PD-Spiele: Huang Shi

Auf den ersten Blick hält man das Spiel HUANG SHI für eine weitere Variante von »Drachen« bzw. »Schanghai«, zumal der Untertitel auch »Die Steine des Drachen« heißt. Doch Spiel und Anleitung des interessanten Knobelspiels belehren den Neugierigen schnell eines besseren.

Für die beiden Autoren dieses Programms, Harald Simon und Jörg Nauvertat, lag der Anreiz »Huang Shi« zu kreieren " wie bei vielen anderen PD-Autoren auch " in der Unzufriedenheit mit dem kommerziellen Angebot: ein Testbericht in der »Power Play« über das Spiel »Ishido« hat sie für die Spielidee begeistert, aber der Preis von 90 DM sowie die Tatsache, daß es für Atari ST darüber hinaus gar nicht angeboten werden sollte, hat die Euphorie dann etwas gedämpft.

Wie gesagt, mit »Schanghai« hat dieses Spiel nur wenig gemeinsam: es wird auf einem Brett gespielt, es verwendet ähnliche Spielsteine und es wurde ebenfalls nach einer chinesischen Stadt benannt, die sich »Gelber Stein« nennt. Die Bedeutung der einzelnen Symbole ließ sich leider nicht einwandfrei klären (siehe Kasten). Für die hier verwendeten Bilder war lediglich die gute Unterscheidbarkeit sowie die Fantasie der Autoren ausschlaggebend, wobei man sich allerdings hauptsächlich an Bekanntem orientierte.

Domino verzwickt

Nach einem grafisch sehr schön gestalteten Vorspann wird man mit dem zugrundeliegenden Spielprinzip bekannt gemacht, das eine gewisse Ähnlichkeit mit dem vertrauten Domino hat: 72 Spielsteine müssen auf einem 8 mal 12 Felder großen Spielbrett nach bestimmten Regeln plaziert werden. Dabei bestehen die Steine aus Kombinationen von sechs verschiedenen Mustern mit sechs unterschiedlichen Symbolen. Es gibt also 36 verschiedene Steine, die jeweils zweimal vorkommen. Zu Beginn sind bereits sechs Steine auf dem Feld abgelegt, an die nun die in zufälliger Reihenfolge erscheinenden restlichen Steine angelegt werden müssen. Am Anfang ist das noch ganz leicht, denn es müssen entweder Symbol oder Muster zwei benachbarter Steine übereinstimmen. Schwieriger " und natürlich auch besser für das Punktekonto " wird es, wenn man einen Spielstein gleichzeitig zwischen zwei, drei oder gar vier anderen Steinen unterbringen kann. Da bekommt man dann nicht nur einen, sondern bis zu zehn Punkte gutgeschrieben, wobei sich im letztem Fall die Punktzahl zusätzlich noch verdoppelt (siehe Kasten).

Da »Huang Shi« in erster Linie ein Denkspiel ist, gibt es grundsätzlich keine zeitliche Begrenzung. Nur wer unbedingt möchte, kann sich eine Zeit von 60,30 oder 15 Sekunden Bedenkzeit pro Stein vorgeben lassen. Um dem Neuling den Einstieg in das Spiel leichter zu machen, ist eine ausführliche, bebilderte Spielanleitung integriert. Als weitere Hilfe liegt eine Partie bei, die man sich schrittweise anschauen kann. Hier fällt als Schwachpunkt die fehlende Tastenbedienung auf, denn man muß für jeden einzelnen Zug in das »Hilfe«-Menü und dort den Punkt »Zug vor« anklicken, was bei 66 Spielzügen in Mausakrobatik ausartet.

Nicht optimal gelöst ist das Ende einer Partie, denn man muß schon selber merken, wenn es nicht mehr möglich ist, einen Stein zu setzen. Das mag einen Profi, der in jeder Partie sowieso alles unterbringt, nicht stören, doch ein Anfänger fängt an, nervös zu werden. Um in die Highscore-Tabelle vorzudringen, benötigt man 300 Punkte.


(mn)
Aus: ST-Magazin 01 / 1992, Seite 17

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