PD-Neuheiten: Fundgrube

PD-Software ist deshalb so interessant, weil für eine geringe Kopiergebühr exotische Anwendungen erscheinen, bei denen sich die kommerzielle Vermarktung nicht lohnen würde — was aber nichts mit der Programmqualität zu tun hat.

Rasterfahndung

Sie haben vor Monaten eine Datei auf Ihre Festplatte gemüllt und sehen sich nun außerstande, sie wiederzufinden? Sie wissen nur noch, daß sie »MEIER1. TXT« hieß. Oder »MAIER2. TXT«. Oder »MEYER1. DAT«. Mit der Anwendung »FF.TTP« können Sie nun eine Menge Zeit sparen, denn sie durchsucht nicht nur sämtliche Unterverzeichnisse einer Festplatte oder Diskette nach der gewünschten Datei, sondern bezieht auch ähnlich klingende Dateinamen mit in die engere Auswahl ein. Man kann dabei die Toleranz der Ähnlichkeitssuche in 10-Prozent-Schritten einstellen. Das Programm ist eine TTP-Anwendung, und wird über die Kommandozeile über verschiedene Textschalter gesteuert.

Super-GAU im Eigenhau

Wieso Kraftwerke, bei uns kommt der Strom aus der Steckdose... — Wissen Sie genau, wie Strom erzeugt wird? Das Programm »Kraftwerk ST« erläutert Funktionsweise und Steuerung der Energielieferanten. Das Programm simuliert ein Kohlekraftwerk. Nach dem Programmstart erscheint das komplette Funktionsbild eines Leitstands. Über diverse Schalter, Leitgeräte und Armaturen sorgen Sie für rentable Arbeit des Kraftwerks. Sie können z. B. Frischlüfter, Speise-, Kühl- und Strahlwasserpumpen regeln, Generatoren ein- und ausschalten, Brenner steuern und den korrekten Lauf der Turbinen lenken. Eine Hilfs-funktion veranschaulicht auch für den Laien komplexe Funktionen des Leitstands mit Erklärungsbeschriftungen, Auszeichnung von Meßpunkten — beispielsweise für die Kühlwassertemperatur — oder gibt Aufschluß über Grenzwerte und was zu tun ist, wenn diese überschritten werden. Am Ende einer Sitzung können Sie eine genaue Auflistung über Gas- und Wasserverbrauch, Energieerzeugung und Gewinn abfragen. Die Dokumentation beschreibt nicht nur die Funktion des Programms, sondern gibt auch Hintergrundinformationen. Originelle Programmidee!

Disk. Nr. 446, Maxon Computer

Tic-Tac-Toe in 3D

Spätestens seit »Wargames« dürfte das kleine Strategiespiel jedem bekannt sein: Tic-Tac-Toe war eines der ersten Spiele, das auf Computern lief. Der Klassiker ist als PD ab sofort in 3D zu haben. Eine 3-D-Version zu spielen, erfordert vom Spieler wirklich höchste Konzentration. Kurz das Prinzip: Drei Chips müssen in eine Reihe gebracht werden — ähnlich wie »Vier ge winnt«, bei dem es aber vier Steinchen sind. Das 3-D-Tic Tac-Toe in der vorliegenden Version verlangt auch vier gleiche Steine nebeneinan der und erschwert das Ganze erheblich durch die Dreidi mensionalität. Gemildert wird das Problem durch Hilfsfunktionen: Die vier Ebenen des 3-D-Spielfeldes lassen sich beispielsweise auch in einer zweidimensio-nalen Ansicht betrachten, Auch die Spielstärke, mit der Ihr ST gegen Sie antritt, läßt sich über fünf Stufen variieren. Sollten Sie wirklich mal den Überblick verlieren, wechselt der ST kurzerhand die Fronten und macht einen Vorschlag für Ihren nächsten Zug.

Disk. Nr. 443, Maxon Computer

Packender Helfer

Das Archivieren einer Datei auf Diskette ist einfach, solange die Dateigröße die Diskkapazität nicht überschreitet. Darüber bleibt nur Aufsplitten der Datei per Backup-Software oder Verkleinern durch spezielle Algorithmen (Packen), »LHARC« und »ARG« sind wohl die verbreitetsten Packer — als TTPs aber recht umständlich zu handhaben, Eine Shell, die sich höchst einfach mit der Maus bedienen läßt, gestaltet die Sache bequemer. Anhand weniger Knöpfe archiviert »Mash« mit jeweils einem der beiden Packer Programme bzw. Ordner. Die beiden Archivierungsprogramme selbst sind ebenfalls PD und gleich mit set enthalten.

Der dritte Mann

Wenn Sie gerne Skat spielen, aber weder über den zweiten noch dritten Mann verfügen, hilft Ihnen »Skat«. Das Pro: gramm bietet nicht nur Hilfe beim Skatspielen, wo der Computer lediglich die optische Anzeige der Karten übernimmt, mit Skat ST erhalten Sie zwei vollwertige Gegner, die Sie gemäß der Skatordnung von 1983 so manches Mal ins Schwitzen bringen werden. Sie bedienen das Programm mit der Maus. Die Bedienerführung gestaltet sich dabei so einfach und plausibel, daß die Anleitung eigentlich überflüssig wird: Reizen, Ansagen, Ziehen und auf den Tisch kloppen — das alles wurde so wirklichkeitsnah realisiert, daß Sie sich schnell an den neuen Stammtisch gewöhnen dürften. Zu Spielbeginn teilt der Computer die Karten aus, sortiert sie gemäß der Vorgaben und zeigt sie ordentlich ausgelegt im unteren Drittel des Monitors an. Anschließend geht's ans Reizen. Geben Sie vor, wie hoch Sie spielen oder passen Sie — der ganze Vorgang läßt sich einfach durch Anklicken entsprechender Buttons steuern. Die grafische Umsetzung des Spiels ist übrigens erstaunlich gut gelungen. Selbst Details der Spielkarten wurden berücksichtigt. Mit dem Ermitteln der Spielpunkte und dem anschließenden Protokollieren wird man als Spieler nicht mehr belastet, denn das übernimmt Skatkumpel ST ohne Murren. Einzige Unterschiede zum echten Skatspiel: Anstelle der Karten haben Sie mir die Maus in der Hand und das Mogeln können Sie sich von vorneherein abschminken.

Jedem sein Wehwehchen

Können Sie sich vorstellen, sich von Ihrem ST medizinisch behandeln zu lassen? Mit der Heilkräuterverwaltung »AUA« wird das möglich. Ab sofort brauchen Sie nicht mehr wegen jeder Kleinigkeit zum Doc zu rennen — dank des Heilpraktikerprogramms. Es besteht aus einer umfassenden Verwaltung volkstümlicher Heilkäuter. Versagt die Chemie und plagt der Schmerz, greift man gern auf Omas Hexen-Apotheke zurück! In einer Symptomeliste können Sie selber Ihr Wehwehchen beschreiben, »Aua« präsentiert die häufigsten Leiden mit insgesamt 34 Stichwörtern auf dem Bildschirm. Therapievorschläge bestehen aus Heilkräuterhinweisen, die den Heilungsprozeß entsprechend beschleunigen sollen. Genaue Beschreibung des Heilkrauts und dessen Zubereitung und Nebenwirkungen gehören dazu. Auf Wunsch druckt Ihnen »Aua« auch das komplette Rezept aus. In der vorliegenden Version ist gezieltes Abfragen leider noch nicht möglich. »Aua« dient auch als Drogenberater: Ein Mausklick auf den Menüpunkt »Drogenkunde« bringt die Namen der zehn am häufigsten vorkommenden Heildrogen auf den Bildschirm, die auf Wunsch detailliert erklärt werden. Haben Sie also das nächste Mal zuviel Wermut oder Pernod gezecht und den berühmten Kater im Genick, wird Ihnen die von Dr. ST vorgeschlagene Therapie mit dem Medikament »Kumulus lupulus« (Hopfen) über die ersten morgendlichen Anlaufschwierigkeiten hinweghelfen. Vielleicht übernimmt Ihre Krankenkasse sogar die erforderliche Shareware-Gebühr von 15 DM.

C-Komplettlösung

Auf insgesamt fünf Disks gibt es beim Maxon-PD-Pool ein komplettes C-Entwicklungssystem. Entpackt nimmt der »C + + «-Compiler »GNU« zusammen mit der »Gulam«-Shell und den erforderlichen C-Libraries rund 9 MByte auf der Festplatte ein. Im Gegensatz zu den bekanntesten C-Compilern auf dem Atari ST arbeitet man mit dem GNU-Compiler am besten mit der textorientierten Gulam-Shell zusammen. Ähnlich, wie in MS-DOS, leistet die Shell alles, was zum komfortablen Arbeiten nötig ist: angefangen von einfachen Dateioperationen bis hin zur komplexen Batch-Programmierung. Der Compiler benötigt mindestens 2 MByte RAM und erfüllt alle Anforderungen eines C + +-Compilers. Zusätzlich helfen ein »MAKE«-Utility beim Verwalten und Verketten mehrerer C-Dateien, sowie ein Debugger zum Austesten der C-Programme. Gemessen an kommerziellen C-Compilern die billigste Lösung.

Disk. Nr. 438-442

Nomen est Omen

Das lateinische Sprichwort bedeutet, daß sich häufig bereits am Namen besondere Persönlichkeitsmerkmale ablesen lassen. Die sog. Numerologie geht gleich einten Schritt weiter: Sie behauptet, daß jeder Buchstabe des Vornamens angibt, was die betreffende Person aus sich gemacht hat und schlußfolgert daraus Stärken und Schwächen. Auch das Geburtsdatum spielt in der Numerologie eine Rolle: Es soll Aufschluß über den Charakter eines Menschen geben. Natürlich wird diese Pseudo-wissenschaft mit derartig heiligem Eifer betrieben, daß mindestens ein Computerprogramm wie »Omen« für die Interpretation der Buchstabensuppe sorgen muß. Aus einer Reihe persönlicher Angaben berechnet es das Ego des Anwenders: »Klaus« z. B. ergibt laut Omen die Namenszahl 1. 1 ist die Zahl des Ursprungs und damit sind alle Klaus herrschend, führend, unabhängig und stark. Klaus hat am 24.07.1969 Geburtstag, seine Geburtszahl ist 2, und er ist daher sehr gefühlsbetont und diplomatisch. Bei allem Hokuspokus steht nur eins fest: Die Ziffern 2 und 5 haben in jedem Fall Realitätsbezug — sie beschreiben die Share-Gebühr in Deutschen Mark...

Disk. Nr. 445, Maxon Computer

Soundmachine als PD

Wer glaubt, der ST sei mit seinem eingebauten Musikchip musikalisch untalentiert, der irrt. »Soundmachine« beweist das Gegenteil. Nachdem Tommysoft mit der kommerziellen Vermarktung der Soundmachine offensichtlich nicht den erwünschten Erfolg hatte, haben die Berliner das Programm freigegeben. Was das Programm aus dem sonst recht müden Soundchip des ST herausholt, verschlägt manch verwöhntem MIDI-Freak die Sprache. Durch eine besondere Technik, die das Sampeln natürlicher Geräusche und einen leistungsfähigen Sequenzer vereint, erreicht das Programm hohe Qualität. Soundmachine enthält einen leistungsfähiges Score-Editor, mit dem man auf einfach Art und Weise seine Musikstücke komponieren kann. Dabei plaziert man mit Hilfe der Maus die Notensymbole höchst einfach in einer der drei Stimmen und stellt zunächst ein sog. Shape zusammen. Das ist eine Sequenz des kom pletten Musikstücks. Mit dem Shape-Editor werdei anschließend die Teile in die richtige Reihenfolge gebracht. Dieses Procedere hat den Vorteil, daß gleiche Abschnitte eines Liedes nur ein einziges Mal eingegeben werden müssen. Das spart Zeit und vor allen Dingen wertvollen Speicherplatz für die Samples, die ungleich mehr Speicher benötigen, als der Song selber. Bevor ein Stück erklingt, fügt Sound-machine die einzelnen Bestandteile in einer Art Compiler-Lauf zusammen. Für Programmierer bietet Soundmachine einen Leckerbissen: Es kann aus Songs Daten generieren, die sich dann in eigene Programme einbauen lassen.

Mindmachine

Man lernt nie aus: Ganz gleich, ob Vokabeln büffeln, Geschichtsdaten auswendig lernen oder Mul-tiple-Choice-Zettel für die anstehende Führerscheinprüfung angesagt ist — »Rewlearn« erleichtert die Arbeit. Es ist ein einfaches Frage-Antwort-Programm, mit dessen Hilfe sich nicht nur einzelne Wörter bzw. Vokabeln, sondern auch komplexe Fragen und die dazugehörigen Antworten archivieren und abhören lassen. Die Antworten werden nicht etwa über die Tastatur eingetippt, sondern der Anwender spricht sie sich einfach vor und überprüft sie, indem er sie per Mausklick aufruft — einfach, aber genial.

Atari Filofax

Alle Termine fest im Griff — dies garantiert die aktuelle Version 6.0. des »Terminplaners« von Siegfried Weckmann. Die wichtigsten Änderungen betreffen das User-Interface. Da hat Weckmann kräftig im Detail gefeilt. Kostprobe: Sind mehrere Einträge selektiert, bietet der Terminplaner einen nach dem anderen für Änderung, zum Löschen oder zur Übernahme ins nächste Jahr an. Professionell wirkt nun auch die Menüleiste: Einträge, die im aktiven Modus keinen Sinn ergeben, erhalten eine Graueinfärbung und sind nicht anwählbar. Weitere Besonderheiten: Der komplette Jahreskalender paßt in eine einzige Maske, Feiertage sind markiert und eine integrierte Adressverwaltung liefert zu jedem Termin gleich die passende Anschrift. Außerdem gibt es einen Notizblock, diverse Suchfunktionen und einen Wecker. Pro Tag sind bis zu 30 Einträge möglich, die Zeiteinteilung ist variabel. Zum Kopieren und Editieren dürfen mehrere Termindateien gleichzeitig offen sein. Der Terminplaner benötigt einen Monochrom-Monitor und läuft sowohl als Programm als auch als Desk-Accessory.



Aus: ST-Magazin 09 / 1991, Seite

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