Super Cars II - Ricki mit dem Bleifuß

Standhafte Gegner von Geschwindigkeitsbegrenzungen und notorische Bundesbahnverächter sollten sich unbedingt »Super Cars ansehen.

So eine Rennsimulation ist immer noch die ungefährlichste Möglichkeit, Dynamik und Reaktionsschnelligkeit zu beweisen.

Gremlins neue Superautos haben außer Fliehkräften und Gestank natürlich viel mehr zu bieten als ein echter Wagen auf richtigem Asphalt. Das fängt schon mit dem Fahrniveau an: Wie in »Super Cars I« zerren drei Schwierigkeitsstufen an Blech und Nerven. Von den sieben »easy«-Pisten sind in Wirklichkeit nur die ersten vier einfach, »medium« fordert, bereits den ganzen Fahrer und »hard« schaffen Profis nur an guten Tagen. Auf den schwierigsten Routen sind die Straßen teilweise öl-verschmiert und aalglatt, die Sicht ist schlecht, und der Straßenverlauf läßt sich nur mehr erahnen. Trotz aller Schikanen muß man sich stets unter den fünf Besten plazieren, um die nächste Runde zu erreichen. Wirklich neu ist, daß zwei Spieler gleichzeitig spielen können. Im Two Player Mode öffnen sich zwei getrennte Bildschirmfenster. Per Joystick steuert anschließend jeder sein eigenes Auto über den unberechenbaren Parcours. Es gilt allerdings nicht nur zu rasen, was das Zeug hält, sondern auch Fragen zu beantworten. Verkehrsinspektoren, Rechtsanwälte, Sportreporter, Polizisten oder Gönner befragen den Pistenputzer nach dem Rennen. Neun eifersüchtig um den Sieg streitende Konkurrenten versuchen andauernd, den Spieler aus dem Rennen zu drängeln. Ihre Mittel sind alles andere als fair: Mit einfachen und selbstlenkenden Raketen setzen sie gegnerische Fahrzeuge in Brand. Die Geschosse werden von Front- und Heckseite abgefeuert. Wer den Ballermännern nicht zuvorkommt und ihnen selbst eins überbrät, hat Blech gehabt. Außerdem kostet der unfreiwillige Aufenthalt immer ein paar kostbare Sekunden. Aggressiv sollte man sein, die Verkehrsregeln kennen, auch ein Sack Geld schadet nicht: In der Spielewelt gibt es eben auch nichts geschenkt. Folglich steckt der gewiefte Fahrer sein Preisgeld in den Kauf von Autoteilen. Besonders fies, aber um so wirkungsvoller: ein Mixer, der das eigene Auto rundherum schützt und der Konkurrenz das Blech poliert.

Die Strecken sind, wie gesagt, nicht ganz ohne: Plötzlich führen sie durch einen unbeleuchteten Tunnel, dann geht's in eine bösartige Haarnadelkurve. Ganz spezielle Anforderungen an Achsen und Fahrer stellen die schwindelerregenden Schanzen. Zwischendurch wird der eigene Wagen immer wieder gerammt oder oder an die Leitplanke gedrängelt.

So abwechslungsreich wie Super Cars II war lange kein Autorennen mehr. Ganz ohne Fehl und Tadel ist es dennoch nicht. Ein bißchen Musik während des Rennen; hätte schon sein dürfen. Außerdem wirkt der Hintergrund etwas abgestanden. Das war wohl das Montagswerk. Das Scrolling geriet nicht immer weich. Von Nachahmung auf der Straße wird gewarnt... (hu)

Super Cars II

Hersteller: Gremlin
Preis: ca. 85 DM
Genre: Rennsimulation
Mono: Nein
Note: 6 von 6


Carsten Borgmeier
Aus: ST-Magazin 08 / 1991, Seite

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