfernübertragung.

Für 2190 Mark hat die Firma HG Computersysteme aus Aachen ein hochkarätiges Datenkommunikationspaket geschnürt. Marktübliche Faxmodems beherrschen zwar im Faxbetrieb Übertragungsraten von 9600 Baud, stellen für DFÜ jedoch meist nur magere 2400 Bit pro Sekunde bereit. Solche Lösungen sind allerdings auch wesentlich billiger. HG Computersysteme bietet unter der Bezeichnung »2496 S/R Minifax« ein entsprechendes Sende-Empfangs-Faxmodem für 680 Mark an. Die Softwareausstattung ist identisch mit dem hier vorgestellten Promodem-Ultima-Paket.

Das Fax- und Datenmodem Promodem Ultima von Prometheus dagegen bietet sowohl im Faxbetrieb als auch bei der Datenübertragung die augenblicklich auf analogen Wählleitungen erreichbaren Übertragungsgeschwindigkeiten. Als Gruppe-III-Sende- und Empfangsfax arbeitet es selbstverständlich mit bis zu 9600 Baud. Im Datenbetrieb beherrscht Promodem Ultima mit MNP 2-5, V.42/V.42bis und V.32/V.32bis sämtliche derzeit nach CCITT standardisierten Fehlerkorrektur-und Datenkommunikationsprotokolle. Die maximale Übertragungsrate beträgt 14400 Baud Vollduplex (V.32/V.32bis).

Trotz des großen Leistungsumfangs bleibt die Bedienung des Modems überraschend einfach. In der Grundeinstellung ab Fabrik sind sämtliche Fähigkeiten aktiviert. Im Testbetrieb am TT unter Rufus konnte das Promodem Ultima ohne weitere Modifikation gegen ein vorher installiertes 9600-Baud-Modem ausgetauscht werden. Auch das Senden und Empfangen von Faxen mit der beiliegenden ST/TT-Software (CalFax) läuft ohne jede Modifikation einwandfrei. Im amerikanischen Sprachgebrauch nennt man so etwas »Plug and Play«, also einstöpseln und loslegen. Ein größeres Kompliment kann man einer Peripherieinstallation am Computer kaum machen. Freilich, etwas Vorarbeit muß sein!

MaxFax erwartet gerade einen Anruf
Das Modem wird automatisch installiert

Die zum Lieferumfang gehörende Software besteht aus zwei Programmen: eines für den Betrieb am Mac bzw. am Atari über Spectre und der Calfax-Software der Firma TKR, die eine Telefaxübertragung von Calamus-Dokumenten erlaubt.

Die beiden Mac-Programme »Maxfax« (Faxsoftware) und »MacKnowledge«(Datenkommunikationsprogramm) sind bestens dazu geeignet, einem ST/TT-Benutzer den Mund wässerig zu machen. Rufus in allen Ehren (Michael Bernards möge es uns verzeihen!), aber soviel Bedienungskomfort haben wir in noch keinem DFÜ-Programm gesehen. Es gibt beispielsweise eine automatische Installation des Programms auf das angeschlossene Modem. Mac-Knowledge testet das Modem in verschiedenen Baudraten sowie mit allen möglichen Hayes-Befehlen durch und ermittelt auf diese Weise den Leistungsumfang der DFÜ-Hardware. Diese Funktion arbeitet mit sämtlichen Hayes-kompatiblen Modems. Anschließend speichert MacKnowledge die Parameter und sogar die Modemkonfiguration ins Modem.

Die unterstützten Dateiübertragungsprotokolle sind den im Mac-Bereich üblichen Standards angepaßt. Ein ZMODEM-Protokoll gehört leider nicht dazu. Davon einmal abgesehen bleibt kaum ein Wunsch offen. Ein automatischer Makrorecorder speichert Anwahlprozeduren und Bedienungsabläufe in »Scripts« und übernimmt die Daten in ein Telefonbuch. Das ebenfalls automatisch erzeugte Login-Protokoll enthält alle wichtigen Daten der getätigten Verbindungen.

Das Faxprogramm Maxfax steuert die Telefaxkommunikation vollautomatisch. Empfangene und sendende Faxe werden in einem Log-Fenster ausführlich protokolliert. In Zusammenarbeit mit dem Faxnummernregister lassen sich Serienfaxe mit und ohne Vorwahl der Absendezeit abarbeiten.

Fax im Hintergrund

Faxdokumente erzeugt man mit fast jeder Mac-Applikation wie Textverarbeitung, DTP-System oder Grafikprogramm. Maxfax arbeitet als eine Art Druckertreiber, der nach »Ausdruck« in eine Faxdatei das Faxsteuerungsprogramm einschließlich Adressatenwahl und Sendezeitfestlegung aufruft. Im Hintergrund empfangene Faxe lassen sich ausdrucken oder über pine integrierte View-Funktion auf dem Bildschirm betrachten.

Aus der Funktionsfülle ist besonders der »Coverpage-Editor« hervorzuheben. Hier können Sie äußerst komfortabel Faxköpfe und ähnliches entwerfen und mit dem eigentlichen Dokument mischen. Dank eigener Grafikfunktionen benötigt man auch für aufwendigere Gestaltungen nur selten ein separates Grafikprogramm.

Als Atari-Anwender, der nicht unbedingt für jedes Fax in Spectre wechseln will, bleibt die Hoffnung, daß sich die ST/TT-Programmierer für zukünftige Faxprogramme möglichst viel bei Maxfax »abgucken«. Was sich derzeit am Atari-Markt tut, lesen Sie im nächsten ST-Magazin. Aus Kiel ist uns dazu bereits eine recht vielversprechende Vorankündigung zu Ohren gekommen. (mn)

WERTUNG

Promodem Ultima

Art: Hochgeschwindigkeitsmodem für DFÜ- und Faxbetrieb
Hersteller: Prometheus
Preis: 2190 Mark

Vorteile: Daten- und Faxbetrieb auf Macintosh, Spectre und ST/TT; bis zu 14400 Baud Übertragungsgeschwindigkeit bei DFÜ; Sende- und Empfangsfax bis 9600 Baud; sichere Datenübertragung mit hohem Durchsatz; komplette Softwareausstattung mit Macintosh-Software; Mac-Software unter Spectre lauffähig; Faxsoftware (CalFax) für ST/TT-Betrieb; Fax- und DFÜ-Software für MS-DOS und Windows (Aufpreis: 60 Mark)

Nachteile: keine ZZF-Zulassung

Fazit: Hochleistungsmodem der Extraklasse mit umfassender Softwareausstattung, universell einsetzbar

Vertrieb: HG Computersysteme Karl Hamacher-Gatzweiler, Giselastr. 9, 5100 Aachen

Komfortabel: das MaxFax-Telefonbuch

Wolfgang Fastenrath
Aus: ST-Magazin 01 / 1992, Seite 46

Links

Copyright-Bestimmungen: siehe Über diese Seite